||1|| Wie die Sache Anfing

Einige Wochen zuvor....

Robin|| Das Chaos in meinem Leben startete mit Charlys Unfall vor einigen Wochen. Er hatte so ziemlich alles aus der Bahn geworfen - vor allem mich. Ich war es gewohnt, dass meine Zwillingsschwester für die Komplizierten alltäglichen Sachen verantwortlich war. Sie hatte sich, seit unsere Mutter vor vier Jahren bei einem Autounfall verstorben ist, darum gekümmert das alles seine Richtigkeit hatte.

Sie war es die mich zu dem Schritt in die Hauptstadt Englands zu ziehen überredet hatte. Sie hatte vom ersten Tag an alles in die Hände genommen, hat uns diese atemberaubende Wohnung besorgt.

Hatte dafür gesorgt, dass ich mich ebenfalls rechtzeitig für die Uni Einschrieb und wir beide hier ein neues Leben aufbauen konnten.

Sie war schon immer mein Fels in der Brandung. Diejenige die mich immer wieder gepusht hat und aus mir das bestmöglichste heraus gelockt hat. Sie behauptete das selbe zwar immer von mir, allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass sie es auch durchaus alleine schaffen würde - ich hingegen wäre völlig verloren ohne sie.

Dabei sind wir total unterschiedlich. Sie war schon immer die selbstbewusste Schwester. Neben ihrem Modedesign Studium hat sie viel genäht und ihre ganzen, einzigartigen Stücke, an einer Boutique hier in London verkauft, wahrscheinlich für viel zu viel Geld, aber uns kam es immer zu gute, und darüberhinaus hat sie auch noch für einer Zeitschrift eine Modeblog verfasst. Ich habe meine Zwilligsschwester immer bewundert, aber wenn man ihr glauben konnte war es umgekehert genauso.

Während sie von unserer verstorbener Mutter die krativität geerbt hat, wurde mir eher die Logische Begabung in die Wiege gelegt. Ich liebe es komplizierte Mathematische Formeln zu knacken und habe mich deshalb vor drei Jahren für ein Mathe, Chemie und Physik Studium auf Lehramt entschieden. Charly hat mit dem regelmägigen Verkauf ihrer Kleidungsstücke und dem verfassen des Modeblogs, auf jeden Fall so viel verdient, dass sie den größten Teil unserer Miete zahlen konnte und ich bis auf dem Job im Café mich hauptsächlich auf mein Studium konzentrieren konnte - um Geld mussten wir uns keine Gedanken machen.

Zu mindest bis zu dem Tag, an dem dieser Bescheuerte Autofahrer meine Schwester auf ihrem Fahrrad übersehen hat. Eine Einzige unaufmerksame Sekunde hat dazu geführt, dass sich alles verändert hat und unser kompletes Leben nun Kopf steht. Viel zu oft habe ich meiner Schwester gesagt, sie soll einen Helm tragen, wenn sie mit dem Rad durch die Straßen von London düst. Viel zu oft hat sie mich bloß angegrinst und gemeint, dass es unnötig ist ihre Frisur zu ruinieren, da ja eh nichts passieren würde, dass sie schon aufpasst. Doch diese Leichtsinningkeit wurde ihr zum Verhängnis. Nachdem dieser Idiot nicht aufgepasst hat, wurde meine Schwester mit starken Hirnblutungen ins Krankenhaus gefahren.

Ich habe mich noch niemals so alleine und verlassen gefühlt, wie in den Stunden der Operation und den vier Tagen in denen sie einfach nicht aufwachen wollte. Bisher haben wir alles gemeinsam durchgestanden, sei es die Zeit in der unser Vater einfach, von jetzt auf gleich verschwunden ist und bis heute noch kein Lebenszeichen von sich gegeben hat oder als unsere Mutter vor einigen Jahren, ebenfalls bei einem Autounfall, verstorben ist. Charly und ich - wir waren immer eine Einheit.

Wir haben uns blind verstanden. Haben immer über alles geredet und gemeinsam durchgestanden, auch wenn wir mit der Zeit zwei Wege eingeschlagen haben - immerhin sind wir eineiige Zwillinge und haben eine besondere Verbindung zueinander.

