1. Türchen
Lets start with...
... Lenifish
What you wish for...
Es regnet. Wäre ja auch zu schön, wenn es mal wieder weiße Weihnachten geben würde, denkt sich Louis während er das geschäftige Treiben der Menschen durch die getönten Scheiben beobachtet. Es ist kurz nach 14 Uhr und die meisten nutzen ihren freien Samstag, um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Louis hat das zum Glück schon hinter sich. Es wäre wahrscheinlich auch aussichtslos zu versuchen, unerkannt durch die Menschenmenge zu kommen. Außerdem hat er sowieso bereits Pläne für den Tag.
Sein Fahrer hält bei einem Seiteneingang der Royal Albert Hall. Schnell steigt er aus und verschwindet in der Halle, bevor ihn jemand entdecken kann. Zum Glück ist der Weg ins Innere der Halle mittlerweile bereits ausgeschildert. Er hätte sich in den Gängen sonst wahrscheinlich direkt verlaufen. Die paar Menschen, die ihm begegnen, schenken ihm zum Glück keine weitere Beachtung und gehen weiter ihrer Arbeit nach. Ein Security-Mann steht vor der schalldichten Tür in den Veranstaltungsraum. Louis hebt kurz seinen All-Access-Ausweis und der stämmige Mann lässt ihn in den Veranstaltungsraum. Überwältigt bleibt er stehen. Die Halle sieht noch festlicher aus als auf den Bildern, die ihm Amalia gezeigt hatte. Außerdem glitzert jetzt von allen Seiten Weihnachtsdekoration und am linken Rand der Bühne steht ein riesiger Weihnachtsbaum. Bestimmt 5 Meter hoch schätzt Louis aus der Entfernung.
„Louis!!", wird er freudig von Amalia begrüßt, die nun auf ihn zukommt. „Amalia!", erwidert er und findet sich sogleich in einer engen Umarmung wieder. „Das ist wirklich atemberaubend schön geworden hier." Das Lächeln auf ihrem Gesicht wird noch breiter. „Danke. Ich freue mich schon so auf später." Louis nickt zustimmend. „Ich mich auch. Die Lichter werden sich in ihren Augen spiegeln und sie zum Glitzern bringen.", fügt er verträumt hinzu. Amalia versucht ihr Lachen zu unterdrücken. „Heute so romantisch?" Verlegen schaut er auf den Boden, muss dann aber doch breit grinsen. Er zeigt nicht oft seine weiche Seite in geschäftlichen Beziehungen, aber durch die gemeinsamen Planungen ist Amalia mittlerweile eher eine sehr gute Freundin geworden. Und außerdem wird heute sowieso ein emotionaler Tag werden.
„Ist er schon da?", fragt Louis sie leise. Den Blick immer noch auf den dunkelroten Teppich gerichtet. „Nein, oder hast du draußen ohnmächtige Mädchen gesehen?", scherzt sie genauso leise. Auch wenn es übertrieben klingt, ist es so in der Art tatsächlich schon vorgekommen. „Du bist fies", verteidigt Louis ihn halbherzig. „Aber ist doch wahr. Wie auch immer, ich muss zurück an die Arbeit, sonst läuft der Rest nicht mehr so reibungslos wie bisher.", entschuldigt sie sich. „Natürlich, ich will dich nicht aufhalten."
Amalia entfernt sich ein paar Schritte, bevor sie sich nochmal umdreht. „Ach, was ich noch vergessen habe. Die Eventmanagement-Firma hat eine Praktikantin mitgebracht. Sie kann dir alle noch offenen Fragen beantworten. Ich fürchte bloß, dass Linda zum einen nicht wusste, welche Art von Gästen wir haben werden und dass sie ein sehr großer Fan von dir ist. Ich hoffe, dass ist kein Problem für dich." Sie deutet währenddessen auf eine junge blonde Frau, die mit einem Techniker redet. Als ich meinen neuesten Merch an ihr entdecke, verstehe ich, was Amalia meint. „Mach dir keine Gedanken deswegen. Ist doch wahrscheinlich nur ein weiterer Wunsch, der heute erfüllt wird, oder?" - „Danke! Jetzt muss ich aber wirklich los." - „Nichts zu danken. Und wir sehen uns später!", verabschiedet Louis sich von ihr und geht auf Linda zu, die immer noch etwas zu erklären scheint. Als der Techniker kurz darauf wegläuft ergreift Louis die Chance und stellt sich Linda in den Weg.
