Jimin

Sanft halten die Töne durch den Raum. Stumm stand Yoongi neben mir. Die anderen saßen still auf der Couch und hörten mir zu. Meine Finger flogen über die Tasten, ließen mich für einen Moment vergessen und in Erinnerungen eintauchen. Zu dem Zeitpunkt, als Eomma mir das Stück vorspielte.

…

"Jimin, mein Schatz?"
"Ja Eomma?"
"Ich möchte dir etwas zeigen, hör gut zu.", sagte sie und zog mich zu ihrem Zimmer. 
Sie setzte sich auf ihre Bank vor dem Flügel. Sie sah zu mir und lächelte, dann klopfte sie neben sich. 
"Komm her mein Schatz." 
Ich ging auf sie zu und setzte mich. 
Sie lächelte mich an und fing an zu spielen. 

Während sie spielte beobachtete ich sie. Sie strahlte eine Ruhe aus. Auch wenn sie konzentriert war. Ich hörte zu, die sanften Töne vereinten sich zu etwas schönem. 
Die Töne endeten. 

"Wow, Eomma das war schön.", sagte ich ruhig. 
"Danke meine Schatz. Ich möchte gern, das du es lernst, damit wir zusammen spielen können. Was hältst du davon?" 
"Zusammen spielen?"
"Ja, Jimin. Damit wir, egal wann unser Lied zusammen spielen können, denn ich habe es für dich geschrieben.", sagte sie und strich mir dabei über meinem Kopf. 
"Ja, lass uns üben!", sprach ich euphorisch, was ein kleiner Junge von 9 Jahren nur sagen konnte, der Musik mochte.

…

Somit verbrachten Eomma und ich viel Zeit miteinander. Es war ebenfalls eine der schönsten Momente, meiner Kindheit. Sie hat mir etwas mitgeben, unser Lied. 
Vielleicht sollte ich dies ebenfalls mal aufnehmen und auf meinen Kanal online stellen. Was würden die anderen sagen? 

Meine Finger spielten das letzte Stück, sanft endeten die letzten Töne. Ich nahm meine Hände von den Tasten und schloss den Deckel. Dann sah ich zu Yoongi. Er hatte einen beruhigenden Blick auf seinem Gesicht. Er strahlte Ruhe aus, seine Augen waren geschlossen. Er öffnete sie, dunkle braune Augen trafen die meine. 

"Wow, das war wunderschön, Jimin!", sagte Jin. Mein Blick glitt von Yoongi weg und sah zu ihm. 
"Dem kann ich nur zustimmen, du hast wirklich Talent Jimin.", sagte Namjoon. 
"Das war wirklich Klasse, Jimin. Das solltest du öfters machen. Du bist so vielseitig und talentiert. Du könntest zu etwas großem schaffen.", sprach Tae euphorisch. 
Kookie und Hobi nickten zustimmend. 

"Danke Leute, freut mich dass es euch gefallen hat. Jedoch, bleibt das musikalische ein Hobby. Meine Leidenschaft ist und bleibt das Tanzen, es sei den es würde zu meinem zukünftigen Beruf dazu gehören, dann wäre es kein Problem.", sagte ich. 

Ich sah wieder zu Yoongi, er hatte bis jetzt noch nichts gesagt. Fand er es schlecht? 
Ich stand auf und sagte,
"Kommt gehen wir wieder runter, ich habe noch nicht alles erzählt."
Die Jungs standen auf und gingen nach unten. Yoongi stand immer noch neben dem Flügel.
"Ist alles ok?", fragte ich leise.
"Ja, es ist alles ok. Nur bemerkt ich gerade wie wenig wir uns doch kennen. Ich hätte niemals gedacht das du Klavier spielen kannst.", sprach Yoongi. 
"Stimmt, nur bin ich nicht gerade der offenste Mensch, der alles erzählt. Ich brauche meine Zeit und ich freue mich auf die Zeit euch alle besser kennen zu lernen. Immerhin habe ich es nicht vergessen das du selbst Musik produzierst. Die möchte ich bei Gelegenheit ebenfalls hören.", sagte ich und lächelte ihn an. Yoongis Augen wurden leicht groß. 
"Du willst dir meine Musik anhören?", fragte er mich erstaunt. 
"Klar, immerhin Interessierst du mich. Ich möchte nicht nur dich kennenlernen, sondern auch was du machst.", sagte ich mit fester Stimme. 

