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Jimin

*

Lange starrte ich auf mein großes Blatt Papier vor mir. Ein Portrait. Ich wusste nicht, wieso ich ihn als meine Muße nahm. Ich hätte auch die anderen nehmen können, aber er strahlte etwas aus, was mich einfach fesselte, trotz meiner ganzen Warnsignale.

Er geisterte einfach durch mein Gehirn, hatte sich wie ein Parasit festgesetzt und lachte mir dabei hönisch ins Gesicht.

Ich zog die kleinen Linien nach, als ich Stimmen vernahm.
"Oho, oho, oho! Wer ist denn das?", grinste mich Jisung an. Ich wurde leicht rot und legte meinen Stift weg und schlug mein Skizzenbuch zu.

"Niemand.", sprach ich aus und stand auf. Wir hatten zwei Freistunden und gleich, ging meine Stunde der Abstrakte Kunst los.

"Ach komm schon! So fasziniert, wie du es betrachtet hast, könnte man meinen, er wäre real.", sprach auch Felix. Jisung pflichtete ihm bei.

"Leute! Lasst Jimin in Ruhe!", legte mir Hyunjin einen Arm um meine Schulter und ich blickte ihn dankbar an. Die anderen seufzte auf. Sie alle waren ebenfalls mit in meinem Kurs, jedoch mit anderen unterrichtsfächern. Sie interessierten sich mehr für Innenarchitektur und hatten dementsprechend andere Kurse, aber einige Kurse lagen mit meinen zusammen.

"Na kommt! Bevor wir zu spät kommen.", zog mich Hyunjin mit. Mittlerweile konnte ich mehr auftreten, die Schiene mit dem Gibbs würde ich noch von selbst ein paar Tage tragen, aber mit Bedacht nicht so viel aufzutreten. Hyunjin passte auf mich auf wie eine Henne. Sobald sie mich mit dem Ding am Fuß sahen, kamen sie auf mich zu gestürmt. Hätte noch gefehlt, wenn Jisung oder Felix mit einem Rollstuhl angekommen wären, zuzutrauen wäre es ihnen.

Der Unterricht ging schnell vorbei und ich war zufrieden mit meinen Arbeiten. Der Lehrer ebenfalls. Jedoch gab er uns eine Aufgabe mit nach Hause, die wir bis Ende der Woche machen sollen, dementsprechend hatten wir bis Freitag kein Unterricht und wurden freigestellt.

Sehr zu meinem Leidwesen. Manchmal wusste ich einfach nicht, was ich tun soll. Ständig in meinem Vorgarten in der Erde buddeln, war auch nicht das effektivste. Mein Vorgarten könnte beinahe mit dem von Jin und Co. konkurrieren, aber wirklich nur beinahe.

Deshalb war ich so froh, endlich wieder in der Uni sein zu können, meinen Gedanken Ruhe zu gönnen, wieso meine Nachbarn ein halbes Arsenal an Krankenhaus Materialien besitzen. Doch leider verging meine Freude, sobald der Professor verkündete, das wir ein paar Tage frei haben, mit einer Hausaufgabe.

Wir sollten ebenfalls ein abstraktes Bild malen, jedoch mit Farben, wo wir denken, die unsere Seele widerspiegeln und ich hasste jetzt schon diese Aufgabe.

Mehr wie geknickt ging ich aus der Uni. Die anderen drei hatten noch eine weitere Vorlesung. Ich seufzte auf und blickte in den Himmel. Heute morgen war er noch blau und jetzt verdeckte dicke schwere Wolken den Himmel.

"Prima! Passt perfekt zu meiner Stimmung.", nuschelte ich und lief langsam weiter. Ich schaffe pünktlich meinen Bus und stieg eher aus, um zum Supermarkt zu gehen. Mein Kühlschrank musste gefüllt werden.

Mit allem, was ich brauchte, lief ich mit zwei schweren Beuteln und mit zwei Leinwänden unter meinem Arm geklemmt nach Hause. Zu allem Überfluss fing es auch noch leicht an mit regnen, was dann zu einem Platzregen wurde.

Ja große Klasse!