„Hey, ich wollte mich nur kur vorstellen. Ich bin Louis.", sagt er und streckt ihr seine Hand entgegen. Sie bleibt überrumpelt stehen und als sie erkennt, wer da vor ihr steht, starrt sie ihn erstmal ein paar Sekunden an. Geduldig wartet Louis, bis sie sich wieder gefangen hat und sich schüchtern ebenfalls vorstellt: „Hi, ich bin Linda." Mit zitternden Fingern ergreift sie seine Hand und schüttelt sie kurz. „Ich... ahm...", stottert sie nervös. Dann scheint ihr auch noch aufzufallen, was für ein Outfit sie heute trägt. „Oh mein Gott, das ist jetzt wahrscheinlich völlig unprofessionell", bringt sie fast schon flüsternd hervor. „Hey Love, alles ist gut! Ich freue mich darüber!" Louis sieht wie sich ihre Atmung langsam wieder beruhigt, als er ihr beruhigend über die Schulter streicht. „Okay." - „Wir können gerne später noch ein gemeinsames Bild machen, aber jetzt wäre ich dir erstmal sehr dankbar, wenn du mir meine Umkleide im Backstage-Bereich zeigen könntest und wie mein Zeitplan für heute aussieht." - „Ja, natürlich. Dafür müssen wir einmal hier entlang.", führt Linda sie durch eine andere schalldichte Tür aus der Veranstaltungshalle raus.
Einige Gänge und Abzweigungen, bei denen sich Louis nicht ganz sicher ist, ob er sie sich alle merken kann, später hält Linda vor einer Tür mit der Aufschrift Tomlinson. Während sie die Tür öffnet und eintritt, erklärt sie: „Der Anzug kam vorher schon an und ich kann dir auch die aktuelle Version des Ablaufplans dalassen." Plötzlich stockt sie noch bevor Louis freie Sicht in das Zimmer hat. „Was ist?", fragt er verwirrt. „Irgendjemand hat hier versehentlich noch das Outfit von jemand anderem untergebracht." Louis stellt sich auf die Zehenspitzen, um über Lindas Kopf hinweg einen Blick in den Raum zu erhaschen. „Ich werde das am besten gleich mitnehmen und in die eigentliche Umkleide bringen.", kündigt sie an, während sie bereits zu der Kleiderstange geht. Louis erkennt eine schwarze Lederkombi sowie eine grüne Federboa, neben seinem schlichten Anzug hängen. Bei dem Gedanken daran, wie dieses Outfit wohl getragen aussieht, wird ihm unangebracht warm und er muss sich kurz schütteln, um keinen Tagträumen zu verfallen. Lambert schafft es immer wieder aufs Neue durch seine Auswahl Louis aus dem Konzept zu bringen. „Nein, die Sachen können hierbleiben.", hält er Linda auf. Verwirrt blickt sie ihn an, hängt den Lederanzug dann aber ohne Kommentar wieder zurück an ihren Platz. Louis ist froh, dass sie keine Fragen stellt.
