||35|| Die Sache mit dem Reden

Niall|| Meine schlechtes Gewissen gegenüber Robin war mittlerweile mehr als groß. Acht Tage war sie bereits hier in Australien und unsere Zeit war mehr als gering. Vorgestellt hatten wir beide uns das wahrscheinlich eher anders.

Dennoch hetzte ich mit den Jungs von einem Termin zum nächsten und gab mit ihnen Abends auf der Bühne alles, bloß um festzustellen, dass die Distanz zwischen mir und meiner Freundin von Abend zu Abend zunahm. Robin war zwar fast immer dabei und lächelte mir aus der Ferne immer mal wieder zu, aber gleichzeitig merke ich auch, wie sie sich immer weiter zurück zog. Spreche ich sie darauf an, lässt sie mich jedes Mal aufs neue wissen, dass alles in Ordnung sei. Eigentlich will ich ihr schon glauben schenken und hoffe wirklich, dass ich mir einfach nur viel zu viele Sorgen mache, aber ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache bleibt mir doch.

Da wir in den nächsten acht Tagen frei haben, bevor es für uns (inklusive Robin) dann nach Auckland geht und somit der Startschuss für einige Termine und Konzerte in Neuseeland fällt, habe ich gestern Abend beschlossen, dass ich mich gemeinsam mit meiner Freundin einfach absetzen. Ich will Zeit mit ihr verbringen, ohne das die Jungs uns stören und ihr die Aufmerksamkeit geben die sie verdient, schließlich hat sie extra den langen Weg auf sich genommen.

Gestern war der erste und einzige Tag, an dem Robin sich abgesetzt hat. Am Morgen hatte sie mir gesagt, dass sie sich nicht so gut fühle und lieber nicht mit gehen würde. Während wir also erst bei einem Radiosender zu Gast waren, bevor wir ein Fotoshooting inklusive abschließendes Interview für ein Online Magazin hatten und Abends zu Gast bei einer TV Show waren, hat Robin den Vormittag, laut ihren Erzählung zwischendurch am Telefon, im Hotel verbracht und war am Mittag ein wenig in der Stadt unterwegs, bevor sie im Hotelrestaurant einen Kleinigkeit gegessen hat und sich dann früh schlafen legte. Ich kann es sehr gut verstehen, dass sie ihr Zeit hier anders verbringen will als Tag ein Tag aus mit uns von einem Termin zum anderes zu Hüpfen und bin ihr auch überhaupt nicht böse, dass sie sich mal abgesetzt hat, allerdings hat es mir auch gleichzeitig gezeigt, dass ich in den nächsten Tagen mal etwas ändern muss.

Die anderen drei Jungs stehen voll und ganz hinter meinen Entschluss, mal ein paar Tage mit Robin alleine zu verbringen und haben mir sogar bei den Vorbereitungen geholfen. Wir haben noch gestern Abend einen Mietwagen organisiert und mit unseren Chefs gesprochen, die nicht begeistert waren, aber auch einsahen, dass wir unsere freien Tage nach unseren Vorstellungen verbringen wollen. Ich versprach ihnen keinen Unsinn zu machen, auf uns aufzupassen und spätestens in neun Tagen in Auckland zu sein, wenn wir es innerhalb der acht Tagen nicht wieder zurück hier her schafften, um mit den anderen zu fliegen.

Heute Morgen bin ich schon früh aufgestanden, habe den Mietwagen abgeholt und war nun noch ein wenig einkaufen. Ich habe keine Ahnung, wohin es uns führen wird, denn ich werde mich ganz nach Robin richten, weswegen ich ein paar Vorräte gekauft habe, im großen und ganzen vor allem Getränke, aber auch Snacks.

Nun, bin ich wieder am Hotel und muss nur noch meine Pläne mit meiner Freundin teilen, allerdings bezweifle ich, dass sie großartig etwas dagegen haben wird.