Ich lief schneller, was nicht ganz klappte, durch die Schiene zur Bushaltestelle und stellte mich unter die Überdachung. Ich war zwar schon nass, war jedoch froh nicht weiter durchnässt zu werden. Zu allem Übel war die dünne Jacke die ich anhatte nicht sonderlich warm.

Vertraue niemals dem Wetterbericht auf dem Handy.

Fröstelnd schlang ich die Arme um mich und rieb sie. Von weitem sah ich einen schwarzen großen SUV sich nähern. Sofort schrie mein Instinkt, dass ich flüchten sollte, doch als die Scheibe runtergelassen wurde und die blauen Haare von Tae mir entgegen leuchten, sackte ich innerlich erleichtert zusammen.

"Jimin! Du bist ja ganz nass!", rief er und stieg aus, nachdem der Wagen hielt. Namjoon, der das Auto fuhr, stieg ebenfalls aus und beide kamen auf mich zu wie Supermodels bei einem Shooting bei Regenwetter.

Das war zum Heulen. Ich sah aus wie ein nasser Hund. 
"Komm! Wir nehmen dich mit. Wieso bist du so nass? Bist du nicht mit dem Bus gefahren?", fragte Tae.
"Doch. Ich musste einkaufen, danach fing es an mit regnen, der Bus ist mir vor der Nase weggefahren und ich wollte keine halbe Stunde warten und bin weiter gelaufen. "
"Das war nicht schlau, Kleiner. Jetzt bist du nass! Los! Ab mit dir ins Auto, nicht das du Krank wirst und das alles mit deinem kaputten Fuß!", schüttelte Namjoon mit dem Kopf und griff nach den Beuteln. Tae nach meinen Leinwänden.

Ich sah perplex zu den beiden und Tae wedelte mit seiner Hand, das mir klar sagte ich solle einsteigen. Mit einem tiefen seufzen stieg ich hinten ein und zuckte leicht zusammen, als mich die Augen von Yoongi anblickten.

Verdammt...

Der Parasit in meinem Hirn lachte wieder hönisch auf.

Ihn wollte ich eigentlich nicht so schnell wieder begegnen. Reichte schon, dass er permanent in meinem Kopf schwirrt.
"Schnall dich an Jimin!", rief Namjoon. Ich schnallte mich an.
"Danke fürs mitnehmen.", strich ich mir meine nassen Haare aus der Stirn.
"Klar doch!" Namjoon lächelte mich vom Spiegel aus an und ich zurück. Ich sah nach draußen und beobachtete wie alles an uns vorbei zog, dabei sah ich weitere wichtige Läden. Die Post, die Apotheke, eine Bank…

Plötzlich legte sich eine Jacke um mich, ich sah von der Scheibe weg und drehte mich um und blickte zu meinem Sitznachbarn.
"Du klappert mit deinen Zähnen."
Ich biss mir auf die Lippen, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Das mir zwar kalt war schon.
"Danke."

Yoongi nickte nur.

Wenige Minuten später kamen wir an, doch statt bei sich zu halten, hielten sie direkt vor meiner Haustür. Ich stieg aus. Yoongi ebenfalls und er öffnete den Kofferraum und nahm meine Sachen heraus. Ich wollte sie ihm abnehmen, doch er zog sie weg.
"Öffne deine Tür."

Sein Ton klang fest und etwas forsch, daher tat ich das. Namjoon und Tae saßen noch im Auto, grinsten mich an. Ich winkte leicht und öffnete dann meine Tür. Yoongi trat herein und stellte es nahe der Küche ab.

"Danke Yoongi.", sprach ich aus und griff nach meinen Saum meines nassen Pullis. Seine Jacke hatte ich immer noch um meine Schultern.

Er drehte sich zu mir und kam mir sehr nahe. Er sah auf mich herab. Ich musste zu ihm hoch sehen. Sein Blick war wie Feuer auf meiner Haut, mein Herz schlug wild in meiner Brust. Er hob leicht seine Hand und strich die Haare aus meiner Stirn.
"Schon okay! Das nächste Mal zieh dich wärmer an.", brummte er und ging.

Ließ mich völlig verdattert stehen, erst als die Tür mit einem dumpfen Schlag zuging, wachte ich auf und lehnte mich Herzklopfen an meine Theke.
"Heiliger Strohsack."

Der Mann bringt mich noch ins Grab.

*

Copper-Curly

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