Kapitel 18

Oh hui, noch ein drittes Kapitel für heute? ;)

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"Hier, das ist Blairs Teller", sagte er dann und zeigte auf den rechten. Ich nickte und nahm ihn in meine rechte Hand. 'Rechts, Blairs Teller ist rechts', sagte ich mir immer wieder, als ich mich durch das Restaurant zu Damian und seiner Auserkorenen schlängelte.

Rechts.

Rechts.

Rechts.

"So, hier der letzte Gang", lächelte ich die beiden an und stellte den rechten Teller vor Blair ab. Erleichtert atmete ich aus und warf Damian einen extra freundlichen Blick zu, als ich sein Dessert vor ihm abstellte.

"Schokoladensoufflé mit frischen Gojibeeren, dazu ein Mangosorbet, bestäubt mit einem Puder aus gefriergetrockneter Minze und Blaubeeren. Guten Appetit."

Ich warf noch einen letzten Blick auf Blairs Schokoladensoufflé, auf der eine kunstvolle, hohle Kugel aus weißer Schokolade balancierte. Da drin war der Ring versteckt.

Hoffentlich schob sie sich nicht einfach das Teil in den Mund und schluckte es auf einmal, dachte ich einen kurzen Moment und musste ein Kichern unterdrücken. Aber dafür war die Kugel eigentlich schon zu groß.

"Möchtet ihr noch einen Kaffee dazu?", fragte ich und wartete geduldig, bis die beiden einen fragenden Blick austauschten und sich letztendlich für einen Cappuccino und einen Espresso entschieden.

Ich ließ die beiden wieder alleine, aber positionierte mich so, dass ich alles im Blick hatte, während ich den Kaffee durchlaufen ließ. Blair nahm erst einen Happen von dem Mangosorbet. Mann, kaute die langsam! Also eigentlich schien sie das Essen einfach nur zu genießen, aber sie sollte doch bitte endlich vorwärts kommen!

Aber tatsächlich nahm sie als nächstes schon die Schokokugel und biss die Hälfte ab. Jetzt sollte sie den Ring eigentlich bemerken.

Aber irgendwie passierte nichts. Sie schob sich bloß die zweite Hälfte in den Mund und nahm dann einen Bissen von dem Schokosoufflé dazu.

Moment, was zum Teufel war hier passiert? Fabio hatte doch rechts gesagt? Aber wenn der Ring nicht auf Blairs Teller war...

Verdammt!

Ich schnappte mir schnell die beiden Tassen und eilte zurück an den Tisch. Als ich näher kam, versuchte ich Damian schon durch Blicke und Kopfbewegungen zu verstehen zu geben, dass hier gerade etwas gewaltig schief lief. Tatsächlich sah er mich auch ein wenig irritiert und fragend an.

Sollte ich Blair unter irgendeinem Vorwand den Teller klauen und Damians gleich mit? Oder einfach die Teller vertauschen? Und alles einfach mega peinlich machen?

Ich stellte die beiden Tassen mit einem gezwungenen Lächeln ab und versuchte Damian via Telepathie zu fragen, ob ich irgendetwas tun sollte.

Damian sah mit gerunzelter Stirn zu Blairs Teller, sein Blick huschte über die verschiedenen Komponenten, dann ließ er seinen Blick zu seinem eigenen Teller schweifen, schaute starr auf die Schokokugel und dann trat so etwas wie Verständnis auf sein Gesicht. Und Schock. Und Panik. Und dann grinste er.

Völlig verwirrt zog ich mich wieder zurück, bevor das Ganze noch peinlicher wurde. Mir brach der Schweiß aus, als ich ungeduldig das Geschehen an ihrem Tisch verfolgte. Wie sollte ich – wie sollte Damian – die Situation noch gerade biegen können?

Ich war kurz davor, in die Küche zu rennen und mich bei Fabio auszuheulen, als Damian mir einen amüsierten Blick zuwarf, einen Schluck von seinem Kaffee nahm und dann mit bedachten Bewegungen seine Kugel mit seinem Löffel brach. Blair sah gar nicht auf seinen Teller, auf dem ich mittlerweile den Ring auch aus der Entfernung glitzern sah, sondern redete mit Damian, lachte und erzählte, als wären sie füreinander erschaffen.

