||31|| Die Sache mit dem Alltag

Acht Wochen später.....

Robin|| Meine Schwester hatte es vorausgesagt: Niall als Freund zu haben ist etwas völlig anderes, als all meine Exfreunde vor ihm. Ihrer Meinung nach, bin ich's gewohnt die zweite Geige zu spielen und nur mäßig respektiert zu werden. Irgendwie hat sie recht, aber so hundertprozentig stimmt es nun auch nicht.

Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass ich meine Schwester bisher immer etwas beneidet habe. Als sie mit Niall zusammen war, gab es ebenfalls solche Momente, nicht etwa weil ich Eifersucht war und zu diesen Zeitpunkt schon Gefühle für meinen jetzigen Freund hegte, sondern war es eher die Tatsache wie er sie behandelt. Soweit ich es sehen konnte, haben beide immer zu gestrahlt wenn sie sich gesehen haben. Keiner war jemals sonderlich genervt, wenn der andere mal schlechte Laune hatte. Niall hat ihr die Sterne vom Himmel geholt, hat sich Gedanken gemacht, wenn er mit ihr ausgehen wollte. Im Grunde war es die Tatsache, dass sie seine Nummer eins war und ich bei Jonas eher irgendeinen hinteren Platz belegte.

Allerdings ist all das mit Jonas weit, weit in der Vergangenheit und zwischen Niall und mir läuft es einfach Traumhaft. Wir verbringen noch immer jede Menge Zeit miteinander und ich habe nicht das Gefühl, dass mein Freund so langsam aber sicher genug von mir hat. Er erscheint noch immer während meiner Schicht im Café, holt mich ab und an von der Uni ab, lässt sich nicht beirren, wenn Oli oder Jace ihn Fragen ob er denn Kein Zuhause hat (ganz egal ob er nun bei uns im Café oder Zuhause ist, eine solche Floskel muss er sich immer und immer wieder anhören) und überrascht mich noch immer. Nicht etwa mit extravaganten Dates, wie er es bei meiner Schwester gemacht hat, es ist einfach sein liebevolles und respektvolles Verhalten, welches er mir gegenüber an den Tag legt. Ich bin seine Nummer und das lässt er mich auch immer wieder wissen. Ganz gleich wie.

Ich hoffe wirklich ihm das selbe Gefühl zu geben, auch wenn ich manchmal der Meinung bin, nicht gleich ziehen zu können, nicht genug für ihn zu sein - allerdings will er davon absolut nichts hören.

Im Großen und Ganzen bin ich, sind wir, verdammt glücklich, dass wir es doch noch auf die Reihe bekommen haben und Niall sich nicht von meiner kalten Schulter hat beirren lassen.

Auch meinen heutigen freien Nachmittag verbringen wir zusammen. Eigentlich wollte ich ein paar ruhige Stunden damit verbringen meine immer wieder aufgeschobene Hausarbeit zu schreiben (ich lasse extra ein paar Kurse sausen), während Niall mit den Jungs im Studio ist, allerdings hat er selber dort nur ein Bruchteil von der Zeit gesessen die eigentlich angesetzt war und ist stattdessen zu mir gestoßen.

Gemeinsam sitzen wir auf dem Balkon, der zu Olis, Jace und meiner Wohnung gehört. Ich habe es mir nicht nehmen lassen hier ein paar gemütliche Sitzgelegenheiten her zu stellen, Blumen, Erdbeeren und ein bisschen Gemüse zu pflanzen und den längst ausgeblichenen Sonnenschirm durch einen neuen zu ersetzen, weswegen wir gemütlich auf der eigentlichen viel zu kleinen Couch sitzen. Im Allgemeinen habe ich in unserer WG, nebenbei, ziemlich herum gerodelt, was die beiden Jungs nicht immer super toll fanden, es letztendlich dann aber doch stillschweigend akzeptiert haben.

