||15|| Die Sache mit dem Verarschen
Robin|| Als ich am nächsten Morgen aufwachte, nachdem die Tür sich ziemlich laut schloss, war ich orientierungslos, total verkatert und einfach nur gerädert. Es dauerte eine ganze Zeit, bis ich endgültig meine Augen öffnen konnte und Fragte mich direkt, wo um Himmelswillen ich war.
Eins schloß ich direkt aus: mein Zimmer und unsere Wohnung konnte es auch nicht sein. Ich versuchte mich aufzurichten und bereute es gleich, weil mein Kopf einfach nur brummte. Ich ließ mich wieder zurück in die Federn sinken und schloss die Augen für ein weiteren kurzen Augenblick, in dem ich überlegte was mich so dermaßen ins Aus geschossen hatte.
Ich erinnerte mich an Harrys Geburtstagsfeier. Daran dass Niall und ich auf der oberen Terrasse einige Flaschen Bier getrunken hatten und uns über verschiedene Dinge unterhalten hatten. Über Charly. Über Jonas. Übers Fremdgehen und darüber das unsere Exfreunde einfach mal vergaßen das wir irgendwie Zukunftspläne hatten. Irgendwann einigten wir uns darauf, dass sowohl Charly als auch Jonas einfach nicht die richtigen gewesen sind und wir in naher Zukunft noch viel bessere Partner finden würden.
Von der Terrasse hat es uns irgendwann nach unten getrieben und wir sind von Bier auf Tequila umgestiegen.
Ein riesen Fehler.
Wir lachten zusammen, wir tanzten und ich war mir sicher schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt zu haben. Irgendwann hat Liam uns einkassiert und uns in ein Taxi gesetzt. Niall bestand darauf, dass wir uns eins teilen und als der Wagen bei ihm vor der Tür hielt wollte er mich nicht alleine weiter fahren lassen. „Wer weiß was passiert. Charly würde es mir niemals verzeihen.“ Ich war viel zu betrunken, als das ich mit ihm hätte diskutieren können und folgte ihm einfach in seine Wohnung.
Wir halfen uns gegenseitig nach oben, stolperte einige Male und fielen letztendlich fast in seine Wohnung rein, wenn er uns nicht abgefangen hätte.
Ich wusste an dem Morgen nicht mehr genau wie es dazu kam, aber ich erinnerte mich daran, dass wir uns küssten. Erschrocken richtete ich mich auf und erst dann fiel mir auf, dass ich völlig nackt im Bett lag. Erst da wagte ich es nach rechts zu schauen, bloß um festzustellen, dass die Seite zwar benutzt war, Niall allerdings nicht mehr dort lag.
Ich konnte und wollte es einfach nicht glauben, dass ich tatsächlich im betrunken Zustand mit dem Freund oder Exfreund meiner Schwester geschlafen hatte. Ich beschloss, dass es überhaupt nicht soweit gekommen sein muss. Dass wir uns zwar geküsst hatten, es aber sicherlich eine einfach Erklärung dafür gab, dass ich unbekleidet in seinem Bett lag. Vielleicht hatte ich mich voll gekotzt? Als ich aufstehen wollte und das ziehen in meinem Unterleib spürte, war mir klar, dass ich den Alkohol wohl nicht losgeworden bin, sondern wirklich einen Fehler begangen hatte.
Aber war es wirklich ein Fehler? Niall und ich verstanden uns ziemlich gut und das ich mich in seiner Gegenwart wohl fühlte, dass konnte ich auch nicht abstreiten. Charly und er waren schon lange kein wirkliches Paar mehr. Aber konnte ich wirklich etwas mit dem Exfreund meiner Schwester anfangen?
Ich war mir überhaupt nicht sicher. Einerseits erschlich sich ein tierisch schlechtes Gewissen Charlys gegenüber, andererseits ließen mich die Bruchstücke der vergangenen Nacht einfach nur blöd vor mich hin lächeln. Ich erinnerte mich daran, wie zärtlich Niall war und dass ich mich in dem Augenblick einfach nur äußerst wohl gefühlt habe - auch wenn wahrscheinlich viel der Alkohol daran Schuld war.
