Jimin

*

Der Alkohol floss durch meine Adern, nahm mir jede Hemmung und ließ mich förmlich treiben. Es war ein tolles Gefühl. Egal wie die Nachwehen sein werden. Egal, wie man sich danach fühlt und für mich einfach vollkommen egal, wenn ich mich blamieren sollte. Auch wenn ich mir gedanklich sagte, dass ich es nicht im Übermaß übertreiben wollte, so war das Hier und Jetzt, das Gefühl so angenehm, dass man sich treiben lassen wollte.

Es war einfach so unbeschreiblich nach vielen Monaten, endlich wieder zu tanzen. Ein Hobby und endlich konnte ich es ausleben, ohne mich der Dunkelheit im Inneren zu verlieren. Mir nichts mehr zu gönnen, weil ich es noch konnte, aber nicht meine Familie.

Hier und Jetzt bewegte ich meine Hüfte im Einklang mit Felix. Spürten den Beat und den Bass. Ließen uns treiben. Wir spürten die Blicke manch anderen auf uns, aber das war uns egal.

Wir hatten schon einiges hinter uns gekippt. Einige kurze Shoots. Zwei oder drei Cocktails. Wir waren noch nicht betrunken, aber gut angetrunken. Ich spürte Felix Hand an meinem Rücken, während er seinen Körper im Takt mitbewegte. Dies taten wir immer zusammen, sobald wir die Möglichkeit hatten zu tanzen. Wir waren beste Freunde und wir würden nie weiter vorausdenken. Ich lag mit allen dreien oft im Bett zusammen, haben uns aneinander gekuschelt und Filme bis zum Umfallen angesehen. Freundschaft kann auch das Stand halten, jedoch ging es nie darüber hinaus. Wollte ich nicht, konnte es auch nicht.

Vor vielen Monaten kam das Thema auf - wir vier würden untereinander etwas am Laufen haben, aber so war es nicht und würde nie sein. Ich würde für sie durch das Feuer gehen und dasselbe würden sie für mich tun, taten es auch.

Sie waren auch da, als sich die Hölle vor mir auftat. Waren für mich da, hielten mich und zogen mich zurück, als die Tiefe mich zu verschlingen drohte. Sie ließen mich nicht allein. Hatten mich in den Arsch getreten, als ich mich aufgeben wollte, angeschrien und Ohrfeigen verpasst. Es hat geholfen!

Dafür war ich so dankbar sie zu haben. Mein Blick richtete sich etwas auf und ich sah zu Jisung der mich fett an grinste. Ich tat dasselbe, während Felix sich noch mehr an mich drückte und wir beide im Takt unsere Körper bewegten.

Doch plötzlich hörten wir eine Stimme.
"Darf ich stören?", rief sie durch die laute Musik. Felix löste sich, oder wurde eher von mir weggezogen. Wir blickten zu dem Störenfried und Felix klappte der Mund auf. Das war doch Changbin!

Dieser hatte nur Augen für Felix, doch kurz weilte sein Blick auf mich und nickte mir zu.

Ich konnte garnicht reagieren, als sich ein Arm um meine Schulter legte. Mein Kopf schnellte zur Seite und ich blickte in ein grinsendes Gesicht mit einem überaus schönen Gesicht.

Ich musste grinsen und ich schloss freudig die Arme um Tae. Ich hatte ihn so vermisst. Auch wenn wir noch nicht viel miteinander gesprochen haben, so war es einfach seine Art, die mich wohl fühlen lässt. Wie bei allen.

"Du siehst wirklich gut aus Jiminie! Heiß!", schrie er mir ins Ohr und ich nickte nur. Die Musik änderte sich und der Beat wurde noch dunkler, rhythmischer und der Bass streichelte mich förmlich.

Sofort fing ich wieder an mit tanzen, Tae tat es mir gleich und dieses Mal war er es, der mich zu sich zog und wirklich, wirklich heiß mit mir tanzte. Da war das Tanzen mit Felix ja wirklich noch jungfräulich, aber ich mochte es. Genoss es in vollen Zügen.

