𝓽𝓱𝓲𝓻𝓭 𝓬𝓸𝓯𝓯𝓮𝓮

Die ganze Woche treffen Jeno und ich uns vormittags zum Kaffeetrinken, am Freitag steht er dafür extra früh auf, da er frei hat und meine Vorlesung um halb elf endet. Wir sind immer im gleichen Café, immer mit den gleichen Bestellungen, und doch wird es nie langweilig. Es tun sich immer mehr Gemeinsamkeiten auf, in Meinungen als auch Geschmäckern, und es wird mit jedem Tag schwieriger, ihm nicht zu verfallen. Auch in der nächsten Woche – am Wochenende haben wir beide mit schriftlicher Arbeit zu tun und schreiben doch irgendwie die ganze Zeit nebenbei · geht es weiter mit den Cafébesuchen, und es hört nicht auf, dass ich ihn um ganze Absätze seiner Notizen bitten muss, da er mich so ablenkt. Jeno nimmt es immer stillschweigend hin, erinnert mich aber immer, wenn ich zu lange starre, daran, aufzupassen. Und auch wenn ich wirklich versuche, ihn nicht so häufig anzusehen, ist es immer noch zu oft.

Bis Freitag bin ich dann so weit, dass ich ganz genau weiß, dass ich schon lange nicht mehr nur einen Crush auf Jeno habe. Aber kann man es mir verübeln? Dieser bildhübsche Typ hat nicht einmal charakteristische Fehler. Da ist nichts, das mir nicht gefällt, noch nicht. Aber hoffentlich komme ich ihm nah genug, um etwas zu finden. Nur wäre das egal, ich könnte ihm trotzdem nicht mehr entkommen.

───── ❆ ─────

"Renjun-ah!", höre ich Donghyuck verzweifelt aus seinem Zimmer rufen. Renjun seufzt und lässt meine Hemden liegen, die ich ihm in die Hand gedrückt habe, läuft in das anliegende Zimmer.

Er bereut es mittlerweile, uns versprochen zu haben, uns dabei zu helfen, die richtigen Klamotten für nachher herauszusuchen, aber er sagt nichts. Seufzt nur jedes Mal schwer, wenn er den Raum wechselt.

Ich starre verzweifelt auf die beiden Hosen in meiner Hand, als könnte mir das bei der Entscheidung helfen. Letztendlich wähle ich die schwarze, allein schon, weil es mich aufregt, dass es mir so wichtig ist, was ich trage. Aber als Renjun zurückkommt, sitze ich wieder verzweifelt auf meinem Fußboden.

"Ich fühle mich, als wäre das das erste Mal, dass ich auf eine Studentenparty gehe", jammere ich.

"Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll... Du bist verliebt."

"Ich weiß, das macht es nicht besser! Such mir irgendetwas raus, bitte!" Leise seufzend wühlt Renjun sich eine Weile durch meinen Schrank und bewirft mich dann mit einem weißen Hemd.

"Ist das auch nicht zu warm?"

"Die Ärmel kleben nicht an deinem Handgelenk fest. Und wenn du Glück hast, wird dir später auch ohne Kleidung heiß."

"Geh. Lass mich in Ruhe. Beschäftige dich mit Donghyuck." Renjun lacht, noch lauter, als ich knallrot anlaufe.

"Jaja. Ist doch wahr." Und schon verschwindet er wieder.

Ob er wohl wirklich denkt, dass Jeno und ich im Bett landen könnten? Ich hoffe einfach, dass ich mich nicht so sehr betrinke, dass ich morgen einen Filmriss habe.

Mit Jeno schlafen. Ehrlich gesagt nicht die schlimmste Vorstellung.

───── ❆ ─────

Donghyuck ist die ganze Zeit noch nervöser als ich, und Renjun schärft uns mehrere Male ein, bloß nicht zu viel zu trinken. Auch auf dem Weg zu Jenos Wohnung hört sein Vortrag nicht auf, erst als ich Jeno eine Nachricht schicke, dass wir da sind und gleich darauf die Tür geöffnet wird.

"Funktioniert die Klingel immer noch nicht?"

"Keine Ahnung. Wollte es nicht ausprobieren." Und außerdem von dir begrüßt werden.

Jeno lässt uns rein und wir begrüßen ihn anständig, ebenso Mark und Yangyang, bevor Renjun und Donghyuck verschwunden sind und ich mich so an Jenos Fersen hefte, um nicht verloren zu gehen.

"Du solltest öfter Hemden tragen." Die Musik ist so laut, dass wir dichter voreinanderstehen, als gut für mich ist.

"Meinst du?" Ich fummle an den Ärmeln herum. "Ich fühle mich irgendwie unpassend angezogen."