Ich beschloß mich später mit Charly auseinander zu setzen, ich war mir sicher sie würde es schon irgendwie verstehen und nicht alt zu sehr toben, zuallererst wollte ich erst herausfinden, was Niall zu dem ganzen überhaupt sagt. War es für ihn ein Ausrutscher, durch Alkohol verursacht oder bedeutete es ihm vielleicht sogar auch etwas. Ich streckte mich um nach meinen Sachen zu schauen und zog mich schnell an als ich diese vorm Bett fand.
Leise öffnete ich die Tür und stockte als ich Stimmen hörte. „Du spinnst doch Niall ehrlich. Robin ist Charlys Schwester. Zwillingsschwester. Du kannst nicht einfach mit ihrem Zwilling schlafen und glauben, dass es keine Konsequenzen hat. Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Ich ordnete die Stimme eindeutig Liam zu und Fragte mich, woher er wohl wusste was zwischen Niall und mir war. „Wir waren betrunken. Beide.“ „Ihr wart betrunken. Verdammt, dass entschuldigt die ganze Sache doch überhaupt nicht.“ Ich schlüpfte leise in meine Ballerinas und war mir nicht sicher ob ich die beiden einfach unterbrechen sollte. Das ganze war eine Sache zwischen Niall und mir. „Liam…“ - „Ich verstehe einfach nicht, was du dir dabei gedacht hast. Ja ich weiß, dass du meintest, Charly und du findet wahrscheinlich nicht mehr zueinander. Gut das ist eine Sache, aber ihre Zwillingsschwester zu ficken das ist eine andere Sache. Wenn es für dich keine Konsequenzen hat, okay. Hast du aber mal dran gedacht, was es für Robin und Charly bedeutet? Wenn die beiden sich deswegen streiten, dann bist ganz allein du dafür verantwortlich.“
Liams Vorwürfe an Niall, verursachte gerade bei mir ein tierisch schlechtes Gewissen. Er hatte recht. Es spielte überhaupt keine Rolle, was zwischen Niall und Charly lief oder nicht lief. Er war ihr Freund oder Exfreund und dadurch für mich einfach nur tabu.
„Zum Sex gehören immer noch zwei Liam. Also ist Robin genauso schuld daran. Außerdem weiß ich überhaupt nicht was du dich so aufregst. Es war ein Ausrutscher. Robin erinnert mich einfach verdammt an Charly.“
Ich schnappte nach Luft. Das war ein echter schlag unter der Gürtellinie. Es war einfach wie immer. Nicht ich wurde gesehen, sondern bloß Charly. Er verbrachte keine Zeit mit mir, weil ich ich war oder wir mittlerweile eine Freundschaft aufgebaut hatten, nein, einzig die Tatsache, dass ich ihn an meiner Zwillingsschwester erinnerte, an seine Freundin, ließ ihn Zeit mit mir verbringen.
Ich merkte wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Es war scheiß egal, dass ich es vielleicht genossen hatte. Es war auch scheiß egal, dass ich Niall vielleicht viel mehr mochte als ich mir eingestehen wollte. Fakt war einfach das ich dort raus musste. Dass ich Niall wieder aus meinen Leben streichen und mich am liebsten irgendwie verkriechen wollte.
Ich atmete tief ein und aus, bog um die Ecke und lief direkt in die beiden rein. Erschrocken sahen sie mich an. „Robi…“ - „Nein!“, unterbrach ich den blonden und suchte nach meiner Handtasche und meiner Jacke. Ich schaute ihn mit Tränen in den Augen an und wusste direkt, dass ihm klar war, dass ihr etwas gehört haben musste. „Hör zu i….“ - „Nein!“, grätschte ich ihm wieder ins Wort und zog meine gefundene Jacke an. „Wir soll…“ - „Wir sollten gar nichts! Lass mich einfach in Zukunft zufrieden!“, fiel ich ihm wieder ins Wort und verließ die Wohnung schneller als der Blitz.
Ich war froh, dass gerade eine Frau aus dem Taxi stieg, als ich das Haus verließ und ich stattdessen direkt hinein steigen konnte. Ich nannte dem Fahrer meine Adresse und überlegte als er losgefahren war, ob das eine gute Idee war. Das letzte was ich wollte, war Charly zu begegnen. Ich wusste sie würde Fragen stellen und nicht locker lassen bis sie aus mir heraus gekitzelt hatte was los war. Da ich mir jedoch ziemlich sicher war, dass meine Schwester von dem Geburtstagswochenende ihrer Freundin noch nicht wieder da war.
