||10|| Die Sache mit dem kennenlernen und dem Neuen Job

Robin|| Den Freitag mit den Jungs hatte ich relativ gut überstanden. Ich war ziemlich überrascht, dass sie mich wirklich so gut aufgenommen haben.

Zu meiner Überraschung war Charly, ihr Unfall, ihre Genesung und der Gedächtnisverlust an diesem Nachmittag eher nebensächlich. Natürlich haben sie sich erkundigt, wie es passierte, wie der Stand der Dinge war und wie sie ihren Beitrag leisten konnten um ihre Gedächtnislücken etwas auf den Sprüngen zu helfen, aber in erster Linie ging es nicht um sie. Sie haben mir Löcher über mich in den Bauch gefragt, haben mir von sich erzählt, ihrer Musik und der darauffolgenden vergangenen Tour und haben mir einen Nachmittag beschert an dem ich mir keine Gedanken über das kommende oder mir Sorgen über irgendwelche anderen Dingen gemacht habe. Ich konnte seit langem mal wieder ein paar Stunden abschalten und das tat unheimlich gut.

Am späten Nachmittag hat Niall mich wieder nach Hause gefahren, allerdings nicht bevor ich den drei übrig gebliebenen mein Versprechen gegeben habe, dass ganze am nächsten Wochenende, dann allerdings mit Charly zu wiederholen. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob meine Schwester da zustimmen würde, sagte ich erst einmal zu - denn gegen alle vier gemeinsam hatte ich kaum eine Chance.

So ganz den Tag beenden wollte Niall allerdings noch nicht. „Was hältst du davon, wenn wir irgendwo halten und uns und Charly etwas zu essen mitnehmen? Ihr braucht nicht mehr kochen und ich habe noch einen Vorwand um Zeit mit Charls zu verbringen.", fragte er mich auf den Rückweg. Ich zuckte mit den Schultern. „Von mir aus." „Auf was hast du Lust?" Ich zuckte wieder mit den Schultern - solangsam wurde es eine meiner Lieblingsgesten. „Was hältst du von Sushi. Charly isst es doch extrem gerne."

Ich verzog etwas angewidert das Gesicht, was Niall Angesicht der Tatsache, dass er sich auf den Verkehr konzentrierte entfiel. „Klingt gut.", gab ich von mir, obwohl ich absolut kein Fan von dem Zeug war. Ich nahm mir vor, mir Zuhause ein Brot zu machen und mich dann in meinem Zimmer zu verkriechen. Niall wollte Zeit mir meiner Schwester verbringen und da wollte ich definitiv nicht stören. Zu dem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, dass wir
Charly an diesem Abend überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommen würden.

Niall hielt vor dem Laden, von dem ich wusste das meine Schwester behauptete das es dort das beste Sushi gibt, welches man in London und Umgebung finden konnte. „Kommst du eben mit?", wollte er von mir wissen. Wieder rümpfte ich die Nase, woraufhin er die Augenbrauen hoch zog. „Du willst nicht mit mir gesehen werden? Okay kein Problem, dann hoffe ich für dich, dass du mir genau sagen kannst was du haben willst.", forderte er von mir und hörte sich dabei etwas belustigt an. Ich schüttelte den Kopf und nickte dann doch. „Für mich brauchst du nichts mitbringen." Daraufhin runzelte er die Stirn. „Du willst wirklich nicht mit mir gesehen werden.", schloss er fälschlicherweise aus meiner Antwort. Wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein so ist es nicht. Ich mag Sushi nur überhaupt nicht. Allerdings kann ich trotzdem gerne mitkommen.", erklärte ich ihm. Überrascht schaute er mich an. „Wieso hast du dann zugestimmt?", wollte er etwas verwirrt vom mir wissen. Wieder hob ich meine Schultern und ließ sie wieder sinken. „Wenn ihr dieses Zeug mögt, dann meinet wegen, ich kann mir Zuhause auch ein Brot machen. Ich bin da überhaupt nicht anspruchsvoll." Etwas unglaubwürdig schaut er mich an. „Eigentlich habe ich gedacht, dass du genauso verrückt danach bist wie Charly." Ich schüttelte den Kopf. „Mit allem was aus dem Meer kommt kannst du mich jagen, genauso wie mit diesem fürchterlichen Reis oder Kohl jeglicher Art.", ließ ich ihn wissen.

„Warum hast du nichts gesagt?" „Wie gesagt, ich bin überhaupt nicht anspruchsvoll. Mir reicht gleich auch ein Brot." Etwas fassungslos schüttelte er den Kopf und murmelte etwas davon, dass ich unglaublich wäre. „Dort vorne ist ein Burgerladen. Was hältst du also von einem Burger? Sie werden frisch zubereitet - etwas anderes als dieses Fast Food Zeug.", schlug er nun vor, zeigte in eine Richtung aus der ich schon die große Leuchtreklame erkennen konnte und hatte mich damit wahrhaftig gepackt. Im Gegensatz zu diesem Fisch und Reis Zeug, kann ich Burger immer essen und zwar in jeglichen Varianten.