„Um auf deine Frage mit dem Zeitplan zurückzukommen", unterbricht Linda die Stille, „Um 15 Uhr kommen die Sternen-Kinder. Im Gang etwas weiter unten ist ein größerer Raum, den wir dementsprechend eingerichtet haben." - „Da werde ich auf jeden Fall vorbeikommen.", legt Louis fest. „Da werden sie sich bestimmt freuen. Währenddessen werden in der Veranstaltungshalle Soundchecks stattfinden, aber da du, soweit ich weiß, nicht auftrittst, dürfte das für dich uninteressant sein." Zur Kontrolle wirft sie nochmal einen Blick auf das Klemmbrett in ihrer Hand. „Außer du bist natürlich der mysteriöse Schlussakt, von dem keiner weiß, wer da hinter steckt. Selbst uns vom Eventmanagement wurde nur verraten, dass es sich um einen Musiker handelt.", merkt sie an. Louis muss sich das breite Grinsen verkneifen. Es ist vergeblich. Kritisch wird er von Linda beäugt, die sich unsicher zu sein scheint, wie sie sein Verhalten deuten soll. Schnell klärt er sie auf: „Nein, ich trete nicht auf, aber ich weiß bereits, wer die geheime Person ist." - „Und du wirst es mir nicht verraten?", versucht sie es aus ihm heraus zu locken. „Mein Mund bleibt verschlossen. Dafür freue ich mich zu sehr über diese Überraschung." - „Ach man...", beschwert sie sich, aber beide wissen, dass sie es nicht ernst meint. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich auch freuen wirst.", teasert Louis noch an, bevor er fragt: „Wann wird der rote Teppich geöffnet?" - „Um 18 Uhr. Hier drinnen wird das Programm dann um 19 Uhr beginnen. Das Catering wird auf der Rückseite des Saals ein Buffett aufbauen, aber auch auf den Tischen wird Essen angerichtet. Soll ich das Programm auch nochmal durchgehen?" - „Nein, da habe ich das nötigste im Kopf. Steht danach noch etwas an?", verneint Louis. „Nein, nichts festes, der Abend wird dann einfach gemütlich in weihnachtlicher Stimmung ausklingen. Aber wer Lust hat ist herzlich eingeladen später noch auf der After Show Party im The Parrot zu kommen." - „Ach stimmt, das hatte Amalia erwähnt. Aber da werde ich wahrscheinlich nicht mehr dazu kommen." - „Ja, der alte Mann geht nicht mehr auf Partys", piesackt Linda ihn. „Ey! Noch steht die zwei vorne!", wehrt sich Louis lachend. „Das war jedenfalls alles, was mir jetzt gerade noch so einfällt zum Zeitplan", beendet Linda ihre Erläuterungen. „Danke für deine Hilfe, kann ich mich bei dir melden noch etwas ist?" - „Ja, klar! Ich bin eigentlich die ganze Zeit in der Veranstaltungshalle zu finden." - „Okay, danke. Man sieht sich!", verabschiedet sich Louis von ihr und sie verlässt sein Zimmer.
Er stellt die kleine Tasche mit seinen wichtigsten Sachen auf dem Sofa ab und lässt sich danebenfallen. Ein Blick auf sein Smartphone zeigt nur eine Nachricht von Lottie an, dass sie sich mit dem Rest seiner Familie getroffen hat und plant bereits vor dem offiziellen Einlass herzukommen. Schnell antwortet er, dass sie dafür gerne auch den Osteingang nutzen können und dass er sich darauf freut sie wieder zu sehen. Auch wenn er versucht, so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie zu verbringen, macht ihm sein Job immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Der angepinnte Chat ganz oben, zeigt immer noch seine ungelesene Nachricht ‚Sag Bescheid, sobald du da bist <3' an. Wahrscheinlich ist er bereits gelandet, nur hat mal wieder vergessen den Flugmodus an seinem Smartphone zu deaktivieren. Das wäre wieder typisch.
Da es bereits gleich die Ankunftszeit der Sternen-Kinder, wie sie sie liebevoll getauft haben, ist, räumt er seine Tasche in das kleine Regal und hängt seine warme Winterjacke an der Garderobe auf. Als er den Notizblock und den Stift auf dem Beistelltisch entdeckt, beschließt er kurzerhand eine kleine Nachricht zu hinterlassen. Mit einer Klammer befestigt er den Zettel an der Kleiderstange und verlässt dann sein Umkleidezimmer. In der Hoffnung die Richtung zu wählen, die Linda vorher angedeutet hatte, geht er den Gang entlang. An einer offenen Tür bleibt er stehen und wagt einen Blick hinein.
