||16|| Die Sache mit der Wahrheit
Gegenwart
Niall|| Mit einem ziemlich schlechten Gewissen, stehe ich vor der Wohnung von Robin und Charly.
Dabei gilt mein schlechtes Gewissen nicht Charly, die ich mit ihrer eigenen Zwillingsschwester quasi betrogen habe, sondern eher Robin, der ich mit meiner Aussage das es mit ihr bloß ein Ausrutscher war, allein weil sie mich an ihre Schwester erinnert, äußerst verletzt habe. Ich hab den schmerz in ihren Augen gesehen, als sie mich und Liam gestern in meiner Wohnung hat stehen lassen.
Natürlich war es nicht geplant, ausgerechnet mit ihr im Bett zu landen, aber ich war mir durchaus jede Sekunde bewusst, dass es nicht Charly war. Genauso wenig erinnert mich die jüngere Schwester an meine Exfreundin. Äußerlich vielleicht, aber vom Wesen her können sie nicht unterschiedlicher sein. Während Robin, eher die Ruhigere und vorsichtige, geordnete und sensible Schwester ist, ist oder vielmehr war, ihr Zwilling genau das Gegenteil - wuselig, ein wenig chaotisch und noch dazu viel aufgeschlossener.
Die Jungs haben gestern einige Zeit gebraucht bis mir klar wurde, dass ich vielleicht viel mehr für Robin empfinde wie ich es mir eingestehen will. Fakt ist, dass ich die Zeit mit ihr in den letzten Wochen unheimlich genossen habe. Dass ich mich gerade in den letzten zwei Wochen selbst belogen habe, wenn ich Vorgab die Schwestern Aufgrund von Charly zu besuchen. Mir ist nicht erst seit gestern bewusst, dass meine Exfreundin und ich keine Zukunft mehr haben und dennoch bin ich ständig bei ihnen aufgeschlagen - Robin wegen.
Mit ihr kann man lachen, über ernste Themen reden oder einfach nur abhängen und genau das ist es was ich so genossen habe. Bei Charly hatte ich immer das Gefühl, sie würde etwas erwarten, bei Robin ist es ganz und gar nicht so.
Nun muss ich nur noch Robin davon überzeugen, dass meine Aussage gestern nicht ganz der Wahrheit entsprach und das ich furchtbar gerne mehr Zeit mit ihr verbringen würde, bloß um herauszufinden was und ob es da etwas zwischen uns gibt. Ich hatte versucht sie anzurufen, allerdings hat sie mich immer ignoriert oder weggerdrückt und seit gestern Abend war ihr Handy aus.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis Charly mir die Tür aufmacht und ehe ich mich versehe, kassiere ich eine saftige Ohrfeigen. Nun gut wahrscheinlich verdient. Ich reibe über die Stelle und schaue sie an. Sie ist total verheult, was ich mir nur damit erklären kann, dass Robin ihr eindeutig von der Sache zwischen uns erzählt hat. Mich wundert es ein wenig, dass ich mir nun allerdings keine Sorgen darüber mache, ob und wie das zwischen uns weiter geht, sonder gilt meine Sorge in erster Linie Robin. Ich hoffe einfach, dass der Streit zwischen ihr und ihrer Schwester nicht alt so schlimm ist und ihr es einfach gut geht. Vielleicht haben die Jungs ja recht, und die jüngere der beiden bedeutet mir viel mehr als ich mir eingestehen will.
„Das habe ich wohl verdient.“, gebe ich von mir und weiß nicht wirklich warum Charly so überreagiert - sie ist doch diejenige die sich an nichts erinnert. „Oh du Arschloch hast noch so einiges mehr verdient. Wie konntest du nur?“, will sie von mir wissen. Ich übergehe die Frage. „Ist Robin da?“ Böse funkelt sie mich an. „Nein.“
Seufzend sehe ich sie an. „Komm schon Charly, ich muss unbedingt mit ihr reden.“, lasse ich sie wissen und gehe an ihr vorbei. Ich steuere direkt das Zimmer der gesuchten an. „Vergiss es Niall. Sie ist nicht da. Sie kam gestern Abend und hat ihre Tasche gepackt.“, höre ich meine Exfreundin sagen. Verwirrt drehe ich mich um. „Was?“ Sie nickt. „Du hast richtig gehört.“ „Charly hör zu. Robin und ich haben ziemlich viel getrunken und eins kam…“ - „Deswegen ist sie nicht weg. Oder Naja eigentlich ja schon auch deswegen. Allerdings habe ich auch echt Mist gebaut.“, unterbricht sie mich. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und schaue sie Fragend an.