Ich ließ mich nach Hause fahren und erlebte dort doch auch schon die nächste Überraschung als ich Charly mit niemand anderem als Dave, ihren Physiotherapeuten, knutschen und halbnackt auf der Couch vorfand. Mein „Oh mein Gott“, ließ die beiden auseinander fahren. „Robin, was machst du denn schon hier?“, wollte meine Schwester tatsächlich von mir wissen. Ich zuckte unbeholfen mit den Schultern, während ich in den Augenwinkeln sah wie Dave sich anzog. „Weißt du, zufällig wohne ich hier.“ „Naja, aber du hast mich heute morgen irgendwann angerufen und meintest dass du bei Niall schläfst und das ihr ziemlich tief ins Glas geschaut habt.“, erzählte sie mir und setzte nach, dass sie mit mir nicht vor Mittag gerechnet hatte. Ich runzelte die Stirn. „Ich habe dich angerufen?“ „Ja, oder vielmehr ihr beide. Niall hat mir hoch und heilig versprochen, dass er auf dich aufpasst und du hast geschwärmt wie niedlich er doch. Es war zum schießen.“, antwortete sie mir. Das einzige was ich tat, war mit den Schultern zu zucken. Daran konnte ich mich absolut nicht erinnern. „Tut mir Leid.“, gab ich leise von mir und merkte erst dann, dass Dave ja noch immer mit im Raum war. Als ich ihn mit hochgezogen Augenbrauen anschaute, drückte er Charly ein Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich.
Ich wartete noch ab bis ich die Haustüre hörte und zeigte dann in die Richtung. „Was genau war das?“ Ich sah wie sie sich auf die Lippen biss. „Naja, Dave und ich haben in den vergangenen Wochen unheimlich viel Zeit miteinander verbracht. Wir verstehen uns sehr gut und irgendwie hat sich halt mehr daraus entwickelt. Es hat gefunkt.“, informierte sie mich. Ein wenig fassungslos sah ich sie an. „Es hat gefunkt? Charly spinnst du? Was ist mit mit Niall? Glaubst du nicht das es ihm gegenüber ein wenig unfair ist?“, wollte ich wissen und vergaß für einen Augenblick, was zwischen Niall und mir zuvor war. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Zwischen ihm und mir lief es schon vor dem Unfall nicht mehr so gut. Wir haben uns mit der Zeit einfach auseinander gelebt und ein neuer Funke ist einfach nicht übergetreten. Das hast du doch auch selber gemerkt.“, kommentierte sie. „Ach und da dachtest du dir, halte ich mir ihn warm, wenn es nicht mit Dave funktioniert? Spinnst du eigentlich?”, fuhr ich sie an und merkte erst danach, was sie eigentlich gesagt hatte.
„Wow warte mal…“, stoppte ich sie als sie ansetzte etwas zu erwidern. „Woher willst du wissen, dass es vor dem Unfall nicht so gut zwischen euch lief?“ Sie senkte den Blick. „Vielleicht sind meine Gedächtnislücken nicht mehr ganz so groß.“ „Was?“, meine Stimme ging ein paar Oktaven höher. „Kannst du dich noch daran erinnern, als Niall mit den Jungs hier war? Als sie lauter Süßkram mitgebracht hatten?“, wollte sie von mir wissen.
Ich nickte langsam. Natürlich konnte ich mich an diesen Tag erinnern. In unserer Wohnung roch es nach Jahrmarkt, als ich von der Arbeit Nachhause kam. Die Jungs hatten gebrannte Mandeln, Nüsse, Popcorn, Schokoladen Früchte und Zuckerwatte mitgebracht. Eigentlich wollte ich mich an dem Abend einfach in mein Zimmer verkrümeln, allerdings hätte der Ire da ganz andere Pläne. Er warf mich über seine Schulter und bugsierte mich direkt auf die Couch zwischen ihm und Louis. Eine Flucht war aussichtslos gewesen. Wir hatten an den Abend einfach viel Spaß.
