||2|| Die Sache mit der Gartenschere
Robin|| Am nächsten Morgen saß ich bei uns auf der Couch. Durch den streit mit Jonas hatte ich ewig gebraucht um einzuschlafen und dann hatte auch schon um halb vier mein scheiß Wecker geschellt, weil ich raus musste um Zeitung auszutragen. Dies war mein zweiter Job. Oder dritter je nachdem in welche Reihenfolge man sie aufzählte.
Immer wieder schaute ich auf die Uhr. Ich hatte noch genau fünfundzwanzig Minuten bevor ich im Café sein musste, weil ich Teresia versprochen hatte, die Kaffeemaschinen für sie sauber zu machen, da sie es am Vortag für mich machte. Ich hatte meine Kollegin schon angerufen, dass es wohl möglich etwas später werden könnte, Begeistert war sie nicht, allerdings habe ich an dem Morgen auch eine endlos lange Diskussion mit meiner Schwester führen müssen, die Niall, ihren Freund, nicht die Türe auf machen wollte, denn obwohl sie ihn mittlerweile von mehreren Fotos kannte, traute sie dem ganzen Braten nicht. "Charly ist es okay, wenn ich ihm nur die Tür auf mache und dann gehe? Ich muss echt los ins Café.", gab ich von mir und schaute wiederholt nervös auf die Uhr. Unsicher sah sie mich an. "Kannst du nicht noch ein wenig bleiben? Ich mag irgendwie nicht alleine mit ihm sein.", gab sie von sich. Ich seufzte. Warum musste denn alles so verdammt kompliziert sein? "Hättest du gestern etwas gesagt, dann hätte ich mich für heute Krank melden können, aber so auf dem letzten Drücker geht es einfach nicht. Aber ich verspreche dir, dass Niall wirklich einer von den guten ist. Ich bin mir sicher, ihr werdet euch super verstehen und vielleicht weckt die zweisamkeit ja irgendwas in dir.", redete ich ihr gut zu und fande es schrecklich sie so unsicher und verletzlich zu sehen. Ich setzte mich zu ihr und schloß sie in die Arme.
"Hör zu, wenn Niall da ist, verschwinde ich und gehe zum Café. Du hast dein Handy wenn es dir irgendwie unangenehm wird dann rufst du an oder schreibst mir und dann bin ich ruck zuck da und schmeiße ihn raus. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass Niall direkt gehen wird, wenn du es ihm sagst.", schlug ich vor. Sie schaute mich noch immer an wie ein verscheuches Reh. "Wenn du willst halte ich ihm auch vorher noch eine deiner Zwilligsschwester Rede, das habe ich eh noch nicht gemacht?" "Eine Zwilligsschwester was?", fragte sie mich und kräusel die Stirn. "Eine Zwilligsschwester Rede. Du hast sie eindeutig besser drauf als ich, aber ich kann es durchaus mal versuchen.", schlug ich vor. Noch immer sah sie mich Fragen an. "Du hast jedem Typen, mit dem ich etwas angefangen habe in die Schranken gewiesen. Hast ihm etwas von Mentale Gedankenübertragung erzählt und hast gedroht das du dir rostige Gartenschere raussuchst, falls er mir zu nahe kommt oder mich verletzt.", erzählte ich ihr. "Ehrlich? Sowas habe ich gemacht?" Ich nickte. "Oh ja und als du Jonas kennen gelernt hast, bist du noch weiter gegangen.", gab ich etwas belustigt von mir und sah wie sie mich interessiert anschaut. "Er hat dich ein wenig ausgelacht, wegen der Rostigen Gartenschere."
××Flashback××
Ziemlich belustigt verschränkte Jonas die Arme vor der Brust. "Hör auf zu lachen! Ich meine das echt ernst und warne dich auch nur einmal vor: Niemand verletzt meine kleine Schwester ungeschoren.", drohte Charly und verschränkte genauso provozierend die Arme vor der Brust. Ich verdrehte die Augen. Warum um Himmelswillen konnte Niall, Charlys neuer Freund, sich nicht durchsetzen und schon mit ihr verschwunden sein, bevor Jonas mich zu unserem ersten Date abholte?