Die linke Seite erinnert an eine Art Friseurstudio, während recht mehr eine Mischung zwischen Klamottenladen und Schneiderei ist. Hier ist er dann wahrscheinlich richtig. Einige ihm unbekannte Frauen breiten gerade ihre Schminkutensilien auf der kleinen Abstellfläche vor den Spiegeln aus und schenken ihm keine weitere Beachtung. Weiter hinter entdeckt er Lou. Er kennt sie noch aus seinen One Direction Zeiten. Er möchte sie gerade begrüßen gehen, als er von hinter ihm einen freudigen Aufschrei hört. „Loueehhh!" Lächelnd dreht er sich zu ihr um. Ein kleines Mädchen mit engelsgleichen blonden Locken und einer Krone im Haar kommt auf ihn zu gerannt. In der Hand zieht sie einen kleinen Rollkoffer hinter sich her, der mit der Sauerstoffzufuhr unter ihrer Nase verbunden ist. „Langsam, Emily! Du weißt doch, dass du aufpassen sollst!", belehrt sie ihre Mutter, bevor sie vor Louis zum Stehen kommt. Er geht vor ihr in die Hocke und streckt ihr die Hand hin, wo sie direkt einschlägt. „Hey Emily, du bist ja eine wunderschöne Prinzessin heute!" Die 6-jährige wird rot und kichert leise. Ihre Mutter schließt zu ihnen auf: „Emily, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht rennen darfst?"
Anfangs dachte er, dass sie eine dieser schlimmen Helikoptermütter wäre, aber mit der Zeit wurde ihm klar, dass sie einfach nur eine unfassbare Angst um ihre Tochter hat. Jeder unachtsame Moment könnte fatale Folgen haben. Als außenstehende Person ist es unvorstellbar, wie sich Eltern mit schwerkranken Kindern fühlen müssen. Oft steht die Krankheit im Vordergrund und Träume müssen zurückgestellt werden. Genau aus diesem Grund hatte er damals, nachdem er für ein krebskrankes Mädchen eine Videobotschaft erstellen durfte, den Kontakt zu der Make-a-Wish-Mitarbeiterin gehalten. Sie hatte ihn an Amalia weitergeleitet und gemeinsam war die Idee dieses Abends entstanden.
Ihr Ziel war es den Kindern und Jugendlichen einen Abend, wie aus der scheinbar so glitzernden Promiwelt zu bieten. Von einem professionellen Styling bis zu eine Galaprogramm von dem so manch eine Preisverleihung nur träumen kann. Nicht zu vergessen, die ansehnliche Gästeliste mit Stars aus der ganzen Welt. Ursprünglich war es nur in einem familiären Kreis angedacht, Amalia meinte dann jedoch, dass Louis doch sicherlich seine Kontakte in die Branche nutzen könnte, um den Sternen-Kindern noch ein Treffen mit ihrem Idol zu ermöglichen. Als ihnen dann noch bewusstwurde, dass dies auch eine gute Gelegenheit wäre, ein paar Spenden zu sammeln, um auch andere Projekte umsetzen können, stand es endgültig fest, dass auch ein richtiger roter Teppich hermuss. Aus der anfänglich kleinen Idee vor einem Jahr ist dieses Event entstanden.
Emily vor ihm scheint von freudig auf bockig umzuschwingen. „Hey Prinzessin", fordert er sie auf ihn wieder anzuschauen, „wusstest du schon, dass Prinzessinnen eigentlich gar nicht rennen, weil sonst ihre Kronen runterfallen würden?" Still schüttelt Emily ihren Kopf, fängt aber wieder an zu lächeln. „Siehst du die blonde Frau da vorne?", fragt er die Kleine, und deutet dabei in die Richtung von Lou. Sie nickt. „Wenn du willst, kann sie dir zwei königliche Zöpfe flechten." - „So wie Mama mit der Glitzerspange?", fragt sie mit einem strahlenden Gesicht. „Sie macht das so, wie du es am liebsten haben willst." Emilys Augen werden groß. „Du kannst einfach zu ihr rüber gehen und dir etwas wünschen." Diese Aufforderung scheint auszureichen und sie läuft zu der Stylistin. Diesmal aber deutlich langsamer, darauf achtende, dass sich das Sauerstoffkabel nicht verheddert. Emilys Mutter wirft ihm noch einen dankbaren Blick zu, bevor sie ihrer Tochter folgt.