Zusammen mit Niall, meiner Schwester, Dave und ab und zu auch Harry, Louis und Liam, habe ich mein neues Zimmer einen frischen anstrich in Mint grün verpasst, haben all meine Sachen aus Charly und meiner Wohnung geholt, neue und alte Fotos aufgehängt und einen kuschelig flauschigen Teppich vor meinem Bett verlegt - wir haben es einfach gemütlich und wohnlich gemacht und das dann auch weiter in der Wohnung verteilt. An der  Wand in der Küche zieren zwei Wandtattoos in Form einer Engel und einer Teufel Tasse. Für den großen Esstisch hat Charly eine Tischdecke genäht und vor der Couch liegt nun ebenfalls ein großer Teppich, damit die Fliesen nicht ganz so kalt sind.

Meine Schwester und ich sind uns ziemlich einig, dass uns der Abstand mehr als nur gut tut und während ich auf gar keinen Fall auf meine Neuen Mitbewohner verzichten möchte, genießt sie das allein leben und hat relativ schnell aus meinem alten Zimmer ein kreatives Nähzimmer gemacht. Dennoch sehen wir uns gut alle zwei Tage, auch wenn es manchmal nur ein paar Minuten sind, in denen sie im Café vorbeischaut. Wir schreiben und telefonieren dafür täglich und gönnen uns alle zwei Wochen einen Abend nur für uns alleine. Ohne (manchmal Nervige) Mitbewohner, ohne Freunde.

Ich runzle die Stirn, als mein Handy eine neue Nachricht von Oli Ankündigt.

Freitag und Montag Frei geht klar.

„Alles okay?“, will Niall von mir wissen und lässt sein Block auf meine Füße sinken, die auf seinem Schoß liegen. „Ähm Oli schreibt mir gerade das es klar geht, dass ich am Freitag und Montag frei mache. Ich glaube er hat sich vertan.“, gebe ich von mir und will gerade zurück schreiben, als mein Freund es beneint. „Ich habe Oli und Jace gefragt ob es gehen würde, wenn du Freitag und Montag frei bekommen würdest.“, lässt er mich nun wissen. Überrascht schaue ich ihn an. „Du?“

Er nickte. „Ja ich. Ich weiß das du es nicht magst, wenn ich irgendwas extravagantes Plane, aber wir sind am Samstag zwei Monate zusammen und ich dachte wir könnten ein verlängertes Wochenende verschwinden. Nur du und ich. Immerhin hast du am Freitag und Montag auch keine Uni.“, erklärt er mir. Etwas sprachlos schaue ich ihn noch immer an und gebe ein „Ahha.“ von mir. „Tut mir leid. Es sollte eine Überraschung sein. Ich dachte du würdest dich vielleicht darüber freuen.“ Seine Enttäuschung ist deutlich heraus zu hören, dabei ist es gar nicht so, dass ich mich nicht freue…. Ich bin einfach bloß überrascht. „Wir müssen ni…..“ - „Nein. Ich mein Doch, wir müssen.“, unterbreche ich ihn, stelle den Laptop auf den kleinen Tisch und ziehe meine Füße von seinen Beinen um mich im nächsten Moment auf seinen Schoß zu setzen. „Ich bin überrascht. Ziemlich sogar und auch wenn es im Moment absolut nicht danach aussieht, ich freue mich Wahnsinnig auf das was du geplant hast.“, stelle ich klar und drücke ihm ein langen und innigen Kuss auf die Lippen.

„Wirklich?“, will er von mir wissen als wir uns voneinander lösen und erhält ein nicken als Antwort. „Du fühlst dich nun nicht überrumpelt und eventuell eingeengt, weil ich Sachen für dich entschieden habe und ich dich nun quasi vor vollendete Tatsachen stelle?“ Ich runzle die Stirn, dass klingt ja so überhaupt nicht nicht nach Niall. „Wer hat dir denn diese Wörter in den Mund gelegt?“ Er zuckt mit den Schultern. „So ziemlich jeder, dem ich von diesem Plan erzählt habe: Deine Schwester, Jace, die Jungs. Alle haben mich daran erinnert, dass du nicht Charly bist und es vielleicht nicht ganz so lustig findest, wenn ich Donnerstagabend mit den Flugtickets vor dir stehe.“, erzählt er mir. Ich runzel die Stirn. Dennoch hat er sich nicht abhalten lassen. Wiederholt küsse ich ihn. „Das ist quatsch. Klar bin ich etwas überrumpelt und am Donnerstag wäre es genauso gewesen, aber ich hätte mich gefreut. Genauso wie ich mich nun freue.“, versichere ich und entlocke ihm endlich ein Lächeln.

