||19|| Die Sache mit der Hartnäckigkeit

Robin|| Mit einer Schüssel Erdnüsse auf dem Schoß sitze ich im Wohnzimmer und warte einerseits darauf, dass Jace endlich von der Arbeit kommt und Oli nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal das Bad verlässt, andererseits müsste meine Schwester und Dave auch in den nächsten Minuten aufschlagen - denn wir fünf wollen heute erst gemeinsam etwas essen gehen und danach den Abend gemütlich in einer Bar ausklingen lassen. Der Grund der ganzen Sache ist, dass ich endlich den neuen Freund meiner Schwester kennenlernen und sie mit den beiden Jung warm werden soll.

Warum wir dafür Ausgehen müssen, das weiß ich zwar auch noch nicht, von mir aus hätten wir auch einfach hier gemütlich Pizza essen können, aber ich will es einfach mal so hinnehmen und keine Spielverderberin sein.

Ich höre wie sich die Tür öffnet und Jace endlich nach Hause kommt. Vielleicht kann er seinen Freund ja davon überzeugen, endlich mal aus dem Bad heraus zu kommen. Eigentlich ist das zusammenleben mit den beiden Jungs relativ angenehm, aber ein paar komische Eigenschaften habe sie dennoch beide.

Jace macht schon morgens, kaum ist er richtig wach den Fernseher an, um Good Morning Britain zu schauen und zwar noch bevor er ins Badezimmer verschwindet. Er sitzt ungefähr eine dreiviertel Stunde auf der Couch, schlürft seinen schwarzen Tee und schaut Fernsehen, dabei muss man sagen, dass er in der Zeit einfach kaum ansprechbar ist. Es ist etwas gruselig, hat aber auch den Vorteil, dass ich gemütlich als erste ins Badezimmer verschwinden kann, denn Oli sieht man nie vor viertel nach neun, außer er muss früh ins Café, allerdings übernimmt die neue Aushilfe meistens die ersten drei Stunden morgens.

Während mich also Morgens in Ruhe fertig machen kann, Jace die ersten wachen Minuten auf der Couch vor der Flimmerkiste sitzt, steht der dritte im Bunde erst auf, wenn wir übrigen im Bad waren und er den frischen Kaffee riecht.

Oli hat ständig sein komisches Wasser mit Ingwer hier rumstehen, hängt Wäsche ausschließlich triefend nass auf dem Balkon auf und raucht morgens tatsächlich eine einzige Zigarette.

Es sind aber alles Sachen, mit denen man leben kann und ich bereue es keine Sekunde, ihr Angebot angenommen zu haben.

„Hier der wurde im Laden für dich abgegeben.", höre ich Jace sagen und sehe wie er mir einen riesigen Blumenstrauß entgegen reicht. Ich ziehe die Augenbraue hoch und muss eigentlich gar nicht Fragen, von wem der wohl ist. Seit Niall am Montag im Café aufgetaucht ist hat er es noch zwei weitere Male versucht. Das Erste mal war ich zum Glück nicht da und beim zweiten Mal habe ich mich wieder Mal hinten versteckt und mich verleugnen lassen. Ich weiß einfach nicht was das ganze soll! Wieso kann Niall es nicht einfach akzeptieren, dass ich absolut nichts mehr von ihn wissen will? Da ändern auch keine Herz Pralinen etwas, die er gestern im Café bei Oli abgegeben hat oder dieser Blumenstrauß.

„Sag bloß, Niall war schon wieder da?", will ich von meinem neuen Mitbewohner wissen. „Jap genau so sieht es aus. Allerdings hat er diesmal überhaupt nicht gefragt, ob du da bist, sondern einfach nur dieses mörder Teil abgegeben.", lässt er mich wissen. Ich beiße mir auf die Lippen. Irgendwie ist es ja schon süß und er beweist mal wieder, dass er wirklich einen extrem langen Atem hat , wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Trotzdem ändert das nichts an meine Entscheidung, nichts mehr mit ihm zutun haben zu wollen.

