||8|| Die Sache mit der Sturheit

Robin|| Meine Schwester musste man manchmal nicht verstehen. Noch am Vortag war sie von der Idee mit Niall und seinen Jungs zu dem Platz zu fahren, wo wir einst zu dritt ihr erstes verkaufte Kleid gefeiert hatten hell auf begeistert. Sie hat sich richtig gefreut, Zeit mit Niall zu verbringen und auch die anderen Jungs wieder kennen zu lernen. Mich hatten die beiden, nachdem ich wieder einen Rückzieher machen wollte, mit ach und Krach und holter die polter tatsächlich erneut dazu überreden mit zu fahren. Begeistert war ich erst nicht, weil ich die Jungs um Niall überhaupt nicht kannte, aber im Nachhinein habe ich mich über ein wenig Ablenkung vom Altagstrott sogar gefreut.

Die Gefahr, Jonas vor der Tür zu haben war so ziemlich gering, denn ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mein Vorhaben, nicht mit ihn zu sprechen, wirklich strickt einhalten konnte. Irgendwie interessierte es mich schon, aus welchem Grund er mit so einer in die Kiste gesprungen ist, wo wir doch noch ein Paar gewesen sind.

Für mich hatte ich aber beschlossen, dass ich mich auf kein versöhnendes Gespräch einlassen würde, dass das Aus unserer Beziehung definitiv mit seiner Fremdgehaktion besiegelt war. Ich ließ mich von diesem Typen doch nicht von vorne bis hinten verarschen. Wo am Vortag noch eine Menge Tränen und Trauer gesteckt hatte, verbirgte sich nun Wut. Wut darüber, dass er mir ein schlechtes Gewissen einreden wollte, weil ich mich um Charly gekümmert habe, während er sich hinter meinen Rücken mit dieser kleinen miesen fiesen Schla*pe vergnügte. Er hatte ja noch nicht mal den Mut, sich vorher vom mir zu trennen. Ich hatte ihn nie für so ein riesiges Arschloch gehalten - zumal er immer wieder meinte, dass Vertrauen und Treue das a und o jeder Beziehung sei. Er nahm es ja wirklich genau mit der Treue.

Meinte Schwester allerdings machte jeden Plan mal wieder zu nichte. Sie war schon immer so. Ziemlich sprunghaft. In der einen Minute wollte sie das, in der anderen schon wieder etwas anderes. Am Morgen hatte meine bezaubernde Schwester also mit Melly telefoniert und spontan beschlossen sie besuchen zu fahren. Melly und sie kannten sich durch den Aufenthalt im Krankenhaus und machten zu dem Zeitpunkt so ziemlich das selbe durch mit dem Unterschied, dass die gebürtige Schottin viel mehr Erinnerungen hatte als meine Schwester zu dem Zeitpunkt. Glaubte ich zumindest.

Mellys Vater hatte Charly daraufhin am Vormittag abgeholt, damit ich sie nicht bringen musste - was mir ganz lieb war, denn so bekam sie nicht doch noch Wind von den Problem mit meinem Auto. Er wollte sie am Abend oder spätestens am nächsten Tag auch wieder zurück bringen, so musste ich mir wenigstens keine Sorgen machen und konnte mich ein paar Stunden einfach mal nur um mich kümmern.

Laut ihrer Aussage hatte sie Niall direkt Bescheid gesagt als sie ihr Verabredung mit Melly fertigte. Mir tat es für den Freund meiner Schwester furchtbar leid. Er gab sich soviel Mühe, um ihr näher zu kommen und sich dabei wohl fühlte, und sie griff absolu nicht zu. Für mich war die Sache gegessen und ich hatte bei weitem nicht dran gedacht, dass Niall und seine Freunde ganz und gar nicht vorhatten ihre Pläne großartig zu ändern. Für sie spielte es keine Rolle ob Charly nun abgesagt hatte oder nicht. Die Verabredung mit mir stand schließlich noch.

Nachdem also Charly abgeholt wurde, habe ich schnell die Wohnung gesaugt, bevor ich mich in meinen allerliebsten Schlabberklamotten geworfen habe und mich dann samt heißen Kako mit ganz viel Sahne und Schokoldensoße sowie eine Wärmflasche auf die Couch geschmissen hatte. Kurz hatte ich überlegt, vielleicht schon mal zum Café zu gehen, mich aber dagegen entscheiden - auf zwei oder drei Tage würde es auch nicht mehr drauf ankommen. Ich wusste nicht ganz genau wieso, aber ich hatte wirklich ein gutes Gefühl bei der Sache und freute mich schon richtig auf den kommenden Montag. Oli machte einfach den Eindruck, als würde man ziemlich gut mit ihm zurecht kommen. Ich hoffe einfach das der Schein nicht trügt.

Ich wollte also einfach mal nichts tun und hoffte inständig, dass Jonas, der mir schon insgesamt 247 Nachrichten geschickt hatte, kapiert hatte hier nicht auftauchen zu dürfen, denn zu zutrauen wäre es ihm definitiv. Ich kuschelte mich in meine Decke und schaute ein wenig fern. Nach ziemlich kurzer Zeit stellte ich rasch fest, dass mit meiner Wärmflasche irgendwas nicht stimmte, denn sie war ganz schnell nicht mehr warm genug.

Ich beschlossen das Wasser noch mal zu wechseln und stand von der Couch auf um Wasser zu kochen und sie nocheinmal neu zu befüllen und entschied mich mir etwas Eis zu gönnen, welches ich mir definitiv verdient hatte. Grade als ich die Truhe öffnen wollte schellte es an der Tür. Ich gab ein genervtes stöhnen von mir und hoffte inständig, dass es nicht Jonas war. Ich hatte kein Puffer, der ihn vielleicht vor die Tür setzen konnte. Kurz überlegte ich einfach nicht auf zu machen, als ich dennoch beschloß, dass ich mir die Chance ihm eine rein zu hauen absolut nicht entgehen lassen sollte - schließlich hatte ich es am besagten Abend nicht mehr gemacht. Vielleicht verschaffte es mir sogar ein wenig Erleichterung.