Als Charly nach eine gefühlte Ewigkeit des Wartens und bangen aufgewacht ist, wurden wir promt acht Jahre zurück geschleudert. Das letzte an das sie sich erinnerte war, der Tag an dem sie von der Schaukel fiel und direkt auf ihren Kopf gelandet ist. Ich konnte mich noch ganz gut an dem Tag erinnern. Mal wieder wollte sie beweisen, dass sie die mutigere von uns beiden war und sprang in einer beängstigende Höhe von der Schaukel und war mit der Stirn auf einen Stein aufgekommen.
Für mich war das ganze wohl schrecklicher gewesen als für meinr Schwester selber. Ich war so verzweifelt, als sie dort mit Blutender Stirn lag, sich nicht regte geschweige denn ansprechbar war. Ich konnte mich noch gut dran erinnern, wie ich völlig verzweifelt meine Mutter anrief und ihr unter Tränen berichtete was passiert war. In Null Komma nix war sie bei uns, hat Charly ins Krankenhaus gebracht, die auf dem Weg dorthin schon wieder wach wurde.

Wann genau ihre Erinnerungen der letzten Jahre zurück kommen und ob sie überhaupt jemals wieder alles weiß, dass konnten uns die Ärzte nicht hundert Prozentig sagen, aber wir sollten froh sein, dass nicht mehr passiert ist. Ihr rechtes Knie und ein paar Rippen waren noch ein wenig Lediert, aber sie Lebt und darüber sind wir nach wie vor ziemlich froh.

Zweieinhalb Wochen musste sie im Krankenhaus bleiben, während ich mich mit drei Jobs herum schlug um unsere Rechnungen einigermaßen zu bezahlen. Da waren nicht nur die alltäglichen Ausgaben, sowie die Miete und enorme Spritkosten, unser Auto wollte auch nicht immer so wie ich es wollte und hätte eigentlich ein Besuch in der Werkstatt bitter nötig gehabt und dadurch, dass ich Charlys Freund Niall ausgeredet hatte, nicht überstürzt seine Termine abzusagen und zurück nach England zu kommen, da er hier eh nicht viel ausrichten konnte wuchs die Telefonrechnung auch immer mehr an, weil er unbedingt auf dem neuesten Stand bleiben wollte. Eigentlich verständlich, ich allerdings hätte gut darauf verzichten könne, immerhin war unser Kontakt bis zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich mau. Wenn er bei meiner Schwester zu Besuch war, wechselten wir zwar das eine oder andere Wort miteinander, aber wirklich etwas miteinander zu tun hatten wir nicht.

Auch wenn ich es echt ungern zu gab, so waren unsere Täglichen Gespräche, auch wenn sie immer über Charly waren, eine kleine Stütze, dass alles zu verarbeiten. Er gab mir einfach das Gefühl, gehört zu werden.

Am Tag bin Charly Entlassung war ich mal wieder viel zu spät dran. Morgens in der Früh, war ich Zeitung austragen und musste direkt danach zu meiner Schicht im Café. Eigentlich müssen die Kaffeemaschinen nach jeder Schicht gereinigt werden, aber ich hatte schon vorab mit meiner Kollegin ein Handel ausgeschlagen. "Robin, denkst du dran das du die Kaffeemaschinen noch reinigen musst?", wollte John, mein Chef, von mir wissen, als ich hektisch meine Sachen aus dem Spinnt nahm und danach direkt verschwinden wollte.

"Ich habe grade mit Teresia gesprochen, sie macht es heute für mich, dafür komme ich morgen früher und mache für sie die Kaffeemaschinen.", ließ ich ihn wissen. Ziemlich skeptisch zog er die Augenbrauen hoch. "Robin wirklich, ich mache die Schichtpläne doch nicht um sonst. Ihr müsst euch auch mal dran halten. Vor allem du kannst nicht an dauernd alles umwurschteln.", maulte er mich an. Okay, dachte ich mir. Nun müsste ich schauen das ich meinen ganzem Scharm einsetzte um ihn nicht noch weiter zu verärgern, immerhin brauchte ich auch diesen Job.

"Es tut mir Leid John, wirklich. Ich schwöre dir, dass es heute das letzte mal sein wird. Charly wird gleich entlassen und der Arzt hat drauf bestanden, dass sie abgeholt wird.", erklärte ich ihm und hoffte auf sein gutes Herz. Direkt entspannten sich seine Gesichtszüge. "Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?" "Vielleicht, weil ich nicht immer meine Schwester als Ausrede benutzen kann?" "Das ist doch keine Ausrede. Robin ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du mit mir reden kannst.", erinnerte er mich. "Ich weiß."

