Kapitel 44

Huch! Etwa noch ein Überraschungskapitel? ;)
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"So, jetzt komm mit. Und mach mal deine Augen auf, Süße", grinste Blair und schubste mich Richtung Wohnzimmer.

Fabio und Damian hatten den Couchtisch ein wenig zur Seite geschoben, um für die Twister-Matte Platz zu schaffen. Aus den Lautsprechern in der Ecke drang gemütliche Klavier-Jazz-Musik und die Kerzen im Fensterbrett waren auch angezündet. Ich war mir ziemlich sicher, dass Blair dafür gesorgt hatte, Damian zu zeigen, wie man eine gemütliche Stimmung schaffte.

"Also, wer will als erstes?", fragte Damian und wackelte mit den Augenbrauen, während er das Brett mit dem Zeiger hochhielt.

"Ich!", meinte Blair und riss es ihm aus der Hand, bevor er Einwände erheben konnte. "Ich werde euch das Leben zur Hölle machen", lachte sie teuflisch und setzte sich auf das Sofa. "Seid ihr bereit?"

Ähm.

Ich sah zu Fabio, der mich amüsiert musterte und kurz fragte ich mich, wie lange er mich denn schon angesehen hatte. Aber konnte ich Blairs Worten Glauben schenken?

Blair drehte den Zeiger, der nach wenigen Sekunden auf dem ersten Feld zum Stehen kam. "Ceil, du fängst an. Rechter Fuß auf grün."

Gesagt, getan.

"Fabio, linker Fuß auf rot."

Soweit, so gut.

"Damian, rechte Hand auf gelb."

"Ja, klar, ich muss mal wieder gleich so Scheiße loslegen", beschwerte er sich und bückte sich umständlich, was uns andere zum Lachen brachte.

Ich hatte das Gefühl, dass Blair absichtlich den Zeiger so drehte, dass wir immer die schwierigsten Positionen hinlegen mussten. Denn nach nur wenigen Minuten standen Fabio, Damian und ich so verdreht da, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis einer von uns auf die Fresse flog.

"Ich. Will. Gewinnen", hörte ich auf einmal Damian neben mir sagen, bevor er mich mit der Schulter leicht anstupste.

"Hey! Du schummelst", rief ich und versuchte dabei, nicht hinzufallen. Einfach weil ich mir das nicht gefallen lassen wollte, schubste ich ihn zurück, was dazu führte, dass seine Hand den Halt verlor und wegrutschte und er selber auf die Seite fiel.

"Damian ist raus!", rief Blair und lachte schadenfroh. Auch Fabio und ich lachten, was das Stehenbleiben nicht gerade erleichterte. Jetzt waren nur noch wir beide übrig.

"Also Fabio, rechte Hand auf grün", gab Blair die nächste Anweisung und Fabio stöhnte auf.

"Wie soll das bitte gehen?", lachte er und ich drehte den Kopf, um zu sehen, wo er hinmusste. Dass mein Blick dabei auf seine Muskeln fiel, die in der Stellung gerade konstant gespannt waren und überdeutlich hervortraten, war ganz klar ein reiner Zufall. Aber diese Schultern... Wow.

"Mach mal Platz, Ceil", grinste Fabio und schubste mich leicht, damit er an den grünen Kreis konnte.

"Hey, pass auf!", rief ich lachend. Nur mit Mühe konnte ich mein Gleichgewicht beibehalten.

"Ceil, linker Fuß auf rot."

"Was? Dafür sind meine Beine zu kurz!"

Damian stand am Rand der Matte und betrachtete uns amüsiert, Blair kicherte schon die ganze Zeit von ihrem Platz auf dem Sofa aus und Fabio neben mir sah mich mehr oder weniger gespannt an. Wie sollte ich das bitte schaffen?

Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht und ließ mein linkes Bein nach hinten gleiten. Hochkonzentriert versuchte ich erstens nicht auszurutschen und zweitens, Fabio nicht zu sehr zu berühren. Das würde nur meine Knie weich werden lassen und das konnte ich in diesem Spiel nicht wirklich gebrauchen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich endlich soweit und erleichtert atmete ich aus.

"Fabio, linke Hand auf blau."

"Sag mal, Blair, willst du mich eigentlich verarschen?", rief Fabio und begann auf Italienisch zu fluchen, während wir anderen nur lachten. Mein ganzer Körper zitterte vor Anspannung und durch das Lachen konnte ich mich kaum auf den Beinen halten.

Als Fabio endlich seine Position erreicht hatte, blickte ich hoch, nur um direkt in sein Gesicht zu sehen, das nur wenige Zentimeter von mir entfernt war. Sein einer Arm befand sich unter mir und die Wärme, die von ihm ausging, machte die Hitze in mir fast unerträglich.

Doch das alles war gerade egal, denn ich konnte nur Fabios Blick erwidern, der mich vollkommen zu vereinnahmen schien.

"Ceil, linke Hand auf grün."

Langsam schob ich meine Hand weiter nach links außen und brachte dadurch ein bisschen mehr Abstand zwischen Fabios und meinen Körper, dafür hing ich jetzt halb in seinem Arm.

Irgendwie fühlte sich dieser Moment so verdammt intim an, obwohl ja eigentlich gar nichts passierte. Ich meine, wir spielten nur Twister. Wir waren vollständig angezogen. Und trotzdem war mir so dermaßen heiß, dass ich mir am liebsten auf der Stelle das T-Shirt über den Kopf gezogen hätte.

