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Jimin

*

Schwärze.

Geräusche.

Stimmen.

Stumpf nahm ich alles wahr und auch wieder nicht. Es war so, dass ich mich ganz weit in mein Unterbewusstsein zurückgezogen hatte.

Versteckt - Geflüchtet, um das alles, was um mich passiert, nicht wahrnehmen zu müssen.

Auch wenn ich weiß, dass ich all das, was ich eben tat, aus meinem Verstand kam, wollte ich das alles nicht.  Ein Teil von mir nahm die Oberhand und tat das alles ohne Emotion, ohne Gefühle. Metzelte alles nieder, was den Menschen, die mir etwas bedeuten, verletzte.

Niemand tat ihnen weh!

Ich habe bei meiner Familie versagt, nochmal werde ich es nicht. Ob sie mich je wieder ansehen? Nun, da sie wissen, was ich bin?
Ein Monster?

"...der Sohn meines Freundes und Bruder.", hörte ich wieder eine bekannte Stimme. sehr bekannt. Ja! Früher…

Früher war da jemand, der meiner Familie etwas bedeutete und mir auch. Ein Teil meines Ich’s blickte ihn an und reagierte. Ich spürte, wie ich an die Oberfläche schwebte. Nein!

Ich will nicht…

"Jimin!", sprach der Mann vor mir und je mehr er Schritte auf mich zuging, umso mehr bemerkte ich, wie die Tränen sich langsam aus meinen Augen bahnten.
Der Mann vor mir kannte ich zu gut. Viele Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Nicht an ihn gedacht und doch war er für meinen Appa der wichtigste Mensch im Leben.

"Onkel Ji!", flüsterte ich und blinzelte mehrmals. Ich war wieder an der Oberfläche, wischte mir mit der Hand über mein Gesicht und spürte etwas Glitschiges und sah hinunter. Meine Hände waren voll mit Blut.

Entsetzt sah ich meine Hände an. In meiner Rechten hielt ich immer noch das Messer. Ich ließ es fallen und wich einen halben Schritt zurück, ehe ich mich entsetzt umsah. Es realisierte.

Alle sahen mich an, selbst blass um die Nase.

"Jimin…wie?", kam es nur von Onkel Ji, doch ich reagierte nicht. Mein Herz schlug Purzelbäume und meine Atmung ging stockend, als ich all die Leichen auf den Boden sah. War das alles ich? Nein. Vor haben die anderen…

Ich wollte das nicht. Ich hatte das Gefühl, alles würde zusammenbrechen, meine Mauer. All jene Gefühle, die ich sorgfältig im tiefsten meines Inneren versteckte.

"Jimin?", sprach noch jetzt eine Stimme an. Eine raue, tiefe Stimme und so beruhigend.

Ich blickte entsetzt zu Yoongi und dann war da nichts.

Mein Verstand schaltete sich aus, wollte nicht mehr.

Es wurde dunkel.

*

Yoongi

Jisub und ich stürzten nach vorn, als Jimin ohne weiteres zusammen sackte. Beide packten wir Jimin rechtzeitig, bevor er auf den Boden aufschlug.

Jisub Hand zitterte, als er Jimin sanft übers Gesicht fuhr. Wischte die Tränen und die Blutspuren fort.
"Ich nehme ihn, Yoongi!", flüsterte Jisub. Ich nickte. Auch wenn ich es gern getan hätte, so war es mir auch wichtig, dass es unserem Boss gut ging. Sanft und so, als würde er eine hochwertige Porzellanschale hochheben, hob er Jimin auf.

"Die, die verletzt sind, gehen sofort runter in den Keller. Hobi und die anderen kümmern sich um eure Verletzungen, meine Männer räumen auf. Ihr kommt mit mir!"

Wir nickten. Ich blickte zu Namjoon, er nickte mir zu, legte eine Hand auf meine Schulter und drückte mich vorwärts. Jackson, Lisa, Rose und die anderen folgten uns. Jisub brachte Jimin runter in den Keller, als wir eintrafen, war es etwas hektisch. Hobi Verband gerade Taes Seite. Jin eilte zu den beiden.

JK und Tae waren wach. Blass, aber wach. Als sie uns sahen, weiteten sich ihre Augen und Tae sprang auf, stöhnte jedoch.
"Verdammt Tae! Du hast einen fetten Streifschuss, wenn du so rumspringst, reißt die Naht.", fluchte Hobi.

Doch Tae ließ sich davon nicht abhalten, er kam auf uns zu, in Folge von JK. Er biss die Zähne zusammen.
"Geht es euch gut?", fragte ich.

"Geht. Zum Glück alles nur Streifschüsse. Ich vergesse immer wieder, wie weh sie tun.", grinste JK, sah dann jedoch wieder zu Jimin. Jisub hatte ihn auf eine Liege gelegt.

"Das war alles echt, oder?", fragte Tae.
Ich wusste sofort, was er fragte.
"Ja.", strich ich mir über meine Haare.
"Hobi? Kannst du dir Jimin mal ansehen?", fragte Jisub und ließ Jimin nicht aus den Augen.