Verdammt, dieser Ring hätte auf Blairs Teller sein sollen! Den ganzen Tag hatte ich mir schon ihren überraschten Blick ausgemalt. Was war hier bitte schief gelaufen? Fabio hatte doch genau gewusst, wo er den Ring versteckt hatte!

In dem Moment führte Damian seinen Plan selber aus. Weil ich es einfach nicht verpassen wollte, näherte ich mich ihrem Tisch und tat dabei so, als würde ich alle anderen Tische in ihrer Nähe kontrollieren wollen.

"Oh, Blair", brach es aus Damian überrascht hervor und er nahm den Ring mit seinen Fingern. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich..." Er hob den Ring ein wenig hoch und sah zu Blair, die völlig erstarrt auf das funkelnde Etwas blickte.

"Ich bin gerührt, ich bin geehrt... Also, der Ring ist vielleicht etwas weiblicher, als ich ihn mir gewünscht hätte, aber..." Damian strahlte Blair verschmitzt an, während sie mit offenem Mund zwischen ihm und dem Ring hin und her blickte. Sie brachte keinen Ton heraus. Wie in Zeitlupe legte sie ihren Löffel zur Seite und sah ihren Freund fragend an.

Damian lachte kurz leise, dann schüttelte er ungläubig den Kopf. "Ich glaube, unsere Teller wurden vertauscht", sagte er dann und schnappte sich Blairs Hand. Als sie zu begreifen schien, was vor sich ging, hielt sie die andere Hand vor ihren Mund.

Ein wenig gerührt ging ich wieder ein paar Schritte von ihnen weg. Das war ihr Moment.

Ich stellte mich hinter die Bar, wo ich die beiden im Blick behalten konnte. Diesen Moment wollte ich auf keinen Fall verpassen.

"Die beiden sind doch unglaublich zusammen, oder?" Fabio stand hinter mir, so nah, dass ich die Wärme, die von seinem Körper ausging, spüren konnte.

Wir sahen, wie Damian redete, wie gerührt Blair aussah, wie sie plötzlich nickte und Damian ihr den Ring ansteckte.

Und dann stand Damian auf und zog Blair von dem Stuhl in seinen Arm. Mitten im Lokal.

"Hey Leute, alle aufgepasst!", rief er und tatsächlich wurde es augenblicklich still und alle Augen lagen auf Damian, der komplett ignorierte, dass alle völlig überrascht waren. "Dieses unfassbar wunderbare Mädchen meiner Träume hat gerade meinen Antrag angenommen!", platzte es dann aus ihm heraus, bevor er Blair küsste und alle Anwesenden klatschten und pfiffen. Keinen schien es unangenehm zu berühren, dass Damian hier einen kleinen Aufstand veranstaltete.

Fabio pfiff auf seinen Fingern, schnappte sich dann die Flasche Champagner und ließ den Korken einfach quer durch den Raum fliegen, bevor er zwei Gläser füllte und sie Damian und Blair in die Hand drückte, die beide um die Wette strahlten.

"Auf Damian und Blair!", rief er in den Raum und alle klatschten. Die irritierten Gesichtsausdrücke waren verschwunden, dafür wurde das junge Paar von allen mit einem warmen Lächeln bedacht.

Als sich der Trubel gelegt hatte und nur noch Damian und Blair zusammen mit Fabio an ihrem Tisch standen, gesellte ich mich dazu.

"Herzlichen Glückwunsch euch beiden", gratulierte ich erst einmal, bevor ich den Gang nach Canossa gehen musste. "Und es tut mir wahnsinnig leid, dass die Teller vertauscht wurden. Das muss dann mein Fehler gewesen sein." Zerknirscht sah ich die beiden an, aber Damian winkte nur ab.

"Kein Problem, ich hab die Situation doch ganz gut gerettet, oder?" Er zwinkerte Blair zu, die daraufhin leicht errötete.

"Du hast tatsächlich die Teller vertauscht? Von der Küche bis hierher hast du dir nicht merken können, dass es der rechte Teller war?", fragte Fabio amüsiert. Wenigstens war er nicht sauer.

"Ich habe Blair den rechten Teller gegeben", stellte ich schlicht fest. Fabio runzelte die Stirn.

"Aber... Ich hab den Ring doch auf den rechten Teller gelegt?"

"Ist doch egal, macht euch keinen Kopf. So war es auf jeden Fall unvergesslich", meinte Blair grinsend und Damian legte seinen Arm um sie. Die Freude der beiden war fast blendend.