Ich stehe auf und gehe samt den Strauß bunter Blumen in die Küche. Es dauert einen Augenblick bis ich den Mülleimer öffne. „Bist du dir sicher das du ihn weg werfen willst?", höre ich Jace fragen und stoppe in meiner Bewegung. Seufzend lege ich den Strauß auf die Arbeitsfläche und schaue ihn an. „Ich weiß einfach nicht was das soll.", lasse ich ihn wissen. Er zieht eine Augenbraue hoch. „Was genau?" Ich gebe ein genervtes stöhnen von mir. „Na das. Oder die Pralinen gestern. Warum lässt er es nicht einfach bleiben und gut ist?" Er lacht und lehnt sich an den Türrahmen. „Vielleicht ist es ihm wichtig." Ich zeige ihm einen Vogel. „Was ist ihm wichtig? Weiterhin Zeit zu verschwenden?" Der größere schüttelt den Kopf. „Nein das macht er wahrscheinlich sogar noch gerne und ich bin mir sicher dass Niall es nicht als Zeitverschwendung ansieht, sich darum zu kümmern, dass du ihm wenigstens Mal ein paar Minuten Zeit gibst um dir die ganze vergangene Sache zu erklären." „Das ist Blödsinn.", gebe ich von mir und zupfe an das Papier in dem die Blumen eingepackt sind. „Und wieso?" „Na weil... weil...", ich stocke als mir nicht der richtige Grund einfällt. Seufzend sende ich den Blick. „Ich will es einfach nicht hören. Er hat sich entschuldigt und damit ist die Sache für mich erledigt. Es ist besser, wenn wir einfach so weitermachen wie bisher." „Und du willst nicht wissen, was er dir noch ausser es tut mir leid zu sagen hat?", hakt er nicht.

Langsam schüttel ich den Kopf. Okay eigentlich ist es gelogen, allerdings habe ich viel zu viel Angst davor, dass er einfach nur das bestätigt, was er schon vor Wochen zu Liam gesagt hat. Das ich ihn einfach bloß an Charly erinnere.

„Willst du meine Meinung hören?", fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern und schaue ihn wieder Fragend an. „Dieser komische Kerl scheint dich zu mögen und du magst ihn auch noch irgendwie, obwohl er dir verdammt weh getan hat. Manchmal stehen die Dinge ganz anders als man denkt. Gib ihm die Chance sich zu erklären. Du musst ihm ja nicht gleich um den Hals fallen. Eine zweite Chance verdient allerdings jeder mal." Wieder zucke ich mit den Schultern. „Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich ihm überhaupt noch irgendwas glauben kann. Er meinte zu mir wir wären Freunde. Hat gesagt, dass ihm unsere Freundschaft etwas bedeutet. Und zu Liam sagt er dann, dass ich ihn bloß an Charly erinnere. Also ging es ihm eigentlich überhaupt nicht um mich.", versuche ich ihm meine Sicht der Dinge zu erklären. „Glaubst du er würde sich so verdammt viel Mühe geben, nur weil du ihn an deine Schwester erinnerst? Vielleicht hat er das ja auch überhaupt nicht so gemeint wie er es gesagt hat.", erwidert er. „Kommt es bei dir häufig vor, dass du Dinge sagst, die du eigentlich nicht so meinst?" Er zuckt mit den Schultern. „Häufig würde ich nicht sagen aber ab und zu sicherlich. Gerade dann wenn ich mich bei irgendwas ertappt fühle oder in die enge getrieben werde.", antwortet er mir und ich nicke.

Er tritt in die Küche, öffnet einen der Hängeschränke und reicht mir eine Vase. „Vielleicht hörst du ihm einfach nur mal zu. Hörst dir an, was er dir wichtiges zu sagen hat und entscheidest dann einfach ob du weiter wie bisher mit ihm umgehen willst.", schlägt er vor und verlässt die Küche. Na ich weiß ja nicht. Jace sieht das irgendwie alles leichter als es wirklich ist.

Ich nehme den Strauß in die Hand und schaue ihn mir zum ersten Mal richtig an. So einen großen, bunten Blumenstrauß habe ich von noch niemanden bekommen. Beim betrachten der Blumen komme ich ins straucheln. Vielleicht hat Olis Freund ja recht. Vielleicht sollte ich den Sänger zumindest ein paar Minuten geben, denn wenn ich ihm nichts bedeuten würde, würde ich wohl kaum meine Lieblingsblumen in dem ganzen bunten Strauß finden, denn mein Zwilling hasst im Gegensatz zu mir Lilien und Gänseblümchen die meine Schwester so liebt und ich überhaupt nicht ab kann sind hingegen nicht zu finden. Das Niall aufmerksam zuhört und das erfahrene für sich nutzt, dass ist mir bisher schon aufgefallen - allerdings mehr im Bezug meiner Schwester.

Als ich einmal an die herrlich duftenden Strauß riechen, beschließe ich das es einfach zu schade um die tollen Blumen wäre, diese nun weg zu werfen, weshalb ich die Vase mit Wasser fülle und sie dann hinein stelle.

Ich höre wie Oli endlich das Badezimmer verlässt und Jace uns zuruft, nicht lange zu brauchen. Im selben Moment schellt es an der Tür. Ich habe sie noch nicht richtig offen, da stürmt meine Schwester auch schon auf mich zu, dicht gefolgt von Dave und noch einen weiteren Typen. Charly schiebt mich direkt zurück in die Wohnung und lässt die beiden Jungs wissen, dass wir gleich zurück sind, sie mir nur etwas erklären muss.

