Kapitel 47

Fabio nahm das 'es langsam angehen' ziemlich genau. Das restliche Frühstück über und auf dem ganzen Weg ins Bella Casa war er charmant und höflich wie immer, flirtete sogar ein klein wenig mit mir, war aber sehr darauf bedacht, mich nicht zu berühren.

Wir wussten beide, wie das enden würde.

Trotzdem genoss ich es. Ich war beschwingt von dem inneren Glück, das mich befallen hatte.

Fabio wollte uns noch eine Chance geben.

Er fühlte noch etwas für mich.

Er wollte es tatsächlich versuchen.

Wir hatten abgemacht, erst einmal keinen einzuweihen. Würden Robyn und Adrian und Damian und Blair zum Beispiel von unserer Vereinbarung wissen, würde uns das ein wenig unter Druck setzen. Und das wollten wir nicht.

Wir wollten die Zeit miteinander genießen und uns wieder einander nähern, ohne zu versprechen, wo es enden sollte. Keiner von uns hatte es angesprochen, aber vielleicht hatten wir uns in den letzten drei Jahren auch so sehr auseinander gelebt, dass eine Beziehung keinen Sinn machte.

Ja, wir waren körperlich sehr voneinander angezogen, aber alleine darauf konnte das hier nicht basieren.

Als wir beim Bella Casa ankamen, warfen wir uns noch einen vielsagenden Blick zu, dann traten wir ein.

Antonia und Francesca waren dabei, die letzten Tischdekorationen herzurichten und begrüßten uns, als wir eintraten. Breit grinsend gingen wir zum Mitarbeiterraum, um uns unsere Uniformen anzuziehen. Wir hatten beide unsere Spinde aufgemacht, als Fabio sich räusperte.

"Ich gehe lieber noch schnell in die Küche und komme gleich wieder", murmelte er und sah mich an. Mein Mundwinkel zuckte nach oben.

"Du darfst von mir aus gerne hier bleiben", grinste ich ihn an. Sein Blick huschte einmal über meinen Körper, dann schüttelte er langsam den Kopf.

Ich drehte ihn zu mir und stellte mich ganz nah vor ihn. "Bist du dir sicher?", flüsterte ich und zupfte leicht an seinem Shirt, das sich über seine muskulöse Brust spannte. Ich bemerkte, dass sein Atem flacher und schneller ging.

"Glaub mir, Ceil. Das wäre keine gute Idee", hauchte er an meine Lippen, bevor er sich abwandte und den Mitarbeiterraum verließ. Ein Schauer jagte über meinen gesamten Körper und ich brauchte kurz, um meinen Herzschlag zu beruhigen.

Dann nahm ich schnell die Bluse aus meinem Spind und zog mich lächelnd um. Ich konnte ihn immer noch ziemlich aus dem Konzept bringen, das war doch schon mal ein gutes Zeichen. Als ich den letzten Knopf richtig zugemacht hatte, band ich mir noch die kleine Hüftschürze um, bevor ich mich auf den Weg nach draußen machte.

"Umkleide ist frei", berichtete ich Fabio, als ich kurz in die Küche lugte, bevor ich zu Antonia ging, um ihr unter die Arme zu greifen.

"Habt ihr zusammen was gekifft, so wie ihr am Grinsen seid?", fragte sie mich amüsiert, als ich bei ihr ankam. Sie lächelte, doch das Lächeln wirkte nicht echt.

"Äh, nein", grinste ich, wollte aber nicht weiter darauf eingehen. Seit der Nummer mit der überschütteten Bluse hatte ich nicht wirklich das Bedürfnis, mich weiter mit Antonia anzufreunden.

Wir hatten für den Mittag ziemlich viele Reservierungen, weswegen gleich drei Kellner für die frühe Schicht eingeteilt worden waren. Eine halbe Stunde nach unserem Eintreffen kamen auch schon die ersten Gäste und der Trubel legte sich erst am späten Nachmittag.

Da ich ja den ganzen Tag arbeiten würde, brachte Paolo mir einen Teller mit Essen, den er mir im Mitarbeiterraum hinstellte.

"Was hast du mit Fabio angestellt?", fragte er mich, als ich mich zum ersten Mal an diesem Tag hingesetzt hatte und den ersten Bissen von der Cabonara genommen hatte.

"Wie meinst du das?", fragte ich, nachdem ich einmal geschluckt hatte.

"Er ist heute echt nicht runter zu kriegen", lachte er.

"Und wieso soll das was mit mir zu tun haben?", spielte ich die Ahnungslose.

"Es hat immer mit dir zu tun, Ceil." Paolo zwinkerte mir zu und verließ dann den Mitarbeiterraum.

Hä? Musste ich das jetzt verstehen?

Wenige Minuten später kam Antonia in den Raum, lächelte mir kurz zu und verschwand hinter die Schrankreihe. Wahrscheinlich war es Zeit für ein Handy-Check.

Ich hatte gerade noch einen Haufen Spaghetti auf meine Gabel deponiert, als die Tür wieder aufging. Konnte man hier nicht mal in Ruhe essen?

"Na, schmeckt dir mein Essen?", fragte Fabio und setzte sich mir gegenüber hin, ebenfalls mit einem Teller und einer Gabel in der Hand.

"Mir schmeckt dein Essen immer", grinste ich ihn an und merkte, wie er unterm Tisch sein Bein an meins lehnte. So eine unschuldige Berührung und trotzdem fiel mir auf einmal das Atmen schwer.

"Dann dürfte es ja nicht schwer werden, dich zu überreden."