Mitleidig schaute er mich an und klopft mir dann Väterlichen auf die Schultern. "Na los, fahr zu deine Schwester und wenn du willst, kannst du gerne morgen und übermorgen frei machen.", schlug er mir vor, allerdings schüttelte ich den Kopf. Das ging auf gar keinen Fall. "Nein schon gut. Ich brauche die Schichten wirklich, immerhin wird Charly ja noch ein wenig Krankfeiern und irgendwie müssen wir ja die Miete und all das bezahlen.", schlug ich aus. "Okay, dann bis morgen in alter Frische."

Ich nickte und verließ dann eilig das Café in welches ich zu diesem Zeitpunkt mittlerweile schon seit anderthalb Jahre arbeitete um mir das Studium zu finanzieren und um meiner Zwillingsschwester nicht auf der Tasche zu liegen, die bis vor ihrem Unfall die Hauptverdienerin war.

In schnellen Schritten lief ich zu meinem Auto und hoffte das mein kleiner roter Flitzer ohne weitere Probleme anspringen wurde und ich nicht wie an dem Morgen den Pannendienst rufen muss, damit dieser mich überbrückte.

Das Glück war zum Glück auf meiner Seite und so parkte ich keine dreißig Minuten später, im Park Verbot vor dem Krankenhaus. Es war einfach der nächste Platz von Eingang aus. Ich hoffte einfach auf etwas Glück, damit man mich nicht abschleppte.

Schnell betrat ich das Krankenhaus und atmete einmal tief durch, bevor ich die Zimmertür meiner Schwester öffne. Wie so oft in letzter Zeit, starrt sie aus dem Fenster und versucht wahrscheinlich krampfhaft sich an irgendwas aus den Vergangenen Jahren zu erinnern. Geduld war noch nie ihre Stärke. "Hey, bist du bereit, nach Hause zu fahren?", wollte ich direkt von ihr wissen als ich neben ihr stand. Sie zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, vor allem weil ich dir nicht sagen kann, wie es zu hause ist.", gab sie mutlos von sich.

Ich schloss kurz die Augen und Atmete tief ein und aus. Es schmerzt zu sehen, was aus meiner selbstbewussten, immer positiv denkenden Schwester geworden ist. "Na dann wird es Zeit, dass heraus zu finden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Erinnerungen ruck zuck wieder kommen, wenn du erst Mal wieder in deiner gewohnten Umgebung bist und all die Foto aus den letzten Jahren siehst." "Robin ehrlich, dein Optimismus will ich auch gerne haben. Was ist wenn ich mich nie wieder an irgendwas aus den Jahren erinnern kann?", erwiderte sie. "Probieren geht über studieren. Du hast selbst gehört, was der Arzt gesagt hat: Vertraute Umgebung und verteuerte Situationen können dazu früheren, dass die Erinnerungen viel schneller wieder da sind als du schauen kannst.", erinnerte ich sie. "Du sagst es, kann. Es kann aber auch sein, dass meine Erinnerungen erst in ein oder zwei Jahren wieder kommen oder in fünfundzwanzig." Ich seufzte. "Also bitte etwas mehr Optimismus und etwas weniger Pessimismus bitte. Es wird schon, du wirst sehen.", versuchte ich sie, wie schon so oft zu überzeugen. Sie zuckte mit den Schultern. "Wir werden sehen."