Als ich die Tür öffnete stand , leider, nicht Jonas sondern Niall vor mir. Etwas überrascht schaute ich ihn an. "Was machst du denn hier? Charly sollte und wollte dir doch absagen, weil sie beschlossen hat doch lieber zu Melly zu fahren.", gab ich von mir und klang alles andere als begeistert ihn vor mir stehen zu haben. "Ja ich muss zu geben, dass hat sie auch. Abgesagt meine ich. Sie hat mir eine Nachricht geschickt, dass sie heute doch nicht kann, weil sie sich mit einer Freundin aus dem Krankenhaus trifft. Ich soll ihr nicht böse sein.", erzählte er mir. Mit gerunzelter Stirn schaute ich ihn an. Ich verstand im ersten Moment nicht wirklich, weshalb er dann einfach bei uns auftauchte. "Und was machst du dann hier?" Grinsend sah er mich an. "Naja Charly hat mir ja abgesagt, du nicht. Ich weiß das du gestern nicht alt so begeistert warst, weil du unbedingt mit solltest, aber ich hoffe du hast trotzdem Lust.", ließ er mich total selbstverständlich wissen. Ich schüttelte den Kopf. Oh nein, so hatten wir definitiv nicht gewettet. "Tut mir leid, aber ich habe heute ein Date mit meiner Couch, einer Wärmflasche und Eis.", konterte ich und deutete auf mein schon vorbereitetes Lager.

"Haben wir dich gestern nicht davon überzeugt, dass du nach dem ganzen scheiß in den letzten Wochen, mal etwas Spaß benötigst?", wollte er von mir wissen. Ich schüttelte wiederholt den Kopf und gab ein stöhnen von mir. Eigentlich hatte ich mich mir den Gedanken an diesem Tag einen richtig faulen zu machen angefreundet. "Nein, überzeugt habt ihr mich von gar nichts. Ich habe nur kleinbei gegeben, weil ihr eh keine Ruhe gelassen hättet.", stellte ich klar. "Na dann ist dir hoffentlich klar, dass ich auch heute keine Ruhe geben werde.", erwiderte er. "Man Niall, ernsthaft? Ich müsste mich eh noch fertig machen. Ich habe heute echt keine Lust.", ließ ich ihn wissen und schaute ihn etwas gequält an. Skeptisch schaute er an mir runter. "Du musst dich doch nicht fertig machen. Du brauchst nur eine Jacke und fertig ist die Sache.", erwiderte er freundlich. Ich schüttelte den Kopf. Also ich hieß ja nicht Charly, die sich immer rausputze, aber in dieses Schlabberlook ging selbst ich nicht vor der Tür. "Ich will wenigstens noch eine Jeans anziehen." "Super, dann mach das, ich warte so lange hier.", gab er grinsend von sich. Verwirrt schaute ich ihn an. Er klang grade so als ob ich zugesagt hätte. "Ich habe doch überhaupt noch nicht gesagt, dass ich mit komme.", warf ich ein. "Doch du meintest, du willst dir wenigstens eine Jeans anziehen. Also hop hop. Sonst muss ich die Jungs hoch holen und die überreden dich dann nicht lange, sondern werfen dich einfach über die Schulter und schleppen dich mit. Da gibt es dann sicherlich kein entkommen.", warnte er mich. Genervt schaute ich ihn an. Nach Charlys Erzählungen zu urteilen, war ihnen das durchaus zuzutrauen. "Fahrt doch einfach alleine.", machte ich den gegen Vorschlag und hoffte die Diskussion damit beenden zu können. Wieder schüttelte er den Kopf. Er war einfach viel zu stur. "Sicherlich nicht. Wir haben uns echt viel mühe mit dem Picknickkorb gegeben. Also husch husch, geh jetzt eine Jeans anziehen und dann lass uns endlich fahren.", forderte er von mir. Ich gab ein genervtes stöhnen von mir. "Okay, aber ich brauche mindestens eine viertel Stunde um mich fertig zu machen.", gab ich nach, sonst hätten wir sicherlich noch ewig diskutiert. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Couch.

Noch immer etwas überrumpelt und Fassungslos, dass er mich einfach so vor vollendete Tatsachen stellte, stand ich an Ort und Stelle und trottete dann mit hängenden Schultern in mein Zimmer. Kurz betrachtete ich mich im Spiegel. Einen Moment lang überlegte ich wie ich den Freund meiner Schwester vielleicht doch los werden würde. Vielleicht könnte ich ihn vergraulen, wenn ich Vorgaben noch duschen zu müssen? Ich schüttelte den Kopf. Charly war nie pünktlich fertig, wahrscheinlich konnte ich ihn nicht wirklich schocken, wenn ich noch Zeit gebraucht hätte. Ich nahm mir eine Jeans aus dem Schrank und verließ mein Zimmer. Wenn ich schon mit musste, wollte ich mich wenigstens ein wenig zurecht machen.

„Niall ich...." - „Lass dir soviel Zeit wie du brauchst. Ich habe den Jungs schon geschrieben, dass du dich noch kurz fertig machen willst. Sie fahren schon mal vor.", unterbrach er mich und lächelte mich an. Ich gab ein genervtes stöhnen von mir, gab ein 'gib mir eine viertel Stunde' von mir und verschwand im Badezimmer um mich umzuziehen und ein wenig frisch zu machen.

Ich hoffte nur, dass es kein totaler Reinfall werden würde....

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