"Zu überreden?" Ich zückte fragend eine Augenbraue.

"Komm Montag Abend zu mir", sagte er jetzt mit einem leichten Lächeln und einem liebevollen Blick. "Ich koche uns was", erklärte er weiter. "Für unser erstes Date." Er wackelte mit den Augenbrauen.

Plötzlich wurde mir verdammt heiß. Ich wollte ihm gerade anzeigen, dass wir im Mitarbeiterraum nicht alleine waren, als Antonia hinter der Schrankreihe hervortrat und den Raum verließ, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen.

"Oh", war alles, was von Fabio kam, während ich auf die geschlossene Tür blickte.

"Shit", murmelte ich. "Sie sah... ziemlich wütend aus", meinte ich dann an Fabio gewandt und verzog das Gesicht. Wieso sie sauer sein sollte, wusste ich nicht. Aber sie hatte schon von Anfang an den Eindruck einer ziemlich launischen Bitch - unter den richtigen Umständen - gegeben.

Fabio seufzte und fuhr sich durch die wirren Locken.

"Kannst du was für dich behalten?", fragte er mich dann plötzlich. Ich wollte gerade beleidigt werden, als ob er mir nicht traute, als er einfach weitersprach und somit verdeutlichte, dass die Frage rein rhetorisch gemeint gewesen war.

"Antonia hat mich vor einigen Monaten gefragt, ob ich mit ihr ausgehen will", murmelte er.

Sie hatte was?

Fassungslos starrte ich Fabio an. "Wie bitte?"

"Ja, sie dachte anscheinend, ich wäre interessiert. War ich aber nicht." Er zuckte mit den Schultern, als wäre es egal.

Doch es war gar nicht egal. Nicht für mich. Denn plötzlich ergab alles einen Sinn.

Antonia war eifersüchtig.

Oder?

Alle Missverständnisse... Waren sie Absicht gewesen? Teil eines perfiden Plans?

Hatte sie tatsächlich...?

"Diese Schlampe", fauchte ich dann fassungslos, selber überrascht über meine Ausdrucksweise.

Fabio sah mich erstaunt an. "Das war bevor du aufgetaucht bist", versuchte er die Wogen zu glätten. "Ich habe nie mit Antonia geflirtet", wollte er sich schon verteidigen.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht eifersüchtig, Fabio", grinste ich. Sollte ich ihm von den ganzen Vorfällen erzählen? Würde er mir Glauben schenken? Konnte ich es beweisen?

"Was ist dann los?" Leicht ängstlich beäugte er mich, schien das Essen vor ihm völlig vergessen zu haben.

Ich schüttelte den Kopf, noch nicht sicher, ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Immerhin hatte ich wirklich nicht mehr, als ein paar Verdachtsmomente.

"Ich kann nichts beweisen, aber ein paar Dinge würden jetzt auf einmal Sinn ergeben", meinte ich deswegen nur vage, aber Fabio hakte nach.

"Welche Dinge?"

"Naja, zum Beispiel die Sache mit der Bluse letztens. Antonia meinte, sie hätte keine frischen mehr, aber als ich mich später umgezogen hab, hab ich aus Versehen ihren Schrank aufgemacht und da hingen zwei frische in meiner Größe. Und als ich den einen Tisch übersehen habe? Da hat Antonia mir die Tischnummern gegeben." Ich hielt kurz Inne, als mir noch eine Situation einfiel. "Und Damians Ring? Ich bin mir so sicher, dass ich die Teller genauso hingestellt habe, wie du es mir gesagt hast. Und Antonia war kurz vorher in der Küche, ich hab sie rausgehen sehen."

Fabio sah mich ernst an.

"Das sind ziemliche Anschuldigungen und du kannst tatsächlich nichts beweisen. Aber komisch ist es wirklich", meinte er nachdenklich. "Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden", schlug er vor, aber ich schüttelte energisch den Kopf.

"Das bringt doch nichts. Wenn wir keine Beweise haben, wird sie es einfach abstreiten. Lass uns lieber einfach ein Auge auf sie haben."

Fabio nickte. Dann schien ihm etwas einzufallen.

"Hast du eigentlich nachgesehen, ob das Event schon weiter geteilt wurde?"

Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn. "Nein, daran habe ich gar nicht mehr gedacht!" Schnell stand ich auf und lief zu meinem Spind, holte mein Smartphone und ging auf Facebook. Ich ging auf mein Profil und sah mir das Event an.

134 Mal geteilt.

Ich lächelte und ging zu Fabio zurück. Ich setzte mich neben ihn und hielt ihm das Handy hin.

"Wow." Fabio schien ein wenig überwältigt. "Hoffentlich kommen die nicht alle", lachte er dann unsicher.

"Bestimmt nicht", versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm einmal über den Rücken.

Und zog dann ganz schnell meine Hand wieder zu mir.

Fabio drehte den Kopf und sah zu mir, schien noch etwas sagen zu wollen. Sein Blick schweifte zu meinen Lippen, bevor er mir wieder in die Augen sah.

"Sag mal, ist deine Pause nicht bald vorbei?", ärgerte er mich dann.

Ich lehnte mich ganz zu ihm rüber. "Doch", raunte ich ihm ins Ohr, steckte mein Handy vorne in die Tasche meiner Schürze und verließ mit einem Grinsen den Raum.

"Hey, und was wird aus deinem Teller?", hörte ich ihn noch rufen, doch den durfte er zur Abwechslung mal wegtragen.

__________________________


Liegt Ceil mit ihren Anschuldigungen richtig?

Tyskerfie & HeyGuys77


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top