Nach kurzem überlegen nickte ich. „Okay gut, dann geh ich schnell für deine Schwester eine Sushi Box holen und du besorgst uns beiden Burger.", schlug er vor, woraufhin ich an der Reihe war und eine Augenbraue hochzog. Lächelnd zuckte er mit den Schultern und verriet mir das er auch kein großer Fan vom Sushi war und es bloß Charly zu liebe ab und an aß, nun aber meintetwegen eine gute Ausrede hatte.

Für kurze Zeit trennten sich unsere Wege, allerdings war Niall schneller wieder neben mir als ich die Speisekarte studiert hatte. Unabhängig voneinander entschieden wir beide uns für ein Burger ohne Zwiebeln, allerdings dafür mit einer doppelten Ration Speck, Gurken und Käse. Als ich ihm verriet, dass ich noch niemals Süßkartoffelpommes probiert hatte, ordert er gleich eine große Portion und spendierte uns allen drei noch ein Joghurteis.

Zuhause angekommen, gab es noch keine Spur von meiner Zwillingsschwester. Nachdem ich sie anrief, erzählte sie mir sie würde bei ihrer Freundin schlafen. Ihr Vater würde sie am nächsten Morgen wieder Zuhause absetzen. Ziemlich sauer legte ich auf. Ich verstand einfach nicht, warum Charly nicht in der Lage war, von alleine bescheid zu geben. Sie machte sich überhaupt kein Kopf darüber, dass ich mir vielleicht Sorgen machte, wenn sie nicht rechtzeitig Zuhause war. Dies war eine Sache, die sich leider auch nicht nach dem Unfall geändert hatte und weswegen ich mich immer und immer wieder mit meiner Schwester stritt.

Niall war daraufhin alles andere als bereit nach Hause zu fahren und bestand darauf, dass wie den Abend auch ohne Charly gemeinsam verbrachten. Wahrscheinlich hatte er Mitleid mit mir.

Gemeinsam aßen wir die gekauften Burger und Pommes. Durch Nialls lockere und lustige wurde es ein wirklich schöner Abend, der damit endete, dass wir beide beim Fernsehen gucken auf der Couch einschliefen. Dies war das erste Mal, dass ich mich wahrhaftig mit Niall auseinander setzte und ihn kennenlernte, obwohl er schon eine gefühlte Ewigkeit mit meiner Schwester zusammen war. Ich musste feststellen, dass er überhaupt keine Ähnlichkeit mit den Exfreunden meiner Schwester hatte.

Am nächsten Morgen haben wir noch gemeinsam gefrühstückt, bevor Charly dann auch auftauchte und erstenmal weniger begeistert war, Niall und mich lachend in der Küche vor zu finden. Allerdings war es keine Eifersucht, die sie gepackt hatte, sie fande es einfach unmöglich, den Iren schon am frühen Morgen zu treffen. Unamgekündigt versteht sich.

Wirklich warm geworden sind die beiden an diesem Wochenende, denn Niall verbrachte nicht nur den Samstag bei uns sondern ist auch am Sonntag aufgetaucht, nicht wirklich. Und wieder tat er mir einfach nur furchtbar Leid. Er hatte sich so verdammt viel Mühe gegeben, hatte am Sonntag zig Fotos mitgebracht und Charly von ihren unzähligen Dates erzählt, aber bei meiner Schwester hat sich absolut nichts geregt.

Als Niall Sonntag Abend wieder nach Hause fuhr, hatte er schon eine Neue Idee, wie er Charlys Gedächtnis auf die Sprünge helfen oder zumindest wieder ein paar Gefühle aufleben lassen konnte - er wollte das eine oder andere Date einfach wiederholen. Während ich es eine total niedliche Idee fand, hielt sich die Begeisterung meiner Schwester jedoch in Grenzen.

Das Wochenende war viel zu schnell vorbei. Während Charly am Montag zur Krankengymnastik musste, hätte ich eigentlich zur Uni gemusst. Ich war auch im Gebäude und auf dem Weg zum Hörsaal, als ich allerdings Jonas vor der Tür habe stehen sehen, habe ich feige wie ich nun mal bin, die Flucht ergriffen. Da ich wenig Lust hatte Zuhause herum zu gammeln und schließlich ein Job benötigte, steuerte ich einfach das Café an.

Ziemlich überrascht sah Oli mich an diesem Morgen an, Empfing mich allerdings mit offenen Armen, obwohl ich mich noch nicht einmal telefonisch bei ihm gemeldet hatte. „Müsstest du nicht in der Uni sein?", wollte er von mir wissen, stellte das eine Glas unter der Kaffeemaschinen, bevor er einen Tee in eine große Tasse schüttete und gleichzeitig eine Kundin abkassiert. „Schon aber...", ich stockte als ich sah, wie er den Tee fast verschüttete und begab mich ohne groß zu überlegen, zu ihm hinter die Theke, um ihm zur Hand zu gehen. Im ersten Moment stutzte er ein wenig, gab mir dann allerdings die Anweisungen die ich erst einmal benötigte. Ich bediente die Kaffeemaschine, kochte Tee und nahm Bestellungen auf, als würde ich schon länger dort arbeiten.

