21. Türchen
by: itsnotonmexsista
Tee mit Bratapfelgeschmack
Ich sehe ihm zu, wie er sich seit zehn Minuten durch die Haare fährt. Er sieht in den Spiegel. Ich sitze in unserem Bett und ziehe meine Schuhe an. Schließlich stehe ich auf und stelle mich hinter ihn. Meine Arme schlingen sich um seinen Oberkörper. Ich ziehe seinen Duft ein, ein wolliges Warm breitet sich in meiner Magengegend aus. Mein Kinn liegt auf seiner Schulter. Verträumt sehe ich durch den Spiegel in seine Augen. Das Blau, welches mich immer wieder schwach werden lässt. „Du bist so schön." Als ich das sage, zeichnet sich ein Lächeln auf seine Lippen. Ich gebe ihm einen sanften Kuss auf die Schulter. Seinen Nacken. Seine Wange. Seine perfekte Jaw-Line. Er dreht sich um und küsst mich verlangend auf den Mund. Ich erwidere und drehe uns etwas, sodass er nicht mehr mit dem Rücken zum Spiegel sondern zur Wand steht. Seine Hände legen sich auf meine Wangen und ich ziehe ihn an der Taille enger an mich. Die Zunge des Kleineren gleitet in meinen Mund und vertieft den Kuss. Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu, sodass er mir rückwärts ausweichen muss. Sein Rücken prallt gegen die Wand. Es stört uns nicht. Seine Finger gleiten in meine Haare und ich drücke meinen Unterleib näher an seinen. Es entlockt ihm ein Seufzen. Grinsend drücke ich mich etwas ab, um zu atmen. „Ist da jemand notgeil?", frage ich ihn provokant. Als Antwort drückt er mit beiden Händen, meinen Hintern in seine Richtung. Jetzt kann auch ich kein Seufzen unterdrücken. Stürmisch küsse ich ihn erneut. Er dreht uns um. Er küsst mich ein letztes Mal und stößt sich von mir ab. „Lou..." Ich bin unzufrieden. „Ich habe mir nicht um sonst die Haare gemacht." – „Du willst jetzt ehrlich noch zum Weihnachtsmarkt?" – „Ja, übermorgen ist Weihnachten. Wir haben noch keinen Baum. Außerdem hast du es mir versprochen." Ich trotte ihm also nach.
Der Duft von Glühwein und Tannen steigt in meine Nase. Das Grinsen in Louis' Gesicht wird immer größer. Es ist so süß, wenn er aufgeregt ist. Er hat sich tatsächlich schon seit Ewigkeiten darauf gefreut. „Lass uns erstmal Schlittschuh fahren und dann den Baum holen." Während er das sagt zieht er mich schon in Richtung Eisfläche. Wir stehen etwas an, aber bekommen dann doch recht schnell unsere Schuhe. Kurz später stehen wir auf der Eisfläche. Louis steht eine kurze Weile einfach nur lächelnd auf dem Eis, doch als ich meine Finger zwischen seine schiebe, erwacht er aus dem Tagtraum und ein noch breiteres Grinsen bildet sich auf seinen Lippen ab. Schmetterlinge erwachen in meinem Bauch. Ob es ihm genauso geht?
Hand in Hand fahren wir ein paar Bahnen. Schließlich bleibe ich stehen und ziehe ihn nah an mich, um ihn zu küssen. Mit seinen Armen stützt er sich auf meinem Oberkörper ab, sein Kopf ist in den Nacken gelegt. „Harry?", fragt er leise in den Kuss. „Hmm?" Ich küsse ihn weiter. „Mir ist kalt." Ich lache leise. „Was?" Er boxt leicht auf meine Brust. „Du bist süß." Im nächsten Moment drücke ich ihn etwas weg um meinen Schal um seinen Hals zu wickeln. Die kalte Luft umströmt meinen Hals. „Komm, dann lass uns wieder zu mir gehen." Er wohnt über Weihnachten bei mir, weil sein Mitbewohner Zayn Besuch von seiner Familie bekommt. „Aber wir müssen doch noch einen Tannenbaum kaufen." Wir bewegen uns zum Ausgang der Bahn.