Wieder seufzte ich. "Will der Arzt noch mal nach dir sehen oder können wir gleich heim?", fragte ich sie nun. "Dr. Flockings war grade schon hier und hat mir die Entlassungspapiere gebracht und meine Termine für die Physiotherapie bei Dr. Thomas. Allerdings soll ich ihn morgen noch mal anrufen.", antwortete sie mir. "Also können wir direkt los?"
Sie nickte und nahm ihre Krücken. "Am nächsten Mittwoch kommt der Gips ab. Ich soll dann nur noch eine feste schiene bekommen. Kannst du mich da fahren?" "Wann musst du denn genau hier sein?", hakte ich nach, denn eigentlich habe ich Mittwochs immer den ganzen Tag Uni. "Um halb elf.", informierte sie mich. Scheiße, dachte ich mir, denn es passte so überhaupt nicht in meine Planung hinein. "Ich bekomme das schon irgendwie hin.", versicherte ich ihr. "Ich kann auch mit dem Taxi fahren." "Nein quatsch, dass passt schon. Dann gehe ich zwei Stunden zur Uni, fahre mit dir hier her und wenn ich dich zu Hause abgesetzt habe, dann fahre ich wieder zur Uni. Das wird schon nicht so schlimm sein.", gab ich von mir, nahm ihre Tasche und ging mit ihr zusammen zum Aufzug. "Robin, du musst dir doch nicht so ein Stress machen, damit ich zum Arzt komme.", hörte ich sie sagen. "Ich mache mir kein Stress. Ich könnte auch Jonas Fragen, er hat Mittwoch keine Uni.", entgegnete ich vorsichtig. Charly schnaufte. "Also ich kann dir ja nicht sagen, wie es vor diesem Unfall war, aber ich kann dieses Jonas einfach nicht leiden. Also nein, tut mir Leid, ich will auf keinen Fall mit ihm zum Krankenhaus fahren.", ließ sie mich wissen.

Meine Schwester konnte sich an nichts aus den Letzten Jahren erinnern, wenn es allerdings um Sachen geht, die sie mag und die sie nicht mag, da ist alles fast noch genauso wie vorher. Sie hatte schon immer etwas gegen Jonas und seine Freunde. Charly war immer der Meinung, die Jungs würden das Leben zu sehr auf dir leichte Schulter nehmen. Okay zugegeben an den Wochenenden feiern sie gerne mal etwas zu viel und sie liegen ihren Eltern auch alle auf der Tasche, dennoch hat mir vor allem die Zeit in der es meiner Schwester nicht so gut ging gezeigt, dass ich mich auf Jonas verlassen kann.... Auf jeden Fall so einigermaßen.

"Ist ja gut. Dann bleibt eigentlich nur noch eine Möglichkeit, du könntest eventuell Niall fragen.", erwiderte ich ohne auf ihre Anspielungen einzugehen, wie es vorher mal zwischen ihr und meinen Freund war. Sie blieb stehen und sah mich verwirrt an. "Wer war noch mal Niall?" Ich seufzte. "Dein Freund.", erinnerte ich sie und machte den Kofferraum auf um ihre Tasche rein zu stellen und beobachtete sie dabei wie sie sich ins Auto setzte.

"Scheint ja ein sehr toller Freund zu sein, wenn er in den letzten vier Wochen nicht einmal hier war um mich zu besuchen.", stellte sie ernüchternd fest. "Charly das ist alles ein wenig kompliziert, aber ich bin mir sicher, dass er es dir morgen, wenn er bei uns vorbei kommt in ruhe erklärt.", nahm ich ihren Freund in Schutz.

Für Niall war es alles andere als einfach, mit seiner Band durch die Staaten zu touren, fast jeden Abend ein Konzert zu geben, während seine Freundin verletzt und ohne Erinnerungen an die letzten Jahre hier im Krankenhaus lag.

Zwanzig schweigende Minuten später, waren wir endlich bei uns zu Hause angekommen. Mit dem Aufzug fuhren wir aus der Tiefgarage, wo ich mein Auto geparkt hatte,in den fünften Stock. Noch immer schweigend schloß ich dir Tür auf, nahm die Tasche und trat ein. "Na los komm rein.", forderte ich sie auf. Etwas zögerlich betrat sie unserem Flur. "Den Flur wolltest du unbedingt einrichten, Frag mich nicht wieso.", ließ ich sie wissen. Skeptisch schaute sie mich an. "Ich habe mich für dieses helle Rosa an den Wänden entschieden?" Ich nickte und beobachtete, wie sie sich in dem kleinen Vorraum umschaute. Lächelnd blieb ihr Blick an einem großen Porträt von uns beiden hängen.

