Kapitel 5
Irgendwie hatten wir gerade Bock, euch mit einem Kapitel zu überraschen ;) Viel Spaß beim Lesen! :)
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Ich war mehr als froh, dass ich heute ausschlafen konnte, denn es hatte gestern ewig gedauert, bevor ich eingeschlafen war, obwohl ich todmüde war.
Ich konnte einfach nicht glauben, dass Fabio wieder da war. Und dass ich für ihn arbeitete.
Wie erbärmlich war das bitte? Ich trauerte ihm immer noch hinterher und war in meinem Leben keinen Schritt vorwärts gekommen, während er mit seinen einundzwanzig Jahren seinen größten Traum verwirklicht hatte. Er musste doch denken, dass er damals, als er mich verlassen hatte, die richtige Entscheidung getroffen hatte, oder?
Müde rollte ich mich auf die Seite und starrte mit leerem Blick vor mich hin. Das Leben meinte es echt nicht gut mit mir. Wieso wurde ich so bestraft?
Ich rollte mich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Ich brauchte den Job. Obwohl ich gerade eben am meisten Lust hatte, einfach zu kündigen. Aber ich brauchte das Geld.
Ich musste die Situation einfach nüchterner betrachten. Wie Fabio.
Das war ein Job. Nicht mehr und nicht weniger.
Dass Fabio und ich uns schon vorher kannten, durfte mich einfach nicht bei meiner Arbeit beeinflussen. Außerdem war er Koch und ich Kellnerin. Ich würde noch nicht einmal viel mit ihm reden müssen. Wir würden uns einfach nur ab jetzt wieder regelmäßig sehen.
Und ich würde meinen Gehaltscheck von ihm bekommen.
Oh Gott.
Obwohl, den ganzen Papierkram übernahm Francesca doch, oder? Oder?
Trotzdem würde das Geld letztendlich von seinem Konto kommen.
Ich ließ mich von meinem Ex-Freund bezahlen.
Und mir gefiel nicht, wohin meine Gedanken wanderten. Letztendlich war es aber ja auch egal. Es war eine Arbeit. Nur eine Arbeit.
Zu der ich schon heute Abend wieder musste.
Ich hing noch immer im Bett herum, unfähig irgendetwas zu tun.
Außer...
Ich schnappte mir mein Handy und wählte die Nummer, die ich schon etwa zehntausend Mal in meinem Leben gewählt hatte.
"Ceil! Wie lief dein erster Abend im Restaurant?", fragte mich die Stimme meiner besten Freundin gut gelaunt.
"Eine einzige Katastrophe. Fabio ist wieder da." Vorsicht, Arschbombe.
Kurz war es vollkommen still am anderen Ende der Leitung.
"Fabio, wie in unser nerviger-Chemie-Fabio und dein Ex-Freund-Fabio?", fragte sie dann nach. Sie hatte also wirklich nichts gewusst. Auch wenn ich mir sicher gewesen war, dass Robyn mir so etwas Wichtiges nie verschwiegen hätte, fiel mir doch ein kleiner Stein vom Herzen.
"Genau der." Ich seufzte und rieb mir die Augen, während ich endlich mal aufstand. Ich klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, hoffte, dass ich dabei nicht irgendwelche Tasten erwischte, weil das Ding manchmal spann und das Display nicht abschaltete und öffnete die Jalousien.
"Ihm gehört das Bella Casa. Er ist also ab sofort mein Chef", gab ich Robyn ein paar mehr Informationen, während ich zur Kaffeemaschine schlurfte, eine Tasse darunter stellte und auf den Knopf drückte.
Kaffee war einfach meine Lösung für fast alles. Zumindest wenn es zu früh für Alkohol war.
Ich sah der braunen Flüssigkeit zu, wie sie in meine Tasse rann, während ich weiter erzählte.
"Robyn, ich hab mich komplett blamiert! Er stand auf einmal vor mir und ich war völlig neben der Spur. Er hat mich begrüßt, als hätten wir uns noch nie zuvor im Leben gesehen. Und dann ist einfach alles im Chaos versunken. Ich hab einem Gast Rotwein übers Hemd gekippt, beinahe Essen fliegend durch den ganzen Raum befördert und ein Glas zerdeppert", jammerte ich.
Und Robyn tat genau das, was man von einer besten Freundin erwartete.
Sie lachte.
"Das ist nicht witzig!", beschwerte ich mich, ließ mich aber selber von Robyns Lachen schon zu einem kleinen Lächeln anstecken.
"Doch Ceil, wenn du genau darüber nachdenkst, ist das ziemlich witzig! Das ist eigentlich genau so, wie ich dich damals kennengelernt habe", kicherte Robyn und ich fühlte mich um Jahre zurück in unsere gemeinsame Schulzeit versetzt.
Jetzt lächelte ich wirklich und nahm einen Schluck von meinem Kaffee, mit dem ich mich auf meine Couch fallen ließ.
Dann wurde Robyn aber wieder ernst.
"Und dann? Habt ihr noch geredet? Euch irgendwie ausgesprochen?"
