||13||Die Sache mit dem aus dem Weg gehen, der Einladung und den Prioritäten

Kaum zu glauben, aber der Freund meiner Schwester zog es wirklich durch und schaltete die nächsten Wochen einige Gänge zurück. Er bat Charly nicht mehr um ein Date. Er bastelte nicht mehr und sprach auch nicht ständig von deren gemeinsame Zeit. Zwischendurch war er zwar noch mal bei uns gewesen, hat den Grund seines Besuches, jedoch nicht auf meine Schwester gelegt.

Es hat etwas gedauert, bis es Charls überhaupt aufgefallen ist. „Du Robin, findest du nicht, dass Niall sich in letzter Zeit ziemlich komisch benimmt?", wollte sie von mir wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wieso?" Sie biss sich auf die Lippe und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Naja er hat sich in den letzten Wochen schon verändert. Ist nicht mehr ganz so oft hier und so.", gab sie von sich und schaute mich Nachdenklich an. „Naja er hat sich ja ziemlich rein gehangen und du hast eher abgeblockt, mich wundert es da nicht alt so sehr.", kommentierte ich. „Hat er dir gegenüber etwas erwähnt? Ihr scheint euch ja relativ gut zu verstehen." Erst wollte ich ihr klar sagen, dass Niall mir durchaus zu verstehen gegeben hat, dass er nicht nur enttäuscht von Charly war, sondern das es ihn auch verletzte, dass sie so dicht machte, allerdings hielt ich meinen Mund und schüttelte stattdessen nur den Kopf.

„Ehrlich nicht? Ich hab ja den Eindruck, dass ihr beide sehr gut miteinander zurecht kommt und euch auch ziemlich gut versteht.", hielt sie dagegen, woraufhin ich mit den Stirn runzelte. „Ehrlich, manchmal hatte ich eher den Eindruck, dass ihr beiden zusammen wart.", setzte sie nach. Erschrocken schaute ich sie an. Waren Niall und ich uns wirklich so nahe gekommen, dass wir bei Charls und vielleicht auch anderen den Eindruck machten, wir wären ein Paar? Das konnte doch überhaupt nicht sein. Ich schüttelte den Kopf. „Ehrlich da täuscht du dich. Als ihr beiden noch ein paar wart, haben wir kaum Kontakt miteinander gehabt. Das hat sich jetzt erst so verfestigt, seit dem du dein Unfall hattest. Wir haben viel telefoniert und mussten auch so unausweichlich viel kontakt zueinander haben, da du dich ja anfangs zumindest geweigert hast, mit ihm alleine Zeit zu verbringen.", erklärte ich ihr und sah, dass sie wenig überzeugt zu sein schien.

„Aber nur mal so rein hypothetisch, wäre er dein Typ? Also wenn er nicht um mich buhlen würde?", wollte sie noch wissen. Ohne zu überlegen schüttelte ich den Kopf. „Nein, auf keinen Fall. Außerdem hat er eh nur Augen für dich Charly.", antwortete ich ihr. Skeptisch schaute sie mich an. „Aber ihr versteht euch doch echt gut. Ich finde ihr würdet ein gutes Paar abgeben.", ließ sie mich wissen und ging in Richtung unseres Wohnzimmers.

Ihre Andeutungen verunsicherten mich ein wenig. Natürlich mochte ich Niall - schließlich war er der Freund meiner Schwester. Vielleicht mochte ich ihn auch etwas zu sehr, auch wenn ich es mir zu diesem Zeitpunkt nicht eingestehen wollte. Fakt war jedoch, dass ich meiner Schwester absolut nicht das Gefühl geben wollen, als sei ich ihre Nebenbuhlerin und beschloss noch am selben Tag, wieder etwas Abstand zu dem Sänger zu gewinnen.

Tage darauf sah ich immer zu, dass ich kaum Zuhause war, wenn er bei uns war um Charly zu sehen und wenn ich dann doch mal Daheim war, zog ich mich in mein Zimmer zurück, mit der Ausrede für die Uni etwas erledigen zu müssen.

Wirklich gebracht es es nichts, denn auch in diesen Tagen, kamen sich das einst so nahe stehende Paar nicht wirklich näher. Meine Schwester machte weiterhin dich und begann ebenfalls Gründe zu finden um nicht mit Niall Zeit verbringen zu müssen und so ließ er sich nur noch selten sehen - erkundigte sich jedoch immer noch regelmäßig ob bei uns alles in Ordnung war.