"Bitte ich und Robin haben unser erstes Date meinst du nicht...." - "Ja der Esel nennt sich immer zu erst, aber ich meine das ernst. Verletzt sie und du machst Bekanntschaft mit meiner rostigen Gartenschere.", unterbrach sie ihn. Ich schüttelte den Kopf und würde am liebsten im Erdboden versinken. Warum, muss sie jedem Typen die selbe Leier vor Gurgel?
Peinlich Berührt verschränkte auch ich die Arme und schaute den Freund meiner Schwester an. "Kannst du sie nicht packen und einfach mit ihr verschwinden, bevor es noch peinlicher wird?", gab ich leise von mir und schaute ihn flehend an. "Auf gar kein Fall, dass hier ist besser als Kino. Mich wundert es, dass du mir diese Predigt nicht gehalten hast. Ich mein ihr seid doch Zwillinge.", erwiderte er. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Warte nur ab, ich schlage dann zu, wenn es am nötigsten ist und wenn du es am wenigsten rechnest.", warnte ich ihn, obwohl es wahrscheinlich überhaupt nicht passieren würde.
"Und was willst du mit dieser rostigen Gartenschere anstellen?", wollte Jonas von meiner Schwester wissen. "Oh glaub mir, das willst du gar nicht wissen.", gab sie selbstsicher von sich, obwohl ich mir sicher war das sie gar keine Antwort wusste, denn bisher haben die Typen die Warnung einfach akzeptiert und gut war. Herausfordernd sah mein Date Charly an. "Doch natürlich, sonst hätte ich ja wohl kaum gefragt." "Ich werde dir ganz langsam deine Eier abschneiden und sie in meinem Zimmer als Dekoration aufhängen und...." - "Schatz wir sollten echt los, die Jungs warten.", unterbrach Niall meine Schwester ganz schnell.
Gott sei Dank, wer weiß was sie sich noch hätte einfallen lassen.
××Flashback Ende××
"Oh mein Gott Robin. Bitte sag mir, dass du dir das nur ausgedacht hast und ich das nicht ernsthaft gesagt habe!", forderte sie von mir aber ich schüttelte nur den Kopf. "Du hast es gesagt, ernsthaft. Du kannst gleich gerne Niall Fragen. Du hast es schon immer so gemacht und den einem oder anderen Typen ziemlich schnell vergrault.", erzählte ich ihr. "Wow, aber um ehrlich zu sein, hat dieser Typ es schon verdient. Ich weiß ja echt nicht, wie es vor diesem Unfall war, aber irgendwas hat dieser Jonas an sich, was mir total unsympathisch ist. Ich mag ihn einfach nicht.", stellte sie wieder mal klar. "Das war vor dem Unfall genauso.", rutschte es mir raus. Mit großem Augen schaute sie mich an. "Ernsthaft?" "Ernsthaft. Du hast es genauso ausgedruckt wie jetzt auch: dass du es nicht erklären kannst, er aber irgendwas an sich hat, was du nicht leiden kannst.", erklärte ich ihr. "Ja also muss da doch irgendwas dran sein.", erwiderte sie. Ich zuckte mit dem Schultern. "Ich mag ihn und das lasse ich mir sicherlich nicht von irgenwem ausreden.", entgegnete ich und schaute wieder nervös auf die Uhr. "Liebst du ihn denn?", wollte sie von mir wissen. Tat ich das?
Das war wirklich eine gute Frage, die ich meiner Schwester auf keinen Fall so holter die polter beantworten konnte. Und wollte.