Diesmal ist es Niall der die Initiative ergreift und mich küsst, mit dem Unterschied das es diesmal viel intensiver und fordernener wird. Ich lasse es zu, dass seine Hände unter meinen Tshirt wandern und genieße seine zärtlichen Berührungen. „Ich glaube wir sollten….“, gibt Niall von sich, als wir uns schwer atmend voneinander lösen und stockt als wir die Haustür hören. „demnächst definitiv bei mir rummachen.“, beendet er seinen Satz, richtet sich auf und zieht mein Shirt wieder richtig. Meine Wangen werden direkt warm und nehmen wahrscheinlich die Farbe einer Tomate an.

„Oh, so sieht es aus, wenn du deine Hausarbeit schreibst?“,  bemerkt Jace als er an der Balkontür vorbei geht. „Die ist sogut wie fertig.“ „Ahhhh.“, gibt er von sich und verschwindet wieder. „Ich suche den Hefter in denen wie unsere Rechnungen vom Cafe ablegen. Hast du ihn gesehen?“, ruft er. „Nö.“ „Du solltest ihm suchen helfen, vielleicht verschwindet er ja direkt wieder und wir könnten doch noch in deinem Zimmer, um dort weiter zu machen wo wir gerade gestört wurden.“, schlägt Niall grinsend vor. Mit großen Augen schaue ich ihn an und schlage ihm gegen die Schulter. „Und zu mir meintest du heute Morgen noch ich sei ein Nimmersatt.“, erinnere ich ihn und stehe auf um seinen Vorschlag zu befolgen.

Auch diesbezüglich läuft es sehr gut zwischen uns. Niall ist super zärtlichen, gibt uns Zeit, aber nicht zu viel und überlässt mir auch gern mal die Oberhand. Ich bin super froh, dass mich meine Erinnerungen an unser erstes Mal, ob nun betrunken, angetrunken oder halb nüchtern (so bezeichnet zumindest Niall sein Zustand in besagter Nacht - auch wenn es meiner Meinung nach dasselbe ist wie angetrunken) nicht getäuscht haben.

„Steht der Ordner nicht normalerweise im Büro?“, will ich von Jace wissen und lehne mich an den Türrahmen der zu seinem und Olis Schlafzimmer gehört. „Eigentlich schon, aber Oli hat überall gesucht. Angeblich. Dort war er nicht.“, antwortet er mir und schaut sogar unter dem Bett nach. „Zwei unserer Lieferer haben uns eine Rechnung geschickt und ich glaube die eine ist definitiv doppelt.“ „Als wir am Freitag Café und Sahne und sowas bekommen haben, hat Ella den Lieferschein dort abgeheftet.“, lasse ich ihn wissen und sehe wie er mich überrascht anschaut und ein Ahha von sich gibt. Ich zucke mit den Schultern. „Sie meinte sie macht das immer so. Oli hätte ihr das so gezeigt. Ich habe ihr zwar gesagt, dass ich es völlig anders kenne, aber streiten wollte ich mich deswegen nun auch nicht mit ihr. Ich habe
noch gesehen, wie sie den Ordner im Schrank über die Kaffeemaschine gestellt hat, wo die großen Schüsseln stehen.“ Er verdreht stöhnend die Augen zieht sein Handy aus seiner Hosentasche und ruft anscheinend seinen Freund an.

„Nein, ich habe den Ordner noch nicht gefunden, aber schau mal im Schrank nach, wo die großen Schüsseln stehen.“, fordert er und steht vom Boden auf. Während Jace auf eine Antwort von Oli wartet, lehne ich mich ein wenig zurück und erblicke Niall am Geländer lehnend telefonieren.  „Robin meinte Ella hat ihn dort hinein gestellt.“, höre ich meinen Mitbewohner sagen und schaue wieder zu ihm. „Ja woher soll ich das denn wissen. Du hast sie eingearbeitet und arbeitest die meiste Zeit mit ihr zusammen….. Das habe ich überhaupt nicht gesagt… Ich….. Wow alter halt mal schön den Ball flach und lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.“ Ich verziehe das Gesicht als der ältere zu mir schaut. In all den Monaten in denen ich die beiden kenne und in all den Wochen in denen ich schon mit ihnen zusammen wohne, habe ich noch nicht einmal mitbekommen, dass sie sich nicht verstehen. „Wir sollten gemeinsam mit ihr reden und wenn es nicht besser wird müssen wir uns eben von ihr verabschieden…. Ich weiß. Ja bis gleich.“