Hobi tat, was Jisub verlangte, aber auch um seinen Willen. Hobi berührte Jimin selbst wie die feinste Seide. Alle anderen hatten sich bereits im Keller eingefunden. Sie saßen oder standen verteilt und beobachteten, wie Hobi mit Jimin umging.

Man musste nicht in ihren Köpfen blicken, um zu wissen, was sie dachten. Allein dass sie hier unten waren, zeigte, dass sie besorgt waren. Selbst den Schock verarbeiten müssen. Ich musste es selbst noch verdauen.

"Ich habe Jimin soweit untersucht. Bei ihm ist alles in Ordnung. Sein Blutdruck ist etwas erhöht, zusätzlich der körperliche Stress führt zur Ohnmacht. Das, was ich gesehen habe, scheint klar eine gespaltene Persönlichkeit zu sein. Der eine zieht sich zurück, da er mit dem Druck nicht umgehen kann, der andere handelt und doch sind alle beide die eine und selbe Person.", sprach Hobi ruhig und strich Jimin eine Strähne aus der Stirn.

"Aber wie?", sprach Lisa leise, sie lehnte an Jackson. Letzterer hatte einen Arm um sie geschlungen.
Hobi zuckte mit den Schultern.
"So was kommt, wenn man etwas erlebt, was man nicht ertragen kann. Etwas psychisches."

Lisa nickte.
"Das ist schrecklich. Jimin… Er… ihr habt es doch auch gesehen, oder? Seine Augen. So kalt. Ohne Emotion. Er hat dem Mann einfach die Kehle aufgeschlitzt. Selbst ich habe sowas noch nie getan. Jemanden eine Kugel in den Arsch jagen, ja, aber das…", schüttelte sie sich.
"Wenn man den Gerüchten trauen kann, die um Shadow… Jimin gesagt werden, dann hat er weit mehr als nur Kehle aufschlitzen getan.", sprach Zico und blickte auf den schlafenden Jimin. Jisub saß auf einem Stuhl und hielt seine Hand.

Jisub seufzte tief aus.
"Ich wusste nicht, dass Jimin Shadow ist. Ich wusste ja nicht einmal, dass Jimin lebt. Er sollte gar nicht leben. Man sagte mir, er wäre mit der Familie zusammen im Haus verbrannt und  explodiert.", sprach Jisub leise.

"Wir können jetzt nur abwarten, ob Jimin, sobald er wach wird, mit uns redet. Vielleicht wäre es gut, wenn seine Freunde herkommen, dass sie da sind, wenn Jimin wach wird."

Jisub nickte und ich sah zu Bang Chan. Er nickte. Er gab Minho und Jeongin bescheid. Sie würden die drei abholen.

"Ich hoffe, dass Jimin sich nicht von uns zurückzieht. Ich mag den Kleinen.", sprach Jin und seufzte aus.
"Wir alle!", und jeder nickte im Raum.
"Vor allem, wenn er so Schusselig ist.", grinste JK leicht, doch seine Augen blickten besorgt.

Jeder im Raum nickte mit einem kleinen Lächeln, als Jimin sich leicht rührte und die Brauen zusammen zog und wimmerte.
"Nu…Nuri."

Nuri? Wer war das?

Jisub strich Jimin über den Kopf. Versuchte ihn zu beruhigen, was auch klappte.
"Ich gebe Jimin noch eine zusätzliche Dosis zur Beruhigung. Er sollte bis morgen durchschlafen. Wir sollten uns alle ausruhen.", sah Hobi uns an und wir nickten zustimmend.

"Fühlt euch alle wie zu Hause. Ihr wisst, wo eure Räume sind. Ihr seid mir immer willkommen. Yoongi! Ich gebe dir Jimin in deine Obhut. Achte gut auf ihn, wenn etwas sein sollte, gebt mir Bescheid. Ich muss mit meiner Frau reden.", sprach Jisub und stand auf. Strich noch einmal sanft über Jimins Wange.

Jisub ging und Hobi gab Jimin die Beruhigung.
"Nehmen wir ihn mit.", nickte Hobi mir zu.
Ich schritt auf die Liege zu und hob ihn auf meine Arme. Er wachte nicht auf. Selbst ich hatte das Gefühl, als würde ich etwas Zerbrechliches halten.

Jisub hatte ein riesiges Grundstück. Das Haus selbst war für ihn und seine Familie. Aus dem Haus raus und über ein paar Wege, in einem Garten standen Gästehäuser. Jede Gruppierung hatte eins, für den falls das etwas längeres anstand.

"Ruft uns, wenn etwas ist.", sprach Jackson leise. Ich nickte.
"Sagt bescheid, wenn seine Freunde da sind. Bringt sie zu unserem Haus.", sprach ich und ging. Meine Familie hinter mir.

Mein Blick auf sein Gesicht geheftet, senkte ich meinen Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Egal was du bist, du bleibst du!"

*


Ich wünsche euch einen schönen Sonntag. 🥰💜
Copper-Curly

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