Zu meiner erlösung schellte es in dem Moment an der Tür. Na endlich, dachte. "Okay Charly, ich lasse Niall jetzt rein, geh dann direkt ins Café und du denkst daran, dass ich sofort alles stehen und liegen lasse, wenn du mir schreibst oder mich anrufst, aber versuche ihm wirklich eine Chance zu geben, ja? Ansonsten komme ich in zehn Stunden wieder. Ich mache nämlich heute ne doppel schicht, aber ich melde mich zwischendurch.", gebe ich von mir und schaue sie an. Sie verdreht die Augen. "Ja meinet wegen. Mach dir aber nicht immer soviel Sorgen." Ich umarmte meine Schwester nochmal feste, ehe ich meine Handtasche und mein Handy schnappte und zur Türe ging. Ich drückte den summer und öffne schon mal die Tür, bevor ich in meine Schuhe schlüpfte.
Grade als ich die Wohnung verlassen wollte, trat Niall aus dem Fahrstuhl. "Hey.", gaben wir beide gleichzeitig von uns. Der Freund meiner Schwester zog mich in eine Umarmung. "Wie geht's Charly?", wollte er von mir wissen. "Sie sitzt im Wohnzimmer, fragt sie doch einfach selber.", gab ich etwas barsch von mir, obwohl ich es überhaupt nicht wollte, aber mich nervte es einfach echt, dass immer alle erst nach dem Wohlbefinden meiner Schwester fragten und sich einen scheiß dafür interessierten wie es mir ging. Natürlich Niall war Charlys Freund, sie hatten sich längere Zeit nicht gesehen und es ist selbstverständlich, dass er sich in erster Linie um sie sorgte, aber nach all den Telefonaten, die wir geführt hatten, hatte ich eigentlich gedacht......keine Ahnung. Das wir sowas wie Freunde waren?
Ich bereute es im nächsten Moment wirklich, dass ich so barsch zu ihm war und schaute ihn entschuldigend an. "Sorry, ich wollte dich nicht so anfahren, aber ich muss echt los.", ließ ich ihn wissen und öffnete ihre Türe zum Treppenhaus. "Warte mal du willst jetzt nicht ernsthaft gehen?" "Doch das will ich und muss sogar, weil sich das Geld nocht von alleine verdient.", stellte ich klar und machte mich auf dem Weg. "Robin, warte doch mal. Ich weiß doch überhaupt nicht wie ich mit Charly umgehen soll.", hielt er mich auf. Stöhnend drehte ich mich zu ihm um. "Du sollst wie immer mit ihr umgehen. Sie brauch keine Sonderbehandlung." "Aber sie erinnert sich doch überhaupt nicht an mich, oder hat sich das seit unserem letzten Telefonat vorgestern geändert,", hakte er nach. "Nein, natürlich nicht. Sonst hätte ich dir bereits Bescheid gesagt. Aber mal ehrlich, es ist doch nicht das erste Mal, dass ihr euch kennen lernt. Sei einfach Nett, einfühlsam und erwarte nicht zu viel.", riet ich ihm. "Okay, ich denke das bekomme ich hin. Oder?" "Auf jeden Fall.", stimmte ich zu und ging die nächsten Treppen runter.
"Ach und Niall?", diesmal war er es der sich zu mir umdrehte. "Sei lieb zu ihr, sonst muss ich die rostige Gartenschere raus suchen.", ließ ich ihn grinsend wissen. Er grinste ebenfalls. "Ohha und du hast das selbe damit vor wie Charly mit Jonas?" Ich zuckte mit den Schultern. "Vielleicht versteigere ich sie ja auch bei Ebay. Ich bin mir sicher da draußen gibt es irgendwo mindestens einen sadistischen Fan, der mir viel Geld dafür bietet.", gab ich scherzend von mir. "Du bist echt grauenvoller als deine Schwester." Noch immer grinsend schaute ich ihn an. "Also wenn ich schon zu Charlys Brutalen Methoden greifen muss, dann will ich natürlich Profit draus schlagen, wäre ja ekelhaft deine Kröten bei mir im Zimmer auf zu hängen.", erwiderte ich. Lachend schüttelte er den Kopf. "Du bist echt unverbesserlich. Aber versprochen, ich bin lieb zu ihr und wenn ich merke, dass es ihr zu viel wird oder so, mach ich die Biege.", versprach er mir. Ich nickte. Das hörte sich doch ganz danach an, als sei meine Schwester wirklich in guten Händen. "Okay."