Mittlerweile treffen auch die anderen jungen Gäste dieses Abends ein. Die meisten hat Louis bereits vorher schon mal irgendwann getroffen, aber es sind auch neue Gesichter unter ihnen. Er unterhält sich mit allen und auch das ein oder andere Gespräch mit Eltern, Geschwistern oder Freunden ist drinnen. Es wärmt sein Herz, wie sie sich alle auf diesen Abend freuen und einmal vergessen können, wie viele Probleme sie sonst haben. Die Zeit vergeht, wie im Flug und um halb sechs fragt ein 13-Jähriger im Anzug, ob er wirklich mit Adidas Jogginganzug zu so einer Veranstaltung kommen will. Das ist sein Stichwort, dass er zurück zu seiner Umkleide geht. Auf seinem Smartphone sieht er, dass vor fünfzehn Minuten die Nachricht ,Bin da <3' eingetroffen ist. Nicht nur sein Herzschlag beschleunigt sich augenblicklich, auch rennt er fast den Gang zurück. Überhastet öffnet er die Zimmertür, aber es ist dunkel. Etwas enttäuscht betritt er trotzdem ihre gemeinsame Umkleide. Der einzige Hinweis, dass er nicht mehr allein hier ist, ist die braune Reisetasche, die neben seinem Rucksack auf dem Boden Platz gefunden hat.
Vielleicht, wenn er sich schnell umzieht, dann kann er ihn auf der Bühne abfangen, wo er wahrscheinlich gerade beim Soundcheck ist, überlegt Louis sich und ist schneller im Anzug als er ihn sonst immer wieder auszieht. Vor dem Ganzkörperspiegel richtete er noch einmal seine Haare. Wer braucht da schon ein Stylist für? Dann verlässt er den Raum wieder und schlägt diesmal die andere Richtung ein. Er will gerade nach links abbiegen, um an dem Securitymann vorbei durch die schalldichte Tür zu gelangen, als er seine Familie entdeckt. Und sie natürlich auch ihn. So viel zu Thema, er fängt ihn noch kurz ab. Er freut sich natürlich, dass sie hier sind, aber er hatte gerade Hoffnungen. Nachdem er alle begrüßt hat, wollen sie gemeinsam in den Veranstaltungssaal gehen. Als der Securitymann endlich die Türe öffnet, hört man tatsächlich noch das Ausklingen eines Songs. Vielleicht ist es ja doch noch nicht zu spät.
„Hey Louis! Warte mal!", ruft jemand hinter ihm zu. Nicht sein Ernst, denkt sich Louis und verkneift sich ein genervtes Aufstöhnen, als er sich wieder umdreht. „Hey Niall, hey Liam", begrüßt er seine ehemaligen Bandkollegen. Der Türsteher bittet ihn, sich doch aus der Tür zu entfernen und widerwillig verlässt er den Veranstaltungsraum wieder. „Wie lange ist es diesmal?", fragt Liam ihn direkt, während er ihn in eine brüderliche Umarmung zieht. Er war schon immer derjenige, der am schnellsten merkt, was mit einem nicht stimmt. Nachdem er auch Niall kurz gedrückt hat, antwortet er: „Drei Wochen." - „Drei Wochen?! Wie schafft ihr das jedes Mal so lange ohneeinander?", stößt Niall überrascht aus. „Ich weiß es nicht... ich weiß es nicht...", antwortet Louis nachdenklich. Er weiß es wirklich nicht. Ständig arbeiten sie an anderen Orten auf der Welt. Ständig müssen sie sich verabschieden, ohne zu wissen, wann sie sich eigentlich sicher wieder sehen. Ständig verpassen sie sich gerade so. Es scheint als würde ihr Terminkalender nur gegen sie arbeiten. Und auch wenn sie mittlerweile Profis in Kurztrips um den halben Globus sind, kommt es vor, dass sie sich länger nicht sehen.
„Und ich nehme richtig an, dass er gerade da drinnen ist und Soundcheck hat?", vermutet Liam weiter. Louis nickt. Gleichzeitig wendet er seinen Blick auf den Boden, weil er genau weiß, dass er jetzt wahrscheinlich wieder diesen Gesichtsaufdruck draufhat, den die beiden Idioten vor ihm vor einiger Zeit liebevoll ‚ich-liebe-ihn-einfach-Blick' getauft haben und ihn seitdem regelmäßig damit aufziehen. Aber er kann nichts dafür, dass schon das Wissen, dass er nur ein paar Meter weiter wahrscheinlich gerade ein Lied über ihre Beziehung ansingt, sein Innenleben verrücktspielen lässt. Andere würde vielleicht von Schmetterlingen reden, aber das würde Louis niemals zugeben. Nicht vor Liam und Niall. Auch wenn beide sich sehr wahrscheinlich auch ohne Worte vorstellen können, wie er sich fühlt.
