Demaskiert
"Hast du schon eine Idee wie dein Kleid aussehen soll?" fragte Joyce aufgeregt nach. Sie war bereits Feuer und Flamme was die Hochzeit anging und plante schon mehr als Dalia. "Ich weiß es nicht, ich denke es wird nichts übertriebenes sondern eher schlicht und Klassisch." Die Hochzeit war jetzt wirklich das letzte worüber sie nachdenken wollte, aber um den Schein aufrecht zu erhalten musste sie weiter mitspielen. Die Pizzen waren fertig und sie zogen sie aus dem Ofen und ließen sie auf der Theke abkühlen. Dalia saß gegenüber von Michael und Sebastian gegenüber Joyce. "Ich hole unser Abendessen" sagte Dalia und stand auf um in die Küche zu gehen. "Ich helfe dir, Babe" fügte Sebastian hinzu und wollte ebenfalls aufstehen als Michael ihn aufhielt: "Nein, bleib sitzen. Ich helfe ihr." "Nicht nötig, ich mach das schon." Sebastian bestand darauf, wurde aber von Joyce direkt ausgebremst. "Lass ihn machen, Sebby. Er hilft gerne." Dalia stand in der Küche und schnitt die Pizzen zurecht und verteilte sie auf mehrere Teller. Als sie sich umdrehte sah sie nicht ihren Verlobten, sondern Michael. Fuck, was suchte er hier? Und sie war auch noch alleine mit ihm in der Küche. Die Theke hinter ihr. Das kam ihr bekannt vor. "Brauchst du Hilfe damit?" fragte er demonstrativ laut damit die anderen nicht skeptisch werden würden. Er hielt sich einen Finger vor den Lippen und kam ihr näher. Selbst in ihrem zu Hause war sie nicht sicher vor ihm. "Hast du mich vermisst?" Er war ihr schon wieder so nah, das sie seinen Atem riechen konnte. Eine Mischung aus Wein, Zigarette und noch irgendetwas anderes, aber das konnte sie nicht einordnen. Er zog ihren Cardigan einen Stück herunter und berührte ihre entblößte Schulter. Er streichelte mit seinen Fingern über ihre erhitzte Haut und starrte sie an. Dalia rührte sich nicht. Verdammte Scheiße, der Wodka lies nach. "Du bist heute Abend ganz schön frech, ich glaube dein verweichlichter Verlobter zeigt dir nicht wo es lang geht." Er grinste und nahm ihr Kinn in seine Hand. "Du wirst deine Klappe halten, verstanden? Ansonsten wirst du an deiner Hochzeit nicht mehr diese hübsche Visage hier haben." Sie schüttelte seine Hand ab und schaute weg. "Gib mir das," er nahm ihr die Teller aus der Hand und lief zum Esstisch. Sie schloss die Augen und griff nach den weiteren Tellern auf der Theke und brachte sie zum Tisch. Sie hatte ihr Fake Lächeln aufgesetzt. Innerlich hätte sie schreien können. Der Fakt das sie mit ihrem Fast Vergewaltiger zusammen an einem Tisch saß, führte bei ihr zu Übelkeit. Sie bekam nur wenige Stücke hinunter. Sein Fuß berührte immer wieder ihr Bein unter dem Tisch. Völlig unbemerkt sah er immer wieder zu ihr. Als alle aufgegessen hatten, saßen sie noch eine Weile zusammen und hörten den Geschichten von Joyce zu. Michael erzählte von seinen Fake Arbeitstagen in der Klinik. Sebastian lachte immer an genau den richtigen Stellen und stellte sehr intelligente Fragen. Er führte sich anders als sonst auf. Irgendetwas war faul. Wusste er vielleicht doch mehr als ihr lieb war? Wenn ja woher? Wieso hatte er zu Beginn gezögert ihm die Hand zu geben? Sie wusste das er ein ungutes Gefühl bei ihm hatte, und nachdem Michael sich bei Joyce als jemand anderes ausgegeben hatte und dieses Szenario weiter aufrecht erhielt, konnte sie verstehen das er verunsichert und sehr skeptisch war. "...wie das Telefonat vorhin mit ihr. Sehr komisch." Dalia hatte nicht zugehört. Joyce sah sie an und wartete bis sie wieder anwesend war. "Hmm?" murmelte sie vor sich hin und sah in drei fragenden Gesichter. "Was ist?" fragte Dalia nochmal nach. "Das Telefonat vorhin. Du kannst mir nicht erzählen das ihr nicht gevögelt habt?" Joyce, so direkt wie immer. Sebastian sah zu Dalia und schüttelte lächelnd den Kopf. Er wollte nichts sagen was es für sie vielleicht unangenehmer gemacht hätte.
