Gespräche...

Anna hängt ihre Jacke an die Garderobe und führt mich ins zu einem kleinen Tisch.
Um den Tisch stehen drei Stühle und ein alter Ohrensessel. Ich setze mich auf einen der Stühle und sehe Anna zu, die zu einer Küchenecke geht und anfängt, irgendwelche Sachen aus dem Schrank zu holen.
''Willst du - ich darf doch du sagen, oder? Willst du Kaffee oder Kakao?'', fragt sie mich. ''Äh, ja klar. Ich hätte gern einen Kakao.'' Anna nimmt Milch aus dem Kühlschrank und tut Kakaopulver hinein, dann stellt sie die Tassen in die Mikrowelle und setzt sich mir gegenüber in den Ohrensessel.
''Und jetzt erzähl mal. Du weißt es noch nicht lange, oder?''
Ich nicke, die Tränen, die ich mühsam zurückgehalten habe, beginnen wieder meine Wangen hinunter zu laufen. ''Hey, nicht weinen. Es wird alles wieder gut. Es ist nicht schön, aber du wirst dich damit arrangieren. Du kriegst das hin!''

Ich nicke, aber so wirklich überzeugt bin ich nicht. Nach Louisas Reaktion kann ich es eigentlich niemandem mehr sagen. Und wenn Lou etwas ausplaudert und meine Mutter es mitbekommt, wird es nur noch schlimmer werden.

Anna holt die Tassen aus der Mikrowelle und setzt sich wieder zu mir.

''Es ist ja eigentlich gar nicht die Krankheit. Damit komm ich zurecht, ich bin eh so oft krank. Aber es ist, weil ich es niemandem sagen kann. Meine Mutter darf es nie erfahren.''
Anna nickt und schüttelt dann gleich wieder den Kopf. ''Du meinst, sie hätten dann Angst oder so? Du kannst es ihnen doch erklären, oder? Deine Mutter würde dich doch sicher verstehen.''

Ich schluchze schon wieder. Langsam wird es wirklich peinlich. Ich sitze hier mit einer eigentlich wildfremden Person in ihrem Haus und heule ihr die Ohren voll. Ich könnte es wirklich verstehen, wenn sie mich gleich rausschmeißt, weil sie es nicht mit mir aushält. Aber das tut sie nicht. Stattdessen nimmt sie meine Hand und streicht sanft darüber.

''Was ist passiert?''
''Lou. Lou ist einfach abgehauen und hat seitdem kein Wort mehr mit mir gesprochen.''
''Ist Lou dein Freund?''
Trotz meiner Tränen muss ich irgendwie lachen. ''Nee, doch nicht mein Freund. Meine beste Freundin, Louisa. Aber wir kennen uns schon ewig und jetzt habe ich sie seit Tagen nicht gesehen. Und sie will nichts mehr mit mir zu tun haben.''
Anna nickt. ''Das ist leider viel zu oft so. Das sind die Vorurteile, die es immer noch gibt. Die Medizin ist auf dem Stand von 2017 und die Leute sind auf dem Stand von 1980.''

Ich weiß das. Ich verstehe das ja irgendwie auch. Wenn Lou mir eröffnet hätte, das sie HIV hat, weiß ich nicht, ob ich viel anders reagiert hätte. Ich weiß inzwischen ziemlich viel darüber, aber ich bin trotzdem selbst in ein Loch gefallen, irgendwie. Und Lou mit mir. Aber warum hat sie mir nicht zugehört? Das wenigstens hätte ich gemacht, da bin ich mir sicher. Und das fiese ist, wenn ich Krebs hätte, würden mich alle unterstützen. Jeder weiß, dass das nicht ansteckend ist, und hat dann Mitleid. Aber bei HIV haben sie Angst und gehen davon aus, dass ich selbst Schuld bin. Das ist extrem ungerecht.

''Hast du denn einen Freund?'', holt mich Anna aus meinen Gedanken. ''Nein. Schon seit einem Jahr nicht mehr. Und ich hab mich auch nicht bei ihm angesteckt.'' Meine Stimme zittert. Was denkt sie jetzt von mir? Das ich mit jedem ins Bett gehe? Aber Anna nickt wieder nur schweigend, und ich habe plötzlich das Bedürfnis ihr alles zu erzählen. Sie wird mich nicht verurteilen. Und wenn doch, ist es nicht so schlimm, denn ich kenne sie ja gar nicht. Aber mit irgendjemandem muss ich einfach mal reden. Und wenn das nicht Louisa sein kann, dann ist es eben Anna.

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Hallo, ich bin auch mal wieder da. Es tut mir leid, das so lange nichts gekommen ist, ich stecke gerade voll im Abistress. Deshalb, und weil bald Ferien sind und ich wieder wegfahre, werde ich nichts regelmäßiges mehr versprechen. Aber es wird öfter was kommen als in letzter Zeit. Ich hoffe, es gefällt euch
- Elea

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