18
Yoongi
*
Ich beobachtete ihn. Direkt aus unserem Fenster. Hinter mir hörte ich es klirren. Jimin saß mit Jackson und Namjoon auf der Hollywoodschaukel in unserem Garten. Er war in der Mitte und dieses Bild könnte man süß nennen, wenn man auf die Begriffe stand. Jimin lehnte mehr an Namjoon, er hatte einen Arm um den Kleinen gelegt. Er lächelte gerade und sah hinauf zu BamBam, der gerade etwas sagte.
"Du seufzt heute schon mehrmals!", ertönte eine Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen.
Jin blickte mich verwundert an, sagte jedoch nichts.
"Manche Menschen haben eben Geheimnisse, wir sollten es Respektieren.", sprach Jin.
"Jedoch macht es mich neugierig, was Jimin zu verbergen hat, besonders jetzt nach dem, was im Auto los war. Seine Augen waren rot Yoongi! Er hat sich das Weinen verkniffen.", blickte Jin mich an. Man könnte denken, Jin würde jeden Moment vor Sorge platzen.
Ich nickte.
"Ich würde es auch gern wissen."
"Frag ihn doch!"
Ich blickte zu Jin.
"Ich glaube, er würde es dir sagen oder gar uns, aber ich glaube, das ist mal die Gelegenheit, das du mit dem Kleinen allein bist.", reichte mir Jin eine Schüssel mit Eis.
"Bring das zu Jimin! Ich glaube, er kann das eher vertragen als Kuchen. Gib den anderen bescheid. Es ist alles fertig."
Ich nickte und trat hinaus.
"Kuchen ist fertig!", rief ich und sofort standen alle auf. Jimin wollte auch aufstehen doch ihm reichte ich die Schüssel. Er griff nach ihr und sah hinein, lächelte leicht. Er lehnte sich wieder zurück. Ich setzte mich neben ihm.
Ich sah, dass Jackson zu uns blickte, doch ich winkte ab. Er nickte und ging rein.
Jimin aß sein Eis. Selbst das war niedlich.
Ich rutschte etwas herunter und setzte mich bequemer hin.
Lange war es still.
"Yoongi? Kann ich dich etwas fragen?", hörte ich seine klare Stimme.
Ich sah zu ihm, er blickte mich leicht an, ehe er den Blick wieder abwandte.
"Natürlich."
"Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?", fragte er mich und schockte mich leicht mit der Frage. Meine Stirn runzelte sich. Glaubte ich daran?
"Ich weiß es nicht.", antwortete ich ehrlich.
"Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht."
"Vielleicht sollte man das tun. Das Leben kann sich von heute auf morgen um 360 Grad drehen. Einst hast du eine Familie und dann…", sprach Jimin, aber nicht weiter. Vielmehr schob er das Eis und die Erdbeeren hin und her.
"Waren sie das?", fragte ich einfach nach.
"Deine Familie auf dem Bild, dass du zerrissen hast?"
Jimin hörte auf mit rühren, stattdessen blickte er mich an und merkwürdigerweise bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Körper aus.
Wieso diese Reaktion kam, konnte ich nicht erklären.
"Wenn das stimmt, dann sind sie dennoch bei dir! Egal wo! Sei es bei den Sternen, im Himmel oder hier.", deutete ich zu unserem Herzen und Kopf.
"Nur du allein entscheidest, wo du deine Familie haben möchtest, auch wenn sie nicht mehr auf dieser Welt leben."
Jimin sah mich immer noch an und sein Blick war so klar und fest, bis er nickte und einen großen Löffel Eis in seinen Mund schob. Er kaute und schluckte.
"Es war meine Familie! Auf dem Bild…", flüsterte er und mir wurde es schwer ums Herz. Jimin war so zart. Er hatte es nicht verdient. Vor allem nicht in seinen jungen Jahren.
"Das tut mir Leid.", sprach ich aufrichtig aus.
Jimin nickte und nahm wieder einen Löffel Eis in den Mund.
Ich streckte meine Beine aus und schwang uns ein wenig hin und her.
"Yoongi?"
"Hmm?"
"Was macht ihr eigentlich Beruflich?"
Ich blickte zu Jimin. Leider konnte ich ihm nicht die ganze Wahrheit sagen, aber ein Teil, was stimmte, konnte ich ihm mitteilen.
"Ich führe mit Namjoon zusammen ein kleines Entertainment. Jin ist Koch in einem Restaurant, was einem guten Freund gehört, Hobi ist, wie du bemerkt hast, Arzt. Tae arbeitet in einer Boutique und JK Sporttrainer an einer Police Academy."