"Jap, dein Zimmer ist in der selben Farbe und das Badezimmer auch." Überrascht schaute sie mich an. "Warum hast du mich nicht abgehalten alles so zu streichen?" "Weil du der kreative Kopf von uns beiden bist und es absolut nichts bringt mit dir zu diskutieren. Außerdem sieht es doch überhaupt nicht schlecht aus. Du hast eben ein Händchen dafür, wie man etwas dekorieren muss.", erwiderte ich. "Du sprichst so als wäre es immer noch so. Du..." - "Charly bitte, hör auf mit diesem Pessimismus.", unterbrach ich sie und öffnete die Türe um zum Wohnzimmer zu gelangen. Meine Schwester kan mir hinter her gehumpelt. "Habe ich hier auch gewütet?", wollte sie von mir wissen. "Jain. Eingerichtet haben das Wohnzimmer zusammen, als wir hier eingezogen sind. Die Blumenwiese hinter der Couch hast du alleine gemalt und ich war tierisch genervt, weil du mich nicht helfen lassen wolltet.", erzählte ich ihr. "Warum nicht?" "Weil ich künstlerisch total unbegabt bin. Mum und du wart immer das kreative Dou.", antwortete ich ihr. Das unsere Mum bereits verstorben ist, habe ich ihr bereits schonend beigebracht und es war als würden Aids es noch einmal durchleben.

Schweigend schaute sie sich weiter um. "Soll ich dir dein Zimmer zeigen?" Sie nickte. "Okay, lass dich vor warnen, ich habe nicht aufgeräumt.", informierte ich sie und öffnete ihre Zimmertür. Neugierig betrat sie das Zimmer, in dem auf dem Tisch direkt hinter der Tür, sehr viel Stoff lag. Meterlanges buntes und einfarbiges. Auch im Zimmer verteilt lagen lauter Stoffreste herum. "Wow, ich hätte niemals gedacht, dass ich m in Hobbie mal so ausleben werde. Warum habe ich zwei von dieses Nähmaschinen?", fragte sie mich. In den letzten Wochen hatte ich ihr unzählige Fotos von ihren arbeiten gezeigt, in der Hoffnung das sich irgendetwas in sie regte. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich kenne mich da leider nicht ganz so gut aus. Auch nicht mit diesen Teilen.", verriet ich ihr und zeigte auf die Maschinen.

Sie schaute sich ein wenig im Raum um. "Mir kommt überhaupt nichts vertraut vor.", ließ sie mich traurig wissen. "Das kommt schon noch." Wenig überzeugt, dass sah ich genau an ihrem Gesichtsausdruck, ging sie zur Wand ihre wo Fotos hängen. "Erzählst du mir etwas über die ganzen Leute hier auf den Fotos?", fragte sie mich. "Meinst du nicht, dass es etwas viel auf einmal ist? Du solltest, vielleicht mal zur Ruhe kommen und mich nicht bitten dich mit Erinnerungen zu überhäufen?", stellte ich die Gegenfrage. Diesmal zuckte sie nur mit dem Schultern. "Es macht mich einfach neugierig, die ganzen Fotos zu sehen. Ich mein auf einigen sind wir beide drauf, auf einigen bist du aber auch überhaupt nicht zu sehen. Verkehren wir nicht mit den selben Leuten?" "Das ist alles ein wenig kompliziert.", gestand ich leise. "In wie fern?", hakte sie nach und schaute sich die Fotos genauer an. "Reicht es wenn ich dir sage, dass sich unser Freundeskreis einfach durch die Uni und den Männern an unserer Seite ein wenig unterscheidet?", fragte ich sie. "Nein nicht wirklich. Sind meine Freunde so schlimm oder eher deine? Ich würde ja auf meine Tippen, denn bis auf diese Schwarzhaarige war ja niemand im Krankenhaus.", antwortete sie mir. "Suza ist deine engste Freundin und mich hat es selber gewundert, dass sie nur einmal dort war. Die anderen kenne ich leider nur flüchtig, du hast viel mit Niall und seinen Leuten rum gehangen.", erzählte ich ihr. "Und du kannst diesen Niall nicht Leiden?" "Doch er ist ganz nett.", gab ich von mir und hoffe sie Fragt nicht weiter nach. Sie runzelte die Stirn und zeigte auf ein Foto wo sie und Niall drauf zu sehen waren. "Ja das seit ihr beiden.", bestätigte ich. "Waren wir glücklich." "Du hast auf jeden Fall pausenlos von ihm geschwärmt." "Ich weiß nicht so wirklich. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er so überhaupt nicht mein Typ ist.", ließ sie mich wissen. Ich verkniff mir ein Grinsen. Genau das selbe, hatte ich auch gedacht, als sie mir den jungen blonden Mann vorstellte, aber wer sagt denn, dass man unbedingt auf eine bestimmte Sorte Typ stehen muss? Wichtig ist doch einfach nur, dass man sich gut versteht. "Lern ihn erst noch mal kennen, bevor du dir ein Urteil bildest.", schlug ich vor und erhielt ein nicken zur Antwort.