Nach gut einer dreiviertel Stunde, hatten wir den Ansturm überstanden und Oli reichte mir einen großen Cappuccino. „Du warst meine Rettung. Ich hoffe dir ist bewusst, dass ich dich nun nicht mehr so schnell gehen lasse.", gab er von sich und stellte sich mir gegenüber. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich konnte dich ja schlecht ins Chaos rennen lassen.", scherzte ich. Zustimmend nickte er, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich dann ernst an. „Also was ist, hast du nun Lust Teil dieses verrückten Teams zu werden oder eher nicht?", wollte er von mir wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Willst du mich den wirklich einfach so einstellen? Wir kennen uns doch kaum.", bemerkte ich an. „Tja du hast mir gerade den Arsch gerettet und für den Rest haben wir während unsere Schichten Zeit, denn mit mir musst du vorerst immer vorlieb nehmen.", gab er vor mir. Ohne großartig darüber nachzudenken und nach den Konditionen zu Fragen stimmte ich ein, schließlich fiel mein andere Job weg, etwas neues hätte ich zu dem Zeitpunkt so oder so gebraucht.

„Wenn du ganz kurz die Stellung hältst, gehe ich rasch nach hinten und rufe Jace an, damit er gleich ein Mustervertrag mitbringen kann und wir dann alles weitere besprechen können.", schlug er direkt vor und erhielt von mir die Zustimmung. Während er eine hinten war wusch ich das Geschirr und räumte die frei gewordenen Tische ab, über die ich auch gleichzeitig schnell einmal drüber wischte. Ich bemerkte überhaupt nicht, dass Oli mich eine kurze Zeit beobachtete. „Sag mal, wie viele Stunden die Woche kannst du eigentlich immer arbeiten?", wollte er von mir wissen, als er wieder nach vorne kam. „Ich nehme das was ich kriegen kann.", ließ ich ihn wissen und sah wie er mit dem Kopf schüttelte. „Die Sache ist die Robin, es hat noch jemand gekündigt somit habe ich nur noch jemanden am Wochenende und zwischendurch Jace der aushilft. Ich denke wir beide werden uns super verstehen und auch mit Jace solltest du klar kommen. Wenn es mit der Uni klappt, hätte ich dich gerne täglich ein paar Stunden hier, wenn du lernen musst oder Klausuren anstehen, Regel ich das irgendwie anderes und am Wochenende hast du dann natürlich immer frei, allerdings will ich nicht das du dich zu sehr verausgabst, denn wenn ich mich recht erinnere hast du noch von anderen Jobs gesprochen und von einer Schwester für die du da sein musst." Ich mich nickte war mir jedoch nicht ganz so sicher, was genau er damit sagen wollte. „Ich trage morgens Zeitungen aus und sitze drei mal in der Woche abends an der Kinokasse.", erzählte ich ihm.

„Glaubst du nicht, dass es ein wenig viel werden würde? Oder vielleicht sogar schon ist?", hakte er nach, woraufhin ich mit den Schultern zucke, ihm ohne zu zögern, von Charlys Unfall erzählte und ihm versuchte klar zu machen, dass es im Moment einfach nicht anders ging. Dass wir auf all die kleinen Gehälter angewiesen waren.

„Du musst aber auch an dich denken. Du bringst weder deinem Arbeitgeber etwas, wenn du vor Erschöpfung schlapp machst, noch deiner Schwester.", wies er mich zurecht. Zustimmend nickte ich. „Du hast ja recht, aber im Moment muss ich da eben durch. Ich will ja auch nicht an unser ganzes Gespartes.", ließ ich ihn wissen. Etwas mitleidig schaute er mich an und unterbreitete mir ein Angebot, welches ich kaum hätte Ausschlagen können.

Noch am selben Nachmittag unterschrieb ich den Arbeitsvertrag, mit traumhaften Konditionen, die mir im ersten Moment ein wirklich schlechtes Gewissen bereitet haben, die mir allerdings sowohl Oli auch als Jace ziemlich schnellausgeredet haben, und kündigte meine beiden Nebenjobs. Vom ersten Moment an, fühle ich mich tierisch wohl zwischen den ungleichen Paar und war mir ausnahmsweise ziemlich schnell sicher, dass sich zwischen uns auf Dauer eine tolle Freundschaft entwickeln würde und täuschte mich da auch nicht.

×××

Nein, ich habe die Story nicht noch einmal aufgegeben - ich habe mich bloß ziemlich schwer mit diesem Kapitel getan. Ständig hat mich etwas anderes gestört (und ich bin immer noch nicht ganz zufrieden), aber mit ein wenig drehen und wenden, hat es dann doch mit dem (Übergangs) - kapitel geklappt. Die nächsten sind nicht so sprunghaft zwischen den Tagen, das verspreche ich euch, allerdings musste ich irgendwie voran kommen.

Das nächste wird nicht so lange auf sich warten lassen, Ehrenwort!

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