Als er auflegt, sieht der sichtlich genervt aus. „Probleme?“, will ich wissen und betrete nun doch das Zimmer. „Nicht was wir nicht lösen können, mach dir mal keine Sorgen. Leider arbeiten nicht alle unsere Mitarbeiter so präzise und akkurat wie du. Ich hoffe bloß, diesmal brauchen wir nicht ganz so lange, bis wir neues Personal finden.“ „Elli muss gehen?“,  frage ich überrascht, dass hörte sich gerade noch ein wenig anders an. Ich kenne meine Kollegin nicht wirklich, denn sie ist meistens da wenn ich nicht arbeiten muss, allerdings verzichte ich auch gerne drauf - denn wirklich verstehen tun wir uns nicht…

„Sie hat sich in den letzten Monaten einfach einiges geleistet und die Tatsache, dass niemand mit ihr zusammenarbeiten will, spricht auch nicht für sie.“, antwortet er mir. „Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mit ihr zusammenarbeiten will.“, stelle ich klar. „Mittlerweile kennen wir dich und uns ist klar, dass ihr beide absolut nicht miteinander auskommt.“, kommentiert er und sucht sich ein paar Bücher zusammen. „Und ab wann dann?“ frage ich vorsichtig und habe irgendwie Angst, dass es Probleme mit Nialls Plänen geben könnte….„Für dich wird sich nichts ändern keine Sorge. Deine Tage bleiben deine Tag und sollte eventuell mal etwas aus der Reihe geplant sein, wird das auch kein Problem.“, verspricht er mir und tippt mir grinsend auf die Nase. „Danke.“, gebe ich von mir und werde von ihm in eine warme Umarmung gezogen. Es ist schon erschreckend, dass sich in so kurzer Zeit eine so innige Freundschaft zwischen den Herren des Hauses und mir entwickelt hat.

„Nicht dafür und Tut mir übrigens Leid, dass ich dich und Niall vorhin bei etwas gestört habe.”, höre ich ihn belustigt sagen und löse mich von ihm. „Ich weiß nicht wovon du sprichst.“, versuche ich ihm weiß zu machen und erhalte ein lachen. „Oh bitte, deine roten Wangen und die Tatsache wie ihr dort draußen auf der Couch gesessen habt, hat mir einiges verraten.“, entgegnet er und lässt mich erneut rot werden. Belustigt schüttelt er wieder den Kopf. „Ich werde nun wieder ins Café gehen und Oli davor bewahren ganz durch zu drehen.“, informiert er mich und folgt mir aus dem Schlafzimmer. „Dir oder euch noch viel spaß bei der Hausarbeit oder was auch immer ihr noch vorhabt.”

Er drückt mir ein Kuss auf die Stirn und verschwindet wieder. Peinlich berührt bleibe ich zurück. Wieso musste das gerade uns passieren, wobei erwischt oder gesehen hat er ja nun nichts. Er kann nur eins und eins zusammen zählen. „Ich muss nochmal los zu den Jungs, ist das Okay für dich?“ Ich nicke und versuche meine Enttäuschung zu verbergen. Niall küsst mich und geht zu der Garderobe um sich seine Jacke zu nehmen. Ich gehe mit ihm bis zur Tür. „Ich melde mich wenn wir fertig sind. Vielleicht können wir ja später dort weitermachen, wo wir gezwungenermaßen aufgehört haben.“, schlägt er vor und küsst mich erneut nachdem ich nickend zugestimmt habe.

Bevor er ganz die Treppe hinunter verschwunden ist, fällt mir noch eine Kleinigkeit ein, die ich vorhin schon vergessen habe. „Niall, Flugtickets? Wo geht es eigentlich hin?“ Mein Freund zuckt grinsend mit den Schultern. „Überraschung.“ Ich hasse Überraschungen!

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