Nachdem Charly nach dem Essen, direkt ins Bett verschwand versuchte ich meine Notizen aus den letzten Vorlesungen nachzuvollziehen was genau ich damit überhaupt meinte. Meine Konzentration war gleich Null, dafür war schon dreimal dem Zimmer meiner Schwester gewesen um zu schauen, ob bei ihr auch alles okay war, dabei lag sie einfach nur Seelenruhig in ihrem Bett und schlief.

Das vibrieren meines Handys ließ mich hoch schrecken. "Hey Schatz.", gab ich von mir als ich gesehen hatte das Jonas anrief. "Hey, ich wollte Fragen was zu heute noch machst? Der Abend ist doch noch jung.", gab er direkt von sich. "Lernen und dann wahrscheinlich früh ins Bett gehen, immerhin muss ich morgen früh wieder Zeitung austragen, aber wenn du Lust hast vorbei zu kommen, dann tu dir keinen zwang an ich kann das lernen auch verschieben, ich verstehe eh kaum was von dem was hier steht.", erwiderte ich. Ich hörte ihn seufzen. "Süße eigentlich habe ich gedacht du würdest vorbei kommen. Die anderen sind auch da wir wollen später noch weg gehen." "Sowas kann man auch nicht früher sagen?" "Ich habe dich heute vier mal angerufen und du bist nicht dran gegangen.", konterte er genervt. Warum war er nun schon wieder genervt? "Du weißt aber auch, dass ich Charly heute aus dem Krankenhaus geholt habe und heute Morgen arbeiten war." "Und da kann man sich zwischendurch nicht mal melden? Verdammt Robin, es geht schon Wochen so, das wir uns kaum sehen und wenn dann nur ganz kurz oder bei deiner Schwester im Krankenhaus.", maulte er mich.

Genervt verdrehte ich ich Augen. Es war seit Tagen die gleiche Leier. "Entschuldige das ich für meine Schwester da sein will die ihr Gedächtnis bei einem scheiß Unfall verloren hat.", gab ich deshalb im selben Ton von mir. "Für sie da sein ist die eine Sache, du übertreibst mit deiner Fürsorge doch haushoch.", entgegnete er. "Du verstehst überhaupt nichts. Charly und ich haben nur noch uns. Sie ist meine Zwilligsschwester. Ich würde alles für sie tun und auch alles für sie stehen lassen.", stellte ich klar. "Ja und genau das ist grade mein Problem. Du hast überhaupt keine Zeit mehr für mich. Für uns. Oder für die Clique.", entgegnete er. "Tolle Clique. Ich hatte ehrlich nicht das Gefühl von einen von ihnen in der letzten Zeit unterstützt worden zu sein" "Hätten wir alle bei euch im Krankenhaus sitzen sollen?", hakte er nach. "Nein, aber schon mal dran gedacht das ich Abends alleine zu Hause sitze? Euch geht's doch immer nur um Party, feiern und Spaß haben. Was ist denn dabei mal einen Abend bei mir zu sitzen? Du redest immer davon das ich keine Zeit habe, aber du hast doch genauso wenig Zeit. Wobei zeit hast du eigentlich genug.", konterte ich diesmal. "Weißt du was Robin? Auf deine zickerein habe ich grade echt keine Lust. Du kannst dich ja melden, wenn du wieder etwas runter gekommen bist.", mit diesen Worten legte er auf. Wütend und traurig zu gleich ließ ich mein Handy auf dem Tisch fallen und merke im nächsten Moment, dass sich ein Haufen Tränen nach draußen bahnten.

War es wirklich zu viel verlangt, ein wenig Unterstützung vom eigenen Freund und meinen angeblichen Freunden zu erwarten? Konnte man nicht grade von ihnen erwarten das sie an meiner Seite waren? Mir eine Schulter zum Anlehen gaben und mir Mut zu sprachen, dass alles wieder gut werden würde?

Oder erwartete ich einfach zu viel und übertrieb mit meiner Fürsorge wirklich etwas?

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