Es gibt Tannen aller Art. Louis und ich schlendern durch das Tannen-Labyrinth und sehen uns jeden genau an. Irgendwann finden wir einen Guten und lassen ihn in ein Plastiknetz einpacken. Gemeinsam tragen wir ihn nach Hause. Dort legen wir ihn vorerst im Wohnzimmer ab. Louis geht ins Bad. Sein Hintern sieht in dieser Hose wirklich gut aus. Ich setze uns Wasser auf und hole schon mal zwei Teebeutel aus einer kleinen Box. Mein Handy vibriert. Es ist eine Nachricht von Niall. Wir schreiben ein bisschen und ich erzähle ihm, dass Louis für die nächste Woche bei mir wohnt. Er redet von seiner Freundin.
Louis kommt aus dem Badezimmer. Nackt. In der Hand hält er seine Klamotten. Das Einzige, was sie bedecken ist seine Mitte. Er läuft an mir vorbei, direkt ins Schlafzimmer. Keinen Blick würdigt er mich. In dem Moment ruft mich Niall an. Ich drücke ihn weg, denn wenn ich mich zwischen ihm und meinem nackten Freund entscheiden muss, ist glaube ich klar, was ich da bevorzuge. Niall schreibt mir ein Fragezeichen. Das Einzige, das ich antworte ist: Louis. Er versteht, was ich meine und antwortet nicht.
Darauf achte ich, aber gar nicht, sondern gehe schnurstracks auf die Schlafzimmertür zu. Mein nackter Freund hat sie einen Spalt offen gelassen. Ich trete ein. Ich weiß, dass er mich bemerkt hat, ignoriert mich aber gekonnt. Ersteht vor dem Kleiderschrank. leise schleiche ich mich von hinten an ihn heran. Ich stellte mich so nahe an ihn, dass er meine Kleidung spürt. Ich drücke einen sanften Kuss auf seine warme Schulter. Seine Haare sind noch nass. Mit meiner Fingerspitze zeichne ich ein Muster auf seine Taille. Es löst eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper aus. Ich muss grinsen, es freut mich. Ich küsse eine Linie auf seinem Nacken, hoch bis zu seinem Ohr. Er dreht seinen Kopf etwas in meine Richtung. Ich küsse seine Wange. Dann dreht er sich vollständig um und küsst mich auf den Mund. Ich erwidere. Der Kuss wird stürmischer und plötzlich fühle ich seine Zunge in meinem Mund. Er führt.
Ich drücke ihn ruckartig gegen den Schrank. Ich merke wie sich etwas in mir regt. Seine Hände liegen auf meinem Hintern. Er drückt mich an sich. Ich seufze. Er führt uns aneinander gepresst zum Bett und schubst mich schließlich darauf. Bedacht setzt er sich auf mich und zieht mir das Shirt aus. Er küsst mich auf den Mund und ich vertiefe der Kuss sofort, indem ich meine Zunge zwischen seine Lippen gleiten lasse. Er knabbert etwas an meiner Unterlippe und setzt den Kuss auf meinem Hals fort. Nachdem er mir einen Knutschfleck auf meinem Hals verpasst hat, wandert seine Zunge über mein Schlüsselbein zu meinen Nippeln. Mit der Zunge umkreist er sie. Eine angenehme Gänsehaut schleicht sich über meinen Körper. Auf einmal packt er mit seiner Hand in meinen Schritt. Ein leises Stöhnen entfährt mir. Sein Kopf wandert runter zu meinem Hosenbund. Seine Zunge fährt daran auf meiner Haut entlang. Die Hose darunter wird immer enger.
„Lou...", sage ich erregt. Statt mich endlich von dem engen Kleidungsstück zu befreien, kommt er wieder hoch zu meinem Gesicht und küsst mich auf dem Mund. Ich erwidere sofort, doch sage dann: „Louis...Bitte." Meine Erektion tut weh. Schließlich liegt mein nackter Freund auf mir. „Ja?" Er sagt es verführerisch und unschuldig zugleich. Ich entscheide die Kontrolle zu übernehmen und drehe uns um. Jetzt liegt er unter mir. Ich küsse ihn stürmisch und drücke meine Mitte gegen seine. Das einzige, das uns voneinander trennt ist der Stoff meiner Hose. Ich küsse eine Linie senkrecht über seinen Oberkörper und beende sie mit einem kleinen Kuss auf seiner Spitze. Er wimmert. Jetzt steht auch er. Ich lecke über seine volle Länge. Meine schmerzt. Auf einmal nehme ich sie vollständig in dem Mund. „Oh mein Gott, Harry!"