×
Total nass und viel zu spät war ich vor vier Stunden zuvor im Café angekommen. Teresia war super sauer und hatte die Kaffeemaschine selber sauber gemacht, obwohl ich es auch locker während des Betriebes geschafft hätte.
"Robin, Teresia hat mich vorhin angerufen und sich Haus hoch über dich beschwert.", gab John seufzend von sich, als er das Café betrat. Ich stellte die gespülte Tasse auf die Ablage. "Ja ich war ein wenig zu spät, aber ich weiß gar nicht warum Teresia sich so anstellt.", erwiderte ich und höre mich ein wenig zickig an. "Ihr hattet eine Abmachung.", erinnerte er mich. Was konnte ich denn dafür, wenn sie sich so anstellte? "Ich weiß, aber wir wissen auch alle das zur Mittagszeit auf einen Donnerstag nichts los ist. Ich weiß das es meine Verspätung nicht entschuldigt, aber ich habe Teresia von unterwegs angerufen und ihr gesagt, dass es später wird und das ich die Kaffeemaschinen trotzdem mache.", verteidigte ich mich. Er seufzte und sah mich an. "Liegt dein zu spät kommen daran das Charly seit gestern wieder zu Hause ist?" Überrascht schaute ich zu ihm. Irgendwas an seinem Gesichtsausdruck gefiel mir überhaupt nicht. "Hör zu, ich weiß das ihr beide nur noch euch habt und das es wichtig ist, dass sie mit ihrem Gedächtnisverlust in eine Gewohnte Umgebung ist, aber meinst du nicht, dass du vielleicht ein wenig überfordert mit der ganzen Situation bist?" Fassungslos schaute ich ihn an. "Nein bin ich nicht. Mein zu spät kommen hat überhaupt nichts mit Charly zu tun. Ich habe verschlafen, weil ich mich noch mal hingelegt habe, nachdem ich vom Zeitungs austragen gekommen bin." Skeptisch schaute er mich an. "Okay. Ich habe allerdings mit meiner Frau gesprochen und wir sind uns einig, dass es diesmal eine Abmahnung gibt. Wir haben so oft in dem letzten Wochen ein Auge zu gedrückt, aber irgendwann ist Schluss.", sagte er nun in einem ruhigen Ton zu mir. Das durfte doch echt nicht wahr sein. Da tat er immer so verständnisvoll und würgte mir hinten rum doch noch einen rein. "Okay.", war das einzige was mir dazu einfiel, bevor ich mich weiter mit Spülen beschäftige.
"Hör zu Robin, es ist überhaupt nicht böse gemeint und eigentlich haben wir auch verständnis, aber wenn die Kollegen sich schon beschweren, dann müssen wir etwas machen.", erklärte er sich nun. Sie zeigten totales verständnis, deswegen mahnten sie mich auch ab. "Ja ist doch in Ordnung.", entgenete ich. "Vielleicht solltest du dir ein paar Tage frei nehmen un...." - "Nein, denn ich bin weder überarbeitet noch überfordert. Ich komme klar. Nur mal so zur Erinnerung: Du warst der jenige der mir gesagt hat, dass es nicht so schlimm ist, wenn man sich verspätet, solange man anruft. Und ich habe Teresia angerufen. Zweimal.", erklärte ich ihm. "Trotzdem bin ich der Meinung, dass du morgen und am Wochenende frei machen solltest. Zu mindest hier. Ich habe auch schon Ersatz für dich besorgt.", informierte er mich.
Super. Konnte nicht einmal etwas gut laufen?
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