5. Türchen
by: AnnaG6953
Sweet Creature
„Love is only for the brave, huh? Glad, we finally made it."
Es war kalt draußen, so kalt wie es nur an einem späten Dezembertag sein konnte. Die Schneeflocken fielen langsam vom Himmel und die Dunkelheit der Nacht hatte in den Straßen ihren Platz gefunden. Alles schien kalt und leblos, doch die Kälte draußen war nichts im Vergleich zu der eisigen Angst und Aufregung, die ich seit meiner Ankunft in London spürte. Ich war selbst immer noch überrascht, dass ich mich wirklich auf das hier einließ, doch wie hätte ich anders auf ein ‚Komm nach London, ich muss mit dir reden' und einen Google Maps Standort eines Tonstudios, seines Tonstudios, reagieren sollen? Nun okay, ich hätte es auch lassen können, aber in Ungewissheit zu leben war schlimmer als ihn wieder zu sehen. Zumindest hatte ich das gedacht. Doch dieser Gedanke hatte sich irgendwo auf dem Weg zwischen Flughafen und Tonstudio wieder verabschiedet. Meine Hände zitterten leicht und ich war mir nicht sicher ob es eine gute Idee gewesen war hier her zu kommen. Hoffentlich hatte mich die Empfangsdame überhaupt zum richtigen Zimmer geschickt. Noch könnte ich einfach gehen. Noch könnte ich einfach wieder in meinen Privatjet steigen und zurück nach LA fliegen. Doch wie würde das bitte aussehen...
Feige.
Ich streckte die Hand nach der Türklinke aus und versuchte mich zu wappnen, für eine Sache gegen, die auch das beste Schutzschild nichts gebracht hätte...
Gefühle.
Ich öffnete die Tür und das erste was ich sah, war wie sich eine kleine Gestalt, in einem schwarzen Hoodie, zu mir umdrehte. Die Tür viel hinter mir ins Schloss und ich wagte es den ersten richtigen Blick zu riskieren.
Er stand vor mir.
Seine braun glänzenden Haare standen in alle Richtungen, sein Kinn wurde von einem Dreitagebart geziert und seine Lippen waren zu einem neutralen Ausdruck verzogen. Er sah unglaublich gut aus und für ein paar Sekunden viel mir das Atmen schwer.
Doch dann sah ich seine Augen und nichts war vergleichbar mit ihnen. Das intensive Azurblau seiner Iris kam nichts auf dieser Erde gleich. Kein Ozean dieser Welt wäre gut genug gewesen diese Farbe zu beschreiben. Nicht einmal der Himmel. Mir blieb erneut die Luft weg, doch es gab nichts was mich weniger interessierte, als ich sah wie seine Augen den Weg in Meine fanden.
Blau traf auf Grün.
Ein verblüffter Ausdruck verirrte sich in das Azur und ich konnte nichts mehr tun. Wie Fesseln die um meine Hände und Füße gelegt waren, hielt sein Blick mich gefangen. Nur am Rande nahm ich die Bewegungen seinerseits war, welche erst zögerlich und dann immer bestimmter wurden. Ein paar Meter vor mir blieb der Kleinere stehen. Mein Körper flehte mich an noch ein Stück weiter zu gehen, den Abstand zwischen uns zu überwinden und seinen atemberaubenden Duft einzuatmen, doch es ging nicht. Wie eine Schlinge zogen sich die Ereignisse der letzten zwei Jahre um mein Herz und drückten so fest zu, dass ich unweigerlich ein Stück zurück in die Gegenwart gezogen wurde.
„Warum bin ich hier?"
Meine Stimme war leise und rau. Ich war mir nicht einmal sicher, ob der vor mir Stehende sie überhaupt wahrgenommen hatte.
„Ich... ist er über mich?"
Wenn der Anblick seiner Augen mir bereits zugesetzt hatte, dann war das nichts im Vergleich zu seiner Stimme gewesen. Wie der Pfeil eines Bogens durchstach sie mich, hinterließ eine Gänsehaut auf meinen Armen und brachte meine Beine zum Zittern. Die von ihm ausgesprochenen Worte hallten wie ein Echo immer wieder durch meinen Kopf, doch wie ich sie auch drehte und wendete, sie ergaben keinen Sinn für mich.
„Was meinst du?"
Man musste es mir hoch anrechnen das ich in dem Moment einen klaren Satz herausgebrachte. Ich atmete tief ein und aus, um mich auf seine nächsten Worte vorzubereiten, doch zu meiner eigenen Überraschung waren sie leiser als erwartet.
„Der Song. Ist er über mich?"
Er wandte seinem Blick von mir ab und schloss kurz die Augen. Die Verlegenheit war ihm anzumerken, jedoch konnte sie nicht seinen Wunsch auf eine Antwort besiegen.
„Ist Sweet Creature über mich?"
Er hob seinen Kopf wieder und sein Blick fand erneut den Meinen. Verwirrung, Scham und das Gefühl, als ob jemand mir ein Geheimnis entlockt hatte, welches niemals hätte ans Licht kommen dürfen, flammten in mir auf. Es war mir in diesem Moment nicht möglich seine Frage zu beantworten. Ich hätte nicht lügen können, denn er kannte mich. Er kannte mich besser als ich mich je selbst gekannt hatte und er hatte mich mehr geliebt als ich mich je selbst liebte. Meine Wohlbefinden, meine Freude und so irgendwie auch meine Existenz hatten von ihm abgehangen. Wenn ich jetzt gelogen hätte, er hätte es durchschaut.
