Prolog

ANASTASIA - AUF DER ERDE

Meine Mom hatte mir immer Geschichten erzählt, als ich noch ein kleines Mädchen war. Meist drehten sie sich um den großen Weltraum, der einem so nah war, dass man dachte, man könnte ihn mit bloßen Händen anfassen. Die zahlreichen Sterne, die den Nachthimmel beleuchteten, die Milchstraße, deren Tentakel man nur zu einer ganz bestimmten Zeit an einem ganz bestimmten Ort sehen konnte und beide sich Jahr für Jahr änderten.

Jedes Mal war ich fasziniert von ihren Geschichten gewesen. Manchmal hatte sie mir die Sternenbilder gezeigt, die Waage, der Zwilling, der Stier. Und jedes Mal konnte ich nicht genug von dieser Faszination bekommen.

Wenn mein Dad nach langer Zeit nach Hause kam, dann erzählte ich ihm stundenlang alles, was ich über die Sterne und das Weltall von meiner Mom beigebracht bekommen habe. Obwohl er immer müde gewesen war, so hatte er mir jedes Mal geduldig zugehört. Meine kleine Schwester Carol auf dem einen Bein, mich auf dem anderen – er hatte immer zufrieden gewirkt.

Zu meinem zehnten Geburtstag hatte ich ein Teleskop geschenkt bekommen, welches ich jeden Abend benutzt hatte, um die Sterne zu beobachten.

Das All war für mich die Droge gewesen, wie Gras für einen Junkie. Ich konnte nie genug davon bekommen.

Ich war die Erste vor dem Fernseher gewesen, als man berichtete, dass Matthew Vena, ein Astrologe bei der NASA, den ersten bewohnbaren Planten in der Menschheitsgeschichte entdeckt hatte. Zu Ehren benannte man den Planeten nach ihm, Vena-X43B in der Dädalus-E-Galaxie.

Man hatte Bilder von diesem wunderschönen Planeten gezeigt, der der Erde in vielen Dingen ähnelte. Die Aufteilung von Land und Wasser, als auch den verschiedenen Tierarten, die diesen Planeten bewohnten, auch wenn sie im Durchschnitt größer waren als unsere heimischen Tiere.

Nachts hatte ich davon geträumt, irgendwann auf diesen Planeten zu kommen und mit anderen Forschern die kleinsten Geheimnisse aufzudecken.

Dann hatte man begonnen dort eine Basis zu bauen und die ersten Menschen zu der neuen Kolonie umzusiedeln. Allerdings waren es keine normalen Bürger, sondern Straftäter, Mörder, Vergewaltiger, Staatsverräter, Diebe, Schwerstverbrecher. Mein Traum eines Tages nach Vena-X43B zu kommen hatte sich innerhalb wenigen Minuten in Luft aufgelöst.

Zahlreiche Bücher und Poster verschwanden auf dem Dachboden, das Teleskop verstaubte in einer Ecke meines Zimmers. Nie wieder hatte ich einen Gedanken daran verschwendet, nicht einmal als man einen weiteren Planeten fand, den man ironischerweise Akropolis nannte.

Ein Ort für die Reichen der Reichen.

Mich hatte es nicht mehr interessiert.

Als ich 17 Jahre alt war, starb mein Vater durch eine Explosion im Krieg. Er war schon immer Soldat mit Leidenschaft gewesen und war stolz darauf für sein Land dienen zu können. Sein Stolz hatte für seinen Tod gesorgt und dafür, dass sich unser Leben ändern sollte.

Meine Mom heiratete erneut – Marcus, ein Widerling, der seinesgleichen suchte. Er widerte mich vom Scheitel bis zur Sohle an, ein verheirateter Typ, der nicht die Augen im Kopf lassen konnte, meine Schwester heimlich begaffte, der ein Chaot der allerschlimmsten Sorte war.

Doch Mom besaß nie den Mut jemals ein Wort zu sagen.

Ich war diejenige, die den letzten Dominostein zu unserem Schicksal umstieß. Und bereuen tat ich keine Sekunde davon, ich hatte meine Familie von diesem Widerling befreit, der sich erlaubte eines Nachts in mein Zimmer gekommen.

Marcus hatte gedacht, ich würde seelenruhig vor mich hinschlummern. Doch dabei war ich hellwach gewesen, denn seine Schritte hörte man schon draußen auf dem Flur. Die alten Fußdielen knarzten bei jeder seiner Bewegungen.

Er hatte sich an mir vergehen wollen, hatte schon die Hose halb runtergezogen und den Blick gierig auf meinen Intimbereich gerichtet. Doch Marcus bekam nicht die Chance sich an mir zu vergehen.

Schon seit einiger Zeit hatte ich ein Messer unter meinem Kissen versteckt, um mich für den Fall der Fälle zu rüsten. Jegliche Vernunft war schon lange in mir verschwunden, weswegen ich keine Reue fühlte, als ich das Messer unter dem Kissen hervorzog und zustach, als mein Stiefvater schon beinahe auf mir lag.

Das Einzige, das mich noch immer verfolgte, waren seine schmerzerfüllten Schreie und das viele Blut, das seine Kehle runterrann und auf meinem Gesicht tropfte. Moms Gesichtsausdruck, als sie gesehen hatte, welch schreckliche Tat ich vollbracht hatte. Carol, die sich hinter Mom versteckt hatte und die Dankbarkeit in ihren Augen zu sehen war.

Meine Tat hatte unser Schicksal besiegelt – man verhaftete mich und schickte mich und meine Familie auf Vena-X43B.

Ein vergessener Traum, der Realität wurde.

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