Nicks Reaktion

Ich nicke. ''Aber nicht hier''. Nick nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her. Er hält mich ziemlich fest, und ich merke, dass er sauer ist. Er hat auch allen Grund dazu. Wir verlassen den Club und Nick führt mich zu einer nahegelegenen Seitenstraße. Sie ist hübsch, mit Gärten und relativ klein, und am Straßenrand steht einfach eine Bank. Genau auf die steuert Nick zu.

''So. Jetzt sind wir weg. Und ich glaube, du hast mir einiges zu erklären. Ich glaube inzwischen eigentlich nicht mehr, das ich was falsch gemacht habe. Sondern mit dir stimmt was nicht. Und das ich praktisch vor dir zu Kreuze gekrochen bin, obwohl ich dich kaum kenne, ist auch nicht so toll. Also, wenn du nichts mit mir zu tun haben willst, ist das okay, aber du schuldest mir eine Erklärung!''

Ich bin erstmal ein bisschen erstarrt von diesem Redefluss, aber Nick hat ja Recht. Ich senke den Blick, schaue angestrengt auf meine Hände, die ich in meinem Schoß gefaltet habe. Als gäbe es da irgendetwas neues zu entdecken. Mit dem Daumen der rechten Hand fahre ich die kleine Narbe am linken Handrücken nach, da wo mich Lou mal mit einer Schaufel geschlagen hat. Im Kindergarten. Ich will Nick nicht auch noch verlieren, und deshalb muss ich ihm irgendetwas sagen. Und weil mir nichts einfällt, wohl die Wahrheit. Denn ihn betrifft sie momentan mehr als jeden anderen Menschen. Außer mir natürlich. Aber ich will ihn eigentlich wiedertreffen, und vielleicht wird ja was aus uns, und deshalb muss ich ihm die Wahrheit sagen. Jetzt, denn später habe ich vielleicht nicht mehr die Möglichkeit dazu.

Ich atme tief durch, spüre die Tränen in mir hochsteigen und dränge sie zurück. Ich muss sachlich bleiben, sicher.

''Okay. Es tut mir wirklich leid, weißt du? Aber es gibt in dem Fall wirklich eine gute Erklärung. Du musst mir bitte zuhören, ja? Nachfragen. Bitte renn nicht weg.''

Nick mustert mich misstrauisch, als wäre er sich nicht ganz sicher, was er davon halten soll. Wäre ich auch nicht, an seiner Stelle. ''Okay'', sagt er leise. Das reicht mir.

''Ich - an dem Tag, an dem du mich treffen wolltest, war ich beim Arzt. Ich habe erfahren, das ich krank bin. Aber es ist nicht ansteckend! Also, es ist kein Problem das du neben mir sitzt, jedenfalls. Das ist in Ordnung.''

Nick schüttelt nur den Kopf, aber er wirkt besorgt. ''Das hättest du doch sagen können! Ich hätte es sicher verstanden. Was hast du denn, doch nichts schlimmes, oder?''

''Es ist nicht gefährlich für dich, gerade jetzt, also bitte renn nicht weg.'' Ich zögere kurz und schaue ihn an. Er wirkt wirklich besorgt, aber ich habe keine Ahnung wie ich das rüberbringen soll. Also entschließe ich mich für die Flucht nach vorn.
''Ich habe HIV.''

Nicks Reaktion ist anders als die von Louisa. Er starrt mich einfach nur an. Ohne ein Wort. Es wirkt schon fast gruselig. Ich starre zurück, sehe ihm direkt in die Augen, damit er sieht, das ich es ehrlich meine. Aber wahrscheinlich sehe ich eher aus wie ein verschrecktes Kaninchen. Er aber auch. Und deshalb muss ich plötzlich kichern. Ich fange einfach an zu lachen, immer lauter und befreiter. Vielleicht werde ich auch verrückt. Aber Nick rennt nicht weg, sondern lächelt nur. Und dann nickt er.

''Okay'', sagt er.
''Wie, okay?''
''Okay. Alles ist in Ordnung. Ich werde viel lernen müssen. Aber solange du sicher bist, dass du mich nicht in Gefahr bringst, ist es okay.''

Mein Herz macht einen Sprung, und wenn ich nicht Angst hätte, dass er dann doch abhaut, wäre ich Nick um den Hals gefallen. Er ist perfekt. Und er hat perfekt reagiert. Von den drei Menschen, die es wissen, haben zwei perfekt reagiert, und die dritte werde ich schon noch umstimmen. Und plötzlich fange ich an zu weinen.

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Hi, ich mal wieder. Und nochmal ein schöneres Kapitel, nach dem die ersten traurig waren. Ich hoffe es gefällt euch.
- Elea

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