Medizin
Ich bin mal wieder nervöser als ich sein dürfte. Ein weiterer Arztbesuch, nur eine Woche nach dem letzten, und diesmal ohne Louisa. Warum bin ich nochmal alleine hergekommen? Ich ziehe mit zitternden Fingern mein Handy aus der Tasche und rufe Anna an.
''Hallo, hier ist Anna Lorenz. Wer ist da?''
''Hi Anna, hier ist Amy. Hast du gerade Zeit?'' Einen Moment ist sie still, dann antwortet sie hektisch.
''Es ist schlecht gerade. Wo bist du denn?''
''Im Krankenhaus, beim Virologen''.
''Oh. Wenn du mich brauchst, komm ich vorbei. Ich muss halt bald zu meiner nächsten Vorlesung, aber ein paar Minuten hab ich schon''.
Ich bin glücklich, als ich auflege. Dass sie einfach vorbeikommt, wo wir uns doch gerade erst kennen. Dass sie das für mich tut. Und ein paar Minuten reichen schon, um mich zu beruhigen, ich bin ja auch bald dran.
Anna stürmt kurz darauf herein und lässt sich neben mich auf den Stuhl fallen. Schon ihre bloße Anwesenheit beruhigt mich. Außer uns ist sonst niemand da, deshalb beginne ich zu erzählen, was so passiert ist. Vor allem die Sache mit Louisa. Anna versteht mich, da bin ich mir sicher. Aber noch immer kenne ich sie kaum, und das hat den Vorteil, dass es mir nicht so viel ausmachen würde wenn sie geht. Nicht so viel wie bei Lou jedenfalls. Deshalb kann ich ihr alles sagen.
Ein paar andere Leute kommen in den Raum und ich bin still. Sie müssen das nicht hören. Kurz darauf werde ich auch schon aufgerufen. Anna umarmt mich noch kurz. ''Ich muss jetzt auch wieder los, okay? Ruf an, wenn du mich brauchst.'' Ich weiß, dass ich das nicht tun werde. Sie hat schon zu viel für mich getan, ich werde sie sicher nicht aus ihrer Vorlesung holen. Aber trotzdem erleichtert mich das Angebot irgendwie.
Ich gehe in den Behandlungsraum. Der Arzt, Doktor Eisener, hat schon meine Akte vor sich liegen und sieht nicht allzu besorgt aus. Er untersucht mich nochmal gründlich und beschließt dann, was die beste Medikamentemkombi für mich ist. Er macht das sicher nicht zum ersten Mal, er wirkt routiniert und meine Diagnose scheint ihn nicht zu schockieren. Er macht auch keine unnötigen Untersuchungen oder so. Ich weiß, dass ich froh sein kann an ihn geraten zu sein. Manche Ärzte haben selbst Angst, sich anzustecken, oder einfach keine Ahnung. Hier fühle ich mich aber gut aufgehoben.
''Es gibt inzwischen viele verschiedene Medikamentenkombis gegen HIV'', erklärt mir Doktor Eisener. ''Unser Ziel ist, mit einer antiretroviralen Therapie das Virus so weit zurückzudrängen, dass sie unter der Nachweisgrenze liegen. Damit sind sie nicht mehr ansteckend und vor allem wird bei ihnen kein AIDS ausbrechen. Allerdings müssen sie die Medikamente natürlich zuverlässig nehmen, aber das ist das geringste Problem.''
Er verschreibt mir die Medikamente und meint, ich solle sie am besten gleich bei der Apotheke bestellen. ''Sie sind wahrscheinlich nicht vorrätig, aber sie müssten dann schnell kommen. Bei zu starken Nebenwirkungen kommen sie möglichst schnell wieder, dann versuchen wir es mit einer anderen Kombi.''
Ich frage ihn noch nach der Pille. Die nehme ich zwar seit dem missglückten One Night Stand nicht mehr, aber ich kann nicht ausschließen, dass ich wieder damit anfangen will. Er rät mir aber davon ab. ''Das kommt dann natürlich auf das Präparat an, aber sie haben eigentlich schon genug Medikamente im Körper. Auf jeden Fall müssten sie das dann mit ihrer Gynäkologin nochmal abklären, und auch mit mir. Aber sie sollten natürlich, gerade in ihrer Situation, auch Kondome benutzen.'' Das ist mir natürlich klar, ich würde auch nie ein Risiko eingehen. Für mich gibt es Sex jetzt auch nur noch, wenn mein Partner Bescheid weiß und damit einverstanden ist, das habe ich mir vorgenommen. Das ist wichtig, und auch deshalb muss ich Ihn warnen. Aber erstmal muss ich Ihn finden.
Ich verabschiede mich und mache mich auf den Weg zur Apotheke. Wenigstens ist heute mal alles gut verlaufen, kein Grund mehr zur Sorge. Oder jedenfalls nicht mehr Gründe als vorher.
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Hi, ich bin leider schon wieder im Schulstress und deshalb hat es so lange gedauert, aber jetzt hab ich es ja wieder mal geschafft. Letztes Jahr die Elfte war ja schon anstrengend, aber jetzt wird es direkt noch schlimmer. Dafür ist es nur noch ein dreiviertel Jahr, ich zähle schon die Wochen. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.
- Elea
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