||17|| Die Sache mit dem Neuanfang

Sieben Wochen später.....

Robin|| Gähnend steige ich aus dem Flugzeug und folge den anderen Passagieren einfach. Aus sechs Wochen Florida wurden mal eben sieben, allerdings nur weil ich mich mit Nora so verdammt gut verstand habe und wir beide einfach noch eine zusätzliche Woche dranhängen wollten - wie gut das Jace erst einmal nur den Hinflug gebucht hatte und wir uns ziemlich schnell einig waren, dass es sieben Wochen werden.

Nora ähnelt ihren älteren Bruder ein wenig, ist allerdings doppelt wenn nicht sogar dreifach so verrückt wie mein Chef. Verstanden haben wir uns jedoch trotzdem von Anfang an ziemlich gut. Sie hat mich mit ihrer liebevollen, offenen und dennoch total verrückten Art, herzlich aufgenommen und mir das Gefühl gegeben willkommen zu sein und nicht bloß irgendeine Last die ihr Bruder bei ihr ablädt.

Die ersten paar Tage hat sie mir den Freiraum gegeben, den ich nach all dem Chaos Zuhause brauchte, hat dann allerdings nicht locker gelassen und wollte ebenfalls die ganze Geschichte hören.

Sie hat mir zugehört, mich getröstet und in den Arm genommen und mir klar gemacht, dass mich der Ire überhaupt nicht verdient hat, wenn er in seiner Verliebtheit Charly gegenüber, mich einfach völlig übersehen hat.

Nora hat mit mir zusammen den Kummer mit Schokolade und schnulzigen Filmen bekämpft, Niall am Telefon die Meinung gesagt und auch meiner Schwester eine ordentliche standpauke gehalten.

Sie hat mir zwar einen Vogel gezeigt, als ich ihr mitteilte, dass mir nach einem Friseur Besuch ist, hat mich jedoch begleitet als ich mir meine Haare hab schneiden lasse. Ihre Idee, danach auch mal richtig shoppen zu gehen und meinen faden Kleiderschrank ein wenig aufzumotzen fande ich zwar übertrieben, hab mich jedoch relativ schnell zu neuen Shorts, engen Oberteile, Röcken und Kleider überreden lassen. Zur Krönung hat sie mich dann noch mit dem Nachtleben von Tampa vertraut gemacht und obwohl ich weder ein Nacht- noch ein Clubmensch bin, habe ich sie die Wochen über jedesmal begleitet und muss zugeben noch nie so oft in einer Woche ausgegangen zu sein.

Auch ihre große Clique hat mich mit offenen Armen empfangen und mich so behandelt, als würde ich schon jahrelang dazu gehören und zum ersten Mal konnte ich mir sicher sein, dass sie mich nicht Aufgrund meiner Schwester aufgenommen haben. Diesmal stand ich nicht in ihrem Schatten.

Im Großen und Ganzen hat mir die Amerikanerin furchtbar gut getan und mir einiges an Selbstvertrauen mit auf den Weg gegeben.

Als ich endlich mein Koffer sehe und diesen im Empfang genommen habe, freue ich mich tierisch auf ein Bett. Vielleicht war die Idee den letzten Abend in Tampa noch einmal auf die Piste zu gehen und direkt von der Bar zum Flughafen zu fahren nicht die Beste.

Als ich in die Eingangshalle trete, entdecke ich direkt Charly, Jace und Oli, welcher mir  aufgeregt zuwinkt. Die beiden Männer haben ihr versprechen, ab und an mal nach meiner Schwester zu schauen, gehalten. Während es gute fünf Tage gedauert hat, bis ich bereit war, mich mit meiner Schwester auszusprechen, habe ich Niall weiterhin die kalte Schulter gezeigt und ihn nachdem Nora ihm die Meinung gesagt hatte sogar geblockt und Charls verboten auch nur seinen Namen zu nennen.

„Liebes du hast eindeutig viel zu viel Zeit mit meiner verrückten Schwester verbracht.“, gibt Oli von sich und zieht mich als erster in einer warmen und herzlichen Umarmung. „Wieso?“, will ich von ihm wissen, als wir uns voneinander lösen. „Schau dich doch an. Sieben Wochen mit der verrückten Nora und aus der lieben Robin mit viel zu weiten Klamotten, ist ein kleiner Vamp geworden.“, antwortet er mir als mich sein Freund umarmt. „Hör nicht auf ihn. Du siehst toll aus Robin, wirklich. Auch die kurzen Haar, sie stehen dir echt super.“, mischt sich meine Schwester ein und zieht mich auch in eine lange und innige Umarmung. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sie sich versucht einzuschleimen.