"Fabio, rechter Fuß auf rot", durchbrach Blairs Stimme wieder das Knistern im Raum.

"Blair, du willst mich doch echt verarschen." Fabios rechte Hand war halb unter meinem Körper eingeklemmt, die linke Hand befand sich auf der anderen Seite von mir. Um den rechten Fuß auf rot zu bekommen, musste er einmal quer über mich drüber, sollte dabei aber bestenfalls nicht das Gleichgewicht verlieren, weil er mich sonst einfach unter sich begraben würde.

Fabio verlagerte sein Gewicht also mehr auf den rechten Arm und kam mir dabei wieder gefährlich nahe.

"Hey, schmeiß mich nicht um!", versuchte ich grinsend meine Nervosität zu überspielen. Warum hatte ich nochmal zugestimmt, Twister zu spielen?

Ich schielte zu Blair, die schelmisch grinste und mir zuzwinkerte, und da wusste ich einfach, dass sie das hier mit Absicht machte.

Mit purer, gemeiner Absicht.

Damian betrachtete uns mit offenem Mund, kratzte sich leicht amüsiert am Hinterkopf und verschränkte dann die Arme. Auch er schien dieses Schauspiel hier mehr oder weniger unterhaltsam zu finden.

Die beiden steckten doch unter eine Decke!

Buchstäblich aber auch sowas von im übertragenen Sinn!

Sie wollten eine Show?

Dann würde ich ihnen eine Show geben!

Mit einem leichten Schmunzeln dachte ich an die alte 'Ceil' zurück, die alles angebaggert hatte, was auch nur ansatzweise interessiert schien. Fabio hatte mich verändert, aber irgendwo tief in mir drinnen konnte ich diese wilde Seite von mir bestimmt hervorgraben.

Fabio war inzwischen über mich drüber gestiegen, ich war aber immer noch in seinen Armen gefangen. Unverwandt sah er mich an und auch ich hatte Schwierigkeiten, meinen Blick von ihm zu lösen.

"Ceil", durchbrach Blair plötzlich die Stille. "Linker Fuß auf blau."

Ich sah Fabio noch eine Sekunde an, dann scannte ich die Matte unter mir, um zu sehen, wo ich hin musste. Ich könnte natürlich ziemlich umständlich meinen linken Fuß rechts von mir platzieren, aber wo wäre da der Spaß?

Ich warf Blair einen grinsenden Blick zu, dann hob ich meinen Körper leicht an, um mich zu stabilisieren. Dass ich Fabio dabei noch näher kam, war mehr als beabsichtigt.

Mir fiel sofort auf, dass Fabio die Luft anhielt und mich gebannt ansah. Langsam ließ ich meinen Fuß nach links gleiten, ohne Fabio aus den Augen zu lassen. Die Jazz-Musik hatte ich komplett ausgeblendet. Damian und Blair hatte ich ausgeblendet.

Gerade eben gab es nur Fabio und mich.

Mir war immer noch verdammt heiß. Die Stellen, an denen Fabio mich berührte, brannten wie Sau. Es war kaum auszuhalten und mir fiel es schwer, ordentlich zu atmen.

Ich fragte mich, was ich hier eigentlich gerade tat. Ich flirtete wortlos mit Fabio – wegen Damian und Blair.

Und ich genoss es.

Ich hatte gerade den Gedanken zu Ende gedacht, als das Unvermeidliche geschah.

Mein Fuß rutschte auf der glatten Matte weg und im Sturz zog ich Fabio, dessen einer Arm sich unter mir befand, mit mir mit.

"Yaiks", rief ich aus, als ich auf seinem Arm landete, bevor er auf mich drauf fiel. Die angespannte Stimmung der letzten Minuten verpuffte in einem Augenblick und ein erlösendes Lachen entwich meiner Kehle. Auch die anderen lachten, während Fabio und ich reglos liegen blieben und uns einfach in die Augen sahen.

"Fabio hat gewonnen, wuhuuuu!", rief Damian neben uns, doch wir reagierten nicht. Solange Fabio sich nicht aus dieser Situation winden wollte, würde ich auch keine Anstalten machen, mich von ihm zu lösen.

"Ähm, Ceil", meinte er dann plötzlich schief lächelnd. "Du liegst auf meinem Arm."

Ich sah ihn fragend an. "Ich weiß", lachte ich. Als ob ich das nicht spüren könnte.

"Nun ja, ich kann nicht weg", grinste er jetzt und da ging mir ein Licht auf.

"Oh, achso!" Deswegen also hatte er sich nicht vom Fleck bewegt. Umständlich rappelte ich mich ein wenig auf, musste Fabio wieder um einiges näherkommen, sodass er seinen Arm befreien und aufstehen konnte. Ich ignorierte die Hitze, die mir zu Kopf stieg und hoffte, dass meine Wangen nicht sehr rot anliefen.

Er hielt mir seine Hände entgegen und als ich sie ergriff, zog er mich hoch. Ich sah zu ihm auf, vom ganzen Körperkontakt noch ziemlich durch den Wind. Das war ein sehr... intensives Twister-Spiel gewesen.

Fabio musterte mich kurz, dann beugte er sich leicht vor. "Gewonnen", hauchte er an mein Ohr, bevor er sich umdrehte und fragend zu Blair und Damian sah.

"Also, wer will jetzt gegen mich verlieren?"

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