"Ich habe aus versehen einen Blumentopf samt Erde und Pflanze im Bad umgeworfen und musste es aufräumen und sauber machen. Außerdem wollte der Pizzateig nicht so wie ich wollte, also musste ich den alten wegwerfen und einen neuen backen. Das alles, samt Zeitdruck, hat mich Geduld und Nerven gekostet. Deswegen war ich so hektisch am Telefon." Eine Rechtfertigung nach der anderen. Manchmal konnte Joyce wirklich eine Plage sein und sie nur in denkbar ungünstige Situationen bringen. "Für mich klang das eher als hätte dich Sebastian Zeit und ein Orgasmus gekostet." Sie lachte und sah zu Michael der ebenfalls lachte. Dalias Gesicht wurde rot. Michael entging das nicht und versuchte die Situation nicht ganz so peinlich zu belassen. "Das braucht dir nicht unangenehm sein, Dalia. Wir treiben es auch überall. In der Dusche, auf dem Schreibtisch, auf dem Boden...." Er sah sie an und grinste wieder dreckig. "Das ist wohl wahr!" lachte Joyce. Sebastian spannte sich deutlich in seinem Stuhl an. Dalia nahm seine Hand die wieder in einer Faust geballt war. Er atmete schneller als sonst. "Was sind so eure Vorlieben?" fragte er nun gezielter nach. Dalia sah zu Joyce auf, in der Hoffnung das sie ihre Blicke verstehen würde. Normalerweise konnte sie immer auf sie zählen, aber mit einer gigantischen Rosa Brille im Gesicht waren ihre Blicke wohl undurchdringbar. Wut kochte langsam in ihrem Magen auf. "Wir haben nicht wirklich welche..." sagte Dalia, klang aber sehr verklemmt. Auch dies entging ihm nicht. "Magst du es gewürgt zu werden, Dalia?" Sein Ton war abscheulich und überheblich. Fast schon siegessicher. Dalia antwortete nicht, sondern starrte nur auf den leeren Teller vor sich. Sie war völlig überfordert mit der Situation. "Ich glaube nicht das das jemanden etwas angeht" mischte sich Sebastian ein. Er nahm ihre Hand in seine und sah sie zustimmend an.