Jimins Mund war geöffnet.
"Wow!"
Ich nickte und schwang uns weiter hin und her.
“Deine Freunde, aus der Uni. Kennst du sie schon lange?”, fragte ich nach.
“Felix, Jisung und Hyunjin?”
Ich nickte.
“Ja. Ich kenne die Drei seit meiner Mittelschule. Sie waren immer nur zu dritt unterwegs und als ich damals in ihre Schule kam, hatten sie mich gesehen und sofort beschlossen, mich zu “adoptieren”, da ich völlig hilflos im Hof stand und mich umgesehen habe. Nebenbei bemerkt, habe ich mich nicht hilflos gefühlt. Ich habe nur den Eingang gesucht.”, kicherte Jimin und seine Augen funkelten. Ich horchte zu. Es war interessant ein paar Dinge aus Jimins Leben zu erfahren und ich wollte noch viel mehr hören.
“Nachdem sie mir alles gezeigt haben, haben sie mich sofort in ihren Kreisen aufgenommen und seitdem sind wir Freunde. Die Drei sind ehrlich und direkt. Sagen auch was sie denken. Ich denke dadurch haben sie kaum Freunde, aber ich schätze das sehr. Ich bin froh, die Jungs zu haben, sonst wäre mein Leben einsam.”, flüsterte Jimin zum Schluss.
“Und jetzt hast du auch uns, zu deinem Leidwesen auch mein Bruder und meine Schwester. Glaub mir, überleg es dir gut, ob du sie jemals bei dir zu Hause rein lässt. Kaum sind sie in deinem Heim, machen sie es sich gemütlich, als wäre es ihr Haus.”, nickte ich.
Jimin neben mir lachte. Sein Kopf streckte sich nach hinten, seine Züge strahlten und seine Augen waren verschwunden. Und je mehr sein Lachen wieder hallte, desto mehr wollte ich diese schönen Töne hören.
“Auch wenn es dich vielleicht nervt, sei froh, dass du sie hast, wenn sie erst einmal weg sind, ist der Verlust umso größer.”, sah Jimin jetzt traurig zum Boden.
Ich atmete tief aus.
“Und da wollte ich dich auf andere Gedanken bringen.”, brummte ich.
Jimin blickte zu mir und lächelte.
“Das hast du! Dafür danke ich dir Yoongi!”
Ich nickte und sah weg. Diese Augen. Ich hörte, wie Jimin löffelte, setzte mich aufrechter hin und beugte mich vor.
“Eis ist wirklich lecker, besonders diese Erdbeeren.”, murmelte Jimin. Ich sah über meine Schulter.
Jimin löffelte gerade den letzten Rest aus, doch mich fesselten eher seine Lippen, besonders die Unterlippe. Links unten war noch etwas Eis.
“Möchtest du die letzte Erdbeere, Yoongi?”, fragte mich Jimin und hielt mir den Löffel hin. Ich schüttelte mit dem Kopf.
Jimin zuckte mit den Schultern und aß die letzte Frucht.
“Willst du eigentlich keinen Kuchen?”, fragte er mich.
“Gleich.”, sprach ich aus und versuchte meine Gedanken zu sammeln. Meine Augen geschlossen, lehnte ich mich wieder zurück. Kurz darauf war es still, bis ich bemerkte, dass sich Jimin leicht zu mir bewegte. Ich öffnete meine Augen und sah zu ihm. Er sah mich an.
“Du hast schöne lange Wimpern, Yoongi. Schau! Meine sind kurz.”, streckte er mir sein Gesicht weiter entgegen und deutete auf seine geschlossenen Augen.
Ich sagte jedoch nichts. Ich richtete mich eher auf und kam ihm somit näher. Die Bewegung spürend, öffnete Jimin seine Augen.
“Alles an dir ist schön, Jimin!”, sprach ich leise. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine Wange. Meine Augen wanderten um sein Gesicht, ehe sie auf seinen Lippen hängen blieben.
“Du hast da noch etwas Eis.", flüsterte ich und beugte mich noch weiter vor. Nur ein paar Millimeter trennten sich unsere Lippen.
“Yoongi! Jimin! Kommt rein und esst endlich Kuchen!”, rief Jin und ich fuhr zurück. Jimin neben mir atmete japsend aus, ehe er hektisch aufsprang und förmlich ins Haus flüchtete.
Ich lehnte mich zurück und fasste mir an die Brust. Zum ersten Mal schlug mein Herz vor Aufregung wie verrückt und in diesem Moment verfluchte ich Jin, das er uns unterbrach…
*
Es kommen noch 3 Kapitel für heute. ♥︎
Copper-Curly
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