||21|| Die Sache mit dem leeren Tank
Robin|| „Vielleicht ist es überhaupt keine so schlechte Idee.", höre ich Nora sagen und ziehe mir die dicke schwarze Strumpfhose über, weil sie mir gerade zu dem schwarz geblümten Kleid geraten hat, statt "nur" eine Jeans und ein Pullover zu tragen. „Robin.", hatte sie gesagt „Wenn du schon mit ihm ausgehst und jetzt schon vor hast das sicherlich nicht zu wiederholen, dann zeige ihm zumindest, was er hätte haben können. Was genau ihm da entgeht." Ich habe auf ihren Rat gehört, mich umgezogen und meine Zweifel mit ihr geteilt.
Ich weiß auch nicht so genau, was mich geritten hat. Warum ich genau auf Nialls Vorschlag, mit ihm auszugehen, eingegangen bin. Vielleicht ist es die Aussicht, dass er mich danach endlich in Ruhe lässt. Vielleicht hat mich seine hartnäckigkeit auch überzeugt. Vielleicht will ich auch einfach schauen wo das endet - ob er es wirklich ernst meint, oder er es doch nur so dahin gesagt hat. Eigentlich kann ich mir kaum vorstellen, dass er nach meiner Zwillingsschwester wirklich noch Interesse an mir hat.
„Wieso?", will ich von ihr wissen und setzte mich vor mein Laptop auf mein Bett. „Du sollst die grüne Strickjacke noch drüber ziehen, die ich dir geschenkt habe.", schlägt sie vor woraufhin ich noch einmal aufstehe und zu meinen, nach Florida mit Nora, viel zu kleinen Kleiderschrank gehe und nach der Jacke greife. „Naja Augenscheinlich hast du noch immer irgendwie Interesse an ihm und...." - „Nein, das stimmt so nicht.", falle ich ihr ins Wort und setze mich wieder auf mein Bett. Die blonde sieht mich skeptisch an, zieht ihre Haare nach vorne und fängt an ihr langes Haar zu einem Zopf zu flechten. „Meine Bedingungen war, dass es diese eine Chance gibt und er mich dann in Ruhe lässt. Verdammt Nora er kann echt hartnäckig sein und irgendwann will ich auch einfach wieder meine Ruhe haben.", stelle ich klar. „Jaja Süße, rede dir das nur weiter ein. Fakt ist doch, dass du nur so im Liebeskummer geschwommen bist, als du hier warst - was auf keinen Fall etwas schlimmes ist, aber du musst dir selber einfach mal eingestehen, dass du dieses Typen mehr magst als es dir vielleicht gerade in den Kram passt. Daran ist auch absolut nichts verwerfliches, denn anscheinend mag er dich auch ziemlich gerne, ansonsten würde es weder Pralinen, noch Blumen geben. Er hätte dich auch nicht bis nach Hause begleitet um sicher zu gehen, dass du heil ankommst, nachdem du ihn so verdammt oft abgewiesen hast." Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht."
Ich sah wie sie die Augen verdrehte. „Mal im Ernst. Wäre es so verdammt schlimm, wenn sich etwas zwischen euch entwickeln würde? So wie es sich für mich angehört hat, hattest du ihn nämlich bis zu diesem TAG X ziemlich gern.", will sie von mir wissen und streckt sich einmal über den Laptop und lässt sich mit einer Schüssel wieder in den Sofa sinken. „Er war mit Charly zusammen und..." - „Glaub mir, wenn es vor dem Unfall wirklich soooo gut zwischen den beiden lief, wie du geglaubt hast, dann hätte sich deine Schwester ziemlich schnell erneut in ihn verliebt. Sie war so doof und hat sich Ersatz gesucht, also ist es nur fair, wenn ihr beide auch neu startet.", unterbricht sie mich. Ich beiße mir auf die Lippen. „Und wenn ich für ihn auch nur ein Ersatz bin? Ich habe keine Lust bloß die Zweite Wahl zu sein.", ließ ich sie wissen.