Sie zuckt mit den Schultern. „Ja nun schau nicht so. Vielleicht sollten wir uns kurz setzten.“, erwidert sie und zeigt auf die Couch. Irgendwie macht sich ein ungutes Gefühl in mir breit.
„Ähm ich war vielleicht nicht ganz ehrlich. Zu dir. Zu Robin und auch zu den Jungs und so.“ Skeptisch schaue ich sie an. „Und was genau soll das heißen?“ Wieder zuckt sie leicht mit den Schultern. „Naja, vielleicht sind doch schon einige Erinnerungen wieder da. Nicht alle, aber so fünfundsiebzig Prozent.“, lässt sie mich wissen. Fassungslos schaue ich sie an. „Wie bitte?“
Nervös reibt sie sich über ihre Arme. „Naja, kannst du dich vielleicht noch an dem Tag erinnern, als ihr den Jahrmarkt hier her gebracht habt? Als ihr Zuckerwatte und Man…“ - „Jaja, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern.“, unterbreche ich sie. Sie nickt. „Okay, als du Charly über die Schulter geworfen hast, weil du einfach nicht einsehen wolltest, dass sie keine Lust hat sich zu uns zu setzen, da kam vielleicht die eine oder andere Erinnerung wieder. Erst ganz verschwommen und dann immer mehr und immer klarer.“, ließ sie mich wissen. Ich schüttelte den Kopf. Das kann nicht sein.
Das ist Wochen her. Louis hatte die Idee, ein wenig Jahrmarkt - Duft zu Charly zu bringen. Sie liebt den Jahrmarkt. Liebt den Geruch von frisch gebrannten Mandel oder Erdnüsse. Sie isst für Ihr Leben gerne Zuckerwatte und Popcorn. Wir haben den ganzen vorherigen Tag damit verbracht, heraus zu finden wir man geplante Mandeln oder Zuckerwatte einfach selber machen kann.
„Du hast nie etwas gesagt.“, gebe ich von mir und sehe sie nicken. „Ich weiß und es tut mir verdammt leid. Wirklich.“, versichert sie mir. Noch immer ziemlich fassungslos schaue ich sie an. „Aber Wieso?“ Sie beißt sich auf die Lippen. „Weil mein Herz bereits jemand anderem gehört hat und ich einfach gehofft hatte, dass es bei dir auch so sein wird?!?“, informiert sie mich. Ich ziehe eine Augenbraue und schüttle den Kopf. „Niall, da gab es einfach jemanden der mein Herz im Sturm erobert hat. Der Zugang zu mir hatte und mir das Gefühl gab, dass er mich versteht. Und das noch bevor da überhaupt irgendwelche Erinnerungen gekommen sind.“, erzählt sie mir. Das wird ja immer besser.
„Und du warst der Ansicht, dass du es mir nicht sagen wolltest. Wusste Robin davon?”, frage ich sie ein wenig aufgebracht. „Nein, sie wusste natürlich nichts davon. Sie hätte mich umgelegt, wenn sie davon erfahren und gewusst hätte, dass ich es dir verheimlicht habe. Kannst du dir eigentlich auch nur ansatzweise vorstellen, was gestern hier los war?“, antwortet sie mir. Etwas besorgt schaue ich sie an „Geht es deiner Schwester gut?“
Sie gibt ein genervt stöhnen von sich. „Genau deswegen!“ Verwirrt schaue ich sie an. Was weswegen? Gerade verstehe ich absolut hat nichts mehr. „Wovon redest du?“, hake ich nach. Sie schaut mich an. „Von dir und Robin. Ihr beide habt im letzten Monat so verdammt viel Zeit miteinander verbracht. Meinst du eigentlich ich habe nicht gemerkt, dass du zum Beispiel die letzten zwei Wochen bloß wegen meiner Schwester hier aufgetaucht bist? Und auch davor. Du warst immer nur dann hier, wenn Robin da war. Dir hat es überhaupt nichts mehr ausgemacht, dass ich mich kaum für dich interessiert habe. Du hattest ja sie.“, versucht sie mir zu erklären. Ein schlechtes Gewissen macht sich in mir breit.