„Louis! Ich suche dich schon die ganze Zeit!", stößt nun auch Amalia dazu. Sie trägt mittlerweile ein dunkelrotes Abendkleid, gepaart mit einem weihnachtlichen Haarschmuck. Wäre Louis nicht stockschwul und sehr glücklich vergeben, würde er ihr spätestens jetzt verfallen. Nachdem er ihr für ihr Outfit ein Kompliment macht, welches sie mit hellrosa Wangen annimmt, befiehlt sie, dass sie an den Eingang müssen, um die Gäste zu empfangen. Er bietet ihr einen Arm an und geleitet sie dann Richtung Haupteingang.
Er umarmt viele Menschen, schüttelt viele Hände und von der Hälfte der Gäste ist er sich nicht mal sicher, wofür sie eigentlich bekannt sind. Dafür kennt er sich auf den aktuellen Social Media Plattformen wie TikTok zu wenig aus. Er bekommt zwar regelmäßig Videos zugeschickt, aber freiwillig würde er nicht stundenlang kurze Clips anschauen. In der Hinsicht steuert er vielleicht doch schon auf die dreißig zu. Er ist froh, als er hört, dass die typischen Paparazzi Geräusche auf dem roten Teppich vor dem Gebäude langsam verklingen und offensichtlich alle Gäste, die den Haupteingang nutzen wollten, da sind. Mit Amalia an seiner Seite betritt er als letztens den weihnachtlich leuchtenden Saal. Das Licht ist gedimmt, wodurch die Kerzen noch mehr zum Vorschein treten. Er trennt sich von Amalia und sucht seinen Platz am Tisch mit seiner Familie.
Nicht viel später beginnt der Abend mit einem musikalischen Beitrag von Zoe Wees, die gerade erst einen neuen Song herausgebracht hat. Anschließend betritt James Corden die Bühne und beginnt die Moderation. Das Programm ist ein voller Erfolg. Der Comedy-Akt bringt alle zum Lachen. Die Versteigerung von zwei gespendeten Kunstwerken bringt zwei beachtliche Geldsummen ein. Der Weihnachtsmann mit entsprechender Livemusik lässt die Augen aufleuchten. Und je weiter der Abend fortschreitet, desto ungeduldiger wird Louis.
„Wir nähern uns jetzt schon dem Ende unseres offiziellen Programms. Es war mir eine Ehre bei diesem wundervollen Event moderieren zu dürfen. Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal all den Menschen, die hier im Hintergrund die Arbeit geleistet haben, danken.", steuert James das Ende seiner Moderation an. Lottie, die neben ihrem großen Bruder sitzt, legt ihm eine Hand auf die Schulter. Sie lehnt sich zu ihm und wispert in sein Ohr: „Ich hoffe, du weißt, dass Mama auch stolz auf dich wäre." Louis muss schlucken, dann nickt er ihr leicht zu. Manchmal ist es beängstigend, wie ähnlich ihre Gedankengänge und dass sie genau weiß, woran er gerade denkt.
„Aber bevor ich diese Bühne verlasse, möchte ich noch unseren letzten Programmpunkt ankündigen. Die große Überraschung. Er wird uns noch mit ein bisschen Musik unterhalten." Während James den Akt ankündigt, betritt bereits seine Band die Bühne. „Begrüßt mit mir, meinen guten Freund und euren Stargast...", er macht eine dramaturgische Pause, „Harry Styles!"
Für einen Sekundenbruchteil wird es dunkel im Saal.
Dann erhellt ein Scheinwerfer die Stelle, wo er nun steht. In seinem Lederanzug und der grünen Federboa.
She walked her way through a cheap pack of cigarettes
Die Ringe an seinen Fingern und seine übliche Kette ergänzen das Outfit perfekt. Louis kann diese kleinen Details aus der Entfernung zwar nur erahnen, aber er sich dessen einfach sicher.