Ich höre sie seufzen. Noch vor ein paar Tagen war sie es, die mir eingeredet hat etwas besseres verdient zu haben. „Wer sagt denn, dass du nicht die erste Wahl gewesen wärst, wenn er euch beide gleichzeitig kennen gelernt hätte?" Ich zucke mit den Schultern. „Siehst du. Finde einfach heraus was du für ihn bist." „Und wenn es in Herzschmerz endet?", frage ich sie. Sie zuckt mit den Schultern, schlürft einen Löffel Suppe und grinst mich dann an. „Dann schicke ich Timothy zu dir nach England. Er wird sich sicherlich freuen, ein wenig linderung zu bringen.", schlägt sie vor. Mit großen Augen schaue ich sie an. „Auf keinen Fall.", protestiere ich. Timothy ist ein eigentlich ziemlich netter Typ aus Noras Clique. Er ist freundlich, zuvorkommend und zugegeben ein ziemlich guter Küsser, aber definitiv nicht das was ich will. „Er hat nach dir gefragt: Wie es dir geht, ob du gut nach Hause gekommen bist, ob ich ihm deine Nummer gebe.", erzählt sie mir.
Ich seufze. „Nora..." - „Jaja, du hast mir bereits gesagt, dass du ihm zwar magst, aber da nie mehr laufen wird. Ich habe ihm auch gesagt, dass er gerade nicht dein Typ ist.", fällt sie mir ins Wort. Ich nicke und kommentiere das ganze mit einem Gut. „Aber um auf deine Frage zurück zu kommen: Ich werde ihm weh tun, wenn er meint dich verarschen zu müssen und glaub mir, ich finde sicherlich noch ein paar Leute die mir Helfen." Grinsend schaue ich sie an. „Ich meine das verdammt Ernst." Lächelnd nicke ich. „Ja das ist mir durchaus bewusst und wenn du dann schon mal hier bist, kannst du vielleicht auch herausfinden, wieso sich Theo gestern Abend so komisch benommen hat.", fordere ich von ihr und erhalte ein nicken als Antwort. Ich hatte ihr in der Nacht schon geschrieben, dass es irgendwie total komisch war. Erst verstehen wir uns relativ gut, er hatte sogar angedeutet, sich noch einmal mit mir treffen zu wollen, ohne meine Mitbewohner, meiner Schwester und seinem besten Freund und dann ganz plötzlich, steht er auf und verabschiedet sich mit der Begründung er müsse noch etwas wichtiges erledigen.
„Vielleicht rufst du ihn an oder schreibst ihm und Fragst nach was da so los war.", schlägt sie vor. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Lust ihm hinterher zu rennen habe ich ehrlich gesagt auch nicht. „Es....", ich stocke als ich höre wie es an der Tür schellt. „Wahrscheinlich ist das Niall." „Dann geh da raus und hab Spaß und lass mich rechtzeitig wissen ob ich mir frühzeitig ein Flug buchen muss oder nicht." Ich nicke. „Mach ich. Es bleibt aber dabei, dass du spätestens in fünf Wochen her kommst oder?" Eifrig nickt sie. „Auf jeden Fall. Ich muss meine Mission Oli und Jace in den Wahnsinn treiben umsetzen." Lachend schüttel ich den Kopf. „Du kannst dabei helfen und schon mal anfangen. Verstell die Antenne und schleuder die Wäsche.", fordert sie von mir, jedoch schüttel ich den Kopf. Ich mag Nora, ehrlich, aber viel lieber wohne ich hier mit den beiden Jungs zusammen - auch wenn ich absolut nicht glaube, dass sie mich aufgrund dieser kindischen Streiche vor der Tür setzen würden. „Ich überlasse lieber dir diese ganzen Sachen. Du bekommst das sicherlich tausend mal besser hin.", erwidere ich als sich die Tür öffnete und Oli herein schaut.
„Niall ist da.", informiert er mich. Ich nicke und schaue zu Nora. „Willst du noch mit deinem Bruder sprechen?", frage ich sie und erhalte von ihr ein nicken, der besagte Bruder jedoch schüttelt den Kopf. Ich winke meiner Freundin noch zu und stehe auf. „Mach mein Laptop nachher vernünftig aus ja?", fordere ich und höre ihn stöhnen. Als wir beide aneinander vorbei gehen, höre ich wie mir beide Geschwister gleichzeitig viel Spaß wünschen. Mich wundert es ein wenig, dass gerade Oli nicht versucht hat, mir das ganze auszureden.