„Wir haben uns vor zwei Jahren getrennt", war das Einzige was ich heraus brachte. Meine Stimme war unnatürlich und kalt und ich erschrak selbst zu einem Teil, als ich sie hörte.
„Also ist er nicht über mich?"
Der Tonfall, in dem der braunhaarige Wuschelkopf seine Worte aussprach, klang zu vertraut. Er fragte ruhig und gefasst. Es war unmöglich in dem Moment seine Emotionen zu lesen. Er hatte sich von ihnen losgebunden, so wie ich es nie gelernt hatte. Das Einzige was mir blieb waren seine Augen, welche ein Glitzern enthielten, das mir zuvor nicht aufgefallen war. Hätte ich nicht den neutralen Gesichtsausdruck seinerseits gesehen, hätte ich vermutet, dass er gleich anfangen würde zu weinen.
Ich wusste nicht ob ich es falsch interpretierte oder nicht, doch dieses Stückchen Emotion, dieses Stückchen Ehrlichkeit brachte mich dazu die Wahrheit zu sagen.
„Verdammt Louis. Natürlich ist der scheiß Song über dich. Seit ich dich kenne ist jeder Breakdown, jeder Song, jede Entscheidung, alle waren sie von dir beeinflusst."
Meine Stimme versagte und nun waren es meine Augen, die sich mit glitzernden Tränen füllten. Der vor mir Stehende, schloss erneut seine Augen und schluckte.
„Aber warum?"
Auch seine Stimme war nun nur noch ein Flüstern und sein erneuter Blick gab mir den Rest.
„Weil ich nie aufgehört habe dich zu lieben. Du warst alles, woran ich denken konnte in diesen zwei Jahren und egal wie doll ich mich versucht habe abzulenken, egal wie viele Songs ich über dich geschrieben habe, es wurde nicht besser. Du bist es. Und du wirst es auch immer sein.
"It's always you."
Auf einmal war er so nah, dass ich seinen Geruch einatmen konnte und Jesus, es gab nichts auf der Welt was besser roch als er. Ohne nachzudenken, fanden meine Hände einen Weg zu seinen Schultern und zogen ihn noch näher zu mir. Wenige Augenblicke später, spürte ich seine Lippen auf meinen und es war als würde in diesem Moment alle Last, aller Stress und alles Negative von mir abfallen. Der Kuss war zart und weich und trotzdem enthielt er all die Emotionen, die es nicht möglich waren, ausgesprochen zu werden. Sehnsucht, Angst, Freude, Verlangen, Trauer, Bedauern, doch vor allem Liebe.
Es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder voneinander lösten.
Ohne mich weit von ihm zu entfernen, fuhr ich mir durch die Haare und sah, ein mir nur allzu gut bekanntes Grinsen.
„Das sollte ein Kuss sein?", fragte er und ich konnte nicht anders als zu Lachen. Dann griff er nach meinem Hals, ging noch ein Stück auf mich zu, so dass ich die kalte Wand in meinen Rücken spürte und legte erneut seine Lippen auf meine. Diesmal hatte der Kuss nichts Trauriges mehr an sich und der Kleinere gab sein Bestes mich alles um uns herum vergessen zu lassen. Ich spürte seine Zunge an meinen Lippen, welche nach Einlass bat und ich konnte nichts tun als mich dem Gefühl hinzugeben, welches er in mir erweckte.
Nach einer erneuten Ewigkeit lösten wir uns, schwer nach Atem ringend, wieder voneinander und der Doncaster sah mir in die Augen.
„Es tut mir alles so leid", sagte ich dann, wurde jedoch unterbrochen als Louis meine große Hand in seine Kleine nahm und sie drückte.
„Nein mir tut es leid", sagte er ehrlich und zog mich kopfschüttelnd in eine Umarmung. Ich klammerte mich so gut es ging an ihm fest und versuchte die aufsteigenden Tränen in mir zu unterdrücken.
„Ich habe gesagt dass unsere Liebe niemals funktionieren könnte und das tut mir leid. Verdammt ich habe so viele Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen", fluchte er, doch ich schüttelte nur meinen Kopf.
„Es war nicht unsere Bestimmung alles richtig zu machen. Wir waren noch Kinder."
Ich vergrub meine Nase in seinen Haaren und sog seinen Duft erneut ein. Es gab nichts auf der Welt das mir wichtiger war als er und das war in Ordnung.
„Ich liebe dich Harry", sagte er und ein Gefühl von Glückseligkeit überkam mich. Es war, als ob die Sonne nach zwei Jahren Regen endlich wieder hinter den Wolken hervorgekommen war und nun ihre Strahlen voller Liebe auf meine Haut leuchten ließ.
„Und ich liebe dich Louis."
Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und ich tat es ihm gleich.
Und in diesem Moment wusste ich, dass all dasWarten, all der Schmerz und all die Tränen es wert gewesen waren, weil er esmir wert war.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top