||22||Die Sache mit Hänsel und Gretel und der Unsicherheit
Niall|| Es ist doch klar, dass nichts, wirklich nichts so läuft wie ich es mit vorgestellt habe.
Die Blumen die ich extra gekauft hatte, sind platt, weil ich so schlau war und sie auf dem Fahrersitz gelegt hatte, bevor ich nochmal schnell in den Supermarkt geflitzt bin, weil mir noch etwas für den Korb fehlte. Natürlich habe ich mich keine fünf Minuten später drauf gesetzt.
Das ich nicht Nachgetankt habe, wir stehen geblieben sind und der blöde Abschleppwagen gute anderthalb Stunden brauchte und auch die Jungs nicht früher zu uns gestoßen sind, war bisher noch das weniger übel. Mittlerweile sind wir bei durch den feinen Nieselregen etwas nass geworden und frieren irgendwo in der Pampa vor einer Werkstatt. Der Chef hat mir soeben gesagt, dass mein Auto heute sicherlich nicht mehr repariert wird. Scheiße, aber rechtzeitig hätten wir es eh nicht mehr geschafft.
Unsere einzige Rettung sind nun Liam und Harry. Liam hat gerade angerufen und meinte in wenigen Minuten hier zu sein. Wir könnten sein Auto haben, allerdings glaube ich kaum, dass Robin noch großartige Lust hat irgendwohin zu fahren. Zurzeit ist sie im Büro und wärmt sich mit einer Tasse Tee etwas auf. Es hat mich ein wenig überrascht, dass sie so überhaupt nicht gemeckert oder gejammert hat. Sie ist absolut ruhig geblieben.
Jedoch würde es mich auch nicht wundern, wenn sie innerlich am brodeln ist. Dabei habe ich mir das ganze hier eindeutig anders vorgestellt. Nicht nur das so verdammt viel schief gegangen ist, irgendwie werden wir auch nicht mehr wirklich warm miteinander.
„Du hast nicht ernsthaft vergessen zu tanken.", gibt Liam direkt etwas belustigt von sich, als er aus dem Auto steigt. „Das ist überhaupt nicht Lustig.", entgegne ich, allerdings lacht er nickend. „Doch irgendwie schon." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Nach späßen ist mir ehrlich gesagt überhaupt nicht zu Mute.
„Wo hast du denn Robin gelassen?" Ich nicke in Richtung des Büros. „Sie wärmt sich mit einer Tasse Tee auf. Wir sind vorhin etwas nass geworden.", antworte ich ihm. Er reicht mir seinen Autoschlüssel. „Vielleicht verfrachtest du sie ins Auto und dann siehst du zu das ihr los kommt. Vielleicht schafft ihr es ja noch rechtzeitig. Ich warte derweil auf Harry.", schlägt er vor. Ich schüttel mit dem Kopf. „Von hier aus fahren wir locker noch eine dreiviertel Stunde, das schaffen wir nun nicht mehr.", gebe ich von mir und gehe Robin entgegen, nachdem Liam mich darauf hingewiesen hat, dass sie gerade das Büro verlässt.
„Ich wollte auch gerade zu dir.", lasse ich sie wissen. „Bitte sag mir das wir los können. Ehrlich gesagt finde ich sie ein wenig gruselig.", erzählt sie mir. Ich runzel die Stirn. „Wieso?" Sie zuckt mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht. Irgendwie erinnert sie mich an die Hexe von Hänsel und Gretel.", antwortet sie mir. Grinsend schaue ich sie an, woraufhin sie bloß nochmal mit den Schultern zuckt. „Na gut Gretel, dann geh doch schon mal ins Auto von Liam retten. Er fährt gleich mit Harry zurück. Ich geh nur kurz fragen wie lange er glaubt mit meinem Auto zu brauchen.", schlage ich vor und erhasche tatsächlich ein Lächeln. Sie nimmt mir den Autoschlüssel ab. „Wenn du magst, kannst du ja schon mal die Heizung anmachen. Dann wird dir vielleicht schneller warm." Sie zeigt mit einen Vogel. „Lass mal Hänsel, bei unserem Glück, springt das Auto dann auch nicht mehr an."