„Charly…“ , ich stocke und weiß nicht genau was ich sagen soll, immerhin hat sie ja irgendwie recht. „Schon in Ordnung. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass es zwischen uns schon vor dem Unfall nicht mehr so gut lief und um ehrlich zu sein, habe ich gehofft, dass sich zwischen euch beide etwas entwickelt. Ihr habt es beide verdient endlich wieder richtig Glücklich zu sein.“, erwidert sie nun. Die Tatsache, dass sie uns wochenlang belogen hat, macht mich gar nicht so sauer wie es vielleicht sein sollte. Natürlich bin ich enttäuscht, aber sauer nicht wirklich.
„Naja, mit deiner Schwester habe ich es ja wohl mal richtig verbockt.“, kommentiere ich. Sie verzieht das Gesicht. „Oh ja, aber ich genauso. Sie hat es irgendwie nicht so locker genommen wir du.“ „Ihr habt euch Gestritten?“ Sie nickt und fährt das Muster der Couch mit ihren Fingern nach. „Gestritten ist gar kein Ausdruck. Sie war Fuchsteufelswild. Sie….. Naja ist weg.“ „Was meinst du damit, sie ist weg?“, frage ich nach. Sie schluckt. „Sie meinte sie bräuchte Freiraum. Abstand. Irgendwie gibt es da von der Uni irgendwas ich weiß nicht genau, aber….“ - „Ein Workshop für Mathe Freaks. In Florida. Ihr Professor, wollte unbedingt das sie da mit geht, aber sie wollte dich nicht sechs Wochen alleine lassen. Nicht nur weil du dann eben auf dich allein gestellt wärst, sondern eher auch weil es Finanziell nicht hingehauen hätte. Und sie ist so verdammt stur, dass sie von mir absolut keine Hilfe haben wollte“, erzähle ich ihr.
Überrascht schaut sie mich an, woraufhin ich mit den Schultern zucke. „Wir haben nicht nur herum gehangen und deine und meine Dates nachgeholt. Wir haben uns auch ernsthaft unterhalten.“ Grinsend sieht sie mich an. „Ja das ist mir bewusst. Dann sagt ihr nochmal das da zwischen euch nichts ist.“, entgegnet sie. „Ich habe nie gesagt, dass da zwischen uns nichts ist. Ich sage nur, dass ich nicht weiß was es ist. Ich mag sie. Sehr sogar.“, gebe ich zu. Sie nickt. „Also hast du nicht bloß mit ihr geschlafen, weil sie dich an mich erinnert.“, hakt sie nach woraufhin ich mit dem Kopf schüttel. „Sie hat dir davon also erzählt?“ Sie nickt und berichtet mir, dass Robin sie mit jemanden knutschend auf der Couch erwischt hat. Dass sie ihrer Schwester genauso wie mir, von ihren Erinnerungen erzählt hat, die nach und nach wieder gekommen sind. Ihr Zwilling konnte es absolut nicht nachvollziehen, hat ihr Vorwürfe gemacht und ihr die Schuld, an die ganze misere gegeben. Sie ist abgehauen und als sie am Abend wieder kam, hat sie bloß ihre Tasche gepackt Charly eher sporadische Auskunft gegeben und sie gebeten ihr Zeit zu lassen.
„Niall wir sollten das jetzt auch respektieren. Ihr den Freiraum geben, den sie gern hätte. Ich denke wenn du versuchst sie anzurufen oder ihr zu schreiben, ist es okay, aber du solltest nun auf keinen Fall unüberlegt in einem Flieger steigen und ihr hinterher fliegen.“, höre ich sie sagen und schaue sie Fragend an. „Ich kenne dich. Du magst sie, sehr sogar, das hast du selber gesagt. Aber ich kenne auch meine Schwester, wenn du Robin zu sehr in eine Ecke drängst, dann wirst du niemals herausfinden ob und was vielleicht mal aus euch wird .“
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