„Wenn deine verrückte Schwester nicht darauf bestanden hätte dass wir am Abend vor dem Flug noch mal Ausgehen, wäre ich sicherlich nicht in Leggings, Shorts und dieser Bluse in den Flieger gestiegen.“, lasse ich Oli wissen und zeige an mir herunter, der nickt zustimmend. „Ja das klingt ganz nach Nora. Ich hoffe sie hat dir nicht all ihre schlechten Eigenschaften mit auf dem Weg gegeben.“, höre ich ihn sagen, als Jace meinen Koffer nimmt und wir vier uns zum Ausgang begeben. „Nein, ihre Sicht auf One Night Stands konnte sie mir nicht nahe bringen.“, kommentiere ich. Nora ist in dieser Hinsicht mehr als nur locker und hat mir sogar geraten, es auch zu wagen, gerade um den Sänger aus meinem Kopf zu kriegen, jedoch konnte ich mich dafür einfach nicht öffnen, auch wenn die eine oder andere Gelegenheit vielleicht da war. „Na Gott sei Dank.“, höre ich ihn murmeln und sehe meine Schwester schmunzeln.

Nachdem Jace meinen Koffer in den Kofferraum gehievt hat und wir vier Platz genommen haben schaue ich meine Schwester prüfen an. „Du bist so still. Geht's dir gut?“,  will ich von ihr wissen. Sie schaut mich an, bringt ein schwaches Lächeln zustande und nickt. „Ja. Ich bin auch furchtbar froh, dass du gesund und munter wieder hier bist, ich habe dich nämlich echt vermisst, aber ich finde es auch echt schade, dass du beschlossen hast doch erst einmal bei den beiden Jungs ein zu ziehen und nicht mit nach Hause kommst. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass zwischen uns alles wieder so einigermaßen okay ist.“, erzählt sie mir.

Die Entscheidung ist mir absolut nicht Leicht gefallen, jedoch bin ich der Meinung, dass es uns beiden vielleicht mal ganz gut tut, wenn wir weiterhin Freiraum haben. Wenn ich mich einfach mal allein auf mich konzentrieren kann, mich nicht ständig um ihr wohlergehen kümmern will und für sie ist es wahrscheinlich auch mal ganz gut. „Zwischen uns ist auch alles wieder gut, aber du musst auch zugeben, dass uns ein wenig Abstand vielleicht mal ganz gut tut. Wir haben die letzten Jahre immer zu aufeinander gehangen.“, entgegne ich. „Ich weiß das du recht hast und ich verstehe dich auch irgendwie, aber du musst auch verstehen, dass ich nicht gleich Luftsprünge mache.“, fährt sie mich an, woraufhin ich bloß nicke.

„Ihr wohnt ja überhaupt nicht weit voneinander weg und du bist bei uns nach wie vor immer herzlich willkommen.“, mischt sich Oli ein und erntet ein zickiges das ist ja wohl nicht dasselbe. Ich beschließe nicht weiter drauf ein zu gehen. Mein Entschluss steht fest, aber nur deswegen will ich mich nun auch nicht mit meiner Schwester streiten.

„Verbringen wir denn wenigstens heute etwas Zeit miteinander und bringen uns auf den neusten Stand der anderen?“,  will sie von mir wissen, als Jace bei sich vor dem Haus geparkt hat. Obwohl ich nichts lieber will als ins Bett zu gehen und zu schlafen, nicke ich. „Wir hätten dich nun eh mit nach oben genommen. Jace hat Gemüsesuppe gekocht. Du wirst doch heute sicherlich auch noch nichts vernünftiges gegessen haben oder? Schließlich warst du schon ziemlich früh im Café.“,  gibt Oli von sich. „Ich wollte halt nicht, dass ihr ohne mich fahrt.“, stellt sie klar.

Gemeinsam gehen wir nach oben. Die beiden Jungs bewohnen eine vier Zimmer Wohnung, die für zwei eigentlich viel zu groß ist, aber sie brauchen manchmal eben beide ihren Freiraum - gut für mich, denn so kann ich ohne schlechtes Gewissen einen von ihnen ihr Zimmer zu klauen bei ihnen unterkommen.

Während Charly Jace in die Küche folgt, trotte ich Oli in mein vorübergehendes Zimmer hinterher. Das Bett ist schon frisch bezogen und ein Teil meiner Uni Sachen sind auch schon hier. Mein Freund stellt den Koffer vor dem Schrank, dreht sich zu mir um und legt mir einen Arm auf die Schulter. „Wie geht's dir?“, will er von mir wissen. „Gut. Ich bin zwar echt müde, aber sonst ist alles okay. Ich hoffe ihr habt mich für nächste Woche wieder voll im Café mit eingeplant.“, antworte ich ihm. „Voll nicht ganz, wir wollen das du erst einmal vernünftig ankommst - die eine oder andere Schicht, steht dir jedoch zur Verfügung.“ Lächelnd schaue ich ihn an. „Danke. Ehrlich Oli für alles. Dass ihr für mich da wart und du mich so schnell bei deiner Schwester hast untergebracht. Dass ich jetzt erst mal hier sein darf. Für die Flüge. Ich weiß überhaupt nicht wie ich das jemals alles wieder gut machen kann.“, lasse ich ihn wissen. „Ach liebes, wir haben überhaupt nichts gemacht, außer dir ein wenig den Rücken gestärkt und den Rückflug hat im übrigen deine Schwester bezahlt. Sie hat darauf bestanden, uns das Geld wieder zu geben.“, informiert er mich, erzählt mir aber nichts wirklich neues, denn Charly hat mir davon schon berichtet.