Eine dreiviertel Stunde später sind wir wieder zurück auf den Weg nach London. Wir sind beide durchgefroren, haben klamme Klamotten und wirklich Lust hat gerade Robin nicht mehr. Liam und Harry haben vorgeschlagen noch etwas anderes zu unternehmen, ins Kino oder essen gehen, aber ich glaube kaum, dass sich meine Begleitung darauf auch nur ansatzweise einlässt. Wirklich bereit sie gehen zu lassen, bin ich aber noch nicht. Ich will wenigstens versuchen, meine eine Chance zu nutzen um eventuell noch eine zweite zu bekommen.
„Darf ich dir einen Vorschlag machen?" Im Augenwinkel sehe ich wie sie zu mir rüber schaut. „Wenn es darum geht, Liam zu Fragen ob wir seine Sitzheizung ausbauen dürfen, um sie dann bei mir im Wagen einzubauen, bin ich sofort dabei.", antwortet sie mir. „Nee, das war nicht wirklich mein Vorschlag, aber wenn du willst Frage ich ihn trotzdem mal.", erwidere ich. „Meinst du bei meiner alten Karre funktioniert das überhaupt noch? Ich weiß ja überhaupt nicht, ob es überhaupt noch anspringt nachdem ich so lange nicht damit gefahren bin.", entgegnet sie und zum ersten Mal seit wir unterwegs sind, habe ich das Gefühl, dass es nicht verkrampft ist. „Wir können es ja zumindest ausprobieren. Zu not gibt es noch diese Heitzdinger die man durch den Zigarettenanschluss warm bekommt. Weißt du was ich meine?" „Ähm.... Nein." „Na so eine Matte mit Stecker, welchen man eben in den Zigarettenanschluss steckt.", versuche ich es noch einmal. Scheitere bei meiner Erklärung allerdings wieder. „Sorry, aber ich weiß absolut nicht was du meinst." „Ich besorge die so ein Teil und dann geht dir ein Licht aus." Als sie ein zustimmendes okay von sich gibt, habe ich die Hoffnung, dass es noch nicht hoffnungslos ist.
„Allerdings wollte ich dir trotzdem einen ganz anderen Vorschlag machen.", lasse ich sie nun wissen und halte an einer roten Ampel. Sie nickt und schaut mich aufmerksam an. „Was hältst du davon wenn wir irgendwo halten und uns etwas zu essen holen und dann zu mir fahren. Ich gebe dir warme Sachen und wir lassen den Abend einfach mit leckerem Essen ausklingen. Wir könnten auch Outlander weiter schauen, wenn du noch nicht alt so weit voran geschritten bist mit den gucken.", schlage ich vor. Wir haben die Serie mal gemeinsam begonnen und wollten sie auch eigentlich zusammen weiter schauen, sind aber durch den Vorfall nie dazu gekommen.
„Niall ich weiß nicht." „Hey, du wolltest mir diese eine Chance geben, schon vergessen?" Sie runzelte die Stirn und kurz glaube ich Enttäuschung in ihrem Blick zu entdecken, bin mir allerdings auch nicht wirklich sicher ob es wahrhaftig so war oder nur eine Täuschung. „Du willst deine Chance also wirklich so nutzen und nicht auf einen neuen Versuch um das eigentliche zu wiederholen hoffen?", hakt sie nach. So wie sie es sagt, hört sich mein Plan echt bescheuert an, allerdings halte ich an meine jetzige, ziemlich spontane Idee fest und zucke mit den Schultern. „Naja, zugegeben ich habe mir das alles ganz anders zurecht gelegt und ich bin mir sicher, dass dir das andere echt gefallen hätte, aber ich bin auch noch nicht bereit dich wieder Zuhause abzusetzen. Vielleicht gibt es ja auch noch eine weitere Chance.", erkläre ich ihr. Sie beißt sich auf die Unterlippe, was mir zeigt das sie wahrhaftig über diesen Vorschlag nachdenkt.
„Okay." Überrascht schaue ich zu ihr. „Wirklich?" Sie nickt. „Oli und Jace sind heute Abend eh schon wieder unterwegs und bevor ich den ganzen restlichen Abend alleine daheim sitze und mir eine Tüte Suppe mache, können wir das ganze nun auch machen." Wirklich nach einer weiteren Chance hört sich das allerdings nicht an.