Als ich etwas an ihm sauge, zieht er seine Bauchmuskeln zusammen und guckt mich an. Direkt in meine Augen, ich erwidere den Blick und bewege meinen Kopf auf und ab. Er stöhnt. Ich erhöhe mein Tempo. „Harry!" Seine Hoden sind in meiner Hand. Das Einzige, was er von sich gibt ist Wimmern und Stöhnen. Und meinen Namen. Es macht mich an, ihn so erregt zu sehen, dass mein Penis jede Minute, die ich ihm einen blase, härter wird. Wenn das denn noch möglich ist. Er kommt in meinem Mund und ich schlucke. Es schmeckt nicht gut, aber ich habe mich daran gewöhnt. Er ist aus der Puste.
Erschöpft legt er sich richtig hin. „Hey!", sage ich gespielt empört. „Was denn?" Er weiß, was ich meine. „Findest du nicht, dass ich eine Belohnung verdient habe?" – „Ich weiß nicht, hast du das?" Ein Grinsen der Vorfreude bildet sich in meinem Gesicht. Bevor ich antworten kann, liegt seine Hand auf meiner Beule. Ich seufze. Schnell befreie ich mich von meiner Hose. „Ja, ich denke schon." Meine Atmung wird schneller. Wie schafft er das nur? Mich mit einer Berührung so aus der Bahn zu werfen? Er leckt über meinen Ständer. Ich stöhne oft laut, bis ich schließlich in seinem Mund komme. Genauso, wie ich gerade, schluckt er.
Anschließend lässt er sich erschöpf neben mich fallen. Meine Atmung ist flach. Ich fühle, wie er sich an mich schmiegt und lehne mich ihm entgegen. Seine weiche Haut trifft auf meine und löst einen angenehme Gänsehaut aus. Sein Kopf liegt auf meiner Brust, Ich drücke einen Kuss in sein Ansatz, „Lou..?" Ein brummen ertönt als Antwort. Seine Augen sind geschlossen, kurz vor dem Einschlafen. „Ich habe dich lieb" Er antwortet nicht, doch ein verträumtes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen ab. Ich lege die Decke über uns und lausche seinem Atem noch einige Minuten, bis auch meine Augen zufallen.
Am nächsten Morgen schläft er noch, als ich aufwache. Louis ist immer noch fest an mich gekuschelt und lächelt zufrieden. Vorsichtig schiebe ich ihn von mir. So leise wie nur möglich tapse ich über den Holzboden, ziehe mir etwas drüber und öffne langsam die knatschende Tür des Schlafzimmers. Im Rest meiner Wohnung ist es kühl. Ich spüle zwei Teller und Besteck ab und bereite Frühstück vor. Louis kommt verschlafen in die Küche und lehnt sich in den Türrahmen. Ich gebe ihm einen kurzen Kuss und frage, wie er geschlafen hat. Danach setzen wir uns an meinen kleinen Esstisch und beginnen zu frühstücken.