Es kam dazu, dass ich ihm gut zwei Wochen überhaupt nicht sah, bis er letzten Freitag abends vor unserer Haustür stand, obwohl er genau wusste das meine Schwester ein Mädelswochenende mit Suza und Melly zu verbringen. Mir sollte es ganz recht sein, mal ein Wochenende bloß für mich alleine zu haben, gerade weil ich am Morgen erst eine unschöne Begegnung mit meinem Exfreund hatte und einfach mal abschalten wollte, umso überraschter war ich als der blonde vor unserer Tür stand.

„Was tust du denn hier?", wollte ich direkt von ihm wissen. „Ich habe gedacht, ich leiste dir etwas Gesellschaft. Jetzt wo Charly das Wochenende weg ist und du sonst so alleine wärst.", informierte er mich und trat wie selbstverständlich in die Wohnung ein. Ich zog eine Augenbraue hoch, schloss die Tür und folgte ihm. „Ich brauche keine Gesellschaft. Ich habe nämlich ein Date.", gab ich von mir und hoffte ihn damit so zu verschrecken. Auch wenn es nicht ganz so die Wahrheit entsprach. Skeptisch beäugte er mich und sah mich von oben bis unten genau an. Jogginghose und weiter verwaschener Pullover waren wohl nicht ganz so überzeugend. „Ehrlich? Mit wem? Kennt Charly ihn und hat ihm auch schon die Rostige Gartenschere angedroht? Oder darf ich das übernehmen?", wollte er direkt von mir wissen.

„Mit meiner Couch, dem Fernseher, eine Flasche Wein, Naschkram und ein Haufen Folgen once upon a time.", antwortete ich ihm nun wahrheitsgemäß und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das habe ich gehofft und sogar Cola und Chips mitgebracht. Was dagegen, wenn ich mich zu dir geselle?" Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern begab sich direkt auf die Couch. „Du hast gehofft, dass ich mir heute einen ganz faulen Abend mit einem Haufen ungesunder Sachen mache und once upon a time schaue?", hakte ich nach. Er drehte sich zu mir um und verneinte. „Nicht direkt so. Eigentlich war ich guter Dinge das du hier bist, nichts vor hast und wir gemeinsam gammeln können. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, seit wir das letzte mal etwas zusammen zeit verbracht haben.", stellte er richtig.

Seufzend beschloss ich einfach nach zu geben, ging in die Küche und holte weitere Gläser und eine Schüssel für die Chips.

Als ich wieder zu Niall gelang, zeigte er auf die Flasche Rotwein. „Wolltest du dich zusätzlich noch betrinken?" Ich zeigte ihm einen Vogel und erklärte ihm, dass mich ein wenig Wein nicht betrunken machen würde, schon gar nicht weil ich diese immer mit Cola mische. „Obwohl mir eigentlich schon danach wäre." Etwas verwirrt schaute er mich an. „Dir wäre danach, dich zu betrinken?" Ich nickte. „Ich weiß Alkohol ist in keinerlei Hinsicht eine Lösung, aber mal einfach für eine kurze Zeit einen freien Kopf bekommen, nicht an Charly oder Jonas oder all den anderen Kram zu denken. Das fände ich einfach mal gut." Er nickte. „Ich verstehe dich so gut. Einfach mal all die Sorgen weg spülen und hoffen, dass der darauffolgende Tag, abgesehen vom Kater, um einiges besser wird."

„Dich belastet das mit Charly sehr, oder?", wollte ich wissen und schüttelte innerlich den Kopf, da ich die Antwort eigentlich ja kannte. „Ja, es wird einfach nicht besser. Manchmal glaube ich, sie will sich gar nicht an das erinnern was wir hatten. Das sie es einfacher findet ohne mich weiter zu machen.", ließ er mich wissen und hätte ich gewusst, wie recht er in gewisser Weise damit hat, hätte ich ihm niemals Mut zugesprochen. „So ein Quatsch. Charls liebt dich. Das weiß ich. Sie muss sich nur erinnern." Nicht wirklich überzeugt schaute er mich an. „Das glaube ich nicht und ich Frage mich wirklich ob sie schon vor dem Unfall vielleicht nicht mehr genügend Gefühle für mich hatte - andernfalls hätten diese noch eigentlich auch neu aufflammen müssen oder meinst du nicht?" Unbeholfen zuckte ich mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber falls es doch beruhigt, auch mich schließt Charly aus - sie hat mich noch nicht mal gefragt ob ich auch Lust hätte bei Suza zu übernachten. Nicht das ich zugesagt hätte, aber sonst hat sie auch immer gefragt." Etwas mitleidig schaute er mich an. „Tut mir Leid." Ich nickte. „Ja mir auch."