"Nein. Dafür siehst du zu gut aus."

"Danke", murmle ich, von seinem Lächeln durcheinandergebracht.

"Möchtest du etwas trinken?"

"Du lässt mich jetzt nicht allein stehen", warne ich ihn, hauptsächlich aus Panik, und Jeno schmunzelt.

"Nein, keine Sorge. Komm." Er hält mir seine Hand hin und als ich sie ergriffen habe, zieht er mich vorsichtig mit sich durch die Ansammlung, die sich mittlerweile im Wohnzimmer gebildet hat. Es scheint zwar der größte Raum in der Wohnung zu sein, aber es ist jetzt schon echt eng.

In der Küche ist es nicht weniger voll, und Jenos Griff wird fester. Ich klammere mich an seine Hand, denn sobald er mich loslässt, bin ich gänzlich verloren.

Scheiße, ich halte seine Hand. Ist das zu fassen?

"Yangyang!", höre ich Jeno nur, und gleich darauf werden uns Plastikbecher in die Hand gedrückt. Meine Ohren schmerzen, wir stehen ziemlich dicht vor einer Box. Warum muss hier auch eine stehen, die im Wohnzimmer ist doch schon laut genug...

Ich war wirklich viel zu lange nicht mehr feiern. Aber ich will vor allem Ruhe, um mit Jeno reden zu können. Einfach irgendwo sitzen und reden. Nur gegen meine Hand in seiner habe ich nichts einzuwenden.

"Du scheinst dich nicht so richtig wohlzufühlen", bemerkt Jeno, als wir wieder auf dem Flur sind, und mustert mich von der Seite.

"Ich war lange nicht mehr auf irgendeiner Party. Es ist ungewohnt, das Laute und Volle und so." Er nickt und geht so plötzlich zur Seite, dass ich beinahe stolpere. Aber seine Hand hält immer noch meine, und er bleibt stehen als ich mich fangen muss, schmunzelt, als ich mich bei der jungen Frau entschuldige, gegen die ich gestoßen bin.

"Entschuldige. Komm, hier sollte es ein kleines bisschen ruhiger sein." Wir quetschen uns an einem knutschenden Pärchen vorbei – so spät ist es wohl schon – und landen hinter einem Schrank, der so groß ist, dass er uns ein wenig von der Musik abschottet.

"Ist das besser?" Ich nicke, murmle ein Danke. Gleich darauf höre ich Jenos Namen von jemand Unbekanntem, und er dreht sich zum Sofa neben dem Schrank. Der Typ scheint schon etwas angetrunkener zu sein, er spricht lauter als es nottut. Ich leere aus Langeweile meinen Becher und spüre, wie mein Kopf etwas leichter wird.

"Bin gleich wieder da", murmle ich Jeno zu, lasse seine Hand los und besorge mir in der Küche mehr Alkohol.

Als ich zurückkomme, ist Jeno immer noch da, der Kerl aber weg. Sein Blick wird erleichtert, als er mich sieht, und er kommt mir entgegen. So wird unsere Ecke von einer Gruppe besetzt, sodass kein Platz für uns ist, also müssen wir uns mit der nächsten Raumecke begnügen. Kaum stehen wir dort, wird Jeno erneut beschlagnahmt. Ich fühle mich fehl am Platz, hänge an einem der Organisatoren, kein Wunder, dass ich nie dazu komme. Aber ich werde nicht allein losgehen.

Langsam aber stetig leert sich mein Becher erneut, aber ich komme auch ins Gespräch mit einigen der vielen Menschen, die Jeno einen kurzen oder auch längeren Besuch abstatten. Hauptsächlich stehe ich trotzdem nur neben ihm und sehe einfach nur in die Gegend, nebenbei nach Renjun und Donghyuck Ausschau haltend.

"Ich gehe mir noch etwas holen", werde ich doch etwas an Jeno los, "willst du auch noch?"

"Das ist dann schon dein dritter Becher, Jaemin." Er klingt ein wenig besorgt.

"Ich verdünn's mit Wasser", grinse ich. Ein Schmunzeln huscht über seine hübschen Lippen.

"Trink das nicht zu schnell aus, okay?" Ich nicke, nehme ihm seinen Becher ab und schlängle mich durch bis zur Küche.

Jeno spricht mit einer viel zu gutaussehenden jungen Frau, als ich das Wohnzimmer wieder betrete, und ich leere den Plastikbecher in meiner Hand nur nicht, weil er mir das verboten hat.