Wir bewegten uns im Einklang, doch wurde wenig später erneut unterbrochen, als JK dazu trat und Tae von mir wegzog. Mir leicht einen dunklen Blick schenkte, das ich beinahe grinsen musste. Tae sah unschuldig zu seinem Freund.

Wieder legten sich Arme um meine Schulter und ich blickte mich um. Lisa! Freudig umarmte ich sie, die anderen Mädels kamen auch dran und zusammen bewegten wir uns zur Musik, aber mit weniger Körpern Kontakt. Ich konnte sehen, dass auch Hyunjin mit Jeongin tanzte, Jisung mit Minho. Ich fand es toll, dass sich alle verstanden.

Doch dann löste sich Felix von Changbin und schrie ihm etwas ins Ohr und kam dann auf mich zu.
"Lass uns was trinken gehen!", schrie er mir ins Ohr und ich nickte. Ich grinste Tae und JK an, die mich nur verwirrt ansahen. Felix zog mich mit zu Hyunjin und Jisung. Er schrie den beiden ebenfalls etwas ins Ohr und auch beide nickten.

Das war so ein Ding. Wenn wir etwas tranken, dann zusammen. Die anderen beiden lösten sich ebenfalls von ihren Tanzpartnern und ließen sie stehen.

Jisung schnappte sich meine andere Hand und wir liefen zusammen zur Bar. Jisung gab die Bestellung auf.

Das Gute ist, wir hielten uns meistens bei denselben Shoots auf und wenn wir Cocktails tranken, ebenfalls nur dasselbe. Durcheinander war keine gute Mischung. Das sorgte nur dafür, dass einem schlecht wurde.

Hier war die Musik etwas leiser.
"So! Ich habe uns jeweils zwei Shoots bestellt und jeweils einen Cocktail!"
Wir nickten Jisung zu und warteten. Mein Blick glitt umher und ich sah noch mehr bekannte Gesichter, die im Club verteilt waren. Da war zu einem dieser Zico, der neben drei weiteren stand und mich ansah. Er hob sein Glas und prostete mir zu. Ich lächelte und winkte.

"Hier!", reichte uns Jisung einen unserer Shoots.
Wir stießen an und tranken, gleich darauf folgte der zweite.

"Wow! Wow! Jungs! Macht langsam!"
Ich blickte zur Seite und sah Zico jetzt bei uns stehen, mit einem weiteren Mann. An ihn konnte ich mich nicht erinnern.
"Ach was! Langsam können wir Morgen machen.", grinste Jisung, der sich noch einmal zur Bar drehte und dem Barkeeper noch einmal auf die Shoots zeigte und zwei bestellte. Ich grinste.

Die zwei Männer sahen dem Spektakel zu.
"Wollt ihr euch wirklich mit dem Zeug das Hirn wegballern?", fragte Zico skeptisch. Hinter ihm kamen Changbin und Co näher.

Wir kicherten, als wir einstimmig bejahten und die zwei Shoots hinter kippen, unseren Cocktail in die Hand nahmen und leicht zur Musik wippten.

"Okay. Ihr wirkt nicht so, als würde euch der Alkohol zu Kopf steigen.", sprach der fremde Mann.
"Das passiert selten. Wir haben schon so viel getrunken, aber noch nie einen Blackout gehabt. Könnte heute das erste Mal passieren.", lachte Jisung und trank einen riesigen Schluck seines Cocktails.

Dieser Minho sah dem Spektakel zu und runzelte bei der Aussage von Jisung gewaltig die Stirn. Ich musste kichern und beugte mich dabei nach vorn.
"Was ist so lustig?", fragte mich Felix und grinste selbst. Ich deutete nur zu Jisung und dem hinter ihm stehenden Minho.

Jisung, der mich ansah, sah nun hinter sich. Doch statt etwas zu sagen, trank er seinen Cocktail komplett aus.
"Gott, ist das lecker!", grinste er Minho an.
Er hob eine Hand und tätschelte Minho's Wange.
"Solltest auch etwas trinken, dann gehen deine Falten weg."

Felix, Hyunjin und ich prusteten los. Ich drehte mich zur Seite und wollte mich an die Bar abstützen, aber verfehlte sie leicht.