„Hör zu, ich habe Theo eingeladen mit zu kommen?", lässt sie mich direkt wissen, als sie mich in Richtung der Schlafzimmer gezogen hat. „Theo?", hake ich nach und sehe wie sie nickt. „Er ist der beste Freund von Dave, Single und Masseur.", erzählt sie mir. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Und was genau willst du mir damit jetzt sagen?" Sie zuckt mit den Schultern. „Ja Naja....Ich dachte mir, damit du dich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlst, weil du zwischen zwei Pärchen sitzt, nehmen wir ihn auch noch mit. Völlig ungezwungen."

Skeptisch schaue ich sie an. „Nun schau nicht so. Er ist echt nett. Du wirst ihn mögen und wenn nicht, musst du dich nach diesen Abend ja nicht bei ihn melden.", entgegnet sie. Ich schüttle den Kopf. Ich fasse es echt nicht, dass sie sowas bringt. Wobei lieber so als wenn sie Niall mit abgeschleppt hätte, denn in all den Telefonaten die wir in den letzten Tagen geführt haben, hat sie immer und immer wieder davon gesprochen, dass ich dem Sänger doch bitte nicht immer abweisen soll. Ich weiß überhaupt nicht, wie die beiden es schaffen, so locker und freundschaftlich (so drückt es zumindest meine Schwester aus) miteinander umzugehen.

„Wem will sie nach diesem Abend nicht mehr anrufen?", will Oli wissen der angezogen aus seinem Zimmer kommt. „Theo. Ich habe den besten Freund von Dave eingeladen, damit Robin sich unter uns Pärchen nicht wie das letzte Rad am Wagen fühlt.", erklärt meine Schwester dem blonden. „Das hätte ich schon nicht.", gebe ich von mir und bin überrascht, als mein angeblicher Freund dieser blöden Idee zustimmt. So würde ich mal auf andere Gedanken kommen. Andere Optionen kennenlernen. „Ihr seid doch echt beide total bescheuert. Glaubt ihr nicht das Robin alt genug ist, um selber zu entscheiden wen sie kennen lernt und wen nicht?", schlägt wenigstens Jace sich auf meine Seite. „Danke." Charly seufzt. „Es war ja überhaupt nicht böse gemeint. Ich wollte dir bloß ein gefallen tun, aber wenn du überhaupt nicht willst, dann schicke ich ihn auch wieder weg.", entgegnet meine Schwester nun und dreht sich direkt um, um zu den Jungs zu kommen.

Ich weiß nicht was mich da reitet, aber ich fasse sie am Handgelenk. „Quatsch. Das wäre jetzt echt ziemlich unhöflich. Versprich mir nur einfach, dass du mich sowas nächste Mal selber entscheiden lässt." Grinsend sieht sie mich an und nickt. „Auf jeden Fall und du wirst ihn mögen - du wirst sehen."

Drei Stunden später muss ich feststellen, dass meine Schwester Ausnahmsweise mal recht hatte. Theo ist wirklich ein toller Typ. Er ist nett, brachte mich in den vergangenen Stunden ständig zum Lächeln, ist ziemlich zuvorkommend und scheint sich für das zu interessieren was ich ihm erzähle. Mittlerweile sitzen wir beiden bloß noch alleine an der Bar, während die anderen vier sich in eine der gemütlichen Sitzecken verzogen haben.

„Macht deine Schwester das eigentlich öfters?", will er plötzlich von mir wissen. Fragend schaue ich ihn an. „Was genau meinst du?" „Dir irgendwelche Begleitungen aufzudrängen." „Oh.", gebe ich von mir und mache große Augen und nicke dann. „Sagen wir mal so, dass hier ist nicht das erste Mal das sie so etwas einfädelt, allerdings ist dies auch erst das zweite Mal.", lasse ich ihn wissen, fahre die Konturen des Bierdeckels nach und murmel ein wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal. „Und wie hat der Typ beim letzten Mal abgeschnitten? Hast du ihn auch ohne deine Schwester getroffen oder ist er durchgefallen sobald die Worte arrangiert gefallen sind?", fragt er mich. Ich mache dicke Wangen als ich mich an das vierer Date mit Niall und seinen komischen Freund erinnere. „Beim letzten Mal hat meine Schwester ihn nicht ausgesucht und es war einfach ein ziemlicher Reinfall. Vielleicht auch, weil der Typ absolut keine Lust auf das ganze hatte und sich einfach nur daneben benommen hat.", erzähle ich ihm.

Theo nickt. „Also habe ich eine fifty fifty Chance darauf ob dies das erste und einzige treffen war oder nicht?" Überrascht schaue ich ihn an. Damit hätte ich ja nun nicht gerechnet. „Naja ich denke es kommt ganz darauf an ob du Fragst und was du planst.", stelle ich klar und sehe ihn nicken. „Okay, dann gib mir noch ein paar Minuten damit ich mir etwas überlegen kann."

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