Sein Handy ertönt. Es liegt auf der Arbeitsfläche auf der anderen Seite des Raums. Ich bemerke, dass er schon länger rüber guckt. „Geh doch gucken, wer es ist." Schnell steht er auf und sieht auf sein Handy. Ich beobachte ihn, oder starre eher. Seine Haare sind noch verstrubelt. Er trägt ein locker sitzendes Shirt und eine schwarze Jogginghose. Mein Blick wandert von seinem perfekten Körper, hoch zu seinem Gesicht. Er sieht immer noch auf sein Handy. Von einem Moment auf den anderen verändert sich seine Mimik. Wie erstarrt steht er da und sieht geschockt auf sein Handy. Erst bleibe ich sitzen. Er fängt sich wieder und tippt schnell eine Antwort. Dann packt er das Handy in die Hosentasche und bemerkt meinen Blick. Für einen kurzen Moment sieht er ertappt aus, fängt sich jedoch erneut und setzt sich, als wäre nichts passiert. „Wer hat dir geschrieben?" – „Niemand." sagt er etwas zu schnell. „Ich dachte, es wäre meine Mutter, sie wollte mir heute schreiben.", fügt er hinzu. Skeptisch wende ich meinen Blick ab. Ich beiße noch einmal von meinem Brötchen ab und gucke ihn dann doch wieder an. Abwesend starrt er Löcher in die Luft. „Louis?" Er zuckt zusammen und setzt ein künstliches Lächeln auf. „Ist alles okay?" – „Was? Uhm, ja! Alles gut." Ein nervöses Lächeln, welches er hinterher schiebt macht mich noch skeptischer. „Louis.", sage ich ernst. „Wer war das?" – „Es – es tut mir Leid." Er kann mir nicht in die Augen gucken. „Warum? Was ist?" Sorge mischt sich in meine Stimme. „Es war – es war Lucas." Ich meine, Tränen in seinen Augen zu erkennen. „Was hat er gesagt?" Ich weiß, dass Louis lange mit ihm zusammen war, ich kann verstehen, wenn es ihm schwer fällt, mit ihm zu reden. Es trifft mich trotzdem ein bisschen, da ich dachte er wäre über ihn hinweg. „Er hat mich gefragt, ob wir uns mal wieder sehen wollen." Er sieht mich immer noch nicht an. „Warum will er dich so aus dem nichts wieder sehen?" – „Es ist nicht aus dem nichts..." Zum Ende hin wird er immer leiser. Ein bitterer Gedanke schleicht sich in meinen Sinn. Ich dränge ihn nach ganz hinten in meinem Kopf. Meine Laune wird schlechter. „Louis. Was meinst du damit? Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!", protestiere ich. Er zögert. Weitere Albtraum-Szenarien spielen sich in meinem Kopf ab. „ Er hat mich geküsst, als ich letztens feiern war. Es tut mir Leid. Wirklich. Ich war betrunken und hab nicht nach gedacht. Wir haben uns vorher gestritten und ich war nicht bei, mir wegen des Alkohols. Es hat mir nichts bedeutet. Ich wünschte es wäre nie passiert!"
Ein Stich fährt durch meine Brust und geschockt blicke ich ihn an. „Was?", frage ich leise. Es gab nichts, was ich nicht verstanden habe. Nun sieht er mich vorsichtig an. Ich sehe sie vor mir. Wie sie sich küssen und im Arm haben. Eine leise Träne rollt über meine Wange. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Wie konnte das passieren? Louis ist doch ein treuer Freund. Ein treuer Mensch. Warum tut er mir so etwas an? Mag er mich nicht mehr? Bin ich ihm nicht genug?
Tausende Fragen zerbrechen mir den Kopf auf einmal. Wir sind noch nicht sehr lange zusammen, vielleicht hat er mich falsch eingeschätzt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen stehe ich auf und verlasse das Zimmer. Die Wohnung. Das Haus. Ich stelle mir vor, wie Louis immer noch am Tisch sitzt und einfach weiter isst. Die kalte Luft schlägt mir entgegen. Hätte mir wenigstens einen Schal angezogen. Vielleicht doch nicht den Schal. Louis hatte ihn gestern an. Natürlich habe ich noch nicht einmal an eine Jacke angezogen. Soll ich noch einmal hoch und sie holen? Nein! Ich will ihn nicht sehen.
Es sind nicht viele Menschen unterwegs, was mich wundert, da demnächst schon Weihnachten ist. Weinend laufe ich die Straßen entlang. Ohne ein Ziel. Alles um mich herum verschwindet, das Einzige, was ich sehe sind Louis und Lucas. Wie sie sich küssen, während ich mir zuhause die Augen ausheule, weil ich mich nicht mit ihm streiten will. Die Straßen füllen sich langsam. Ich habe mich an der Seite eines Bürgersteigt nieder gelassen. All die Leute, die hier herumlaufen, haben ihr eigenes Ding zu tun. Sie alle sind wie in einer Blase. In ihrer eigenen Blase. Es fühlt sich an, als wäre meine Blase nun zerrissen. Die eine Hälfte ist bei Louis und die andere ist bei mir, aber sie schützt mich nicht mehr vor meinen bösen, schlechten Gedanken, denn sie ist kaputt. Ich lasse meinen Kopf in meine Knie fallen und schließe meine Augen. Es entlockt mir weitere Tränen. Ich kann sie nicht stoppen. Mir ist kalt und ich sitze weinend am Straßenrand.