„Wo warst du?", will Harry von mir wissen, als ich das Hotel betrete und er gerade aus dem Hotel eigenen Restaurant geschlendert kommt. „Den Mietvertrag abholen und ein paar Besorgungen machen.", lasse ich ihn wissen. Überrascht schaut er mich an und verschränkt dann die Arme vor der Brust. „Du hast Robin nicht bescheid gesagt, kann das zufällig sein?", will er von mir wissen, woraufhin ich langsam nicke. „Sie hat noch geschlafen, als ich aufgestanden bin und auch noch als ich aus der Dusche kam und mich fertig gemacht habe. Ich dachte ich lasse sie einfach schlafen. In den letzten Tagen ist sie immer mit mir aufgestanden. Du weißt selber, wie früh das manchmal war.", erkläre ich ihm. Er seufzt und schüttelt den Kopf, bevor er mir auf die Schulter klopf und das Hotel verlässt. „Du musst noch einiges lernen Niall. Viel Glück."

Etwas verwirrt schaue ich ihm hinterher. Viel Glück, wobei? Mit gerunzelter Stirn gehe ich in Richtung Aufzüge. Gerade als ich den einen Aufzug betreten will, sehe ich ihm Augenwinkel wie Robin den anderen verlässt. „Robin?", rufe ich ihr hinterher. Ich sehe wie sie sich kurz umdreht, mich definitiv sieht und dann allerdings weiter geht. Ich runzel die Stirn und brauche einen Augenblick, bis ich ihr hinter eile. Draußen angekommen, schaue ich nach links und rechts finde sie jedoch nicht mehr. Sie kann doch nicht so schnell verschwunden sein. Als ich mein Handy aus meiner Hosentasche ziehen will, stelle ich fest das ich es überhaupt nicht dabei habe - weswegen ich schnell wieder ins Hotel zurück gehe und auf den direkten Weg in Richtung unseres Zimmers.

Unterwegs treffe ich Liam. „Tauchst du auch wieder auf?", will er von mir wissen. „Ich hab noch das eine oder andere organisiert.", lasse ich ihn wissen. „Vielleicht hättest du Robin zumindest eine Nachricht hinterlassen sollen, dass du gleich wieder da bist. Sie schien ziemlich sauer zu sein.", lässt er mich wissen. „Dann hat sie vorhin wirklich das Hotel verlassen?" Er zuckt mit den Schultern. „Ich kann es mir gut vorstellen. Als sie vorhin beim Frühstück war und wir ihr auch nicht sagen konnten wo genau du bist, ist sie ziemlich giftig nach oben. Ich wollte gerade bei euch klopfen und ihr zumindest ein Teil deiner Pläne verraten, wenn du es noch nicht gemacht hast." Ich schüttel den Kopf. „Wann denn? Zugegeben ich habe ein wenig länger gebraucht, aber...." - „Du hast selber gesagt, dass ihr beide echt wenig Zeit in den letzten Tagen zusammen hattet und du das Gefühl hattest, dass sie sich zurück zieht. Vielleicht hättest du ihr zumindest eine kurze Nachricht hinterlassen sollen." „Ja ihr Klugscheißer habt ja recht.", gebe ich nun grummelig von mir und gehe zu unserem Zimmer.

Ich rufe nach meiner Freundin, aber wie vermutet ist sie nicht anwesend. Ich steuer unser Zimmer an und finde mein Handy tatsächlich noch auf dem Nachtschrank. Direkt versuche ich Robin anzurufen und werde auch auf der stelle weg gedrückt. Ich seufze und versuche es noch ein zweites, drittes und viertes mal, erziele da allerdings das selbe.

„Du weißt, dass sie keine Überraschungen mag.", höre ich nun Louis sagen. Wie schön, dass meine Freunde heute alle in Klugscheißer Laune sind. „Was hast du jetzt vor?", will er von mir wissen, als ich nichts erwidere und mich einfach nur auf die Bettkante setze. „Da sie euch sicherlich nicht verraten hat, wo sie hin will warte ich jetzt hier einfach darauf, dass sie wieder kommt. Ihr Koffer steht mich hier, daher nehme ich mal an, dass sie nicht auf den Weg zu Flughafen ist und irgendwann wieder hier auftaucht."

⏭️⏮️

Vier Stunden und ein dutzend erfolglose versuche Robin zu erreichen, sitze ich noch immer alleine in unserem Hotelzimmer. Einzig Charly hat mir eine kurze Nachricht geschickt, dass ich ein Trottel sei. Gut wenn meine Freundin ihren Frust bei ihrer Schwerster abladet, besser und vor allem lieber wäre es mir jedoch, wenn sie endlich wieder zurück kommt und mit mir redet. Ich hingegen habe ihrer Schwester bloß geschrieben, dass ich es weiß und sich alles klären wird, sobald sie auch mal wieder mit mir redet.