„Hey.", geben Niall und ich gleichzeitig von uns, als ich zu ihm und Jace trete. „Du siehst toll aus.", gibt meine Verabredung von sich, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte. Meine Wangen werden auf der Stelle heiß und ich habe absolut keine Ahnung, wie ich mit so einem simplen Kompliment umgehen soll, weswegen ich ein leises Danke von mir gebe und und nochmal in mein Zimmer verschwinde um meine Jacke und meine Handtasche zu holen. „Du bist gerade mal zwei Sekunden aus deinem Zimmer gewesen. Hat er es da schon geschafft etwas blödes von sich zu geben?", will Oli von mir wissen. Ich schüttel den Kopf. „Ich hab meine Jacke und Tasche hier liegen lassen.", gebe ich nur von mir nehme die beiden Sachen und verschwinde wieder.
Wieder bei den anderen beiden, verabschiede ich mich von Jace und gehe zusammen mit Niall runter zu seinem Auto. Nachdem wir beide im Auto sitzen schaue ich zu Niall. „Und, wohin geht's?", will ich von ihm wissen. „Lass dich überraschen.", antwortet er mir bloß und startet den Wagen. Eigentlich ist mir nach protestieren, schließlich hätte ich so die Möglichkeit vielleicht doch noch vorher die Flucht zu ergreifen, allerdings halte ich den Mund und lass es einfach auf mich zu kommen.
Die nächsten zwanzig Minuten verkaufen schweigend. Ich bin es überhaupt nicht mehr gewohnt, dass es zwischen Niall und mir so verkrampft ist. Nachdem wir gemeinsam dieses "Date" im London Eye hatten, auf dem meine Schwester partout nicht gehen wollte, weil sie sich verdreht hatte, waren wir noch öfters unterwegs und haben das eine oder andere Location besucht, wo er meine Schwester schon ausgeführt hatte. Mal waren wir alleine, mal mit Charlys und oder den Jungs, aber keinmal war es so verdammt ruhig und verkrampft zwischen ihm und mir.
Wir fahren südliche heraus aus London und ich überlege fieberhaft ob uns eines der vorherigen fiktiven Dates schon mal in diese Richtung geleitet hat, aber mir will absolut nichts einfallen.
„Oh nein.", höre ich Niall murmeln, als das Auto zu huckeln und stottern anfängt. „Was ist los?", frage ich und genau in dem Moment schaltet er den Warnblinker an und fährt an den Straßenrand. Entschuldigend schaut er mich an. „Ich denke mein Tank ist leer." Ich runzel die Stirn. „Du denkst, dein Tank ist leer?", hake ich etwas verwirrt nach. Er nickt. „Es könnte auf jeden Fall sein. Denn die Tankanzeige geht nicht mehr richtig und nachgetankt habe ich nicht mehr.", erklärt er mir. „Oh.", ist das einzige was ich dazu sage. „Tut mir Leid.", gibt er von sich und holt sein Handy aus seiner Hosentasche. „Ist ja nicht schlimm.", erwidere ich. „Doch, denn ich habe keine Ahnung, wo die nächste Tankstelle ist und rufe dann lieber ein Abschleppdienst.", kommentiert er, schnallt sie ab und steigt aus dem Auto.
Ich sehe wie er den Kofferraum öffnet und das Warndreieck herausholen, während er mit dem Abschleppdienst telefoniert. Ich beschließe ebenfalls auszusteigen und helfe ihm beim zusammenstecken des Dreieckes, weil es mit einer Hand etwas umständlich aussieht. Eine viertel Stunde später sitzen wir in seinem Kofferraum. „Tut mir Leid. So habe ich mir das sicherlich nicht vorgestellt.", höre ich Niall sagen. Ich zucke mit den Schultern. „Kannst du ja nicht wirklich etwas dafür." „Ich hätte tanken können, dann wären wir mittlerweile fast da.", entgegnet er. „Wo sollte es denn hingehen?", will ich von ihm wissen. Grinsend sieht er mich an. „Verrate ich noch nicht. Ich habe den Jungs gerade noch schnell geschrieben, in der Hoffnung, dass sie es rechtzeitig schaffen und wir auch noch zeitig dort landen wo es hingehen soll.", erwidert er. „Das ist ziemlich gemein, weißt du das eigentlich?" Er nickt. „Ich hoffe einfach, dass dir die Überraschung gefallen wird."
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