Ich nicke und lasse mir diese dann eben nicht entgehen. „Auf was hast du Lust? Burger?" Ich sehe wie sie mit dem Kopf schüttelt. „Auf keinen Fall. Burger sind das einzige was Nora so einigermaßen hin bekommen hat, weswegen das so ziemlich das hauptsächliche war, von dem ich mich in den letzten sieben Wochen ernährt habe. Wir haben zwar immer die Brötchen selber gemacht, das Fleisch ab und an selber durch den Fleischwolf gezogen und alles mit einen Haufen Gemüse gepimpt, aber trotzdem habe ich davon erst einmal genug.", erzählt sie mir. „Okay, wie sieht es aus mit Chinesisch?", schlage ich als nächstes vor und sehe, als ich kurz zu ihr hin schaue, wie sie die Nase rümpft. „Von mir aus." Kurz runzle ich die Stirn. Wirklich begeistert schien sie nicht zu sein. „Was ist wenn wir bei dem griechischen Schnellimbiss halten, der bei euch in der nähe ist? Wir könnten diese gemischte Platte holen, die wir schon einmal hatten.", schlage ich vor, weil es so ziemlich das letzte ist, was mir noch einfällt. „Oh ja, dass klingt super.", höre ich sie begeistert zustimmen und steuere diesen Imbiss an.
Eine weitere viertel Stunde voller schweigen halte ich vor dem Imbiss. „Was hältst du von Popcorn oder anderem Süßkram zum Fernsehen schauen?", frage ich und schnalle mich nun ebenfalls an. „Popcorn sind immer gut." Ich nicke, während wir gemeinsam aussteigen. „Okay und wie findest du es dann, wenn wir eben gemeinsam rein gehe, bestellen, dann zahle ich und flitze schnell in den Supermarkt rüber, während du auf das Essen wartest?" Sie zuckt mit den Schultern und gibt ein von mir aus von sich. Ich seufze irgendwie schein ich ihr heute nichts so wirklich recht zu machen.
Nachdem wir unser Essen bestellt haben, gehe ich schnell zum Supermarkt rüber und beschließe mir ein wenig Hilfe bei ihrer Schwester zu holen. Es klingelt nur zweimal, da geht sie schon dran. „Sag bloß du hast es schon vermasselt." „Ich bin mir nicht ganz so sicher, aber gut sieht definitiv anders aus.", erwidere ich. „Ernsthaft? Dein Plan war doch ganz einfach. Alles was du...." - „Das ist alles total in die Hose gegangen Charly. Wir sind mit meinem Auto liegen geblieben, der Abschlepper hat sich total viel Zeit gelassen und uns dann irgendwo in der Pampa zur Werkstatt gefahren. Liam hat uns sein Auto gegeben und ich konnte deiner Schwester dazu überreden, dass wir uns Essen holen und die Serie weiter schauen, die wie mal angefangen hatten.", unterbreche ich sie um alles schnell zu erklären. „Und wo ist sie jetzt?" „Sie wartet auf unser Essen, während ich in den Supermarkt will um Popcornmais und so ein Zeug zu kaufen. Du musst mir aber helfen.", lasse ich sie wissen.
„Wobei?", will sie von mir wissen. „Keine Ahnung. Ich habe zum Beispiel keine Ahnung, wie sie ihre Popcorn isst. Süß oder salzig? Ich weiß nicht, was sie sonst noch so an Naschkram will. Genauso wenig Ahnung habe ich, wie ich die Stimmung zwischen uns ein wenig lockere. Es läuft einfach alles andere als gut." Ich höre sie lachen. „Das ist nicht lustig.", gibt sie von sich. „Doch. Man Niall mach dich einfach mal ein wenig locker und hör auf dir so ein Kopf zu machen.", gibt sie von sich als ich den Supermarkt betrete. „Du hast gut reden." „Ihr habt euch doch sonst auch immer verstanden. Robin ist ganz einfach. Für Popcorn holst du noch braunen Zucker und lässt sie es später einfach selber machen. Sie liebt es wie du Karamellisiert. Neben dem Zeug kannst du mit diesem Cookie Eis auch nicht viel falsch machen.", schlägt sie vor. Ich seufze. „Das klingt alles viel leichter als es überhaupt ist." „Das wird schon, sei einfach du selbst."
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