Und weiter?

Ich liege mal wieder auf dem Bett und heule. Nebenbei höre ich Musik. 'Show must go on', singt Freddie. Ich schalte die Musik aus. Auch wenn er noch so schön singt, kann ich dieses Lied gerade nicht ertragen. Nicht mal ein Jahr später ist er gestorben.

Aber ich habe kein AIDS, sage ich mir. In einer Woche gehe ich zu diesem Virologen, der wird mir antiretrovirale Medikamente geben und dann kann ich mein Leben praktisch normal weiterführen. Klar, mit Medikamenten und Untersuchungen und allem, aber ohne direkt schwer krank zu sein. Ich werde studieren können, arbeiten, alles. Aber es wird nie mehr so sein wie vorher.

Ich habe das schon bemerkt als ich aus der Praxis kam. Ich war immer noch ruhig, so wie drinnen, auch wenn ich selbst nicht wusste wie ich das schaffte. Innerlich war ich total fertig. Aber zuerst hielt ich Ausschau nach Lou. Sie war einfach rausgerannt, als sie hörte was ich hatte. Und jetzt ist sie nicht da, wo ich sie so dringend bräuchte. Das ist vielleicht das Schlimmste an der ganzen Sache. Lou ist nicht mehr da, und bis jetzt hat sie mir immer geholfen. Sie war schon im Kindergarten da, wenn mich jemand ärgerte. Dann stemmte sie ihre Fäuste in die Seiten und sah denjenigen einfach nur böse an, bis er wegging oder heulte. Das kann sie immer noch, das hat sie perfektioniert. Aber jetzt ist sie selbst gegangen, und das ist erschreckend.

Ich heule noch eine Weile weiter. Meine Mutter, die immer noch der Meinung ist, ich hätte Liebeskummer, bringt mir einen heißen Kakao und setzt sich dann auf mein Bett, während ich ihn trinke. Sie sieht mich eine Weile traurig an, dann meint sie: ''Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?''

Ich nicke, aber ich weiß, dass es nicht so ist. Louisa ist weggelaufen, als sie es gehört hat. Und sie ist meine älteste Freundin, die erste, der ich immer alles anvertraut habe. Wenn sie das nicht packt, wie soll ich es dann meiner Mutter sagen? Oder sonst jemandem? Ich habe jetzt ein Geheimnis, das ich niemandem erzählen kann.

Als meine Mutter wieder weg ist, beschließe ich es nochmal bei Louisa zu versuchen. Ich hole mein Handy hervor. Als ich es anschalte, bekomme ich erstmal eine Menge Nachrichten. Die meisten von irgendwelchen lockeren Freundschaften, die mich auf die nächste Party einladen wollen, aber auch zwei von Nick. Ich rufe sie auf und mir steigen wieder die Tränen in die Augen.

'Amy, ich weiß nicht genau was ich gemacht habe, aber es tut mir leid. Bitte melde dich'
'Ich habe versucht dich anzurufen, aber du gehst nicht ran. Sag mir bitte was los ist'

Ich schluchze. Er macht sich wirklich Gedanken, obwohl ich so biestig zu ihm war, und er schreibt so süße Nachrichten. Er legt mir praktisch sein Herz zu Füßen, jedenfalls fast. So was hat mir noch kein Junge geschrieben. Ich sollte mich wirklich bei ihm melden, wenigstens um es anständig zu beenden. So wie jetzt hat er es nicht verdient.

Zuerst rufe ich aber nochmal bei Lou an. Sie geht nicht ran, obwohl es gut sein kann das sie zuhört. Ich höre nur das tuten und dann ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter. ''Leider bin ich wohl gerade beschäftigt. Wenn du meine beste Freundin bist, komm doch einfach zu mir rüber. Ansonsten hinterlass mir eine Nachricht und ich melde mich wenn nötig. Danke für den Anruf!''

Ich weiß, dass ich heute nicht rüber gehen kann. Selbst wenn sie mich sehen wollte, ist sie nicht zuhause. Da war ich schon, aber niemand hat geöffnet. Allerdings muss ich eindeutig mit jemandem reden. Alleine packe ich das auch nicht. Ich muss mir irgendwas überlegen.

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Wie findet ihr Louisas Reaktion? Und Amys? Schreibt mir mal!
- Elea

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