„Als Niall dich so über die Schulter geworfen hat, war es als wäre ich in einem Flashback gekommen. Er hat es auch schon mal mit mir gemacht, nicht in einer ähnlichen Situation, aber irgendwie hat es was in mir ausgelöst. Ab da kamen immer und immer mehr Erinnerungen. Nicht so wie bei Suza, das schwups alles da war. Eher gebröckelt.“ Ich schüttelte den Kopf. „Du hast das mit keinem Wort erwähnt. Nicht einmal.“ Daraufhin nickte sie. „Ich wollte, aber dann habe ich gemerkt wie gut du dich mit Niall verstehst. Noch vor ein paar Wochen, bist du ihn lieber aus dem Weg gegangen, als Zeit mit ihm zu verbringen. Das hatte sich geändert und ihr seid einfach toll zusammen. Ihr lacht viel und ich fand das es an der Zeit ist, dass du mal einen Mann an deiner Seite hast, der dich zu schätzen weiß. Ich war und bin mir ziemlich sicher, dass ihr beide ein super Paar abgeben würdet. Welches sich ergänzt.“, versuchte sie mir zu erklären. Ich gab ein Lachen von mir. „Du hast gedacht, weil du Niall plötzlich nicht mehr willst, kann ich ihn gerne haben?“, hakte ich sicherheitshalber noch mal nach. „Naja…. Ja so in etwa.“
„Hast du auch nur einmal an Niall gedacht? Oder an mich?“ Sie nickte wieder. „Natürlich. Hätte ich nicht gemerkt, dass ihr euch so gut verstehen…..dann….“, sie stockte. „Dann was? Dann hättest du uns aufgeklärt und Niall noch einmal richtig das Herz gebrochen?“ Sie biss sich auf die Lippen, aber ich hatte noch nicht genug gemotzt. „Er hat sich unheimlich viel Mühe gegeben. Er hat sich soviel Mühe gegeben, dir alles recht zu machen und du hast es einfach mit Füßen getreten.“, warf ich ihr vor und wusste selber nicht, wieso ich den Sänger noch so in Schutz nahm, wo er mir doch so weh getan hat.
„Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe gemerkt, dass ihr beide euch super versteht. Das da mehr ist. Niall hat zum Schluss doch viel mehr Zeit mit dir verbracht, als mit mir. Meinst du ich habe in den vergangenen zwei Wochen nicht gemerkt, dass ihr kaum ohne einander aus gekommen seid. Ich habe gedacht, wenn ich euch einfach etwas Zeit gebe, dann merkt ihr beide auch was euch verbindet.“, stellte sie klar und bewirkte damit, dass sich meine Augen mit Tränen füllten. „Du hast nur eine Kleinigkeit in deinem rosa roten Ballon vergessen.“, ließ ich sagen es wissen und erhielt ein fragenden Blick ihrerseits. „Niall. Er hängt im Gegensatz zu dir, nämlich einfach zu sehr an eurer Beziehung. Er hat all die Zeit einzig und allein mit mir verbracht, weil ich ihn an dich erinnere.“, informierte ich sie. Überzeugt schüttelte sie den Kopf. „Nein, auf keine Fall Robin. Ich kenne Niall und wenn du den Raum betrittst fangen seine Augen einfach an zu strahlen. Er mag dich. Sehr.“ Tränen liefen meine Wange herunter. „Du irrst dich. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat er es gesagt. Das ich ihn an dich erinnere und das einzig uns allein der Grund ist, warum wir Zeit miteinander verbrachten. Warum wir letzte Nacht miteinander im Bett gelandet sind.“, stieß ich ihr entgegen, woraufhin sie noch immer mit dem Kopf schüttelte und dann plötzlich erstatte.
„Ihr hattet Sex?“, wollte sie wissen. Ich wischte nur die Tränen aus dem Gesicht und nickte. „Siehst du, euch verbindet etwas. Beide würdet ihr niemals mit jemanden ins Bett steigen wo keine Gefühle im Spiel sind. So seid ihr nicht.“, versuchte sie mich zu überzeugen. „Du täuscht dich.“ Noch immer schüttelte sie den Kopf, während ich einfach nur das Bedürfnis hatte zu verschwinden. Ich konnte einfach nicht glauben, dass mich gleich zwei Menschen an einem Tag so verletzten. Charly war sich absolut nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten nicht nur nicht nur den Iren verletzte sondern auch mich. Ich habe in den letzten Wochen so viel zurückgesteckt, weil ich wollte das es ihr gut geht, dabei spielte sie allein bloß etwas vor.
„Robin ich glaube einfach nicht, dass Niall dich so verarscht hat.“, behaarte sie auf ihre Meinung. Ich hob meine Handtasche auf, weil ich einfach an die frische Luft musste. „Wieso? Hast nur du dieses Privileg?“
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