Jenny
Ich schlendere durch die Straßen der Innenstadt. Es ist eine Art Shoppingtour, aber nicht ganz. Ich suche was, was Anna gefallen könnte, um ihr einen Gefallen zu tun, weil sie gestern für mich da war. Aber ich bin ganz entspannt. Ich muss nichts für sie finden, sie erwartet ja auch nichts von mir. Ich bin auch hier, um mal wieder was spannenderes zu machen. Ich muss ja nicht immer in meinem Zimmer Trübsal blasen.
Die Läden sind bunt, laut und voll. Man sieht, dass es Sommer ist. Eine Mutter zieht ihr kleines Kind an mir vorbei, das anscheinend keine große Lust auf Einkaufen hat und ununterbrochen heult. Die anderen Leute sehen aber glücklich aus. Ich kaufe mir ein Eis, lecke daran, wärend ich weitergehe. Es ist einer von den Tagen, die einfach perfekt sind, bis darauf, dass normalerweise Lou neben mir herlaufen und plappern würde. Über Gott und die Welt und alles außenrum und nebendran. Lou hat immer was zum reden gefunden.
Ich gehe in den nächsten Laden, finde ein total süßes Top für mich, das ich das nächste Mal tragen werde, wenn ich Nick treffe, und beschließe dann, das ich mir selbst jetzt genug gekauft habe. Aber wenn ich noch was für Anna finden könnte? Ich gehe in einen Buchladen direkt nebenan und sehe mich um. Er ist komplett vollgestopft, die Regale gehen bis zur Decke. Ich war noch nie hier, fällt mir auf. Als ich mich zur Kasse umdrehe, erstarre ich aber. Die Verkäuferin kenne ich nämlich doch sehr genau.
Jenny sieht mich einen Moment lang an, dann verzieht die ihr Gesicht zu einem gehässigen Grinsen. ''Na wenn das mal nicht unsere Streberin ist. Du hast wohl nichts zu tun? Da sieht man, wo man mit guten Noten hinkommt. Ich hab nämlich schon einen Job!'' Ich lächele eisig. ''Du verkaufst Bücher. Das ist natürlich intellektuell sehr anspruchsvoll, du musst immerhin Zahlen in den Computer eingeben''. Jennys Gesichtsausdruck wird mörderisch. Sie wirkt, als hätte sie nicht genau verstanden was ich meine, aber wüsste sehr genau das es nicht nett war. Deshalb kann ich nicht anders, als noch einen draufzusetzen. ''Es schafft schließlich auch nicht jeder, in der Elften noch wegen kindischen Streichen aus der Schule zu fliegen. Dazu braucht man schon ein besonderes Talent.''
Das war jetzt nicht gerade sehr dezent, und die Wut in Jennys Augen sagt mir, dass ich mich jetzt besser aus dem Staub machen sollte. In der Schule hat sie früher immer mit drei Freundinnen versucht mich zu mobben, aber Lou hat mich beschützt. Keine von uns stand der anderen je allein gegenüber, und ich kann damit nicht umgehen. Deshalb drehe ich mich schleunigst um und verlasse den Laden wieder. Hier werde ich wohl nicht mehr so schnell einkaufen. Jenny ruft mir alle Beleidigungen nach, die ihr einfallen, aber ich höre ihr nicht zu. Sie interessiert mich eigentlich gar nicht. In der Elften hat sie immer gekifft und so, aber von der Schule geflogen ist sie, weil sie ständig mit Filzstift an die Wände gekritzelt hat. Alle, nicht nur die in den Klos. Und immer wieder, auch wenn es gerade erst gereinigt worden war. Sie ist es definitiv nicht wert sich zu streiten. Dazu ist sie gar nicht schlau genug.
Ich laufe die ganze Straße hinunter, ohne mich nochmal umzusehen. Meine gute Laune ist mir verdorben, und ich will nur noch zurück nach Hause. Mich im Moment noch mit Jenny herumschlagen zu müssen, ist wirklich zu viel, wenn ich nur für ein paar Minuten den Gedanken entkommen bin.
Mein Weg endet an der U-Bahn Station. Beziehungsweise an einem Infostand, der praktisch direkt davor steht. Hier stehen viele Infostände, dieser ist nichts besonderes. Bloß das hier drüber ein Schild steht:
''Deutsche AIDS - Hilfe''
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Hi, ich bin gerade im Schreibmodus und deshalb kommt schon wieder ein Kapitel. Ich weiß, Zuverlässigkeit... Aber ich denke es stört euch nicht. Bald erfahrt ihr, warum es Colorful heißt. Schon Ideen?
- Elea
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