Yoongi kam auf mich zu und zog mich zu sich. Sanft schlangen sich seine Arme um meinen Körper und drückten mich an ihm. Ich erwiderte die Umarmung.  Er war wie immer angenehm warm. 
"Danke.", sagte er. 
"Nicht dafür. Komm, die anderen warten.", sagte ich und nahm seine Hand. 

Unten angekommen, saßen wir wieder im Wohnzimmer. Wir tranken etwas von unseren Getränken. Jedoch war die Stimmung hier im Raum etwas erdrückend. Ich sah zu Jin, dieser ließ sein Kopf etwas hängen. 
"Jin, alles ok?", fragte ich vorsichtig. 
Jin sah mich an, traurige Augen trafen die meine. Was quälte ihn? 
"Jimin? Wie kommst du damit zurecht? Ich meine mit ihrem Tod? Ich erinnere mich an damals, es war vor knapp zwei Jahren. Die Nachrichten und Schlagzeilen. Alles war voll von denen. Jeder war geschockt, niemand wollte es glauben. Ich erst recht nicht. Damals dachte ich, zum Glück hat sie kein Mann und keine Kinder, die sie hinterlässt, aber jetzt zu wissen, das du der Sohn von ihr bist und Mr. Park ihr Mann, macht mich fertig. Ihr tut mir einfach nur Leid, ihr habt es nicht verdient.", sprach Jin leise. Man hörte aus seiner Stimme, seinen Mitgefühl und dafür war ich dankbar. 
Jin wischte sich leicht über seine Augen. Namjoon, der seinen Arm um ihn geschlungen hatte strich beruhigen über seinen Rücken. 

"Es ist alles gut Jin. Man kommt irgendwann klar, doch der Verlust geht nie ganz weg. Das Leben muss weitergehen…", sagte ich leise. 
"Jimin, wenn Jin sagte, das vor knapp zwei Jahren alles passierte, dann ist das Bild dort, was ich am Anfang gesehen habe…"
"...kurz vor ihrem Tod entstanden.", unterbrach ich Yoongi und nickte und sprach erneut,
"Dieses Bild entstand glaube eine Woche vor dem Foto in der Küche, am Kühlschrank. Das Bild in der Küche, war der letzte gemeinsame Tag, den wir zusammen hatten, bevor sie starb. 
Wir lebten damals in Busan. Zum Glück wohnten wir da auch etwas abgelegen, somit konnten wir uns frei entfalten. Nur wenn wir raus gingen hatten wir Masken auf, wir wollten nicht erkannt werden. Jedenfalls zogen wir zwei Wochen später hierher, nach Seoul."

Ich machte kurz Pause, schloss kurz meine Augen, dann öffnete ich sie wieder. Mein Blick glitt zu jeden einzelnen. Sie blieben still und hörten mir zu und doch war da ein Verständnis. Yoongi der Zwischenzeitlich meine Hand genommen hatte, drückte sie leicht. Dankbar lächelte ich ihn an. 

"Als wir herzogen, waren meine Eltern völlig gestresst, da viel auf uns zukam. Immerhin wollte Dad hier etwas neues aufbauen. Wir waren gerade mal zwei Tage hier in dem Haus. Dad war in der Firma. Eomma und ich hatten hier im Haus zu tun. Ich war gerade dabei den Keller herzurichten, für meine Choreos. Stellte alles hin was ich brauchte, leider ging mir dabei meine Kamera kaputt, was ich benötigte, damit ich meine Choreos aufnehmen konnte, was ich an diesem Abend vor hatte. Ich ging zu Eomma und bat sie mich zur Stadt zu fahren, damit ich mir eine neue holen konnte. Eomma war nicht begeistert, da sie selbst zu tun hatte, doch am Ende gab sie nach.

Sie sagte, "Ich kann meinem kleinen Chim Chim, nicht wiederstehen."...