Hard liquor mixed with a bit of intellect
Es sollte schlichtweg verboten werden, dass wenn man seinen Ehemann das erste Mal nach drei Wochen wieder sieht, er dieses Outfit trägt, beschließt Louis in Gedanken. Er ist gefangen zwischen der äußerlichen Anziehung, die Größtenteils seiner Enthaltsamkeit der letzten Wochen geschuldet ist, und seiner unendlichen Sehnsucht endlich wieder seinen Harry in den Armen zu halten. Wenn er einschläft und wenn er aufwacht. Wenn sie gemeinsam auf der Couch eine romantische Komödie schauen und wenn Harry ihm in der Küche etwas kocht, weil er nach all der Jahren des gemeinsamen Lebens immer noch kein Stück besser darin geworden ist. Eigentlich will er Harry immer bei sich haben. Aber das ist aktuell immer noch eine Wunschvorstellung, das höchste der Gefühle ist wahrscheinlich eine Woche am Stück um Weihnachten rum. Louis könnte ausrasten so verzweifelt ist er plötzlich. Vor allem steht er nur wenige Meter vor ihm. Er konnte ihn nicht mal anständig begrüßen, ist das wirklich zu viel verlangt?
Seine innerlichen Schimpftiraden enden abrupt, als er die ersten Töne von Falling hört. Sein Fokus wandert wieder zu Harry. Manchmal verstehen sie sich auch völlig ohne Worte, denn ihre Blicke verfangen sich ineinander und sie verharren in dieser Position, bis der erste Refrain beginnt. Dann lösen sie ihre geheime Verbindung und ein seliges Lächeln macht sich auf Louis Gesicht breit. Vielleicht ist doch nicht alles so schlecht, wenn er selbst nach all den Jahren Beziehung noch dieses Kribbeln in der Bauchgegend spürt, wie am ersten Tag und sich gleichzeitig so geborgen fühlt, weil Harry einfach sein Zuhause ist. Harry bezeichnet das gerne als liebes-trunken und Louis piesackt ihn dann ewig damit, aber er weiß genau, was er meint.
Anschließend spielt die Band Treat People With Kindness und Harry fordert die Gäste auf mitzutanzen, was die meisten sie überraschenderweise nicht zweimal sagen lassen und sich direkt von ihren Stühlen erheben. Auch Louis Familie ist direkt dabei und so findet er auch sich selbst schnell nicht mehr still auf seinem Platz sitzend.
Noch vor einem halben Jahr war es undenkbar, dass Harry und er sich aus Sicht der Öffentlichkeit auch nur in derselben Stadt befinden und jetzt bewegt - tanzen wäre zu viel gesagt - er sich zu einem Liveauftritt von Harry und muss sich keine Gedanken machen, ob er bei irgendeiner Instagramstory im Hintergrund zu sehen ist, oder ob auch wirklich alle eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet haben. Seit drei Monaten ist der Vertrag Geschichte. Ihre Beziehung ist zwar trotzdem noch nicht öffentlich, weil Harry seit Monaten auf Welttournee ist und ein Outing während dieser Zeit wahrscheinlich nur zu ungewollten Eskalationen auf seinen Konzerten führt. Außerdem haben sie sich in der letzten Zeit so wenig gesehen, dass sie noch gar nicht darüber gesprochen habe, wie sie es eigentlich verkünden wollen. Aber das sind Dinge für die Zukunft, jetzt zählt einfach nur der Moment und dass er heute Abend nicht allein in seinem Bett schlafen wird.
Tatsächlich schafft es Harry nicht nur, dass alle tanzen, sondern auch dass sie mit ihm noch zum Schluss ein Weihnachtslied singen. Okay, vielleicht ist es mehr ein Grölen. Man kann Harry einfach keinen Wunsch ausschlagen, das hat Louis schon mehrfach feststellen müssen. Danach verabschiedet sich auch Harry von der Bühne und das Licht im Saal wird etwas hochgefahren. Die Menschen fangen an miteinander zu reden und tatsächlich scheinen sich auch die ersten der Kinder zu trauen ihre Idole anzusprechen. Aber auch andersherum entstehen Gespräche.