„Harry!" Ich erkenne seine Stimme sofort. Trotzdem sehe ich überrascht, gebrochen zu ihm auf. „Harry. Ich habe in dem Moment nicht nachgedacht. Ich habe ihm sofort geschrieben, dass ich einen Freund habe und ihn nicht nochmal treffen möchte.", versucht er es verzweifelt. Ich schüttle nur enttäuscht und fassungslos meinen Kopf. Hört er sich eigentlich selber zu? „Du hast ihn geküsst, Louis. Und nicht drüber nachgedacht, das ist nur ein Beweis mehr, dass du ihn noch liebst. Dann hast du mich zwei Wochen angelogen und jetzt erfahre ich es nur, weil ich es dir aus der Nase gezogen habe. Du wolltest es mir nicht erzählen, Louis. Und ich habe Angst, dass du es nie getan hättest"
In der Zwischenzeit bin ich aufgestanden. Sehe ihm nun direkt in die Augen. Meine Ansage hat ihm die Sprache verschlagen. Ohne zu warten, bis er sich sortiert hat, drehe ich mich um gehe davon. Ich will zurück in meine Wohnung. Leider kam Louis aus der Richtung. Jetzt muss ich eben einen Umweg nehmen und laufe einfach auf der anderen Seite des Blocks nach Hause. Nach fünf Minuten Fußweg komme ich an meiner Haustür an und schließe sie mit dem Schlüssel, den ich, als ich gegangen bin, schnell mitgenommen habe, auf. An der Wohnungstür angekommen bete ich innerlich, dass er nicht da ist. Er hätte schließlich auch den kurzen Weg zu mir genommen haben. Doch das hat er nicht. Ein Stein fällt mich vom Herzen, als ich meine leere Wohnung vorfinde. Gleich zeitig legt sich aber auch ein Gewicht auf meinen Brustkorb, denn er ist nicht da. Ich bin allein. Morgen ist Weihnachten. Soll ich jetzt alleine Weihnachten feiern?
Mein Wecker klingelt. Ich sehe auf mein Handy. 24. Dezember. Ich habe gehofft, dass es nur ein schlechter Traum war. Es war kein schlechter Traum. Es ist Weihnachten und sein Geburtstag. Es geht mir seit gestern nicht besser und als ich meinen Blick durch den Raum schweifen lasse und unseren ausgepackten Baum sehe, verbessert sich meine Laune auch nicht. Auf der Kommode stehen unsere Adventskalender. Auf der Fensterbank liegt eine Lichterkette, die er dort hingelegt hat. Ich wollte sie erst nicht dort haben, da wir sie noch für den Baum brauchten. Er bestand darauf und jetzt habe ich extra eine neue gekauft.
Mein Handy leuchtet auf. Eine Nachricht von Louis? Nein. Die Benachrichtigung, dass er heute Geburtstag hat. Es tut weh. Alles in meiner Wohnung erinnert mich an ihn. Er hat hier doch nur eine Woche verbracht. So habe ich mir Weihnachten nicht vorgestellt. Ich weiß nicht, was ich machen möchte und habe keine Lust auf die Dinge, die ich tun sollte. Ich möchte weg hier. Raus. Raus aus meiner Wohnung. Aber gleichzeitig möchte ich mich nicht bewegen. Mich einfach einkuscheln und nie wieder aufstehen. Also liege ich da, ohne etwas zu tun, bis auf an die Decke zu starren. Nach einer Weile entscheide ich mich, aufzustehen und mir etwas zu essen. Ich hätte wirklich gestern einkaufen sollen, denn das Einzige, was ich finde, ist ein altes Brötchen. Was soll's? Besser als nichts. Also lege ich es auf den Toaster und hole mir Butter und Gouda aus meinem Kühlschrank. Mein Blick fällt erneut auf die Adventskalender. Ich habe einen Tee-Kalender. Im letzten Törchen ist ein Tee mit Bratapfelgeschmack. Ich lege ihn in meine Tasse und schütte heißes Wasser drauf.
Nachdem Essen lege ich mich wieder ins Bett und kuschele mich in die Decke. Eine plötzliche Müdigkeit überkommt mich, ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen und meine Augen fallen fast zu. Ich sehe noch kurz auf mein Handy. 1:28 PM. So lange habe ich damit verbracht hier rumzuliegen? Länger kann ich darüber nicht nachdenken, denn meine Augen fallen zu und ich schlafe ein.