"Nein, überhaupt nicht. Ich hab meine Schicht irgendwie über die Bühne gebracht und war bloß froh, dass ich nicht schon an meinem ersten Abend gefeuert wurde. Er hat mich noch kurz abgefangen, aber wirklich etwas gesagt hat er nicht. Nur, dass er schon ein paar Monate wieder da ist." Ich fragte mich immer noch, was er eigentlich gewollt hatte, wenn er ja letztendlich doch nicht hatte reden wollen. Komisch. Sehr komisch.
"Ein paar Monate schon?" Robyn war hörbar schockiert. "Warum hat er sich nicht gemeldet?"
"Genau das habe ich ihn auch gefragt, aber keine ordentliche Antwort bekommen. Nur, dass er mich anrufen wollte, aber nicht wusste, ob ich das will." Bei dem Gedanken wurde ich schon wieder wütend. Ich konnte es nicht leiden, wenn mich Menschen bevormundeten. Wenn ich nichts mehr von ihm hätte wissen wollen, dann hätte er das schon gemerkt.
Mit einem aufgeknallten Hörer zum Beispiel.
Gut, ein bisschen konnte ich möglicherweise schon nachvollziehen, warum er es nicht getan hatte.
Hätte ich ihn denn angerufen, wenn ich nach Italien gefahren wäre?
Nope.
"Was willst du jetzt machen?"
"Ich will sofort kündigen", sagte ich wie aus der Pistole geschossen und hörte Robyn nach Luft schnappen, "aber ich werde das natürlich nicht tun. Wir sind beide erwachsene Menschen und werden uns auch wie solche verhalten. Basta." Ich stockte. Das hatte Fabio immer gesagt. Manche Dinge waren mir einfach so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es mir noch immer schwer fiel, sie wieder abzulegen.
Fabio hatte mich einfach geprägt und mich bis zu einem gewissen Grad zu dem Menschen gemacht, der ich heute war.
"Ganz ehrlich, du sollst dich auch nicht so von ihm unterkriegen lassen!", bestärkte Robyn mich in meinem Vorhaben. Dann war es am Ende der anderen Leitung kurz still. "Schon irgendwie tragisch, dass du gestern versprochen hast, dir den heißen Koch zu angeln und dabei ist es Fabio..."
Erst war ich beim Gedanken ein wenig schockiert, doch dann musste ich einfach lachen. Das war alles wirklich irgendwie tragisch.
"Aber sonst? Sind deine Kollegen nett?", fragte Robyn dann, als auch sie sich ein wenig beruhigt hatte.
"Ja, sie haben mich alle sehr gut aufgenommen", meinte ich. "Vor allem Paolo."
"Uuuh, wer ist Paolo?"
"Unser wirklich sehr gutaussehender Oberkellner?", murmelte ich kleinlaut, weil ich wusste, was meine beste Freundin jetzt bringen würde.
"Was? Wieso erzählst du mir erst jetzt von ihm? Schnapp ihn dir! Hab ein wenig Spaß! Zeig Fabio, zu was er 'nein' gesagt hat!", rief sie in den Hörer und ich hielt mein Handy ein paar Zentimeter von meinem Ohr, um nicht bleibende Schäden davonzutragen.
"Ne", sagte ich dann aber gedehnt und trank von meinem Kaffee. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre."
"Was? Dir Paolo zu schnappen oder Fabio eifersüchtig zu machen? Oder Spaß zu haben?"
"Alles? Weißt du, als ich Paolo zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, dass... Naja, dass ich es versuchen könnte? Aber als ich Fabio gesehen habe..." Ich wusste nicht genau, wie ich es erklären sollte.
"War Paolo einfach nicht mehr gut genug" stellte Robyn für mich fest und traf damit den Nagel auf den Kopf. "Du bist immer noch nicht über ihn hinweg."
Kurz blieb ich still. "Ich weiß es nicht. Es ist nicht so, dass ich noch Hals über Kopf in ihn verliebt bin. Aber abgeschlossen habe ich nicht. Irgendwas fühle ich noch für ihn, aber ob es echte Gefühle sind oder einfach Trübsal über den Verlauf unserer Beziehung weiß ich nicht. Noch nicht."
Mein mehr als ehrliches Geständnis verschlug Robyn erst einmal die Sprache. Als sie einige Sekunden lang nachgedacht hatte, kam ihre Antwort.
"Dann solltest du lieber ganz schnell herausfinden, was du für ihn fühlst."
Ich verdrehte die Augen. "Leichter gesagt, als getan. Was schlägst du vor?"
"Verhalte dich einfach normal. Suche nicht die Nähe zu ihm, aber halte dich auch nicht fern. Dann wirst du wahrscheinlich schnell herausfinden, ob du noch verliebt bist oder einfach verwirrt."
"Ach, das sind also die zwei Optionen? Verliebt oder verwirrt? Toll", kommentierte ich sarkastisch. Mir gefiel die Auswahl nicht.
"Wie würdest du es sonst nennen? Gleichgültig bist du schließlich nicht."
"Okay, okay, wir belassen es bei dem Wort." Trotzdem gefiel es mir nicht.
"Und dann wirst du ihm und dem Restaurant ab sofort zeigen, dass du unentbehrlich bist!"
Ziemlich genau so etwas hatte ich auch vor.
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Es geht doch einfach nichts über beste Freundinnen, wenn im eigenen Kopf Chaos herrscht, oder? ;)
Tyskerfie & HeyGuys77
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