„Nun lass uns was essen gehen okay? Dann kannst du uns auch von den Ergebnissen mit meiner verrückten kleinen Schwester erzählen.“

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Gute dreieinhalb Stunden später, haben meine Schwester und ich uns im mein neues Zimmer zurück gezogen und liegen auf meinem Bett. Sie erzählt mir eigentlich nur das, was sie mir während unseren kurzen Telefonaten auch schon immer berichtet hatte. Mittlerweile glaubt sie keine wirklichen Gedächtnislücken mehr zu haben, schreibt wieder für ihren Mode Block, arbeitet nun fest als Designerin für Angelo und ist nun auch mit Dave zusammen. Von ihrem neuen Freund schwärmt sie pausenlos und hat mit das versprechen abgenommen am Freitag mit den beiden sowie Oli und Jace in eine kleine Bar zu gehen, um ihn kennen zu lernen.

„Ach übrigens Fragt er ständig nach dir.“, höre ich sie sagen und öffne meine Augen wieder die ich eben geschlossen hatte, ums sie Fragend anzuschauen. „Wer?“ Sie drückst ein wenig rum, bevor sie die Antwort gibt. „Niall.“ Ich gebe ein genervt stöhnen von mir. „Charls ehrlich. Verschone mich bitte mit diesem Thema.“, bitte ich sie. Sie beißt sich auf die Lippen. „Meinst du nicht, du solltest ihm die Chance geben, sich bei dir zu entschuldigen. Dir die ganze Sache zu erklären?“ Ich schüttle den Kopf. „Da gibt es nichts zu erklären. Ehrlich für mich ist das Thema gegessen und ich will auch nichts mehr davon hören.“ „Aber, vielleicht ist die Sache für ihn ja noch nicht geklärt. Wir haben in letzter Zeit einiges an Zeit miteinander verbracht, aber eigentlich ging es da immer nur um dich. Er mag dich.“, erzählt sie mir und macht nicht den Eindruck schnell aufgegeben zu wollen. „Ja Charly, er mag mich weil ich ihn an dich erinnere, aber soll ich dir mal was sagen? Ich bin nicht du und ich bin auch mehr wert als einfach nur ein Ersatz oder eine Zweite Wahl zu sein.“, gebe ich von mir. „Er weiß ganz genau dass du nicht ich bist und darum geht es ihm doch überhaupt nicht. Ihm geht es einzig und alleine um dich.“,  versucht sie mich zu überzeugen.

Ich schüttle den Kopf. „Ich habe selber gehört, was er zu Liam gesagt hat.“ Sie verdreht die Augen. „Liam hat euch beide erwischt. Klar das ihm im ersten Moment bloß so eine Ausrede einfällt.“ Ich seufze genervt. „Vergiss es. Es ist total lächerlich, dass er plötzlich den Eindruck erwecken will, dass es ihm um mich geht.“ „Er will nicht nur den Eindruck erwecken. Robin es ist wirklich so. Als er am nächsten Tag vor der Tür stand, wollte er zu allerersten wissen, wie es dir geht. Er wollte mir nichts erklären oder sich bei mir entschuldigen. Er wollte zu dir. Wenn wir uns jetzt sehen oder er mal anruft, ist seine erste Frage wie es dir geht. Es dreht sich in erster Linie immer erst einzig und allein um dich.“, stellt sie klar. Es ist schwer zu glauben, aber heraus finden ob die Sache auch so stimmt, will ich auch nicht wirklich.

„Okay gut, vielleicht denkt er gerade wirklich das er an mir interesse hat, aber weißt du was? Der Zug ist abgefahren und mir wäre es ganz lieb, wenn du auch ihm noch mal klar machst, dass sich für mich die Sache gegessen hat. Ich will ihn weder sehen, noch will ich das du mir etwas von ihm ausrichtest. Ich mag einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben.“, mache ich ihr nun deutlich. Sie zuckt mit den Schultern. „Wie du willst, aber ich glaube kaum, dass ausgerechnet Niall sich davon abhalten lässt. Mittlerweile musst du ihn auch kennen und wissen, dass er nicht so schnell aufgibt. Besonders dann nicht, wenn ihm wirklich etwas daran liegt.“

Ich schaue sie an. Okay in dieser Sache hat sie wohl recht, aber das ändert nichts an meiner Meinung.

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Ich wünsche euch allen schöne Feiertage 🎄

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