Zurückweisung
Am nächsten Morgen beschließe ich, erstmal niemanden mehr einzuweihen. Zumindest sicher nicht vor dem Arzttermin, bevor ich selbst mehr weiß. Und dann werde ich auch genauer überlegen, die Situationen besser planen, nicht einfach so damit rausplatzen wie bei Nick. Oder bei Louisa. Nick hat sich aber direkt gemeldet, hat mir noch eine Nachricht geschrieben.
'Danke, dass du mir das gesagt hast und mir vertraut hast. Für mich ändert das erstmal nichts. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Nick.'
Ich tippe schnell eine Antwort:
'Ich freu mich darauf dich zu sehen. Danke das du es so locker nimmst, Amy'
Aber eigentlich ist immer noch Lou am wichtigsten, die nicht mehr mit mir spricht. Seit ich Angst habe, sie könnte es ausplaudern, will ich noch dringender mit ihr sprechen. Also werde ich heute morgen zu ihr gehen, solange sie sicher zuhause ist. Ich weiß, das ich sie bedränge, aber es geht nicht anders.
Ich verlasse das Haus, zur Beruhigung schiebe ich mir Kopfhörer in die Ohren und mache Musik an. Queen geht wieder, ich höre die fröhlicheren Songs und denke nicht mehr an Freddys Tod. Ich werde so nicht sterben, und deshalb kann ich es wieder hören. Das macht mich besonders glücklich, ich nehme es als Zeichen, das alles besser wird. Dann schlendere ich durch den Park. Ich höre 'Crazy little Thing called Love' und 'Don't stop me now' und 'Friends will be Friends'. Das erinnert mich dann an mein eigentliches Vorhaben. Ich kann nicht ewig durch den Park schlendern und es vor mir herschieben, also mache ich mich endgültig auf den Weg zu Lou.
Ihre Mutter öffnet mir wieder. ''Ach, Amy. Du willst bestimmt zu Lou. Komm rein, sie ist in ihrem Zimmer. Willst du was trinken?'' Ich lehne höflich ab und gehe direkt zu Lou. Ich bin schon ein bisschen nervös, und meine Hand zittert leicht, als ich an die Tür klopfe. Ach was, ich bin ziemlich nervös.
''Komm rein, Mama, du klopfst doch sonst auch nicht!'', ruft Lou ungeduldig von innen. Vorsichtig stecke ich den Kopf durch die Tür. ''Ich bins'', sage ich leise. Lou liegt so auf ihrem Bett, wie ich in den letzten Wochen auch oft, und ich glaube, sie hat sogar geweint. Aber als sie meine Stimme hört, schreckt sie auf. ''Amy.'', sagt sie. Ihre Stimme klingt eisig. Ich glaube, ich habe einen sehr schlechten Moment erwischt, aber ich kann nicht zurück, also trete ich ein.
''Bleib weg. Du kannst dich da in den Stuhl setzen'', stellt Louisa fest. So war das bis jetzt nie, wir saßen eigentlich immer zusammen auf dem Bett oder so. Aber Louisa will nicht, dass ich ihr zu nahe komme, also setze ich mich auf den Korbstuhl an ihren niedrigen Tisch. ''Ich will dir das erklären, Lou'', flüstere ich fast. Dann wiederhole ich es lauter. ''Weißt du, so jetzt gerade bin ich nicht ansteckend für dich. Dich kann ich eigentlich sogar nie anstecken. Es gibt keine Möglichkeit dazu, bei dem was wir machen. Auch wenn ich dich umarme und so. Ich werde dich nie anstecken''. Louisa sieht mich schweigend an. ''Ich will das du gehst'', meint sie. Ich sehe, dass sie unsicher ist, deshalb versuche ich es nochmal. ''Ich bekomme bald Medikamente, dann kann ich niemanden mehr anstecken. Und trotzdem werde ich es nicht drauf ankommen lassen.''
Louisa steht auf, stellt sich gerade hin und weist auf die Tür. ''Ich kann aber nicht damit umgehen, Amy. Es ist so gefährlich, und wenn du dann doch daran stirbst...'' In ihrer Stimme schwingen Tränen mit. Ich nicke. ''Meld dich bei mir, wenn du soweit bist'', bitte ich. Ich weiß nicht, ob es dazu jemals kommen wird, aber wenigstens hasst sie mich nicht. Und ich kann sie auch verstehen. Ich muss damit leben, aber sie hat eine Wahl. Ich stehe stumm auf und verlasse das Zimmer.
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Ein neues Kapitel! Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe obwohl ich in Urlaub bin. Hoffe, es gefällt euch,
- Elea
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