Louis möchte sich gerade auf die Suche nach Harry begeben. Als dieser durch eine Seitentüre wieder den Saal betritt und natürlich sofort von anderen Gästen in Beschlag genommen wird. Das sind die Nachteile davon, wenn dein Partner ein super sympathischer Weltstar ist. Louis bleibt bei seiner Familie stehen und beobachtet von dort aus, wie Harry quasi jeden Gast persönlich begrüßt. Als dieser bei den Kindern und Jugendlichen angekommen ist, geht Louis wieder mal das Herz auf. Zu süß ist es, zu sehen, wie einige der jüngeren plötzlich anfangen zu lachen, weil Harry wahrscheinlich einen seiner super unwitzigen Witze zum Besten gegeben hat. Und deswegen ist er auch geduldig. Sehr geduldig, denn Harry scheint alle Zeit der Welt zu haben.
Als sich Harry zwischen zwei Gespräch einmal kurz umschaut, signalisiert Louis ihm kurzerhand, dass er schon mal raus geht. Er deutet Harrys Antwort, dass er ihm gleich folgen wird. Daraufhin verabschiedet sich Louis von seiner Familie, die er aber glücklicherweise morgen zu Frühstück direkt wieder sehen wird. Auf dem Weg zu Tür verabschiedet er sich auch noch bei ein paar Gästen. Sobald die schalldichte Tür hinter ihm wieder ins Schloss fällt, ist es erstaunlich still. Die einzigen Geräusche sind seine eigenen Schritte. Er findet auf Anhieb den Weg zu ihrer Umkleide.
Sofort streift sich Louis das Jackett ab. Als er es wieder an seinen Bügel hängen will, stellt er fest, dass der Zettel, den er hinterlassen hatte, dort hängt. Unter seiner Nachricht in krakeliger Handschrift:
Falls wir uns vorher nicht nochmal sehen: Viel Spaß bei deinem Auftritt! Ich liebe dich xL
Steht jetzt in wesentlich lesebarerer Schrift:
Falls du vor mir zurück bist: Ich liebe dich auch xH
Glücklich lächelnd faltet er den Zettel und steckt ihn in sein Portmonee, als sich die Tür ein zweites Mal öffnet und mit einem Mal alles unwichtig wird, außer diese eine Person. Harry kommt sofort auf ihn zu und wie selbstverständlich rutschen Louis Hände unter Harrys Lederjacke und legen sich um seine nackte Taille. Genauso selbstverständlich liegen Harrys Arme um seine Nacken, während er seine Stirn an Louis' lehnt. Das leichte Streifen ihrer Nasen kitzeln und verstärkt den glücklichen Ausdruck in ihren Gesichtern nur noch.
HarrysHaut ist warm und weich unter Louis Fingern. Harrys Hände spielen unbewusst mitseinen Haaren. Louis fühlt sich zuhause. Nach einiger Zeit des bloßen Genießenseinander wieder zu haben, bricht Louis flüsternd die Stille: „Irgendwann werdeich dich dafür zahlen lassen, dass du wirklich absolut jede Person in diesemGebäude vor mir gegrüßt hast." Harrys Körper vibriert in Louis Griff, als erleicht lacht. „Heißt es nicht, das Beste kommt zum Schluss?" Jetzt muss auchLouis leise lachen. „Außerdem hast du mich jetzt bis Anfang Januarununterbrochen an der Backe, da wollte ich dir noch ein bisschen Ruhe gönnen.",erläutert Harry scherzhaft. Überrascht löst sie Louis ein paar Zentimeter, umHarry in die Augen schauen zu können. „Was meinst du mit Anfang Januar?" - „Ichhabe keine weiteren Termine bis Anfang Januar.", wiederholt Harry. Stürmischumarmt Louis Harry enger und vergräbt sein Gesicht in der Schulter desGrößeren. „Das ist das beste Weihnachtsgeschenk und dabei ist noch nicht malWeihnachten.", spricht Louis gegen Harrys Hals, auf dem sich sofort eineGänsehaut bildet. Er haucht einen kleinen Kuss auf die Stelle, die schon so oftOpfer von seinen Knutschflecken wurde und flüstert dann: „Ich liebe dich." - „Ichdich auch", erwidert Harry, „aber kannst du mich jetzt richtig küssen?"Schmunzelnd hebt Louis seinen Kopf von Harrys Schulter. „Dein Wunsch sei mirBefehl." - „Wenn das nur immer so wäre." Aber weiter führen sie dieses Gesprächnicht mehr, denn sie sind mit wichtigerem beschäftigt.
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