"So, jetzt genießt noch euer Dessert, trinkt euren Champagner und der Abend geht natürlich auf unsere Kosten", sagte Fabio und klopfte Damian auf die Schulter. Dieser konnte gar nichts erwidern, sondern schüttelte nur überglücklich den Kopf.

Die beiden setzten sich wieder hin und Fabio und ich verzogen uns.

"Ich verstehe nicht, wie die Teller vertauscht wurden", murmelte Fabio, als wir uns der Bar näherten. "Bist du sicher, dass du ihr den rechten Teller gegeben hat?"

"Ja, natürlich. Du hast auf den Teller gezeigt, ich habe ihn in meine rechte Hand genommen und ihn Blair gegeben. Was auch logisch war, weil Blair beim Servieren rechts von mir saß", rechtfertigte ich mich und wollte mich gerade wegen Fabios ungesagtem Vorwurf beleidigt fühlen, als er abwinkte.

"Ist ja egal – sie hat 'Ja' gesagt", lächelte er breit. Dann legte er seine Hand in meinen Rücken. "Komm' mit", raunte er mir zu und ich folgte ihm in den Mitarbeiterraum, in dem auf dem Tisch eine gekühlte Flasche Champagner und einige Gläser bereit standen.

"Den haben wir uns verdient", grinste er mich spitzbübisch an und entkorkte die Flasche mit einem kleinen Knall. Mit großen Augen sah ich zu, wie er zwei Gläser füllte und mir dann das eine reichte.

"Ähm, also..." Vage zeigte ich auf das Lokal hinter meinem Rücken, um zu verdeutlichen, dass da draußen noch jede Menge Arbeit auf uns wartete, doch Fabio lächelte jetzt nur umso breiter.

"Keine Sorge, die Welt geht mit einer zwei minütigen Abwesenheit von uns schon nicht unter." Dann hob er sein Glas und stieß mit mir an.

Ich nahm den ersten Schluck und spülte somit auch meine Unsicherheit und Verlegenheit herunter. Kaum hatte ich gedacht, dass es ein klein wenig komisch war, hier alleine mit Fabio zu stehen, da kam Paolo auch schon förmlich hereingestürzt.

"Zwei Minuten", sagte er und gab uns das Peace-Zeichen. "Zwei Minuten, dann müssen wir wieder draußen sein."

Fabio lachte und schenkte auch ihm ein Glas ein, dann nahmen wir alle noch einen Schluck. Paolo seufzte glücklich.

"Aaaah, das war genau, was ich gebraucht habe. Wieso ist heute so viel los? Also nicht, dass ich mich beschweren will, weil es gut läuft, aber... Wieso ist so viel los?" Paolo nahm völlig gestresst noch einen Schluck.

"Keine Ahnung, aber mir gefällt's." Fabio zuckte mit den Schultern. Dann leerte er sein Glas in einem Schluck. "Ich schicke die Mädels rein", sagte er noch, stellte sein Glas auf dem Tisch ab und verließ den Mitarbeiterraum. Seine Abwesenheit hinterließ eine Lücke, die wahrscheinlich nur mir so groß vorkam.

"Was für ein Abend", lächelte Paolo müde und stupste mich in die Seite. "Gut gemacht!"

"Danke", lächelte ich und versteckte meine glühenden Wangen hinter der Champagnerflöte. Auch ich leerte mein Glas. Ohne Fabio gab es für mich keinen Grund, hier meine Zeit zu vertrödeln.

"Machen wir uns mal lieber an die Arbeit."

"Per Dio, wenn ich den Champagner so schnell trinke, werde ich noch berauscht", lachte Paolo und signalisierte somit, dass er noch kurz hier blieb. Ich nickte ihm zu und verließ den Raum. Francesca, Grace und Antonia fanden sich dann nach und nach dort ein. Auch sie waren für den Triumph des Abends mitverantwortlich. Und ich war mir sicher, dass wir nach Schichtende heute auch die ein oder andere Weinflasche aufmachen würden.

Als ich meinen Blick durch das Lokal schweifen ließ und bei Damian und Blair hängen blieb, kräuselten sich meine Lippen zu einem Lächeln, das bis in mein Herz reichte.

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Es ist vollbracht :D
Wir hoffen, unser spontaner Lesetag hat euch gefallen ;)

Tyskerfie & HeyGuys77

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