"Na komm, wir sind hier unter uns," sagte Michael und blickte zu Joyce, "ich rate einfach mal: Dalia steht auf dominantes Verhalten. Jemand der ihr sagt wo es lang geht und sie ordentlich ficken kann, richtig?" Sie fühlte sich absolut abscheulich, ekelhaft und schmutzig. Plötzlich knallten Sebastians Hände auf den Tisch. Seine abrupte Bewegung lies Gläser und Besteck klirren. Er stand gebeugt über den Tisch und sah direkt in sein Gesicht. Sein Gesicht Rot wie Feuer. Seine Nasenlöcher waren geweitet und bewegten sich schnell auf und ab. "Das geht dich einen Scheiß an, Ethan. Was fällt dir eigentlich ein in meinem Haus so mit meiner Verlobten umzugehen?" Er war sauer. Zurecht. Aber dieses Verhalten... Dalias Gefühl traute ihm nicht. Aber er hatte jedes Recht dazu, so zu reagieren. Gott sei dank konnte sie sich wenigstens auf ihn verlassen. Ihre Freundin war ja im Moment zu nichts zu gebrauchen. Joyce war in ihrem Stuhl zurückgelehnt, die Arme in einer Abwehrhaltung. Michael zuckte zurück als ob er einen Schlag abbekommen hätte. Und Dalia sah zwischen den dreien hin und her. "Was ist nur los mit dir, Sebby?" fragte Joyce völlig entsetzt. "Was mit mir los ist? Das solltest du lieber deinen Freund fragen? Solche Fragen, Nein, solche Themen sind unter Fremden völlig unangebracht!" Er war nicht mehr zu bremsen. Dalia legte eine Hand auf seinen Unterarm und drückte leicht um eine Reaktion bei ihm zu erzeugen. Er wandte den Blick ab und sah Dalia von oben herab an. Sie saß in ihrem Stuhl und sah wie ein kleines, verängstigtes Mädchen aus. "Beruhig dich, Liebling. Er hat es bestimmt nicht so gemeint." Sebastian setzte sich langsam wieder hin, den Blick nicht von ihm abgewandt. "Tut mir leid, ich wollte keine Grenzen verletzen, wirklich," er hob die Hände hoch als ob er unschuldig wäre. Diese Hände waren ganz und gar nicht unschuldig, "..ich werde mal an die frische Luft gehen." Joyce drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen und lies ihn alleine nach draußen gehen. Als er außer hörbarer Reichweite war, sah sie Sebastian an, der in Gedanken durch sie hindurch starrte. "Was zum Teufel sollte das?" Nun war sie also auch sauer, Fuck. Ihr Verlobungsessen hatte sich Dalia ganz bestimmt nicht so vorgestellt.
"Tut mir leid, Joyce. Es war einfach ein langer Tag. Aber diese Fragen..." sie räusperte sich und blickte wieder auf ihren Teller, "..das ist schon ziemlich komisch mit einem Fremden über so etwas zu sprechen, findest du nicht?" Sie versuchte das ihre Freundin wenigstens beide Seiten sehen konnte wie Dalia es sah. Sie überlegte kurz und nickte dann schnell zustimmend. "Du hast recht, das war wirklich zu viel. Ich werde mit ihm reden." "Nein, nicht jetzt. Ich möchte nicht das..." das war wirklich schwierig so zu tun, als ob es ihr wichtig wäre wie er sich fühlen könnte, "...er sich unwohl bei uns fühlt. Er gehört schließlich zu dir, also.." "Okay" sagte sie und lächelte leicht, "lass mich dir mit dem Geschirr helfen." Beide Frauen gingen in die Küche und räumten gemeinsam auf. Dalia hatte das Gefühl das Michael einen Keil zwischen ihnen treiben wollte. Das Verhältnis mit Joyce fühlte sich komisch an, nicht mehr so vertraut wie vorher. Vielleicht war es aber auch nur so, weil sie nun mal viel Zeit mit ihm verbrachte. Das ist doch am Anfang einer Beziehung immer so, oder? Das wird sich bestimmt wieder legen. "Magst du ihn nicht?" fragte Joyce plötzlich und starrte Dalia an. Was sollte sie denn nun darauf antworten. "Nein, wo denkst du hin? Ich finde ihn interessant und er passt zu dir." Sie versuchte so überzeugend wie nur möglich zu klingen. "Ich weiß du findest meine Art und Weise die Dinge mit Männern anzugehen etwas zu überstürzt und riskant, aber so