Louis hat mir mal gesagt, dass es sich nicht lohnt traurig zu sein, denn da kommen sicherlich bessere Zeiten, dann kann man die blöden doch einfach verkürzen und mit den guten weiter machen. Es ist Abend und noch immer liege ich sinnlos im Bett. Ich weine nicht mal! Das ist das, was mich mir seit einer guten Stunde einrede. Klappen tut es nicht, denn zwischendurch erwische ich mich dann doch, wie ich mir eine Träne von der Wange wische.
Ich wüsste nichts, was mich jetzt glücklicher machen würde, als Louis, der durch die Tür kommt und sich entschuldigt. Mich küsst. Und mit mir kuschelt. Bin ich es nicht schuld, dass er nicht kommt? Ich habe seine Anrufe wegedrückt und ihm so mehr als klar gemacht, dass ich ihn jetzt nicht sprechen, geschweige denn sehen möchte. Er tut nur das, was ich möchte. Dabei ist es nicht das, was ich möchte. Sollte ich mit ihm sprechen? Ja! Schnell suche ich mein Handy, welches irgendwo von meiner Bettdecke verschluckt wurde und rufe ihn an. Es tutet. Nochmal. Warum geht er nicht ran? Hat er keine Lust mehr auf mich? Ist gerade bei Lucas? Die Mailbox. Erst gebe ich mich geschlagen, aber entscheide ich mich doch auf zu stehen und mir etwas ordentliches anzuziehen. Es ist eine schwarze Skinny Jeans und ein dunkelgrüner Hoodie. Ich putze meine Zähne und wasche sogar mein Gesicht. Es fühlt sich gut an und steigert mein Selbstbewusstsein etwas.
Ohne über mein Vorhaben zu überdenken steige ich ihn die Tube. Ich atme schnell und meine Hände zittern ein bisschen. Die Türen öffnen sich viel zu langsam und ich schlüpfe aus ihr heraus. Mein Tempo erhöht sich. Je näher ich ihm komme, desto mehr Adrenalin flutet meinen Körper. Als ich aus der Underground rauskomme schlägt Wind in mein Gesicht. Ich biege in eine Kleine Seitenstraße. Ich kenne diese Gegend in und auswendig, könnte mich hier blind zurechtfinden. So oft war ich hier und bin diesen Weg gegangen, manchmal allein, manchmal mit Louis. Da ist die Tür seines Mehrfamilienhauses. Ich zögere kurz, aber will dann auf die Klingel drücken, als die Tür von innen aufgerissen wird und ich in jemanden reinfalle. Doch ist nicht irgendwer, es ist Louis, der mich geschockt und ungläubig ansieht.
Ich kann nicht fassen, dass er nun wirklich vor mir steht. „Louis! Es – es tut mir leid. Ich hätte dich nicht ignorieren sollen und ich hätte die zu hören sollen.", gebe ich überfordert zu. „Harry..." – „Nein warte! Ich hätte dir auch glauben sollen, denn ich vertraue dir und ich kann nicht ohne dich, weil ich dich liebe.", unterbreche ich ihn. Erst jetzt realisiere ich, was ich da sage. Wir haben uns vorher noch nie gesagt, dass wir uns lieben.
Oh nein. Was wenn er mich nicht liebt? Was wenn er jetzt mitLucas zusammen ist? Oder noch schlimmer; Was wenn er Lucas liebt? Innerlichbreche ich in Panik aus. Länger kann ich mir jedoch nicht den Kopf zerbrechen,da Louis seine Lippen schnell auf meine presst. Ich erwidere nach kurzerÜberforderung. Der Kuss ist leidenschaftlich sehnsüchtig. Wir trennen uns, aberbleiben dicht aneinander stehen, sehen uns gegenseitig in die Augen. Ich binimmer noch sichtlich überfordert während sich ein grinsen auf seinen Lippenausbreitet. „Du liebst mich also?", fragt er provokant. „Ich glaube schon...", antworteich schüchtern. Ich spüre, wie er seine Hände auf meine Hüften legt, eineGänsehaut überkommt mich. „Ich liebe dich auch, Haz." Ein Lächeln bildet sichauf seinen Lippen ab.
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