Wir fuhren in die Stadt, wir beeilen uns extra. Als ich meine neue Kamera hatte, bedankte ich mich bei Eomma und drückte sie ganz fest. Jedoch war es die letzte Umarmung die wir hatten. Als wir in den Laden waren, braute sich ein Unwetter zusammen. Es regnete in strömen, Gewitter tobte durch ganz Seoul. Wir hatten im Parkhaus geparkt, somit blieben wir trocken. Wir fuhren raus und somit zurück nach Hause, es war schon recht spät am Abend. Durch die Dunkelheit und dem Regen war die Sicht sehr schlecht, Eomma fuhr extra vorsichtig, plötzlich hörten wir es laut hupen und scharf bremsen, dann kam etwas auf uns zu. Ein LKW raste auf uns zu, jedoch konnte Eomma nicht mehr ausweichen…

...Er traf uns mit erhöhter Geschwindigkeit, dabei überschlug sich unser Auto. Mein Gurt hat sich während des Aufpralls gelöst und ich flog hinter, auf die Rücksitze, dann wurden wir durchgerüttelt, bis das Auto zum Stillstand kam, dann war alles nur noch Bruchstückhaft da, als wäre alles in Watte gepackt.

Ich war nass. Ich hatte Schmerzen. Mein Kopf, mir tat alles weh. Ich hörte leise Schreie, Stimmen und Sirenen. Dann wie die Rettungskräfte versuchten an uns ran zu kommen. Das war der Moment als ich kurzzeitig, bei völligem Bewusstsein war. So als würde man den Geräuschpegel auf Laut stellen, es tat weh. Immer noch im Auto glitt mein Blick zur Eomma. Die Rettungskräfte waren bereits bei ihr, jedoch sah ich das Kopfschütteln, des Sanitäters. Ich rief nach ihr. Streckte Meine Hand nach ihr aus, aber ich kam nicht ran. Ich rief immer wieder nach ihr. Dann legten sie Sanitäter einen Tuch über sie, dann kamen sie zu mir. 
Ich schrie und weinte. Sie sollten sich um sie kümmern, jedoch sagte er, das es zu spät sei, sie mussten sich um mich kümmern...", sagte ich leise und wischte mir die Tränen vom Gesicht und holte kurz Luft. Löste meine Hand von Yoongi und stand auf. Ich stellte mich in die Mitte so dass sie mich sehen konnten und sprach weiter,

"Sie konnten mich jedoch nicht so einfach rausholen. Ich war wie betäubt, immer noch sah ich das Kopfschütteln, des Sanitäters, der mir sagte das Eomma nicht mehr aufwachte. Es nahm mir die Luft zum atmen, dann wurden meine Schmerzen schlimmer. Es brannte, es drückt und stach fürchterlich. Ich versuchte mich zu bewegen, bis der Sanitäter sagte, das ich mich nicht bewegen soll, man müsse die Tür aufschneiden um besser an mich ran zu kommen. Jedoch bewegte ich mich trotzdem und der Schmerz in meinem Rücken, schoss mir durch meinem Kopf und nahm mir mein Bewusstsein…", sprach ich und zog mir langsam mein Hoodie über meinen Kopf. Die Jungs sahen mich an, ihre Blicke waren bestürzt, traurig und geschockt. 
"Im Krankenhaus wurde ich wieder wach, neben mir saß Dad und hielt meine Hand. Er sah schrecklich Blass aus, sein Gesicht eingefallen und ergraut. Am Ende sagte mir Dad was mir passiert ist. In meinem Rücken steckten drei große Glasscheiben.", sagte ich leise und drehte mich um. 
Zeigte ihnen, das was ich verbergen wollte.

 Die Narben auf meinen Rücken… 

Entsetzte Keucher waren zu hören. 
Ein kleiner Aufschrei, der kam sicher von Jin. 

Sie sahen die Narben, die mich entstellten. Würde Yoongi noch etwas von mir wollen? Fand er mich noch attraktiv? Ich zog meinen Hoodie wieder über und drehte mich wieder um. 
Doch was ich sah, festigte mein Glauben immer mehr, das ich diesesmal wahre Freunde gefunden hatte. 

Sie alle weinten. Sie zeigten mir ihr Mitgefühl. Tae und Kookie  hielten sich im Arm, Hobie lehnte an Tae und weinte ebenfalls leise, Jin weinte in Namjoons Halsbeuge. Namjoon und Yoongi vergossen still und leise ein paar Tränen. Bis Yoongi mir in die Augen sah und langsam Aufstand. Er kam auf mich zu und umarmte mich. Er drückte mich fest an sich. Plötzlich gesellten sich weitere Arme um mich, ich wurde von allen Seiten umarmt. Diese Geste trieben mir erneut Tränen in die Augen und ich tat das was die anderen bereits Taten, ich weinte mit ihnen…

Geheimnis gelüftet..
Wie fandet ihr es? War es ok? Zu viel?

Copper-Curly :)