„Allerdings hätte ich da eine Idee, wie wir die Sache mit dem betrinken regeln.", ließ er mich wissen. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Nun schau nicht so. Harry hat feiert in zwei Wochen sein Geburtstag und hat mich eh gebeten dich und Charly einzuladen. Naja, Charly ist doch bei Melly, weil sie auch Geburtstag hat, aber du kannst doch mitkommen.", setzte er direkt nach. „Niall ich weiß nicht. Ich kenn doch kaum jemanden.", versuchte ich noch nun herauszureden. „Du kennst Harry und Liam, Louis und mich. Ich verspreche dir, dich den ganzen Abend nicht alleine zu lassen.", versprach er, überzeugte mich damit allerdings absolut nicht. „Robin komm schon, dass wird lustig. Es gibt leckeres essen, du kommst unter Leute und wenn du dich dazu entschließt dich mit mir zu betrinken, dann sorge ich vorher dafür, dass wir beide auch sicher nach Hause kommen. "

Ich seufzte und fasste es nicht, dass ich tatsächlich nach gab. „Okay. Meinetwegen." Ziemlich überrascht schaute er mich an. „Wirklich?" Ich nickte „Ja, du gibst ja sonst eh keine ruhe. Du musst mir allerdings sagen, was ich Harry kaufen soll und mir versprechen, dass wir gerade dort, wir ich kaum jemanden kenne uns nicht betrinken. Ich habe nämlich keine Lust auf irgendwelche Peinlichen Videos oder so.", forderte ich. „Versprochen und wenn dir doch nach Alkohol ist, dann verspreche ich dir hier auch aufs Wort, dass wir auf dich aufpassen. Ich übernehme diesen Job sogar sehr gerne selber.", ließ er mich lächeld wissen. Mehr oder weniger zufrieden nickte ich. „Okay und wegen dem Geschenk musst du dir echt keine Sorgen machen. Harry erwartet überhaupt nichts." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Wir kaufen auch nichts großartiges, weil er sich nicht auskotzen konnte...... aber wenn du willst kannst du einfach zwanzig Pfund oder so dazu geben.", gab er nun von sich worauf ich nickte und direkt aufstand um ihm das Geld gleich zu geben.

Seit ich bei Oli arbeitete, kamen wir mit dem Geld allemal besser zurecht als vorher - wir konnten zwar noch immer keine großen Sprünge machen, mein Auto war auch noch nicht in der Werkstatt, aber wir kamen locker über die Runden und es war auch noch so viel übrig, dass ich am Ende des Monats etwas sparen konnte. Ich gab Niall das doppelte und kommentierte dies damit, dass die andere Hälfte Charlys Anteil ist, auch wenn sie gar nicht mitkommen konnte. Immerhin war Harry eigentlich aus dem Freundeskreis meiner Schwester.

„Was ist das eigentlich?", fragte Niall mich und zeigte auf dem Flyer, der noch auf dem Tisch lag. Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich wieder auf die Couch fallen. „Mein Professor für angewandte Mathematik hat mich gefragt, ob ich nicht Lust auf ein sechswöchigen Workshop habe.", antwortete ich ihm. Er faltete den Flyer auf und las ein wenig. „Florida?" Ich nickte bloß. „Wow Robin das klingt ja großartig - schließlich ist es das was du gerne machst." Wieder nickte ich. Mittlerweile kannte er mich ziemlich gut. „Schon ja." Überrascht schaute er mich an. „Höre ich da etwas ein ganz großes dickes aber?" „Jap. Ich kann Charly unmöglich ganze sechs Wochen alleine lassen und nach Florida gehen. Was ist wenn es ihr wieder schlechter geht oder alleine überhaupt nicht zurecht kommt? Außerdem kostet allein nur die Unterkunft ein halbes Vermögen in der Zeit. Ich darf gar nicht daran denken, wieviel der Flug kostet, wenn ich kurzfristig wieder zurück muss, weil etwas mit meiner Schwester ist.", erklärte ich ihm. „Ehrlich Robin das ist doch sicherlich eine einmalige Chance, auch Kontakte zu knüpfen. Mach dir um deine Schwester keine Gedanken. Zum einen hat sie Suza und auch Melly und ganz zu not kann ich auch gerne ein Auge auf sie werfen, während du weg bist. Du musst auch mal an dich denken." Entschlossen schüttelte ich den Kopf.

„Gerade jetzt, braucht Charly mich. Ich muss einfach die richtigen Prioritäten setzen. Meine Schwester ist da einfach zur Zeit wichtiger."

Das gerade Charly zu der Zeit ganz andere Prioritäten setzte, dass konnte ich bei weitem nicht ahnen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top