Sorgen

Ich sitze zuhause und heule. Ich bin gestern völlig aufgelöst vom Arzt zurückgekommen. Ich habe mit niemandem mehr geredet und mich einfach nur in mein Zimmer eingeschlossen. Meine Mutter ist der Meinung, das ich Liebeskummer habe. In Wirklichkeit ist es eher Todesangst. Mir ist natürlich klar, dass die Medizin sich seit den neunziger Jahren rapide verbessert hat, aber dieses Wissen hilft mir gerade relativ wenig.

Mein Handy klingelt. Ich drücke Louisa weg, mir ist nicht danach mit ihr zu sprechen. Ich will mit gar niemandem reden. Und gleichzeitig habe ich Schuldgefühle weil ich so ruppig zu Nick war. Er ist wirklich nett. Wenn das hier gut geht, kann ich mir was mit ihm vorstellen. Eigentlich kann ich das sowieso, aber mir ist klar dass das nicht geht. Wenn ich wirklich AIDS habe - ich würde ihn in Gefahr bringen. Es wäre besser, wenn er mich ganz schnell vergisst.

Ein weiterer Heulkrampf schüttelt mich. Ich wusste gar nicht, dass Menschen so viel weinen können. Ich drücke mein Gesicht in mein Kissen, damit Mama mich nicht hört. Sie weiß nicht mal, dass ich gestern beim Arzt war. Sie denkt ich wäre bei Louisa gewesen.

Ein paar Minuten später habe ich mich wieder soweit beruhigt, dass ich mich traue mich wieder aufzusetzen. Statt in mein Kissen drücke ich mein Gesicht jetzt in den Kuschelbär, den ich seit meiner Geburt habe und der mich immer noch jede Nacht vor Monstern beschützt. Ich weiß dass das naiv ist. Aber es ist ein gutes Gefühl.

Unten geht die Türklingel. Ich werfe mich wieder auf mein Bett und hoffe dass niemand zu mir will. Meine Mutter geht zur Tür. ''Hallo Louisa, was machst du denn hier?'' Okay, keine Chance, es ist für mich. Aber Louisa ist in Ordnung. Sie wäre eh die erste der ich es erzähle, noch vor meinen Eltern. Ich kann sie nicht anlügen.

Louisa stürmt in mein Zimmer und wirft sich auf mein Bett. ''Was ist denn mit dir los, so schlimm kanns doch gar nicht sein!'' Sie lacht ein bisschen, aber es klingt gezwungen, und als ich ihr dann mein Gesicht zuwende und sie aus meinen verheulten Augen ansehe hört sie sofort auf. ''Komm her Schätzchen, wie geht's dir? Ach Süße'', sie zieht mich an sich und ich klammere mich an sie wie eine Ertrinkende. Mit Louisa geht es mir sofort besser. ''Ich weiß es noch nicht genau'', sage ich. Erstaunlicherweise bin ich ziemlich gefasst. Aber ich will nicht das Lou sich so viele Gedanken macht wie ich.

''Du musst dich ablenken'' erklärt sie mir dann auch sofort. Sie weiß genau, dass ich doch mehr weiß, aber sie spürt dass sie nicht fragen sollte. ''Wie hieß doch gleich dieser Schnuckel aus dem Club? Triff dich doch mit dem!'' ''Ich glaube nicht dass das eine gute Idee ist'', antworte ich leise. Louisa akzeptiert das sofort. Sie weiß, das Männer nicht bei jedem die ultimative Lösung sind. Eigentlich bei niemandem außer ihr.

Fast bin ich sauer auf Louisa. Wieso trifft es mich und nicht sie? Sie schläft mit jedem der ihr über den Weg läuft. Natürlich nicht wirklich, das ist unfair, aber ein One Night Stand pro Woche ist schon drin. Ich hatte nur eine relativ lange Beziehung. Und dann, kurz nachdem sie endete, diesen einen Ausrutscher. Vor etwas mehr als einem Jahr. Ich war besoffen, versuchte mich von meinem Ex abzulenken und landete mit einem Fremden im Bett. Das Kondom riss oder so, genau weiß ich es nicht mehr. Ich weiß das wir eins hatten und es nicht funktionierte. Aber ich nahm noch die Pille und deshalb war es egal. Dachte ich.

Warum ich?

Aber vielleicht ist es ganz anders. Vielleicht ist nichts. Vielleicht. Hoffentlich. Es ist unwahrscheinlich, hat die Ärztin gesagt. Unwahrscheinlich. Mein Handy klingelt, eine unbekannte Nummer. Ich gehe ran. ''Guten Tag Frau Carter, hier ist Arztpraxis Desse. Wir haben ihre Ergebnisse und hätten gerne dass sie vorbeikommen wenn wir sie ihnen mitteilen.'' ''Wann?'' ''Am liebsten sofort.''

Ich lege auf und sehe Louisa an. ''Kommst du mit? Bitte. Ich will nicht allein gehen.'' Sie nickt. ''Für dich doch immer, Amy''

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Schreibt mir doch mal bitte wie es euch gefällt!
- Elea

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