Gerade als ich versuchen will Robin nochmal anzurufen, wird die Hotelzimmertür geöffnet. „Hey.“,  gebe ich von mir als Robin das Zimmer betritt und stehe auf. Sie gibt ebenfalls ein leises Hey von sich, stellt ihre Taschen an die Seite und verschwindet im Badezimmer. Seufzend lehne ich mich gegen der gegenüberliegenden Wand. „Es tut mir Leid Robin. Ich hätte heute Morgen nicht so einfach verschwinden sollen, ohne dir eine Nachricht zu hinterlassen.“, gebe ich von mir. Als nichts von ihr kommt fordere ich von ihr, dass sie mit mir spricht.

Ich höre die Toiletten Spülung. Seufze und setzte dann erneut an, um zu kreuze zu kriechen. Louis hatte nämlich recht, wenn Robin eins hasst, dass definitiv Überraschungen. „Schatz komm schon, dass war blöd, das weiß ich jetzt auch, aber es gibt eine ganz einf....“ - „Willst du eigentlich, dass ich hier bin?“, unterbricht sie mich und öffnet die Badezimmer Tür. Ich runzle die Stirn. „Natürlich.“, antworte ich ihr. „Sicher? Ich hatte in den letzten Tagen nämlich eher nicht den Eindruck. Ich mein klar, ich wusste von Anfang an, dass deine Zeit hier eher begrenzt ist, aber du hast dir in den letzten Tagen ja noch nicht mal eine Stunde frei schaufeln können, dabei gab es meiner Meinung nach genügend Gelegenheiten und heute Morgen verdünnisierst du dich auch einfach.“, entgegnet sie und mir wird bewusst, dass ich in den letzten Tagen wohl so einiges Verbockt habe, wenn auch unbewusst. Allerdings hätte sie durchaus auch mal etwas sagen können.

„Warum hast du nichts gesagt?“, hake ich nach und sehe wie sie mit den Schultern zuckt. „Ihr standen in den letzten Tagen so verdammt unter Strom, glaubst du wirklich ich nerve dich da auch noch mit, dass ich mir wünsche mal ein, zwei Stunden mit dir allein zu haben?“ Prüfend schaue ich sie an und merke mal wieder wie viel Glück ich mit Robin habe, welche allerdings gleichzeitig mal wieder ziemlich zurück steckt, bloß um es mir gerecht und ihrer Meinung nach einfach zu machen. Genauso hat sie es auch nach dem Unfall ihrer Schwester gemacht. Sie hat dafür gesorgt, dass Charly alles hat was sie braucht, dass es ihr gut geht und zugleich ihre Bedürfnisse und Wünsche weit, weit hinten angestellt.

„Ich war heute Morgen unterwegs, um unser Mietwagen abzuholen und ein paar Vorräte zu besorgen.“, lasse ich sie wissen und sehe wie sie die Stirn kraus zieht. „Ich habe gedacht, ich lasse dich heute mal ausschlafen und überrumpel dich erst, wenn ich wieder hier bin damit, dass wir uns die nächsten Tage einfach mal absetzen. Irgendwo hinfahren und unsere Zeit genießen.“, erkläre ich nun weiter. Nun ist sie es die seufzt. „Tut mir leid.", gibt sie leise von sich. Ich schüttel den Kopf und greife nach ihr, um sie dann zu mir zu ziehen und sie zu umarmen. „Mir tut es leid. Wenn ich einfach etwas gesagt hätte, dann wären wir wahrscheinlich schon längst unterwegs.“, kontere ich.  „Vielleicht haben wir beide nicht alles richtig gemacht.“, murmelt sie und schaut anschließend hoch. Schnell drücke ich ihr einen Kuss auf die Lippen. „Lass es uns vergessen, unsere Taschen nehmen, auschecken und dann einfach los.“

Etwas überrumpelt schaut sie mich an. „Jetzt? Sofort?“ Überzeugend nicke ich. „Klar. Während du unterwegs warst habe ich unsere Koffer zusammen gepackt und ins Auto geschmissen. Also warum warten?“ „Weil.....“, sie stockt und sieht mich Lächelnd an, bevor sie ihr Schultern hebt. Ich küsse sie erneut. „Also dann. Los geht's.“

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