Ich wurde an meiner Hüfte gepackt und die Wärme, die von der Person ausging, kam mir bekannt vor. Ich drehte mich um und starrte auf eine schwarze Brust, ehe meine Augen nach oben wanderten und ich in Yoongis dunkle Augen blickte.

Ich blinzelte.
"Yoongi! Ihr solltet gut auf die vier aufpassen. Sie scheinen ziemlich viel zu trinken.", sprach Zico laut und deutlich.

Yoongi blickte von mir weg zu ihm. Er nickte.
Yoongi griff nach meinem Arm und wollte mich wegziehen.

"Wow! Stop! Stop! Stop! Was wird das? Ich brauche keinen Aufpasser! Ich bin heute hier, um Spaß zu haben, mit Musik, Alkohol und meinen Freunden.", sprach ich ziemlich fest aus und recht klar.

"Auch wenn ich mich wirklich freue, euch zu sehen, bin ich mit den dreien hier.", deutete ich zu Jisung und Co.
"Du hast genug getrunken!", sprach Yoongi fest aus und das pisste mich an.

Was sollte das?

Meldet sich nicht, auch wenn ich mich nicht gemeldet hatte, wegen meinen nichtigen Gründen. Hätte er sich dennoch melden können, sodass ich mich jetzt nicht aufregen würde, dass er sich nicht gemeldet hat.

Ich war nicht sein Eigentum!
Ich war nicht sein Kind, dass er so mit mir reden durfte. Wir waren ja noch nicht mal zusammen.

"Yoongi! Hör mir gut zu!", drehte ich mich nun vollends zu ihm und sah ihm ziemlich fest in die Augen, ehe ich einen weiteren Schritt auf ihn zuging, sodass sich beinahe unsere Brust berührten.

Seine Leute hinter ihnen blickten erstaunt zu mir. Tae klappte sogar der Mund auf. Wäre ich nicht angesäuert, hätte ich es lustig empfunden.

"Du bist nicht mein Vater! Du bist nicht mein Bruder, der auf sein kleines Geschwisterchen aufpassen muss, ganz zu schweigen von einem Kind. Ich bin ebenso wenig dein Eigentum und ich kann noch gut selbst entscheiden, ob ich noch etwas Alkohol vertrage oder nicht. Wir sind auch nicht zusammen oder was auch immer. Wir haben nur einmal miteinander gevögelt!"

"WAS?", schrien Felix und Jisung. Hyunjin verschluckte sich an seinem Cocktail und spuckte etwas aus.

"Also! Ich kann ganz gut für mich selbst entscheiden.", redete ich mich in Rage, machte auf den Absatz kehrt und drängte mich durch die geschockte Meute.

"Jimin!", hörte ich Jisung und Felix im Chor rufen. Das ignorierend steuerte ich auf eine Bar zu. Was fällt dem ein?
"Jimin! Bleib stehen!", holte mich Jisung ein und zog mich am Arm.

"Was?", drehte ich mich zu ihnen.
Alle drei grinsten mich an und dann lachten sie los.

"Gott, Jimin! Du hättest die Gesichter sehen sollen. Alle waren schockiert, bis auf seine Leute, die waren ehrlich erstaunt, wie du aus der Haut fahren konntest ", sprach Hyunjin.

"Wir hätten das aufnehmen sollen.", prustete Felix und Jisung wischte sich übers Auge.
"Aber mal ehrlich… gevögelt? So eine Ausdrucksweise von dir?", grinste Jisung und ich rollte mit den Augen. Drehte mich um und lief zur Bar. Der Alkohol sprach.

Kaum waren wir dort sagte Hyunjin:
"So, da wir allein sind, erzähl doch mal! Wie war es denn so?", fragte er neugierig.
"Lass ja kein Detail aus. Es ist ja schon schlimm, dass wir es so spät erfahren.", sah Jisung leicht pikiert zu mir und Felix pflichtete ihm bei. 

Ich seufzte, bestellte unsere Cocktails und erzählte ihnen alles. Wie meine Gefühle gegenüber Yoongi waren, dieses berauschende. Sie hingen an meinen Lippen und während ich dies erzählte, bemerkte ich die Sehnsucht.

Ob das gut war?

*

Man darf sich nicht alles gefallen lassen. 😅😁
Copper-Curly