bin ich nun mal. Ich möchte aber das du mir ehrlich sagst wenn du jemanden von mir nicht magst." "Das mache ich" lächelte Dalia ihr zu. Wäre das der richtige Zeitpunkt gewesen um ihr über ihn zu erzählen? Sie würde es nie herausfinden wenn sie es nicht einfach probierte. Sie atmete tief durch und nahm all ihren Mut zusammen um sich vor ihrer Freundin zu öffnen. Sie wusste, sie hätte nicht viel Zeit also musste sie ihr nur das wichtigste erzählen. "Joyce, da gibt es noch etwas was du viell-." "Vergiss es nicht, ich muss super dringend pinkeln" sagte Joyce und rannte zur Toilette. Auch Sebastian hatte die Gelegenheit genutzt als Joyce noch bei ihr war um nach oben zur Toilette zu gehen. Das wusste Dalia aber nicht also räumte sie weiter auf. Als sie sich bückte um die Teller in die Spülmaschine zu räumen, spürte sie eine Hand auf ihrem Po und ihrem Rücken. Sie drehte sich um und sah Michael. Blitzschnell hielt er seine Hand vor ihrem Mund und drückte sie gegen die nächstgelegene Wand. Er hatte ebenfalls die Gelegenheit genutzt als beide weg waren und Dalia alleine in der Küche war. "Was willst du von mir Michael" wimmerte sie hinter seiner Hand. "Das weißt du genau, Dalia. Ich will das beenden, was wir im Büro angefangen haben, weißt du noch?" Sein Gesicht war ganz nah an ihres. Wieder roch sie seinen Atem. Diesmal konnte sie den dritten Geruch wahrnehmen. Es war Ammoniak. Es roch fürchterlich. Sie spürte ekel und Abscheu in ihr wachsen. "Dein Bastard hat für meine Kündigung gesorgt. Außerdem hat er diesen kleinen Spitzel Liam engagiert. Er hat mich die ganze Zeit beobachtet und mir eines Abends aufgespürt und mich zusammen geschlagen. Dieser Wichser, den du deinen Verlobten nennst ist ein verdammter Hurensohn." Dalia schüttelte den Kopf. Unfähig all diese Informationen in dieser Situation zu verarbeiten. "Und deine Freundin hier? Sie war nur mittel zum Zweck, aber Ficken kann sie wie eine eins. Ich wette aber, du kannst das besser." Er leckte ihr über ihre Wange und packte sie fest am Hals. Er würgte sie und näherte sich ihrem Ohr: "Ich habe dir versprochen dich zu kriegen und mit dir zu machen was ich will. Ich halte mein Versprechen." Er schnürte ihr die Luftzufuhr ab, sodass es ihr nicht mehr möglich war die Augen offen zu halten. Joyce kam aus der Toilette und hörte Stimmen. Sie sah Michael über Dalia gebeugt. Sie traute ihren Augen nicht als sie erkannte was da vor sich ging. Sebastian kam ebenfalls von der Treppe und hörte nur einen Satz von ihm bevor er handelte: "Du gehörst mir, hast du mich verstanden du Miststück?" Und plötzlich wurde es schwarz. Dalia öffnete langsam die Augen und hatte das Bedürfnis sich diese auszukratzen. Sie hörte Polizei Sirenen von der Straße. Sie konnte Sebastian sehen. Er kniete über Michael und hielt ihn fest. Seine Hände lagen auf seinem Rücken. Sein Gesicht lag auf den kalten Boden. Joyce saß neben Dalia und hielt sie fest im Arm. Sie hatte Tränen in den Augen. Sie konnte aber nicht zu ordnen ob diese Tränen ihr oder Michael galten. Sebastian sah Dalia an. Er hatte einen Gesichtsausdruck, den sie nicht von ihm kannte. Sie wusste das es das letzte mal war, das Michael ihr etwas antuen konnte. Sie hievte sich auf ihre Beine. Joyce stützte sie von der Seite. Dalia ging zu Michael und blickte auf ihn herab. Dieser rührte sich keinen Zentimeter. Sie überlegte nicht lange sondern handelte. Sie hielt ihren Fuß auf seiner Gesichtshälfte und drückte sein Gesicht fest gegen den Boden, so wie er es mit ihr tat. Als sie die Genugtuung hatte, drehte sie sich um und lief zur Couch um sich dort hinzulegen. An ihrer Seite eine in Tränen ausgebrochene und am Boden zerstörte Joyce.
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