Ich lasse mir Zeit, zu ihm zurückzukehren, will wirklich nicht hören, wenn sie mit ihm flirtet. Aber sie ist immer noch da, egal wie lange ich brauche. Und so höre ich ihrem Gesülze zu, obwohl es mehr als deutlich ist, dass Jeno sich nicht wirklich wohl damit fühlt.

Denk nach, Jaemin. Denk nach. Nur blöd, dass mir davon schwindelig wird. Und daraufhin wird die Musik mitsamt Bass noch unerträglicher.

"Ich geh raus", murmle ich, aber Jeno hält mich fest und entschuldigt uns hastig, zieht mich mit sich auf den Flur und durch eine der abgeschlossenen Türen. Kaum ist sie wieder geschlossen, ist es fast schon leise, auch wenn der Bass noch immer in meinen Ohren dröhnt und die vielen Stimmen undeutlich zu hören sind.

"Brauchst du frische Luft?" Ich nicke und Jeno öffnet das Fenster, zieht mich direkt davor, sodass mir die kalte Nachtluft entgegenschlägt. Das ist wohl das Gute am Winter; es ist niemals warm.

"Hilft das?" Wieder nicke ich und muss mich trotzdem an Jeno festhalten, um stehen bleiben zu können.

"Du bist meine Rettung", grinst Jeno, und ich erwidere es leicht.

"War die so schlimm?"

"Ich mag es nicht, wenn fremde Leute versuchen, sich an mich ranzumachen. Besonders, wenn ich eigentlich deutlich mein nicht vorhandenes Interesse zeige." Ich nicke verständnisvoll und trinke gleichzeitig mit ihm aus meinem Plastikbecher.

"Ich mag dein Zimmer", sage ich leise, "das ist alles schön eingerichtet."

"Das ist schön. Dann kommst du ja vielleicht irgendwann mal hierher."Jeno lächelt und drückt meine Hand vorsichtig, was ich erwidere. Ich bin dankbar, dass er hier ist.

"Können wir uns hinsetzen?"

"Klar." Schon zieht er mich mit sich zu seinem Bett und wir lassen uns auf der Matratze nieder, meine Finger noch immer und immer und immer zwischen seinen.

"Ich mag es viel lieber ruhig", sage ich.

"Ich auch. Besonders mit dir. Da kann man sich viel besser unterhalten."

"Und wird auch nicht immer unterbrochen." Ich habe zu viel Alkohol in meinem Blut.

"Du bist auch hübsch, Jaemin. Besonders in dem Hemd."

"Dankeschön." Ich sehe erst an mir herunter und dann in seine Augen. Ich glaube, wir sehen uns zu lange an, dass es noch normal ist. Aber er sieht nicht weg, also sehe ich auch nicht weg.

"Und deine Augen sind wirklich schön", höre ich Jeno leise.

"Deine auch. Wirklich wirklich schön."

"Behältst du das Pink noch lange? Ich mag das gern."

"Dann ja." Er lächelt. Es folgt Schweigen.

"Ich mag nicht mehr hier sein." Zu voll, zu laut, zu viele Menschen, die mit dir reden wollen.

"Willst du nach Hause?"

"Es ist doch noch nicht einmal zwölf."

"Aber wenn du dich unwohl fühlst, solltest du nicht hierbleiben." Ich sehe ihn nur an. Ist mir das wert, ihn nicht mehr zu sehen und dafür meine Ruhe zu haben? Wo hier so viele Leute sind, die etwas von ihm wollen könnten?

"Ich kann dich auch bringen."

"Du wohnst doch hier. Warum solltest du meinetwegen raus?"

"Damit du dich nicht verläufst, zum Beispiel." Ach ja, mein schöner Orientierungssinn. Es ist wirklich ein Glück, dass ich zur Uni nur geradeaus gehen muss.

"Aber wir müssen einmal quer über den Campus und das sind bestimmt zehn Minuten, wenn nicht mehr."

"Vor allem in deinem Zustand." Jeno schmunzelt.

"Ich bin gar nicht so betrunken. Nur angetrunken."

"Na, wenn du das sagst."

"Du außerdem auch."

"Weißt du, wieso ich dich nach Hause bringen will?"

"Damit ich mich nicht verlaufe."

"Ja. Weil ich mir Sorgen um dich mache. Und weil ich mehr mit dir reden will, weil wir das in der ganzen Zeit, in der du schon hier bist, noch fast gar nicht gemacht haben. Und weil das hier schön ist." Er hebt unsere miteinander verschränkten Hände hoch.

Ich nicke. "Dann darfst du mit. Überstimmt."

"Wir sind eins gegen eins."

"Nee. Zwei gegen eins, weil ich zwei Meinungen habe." Lächelnd steht Jeno auf und ich somit gleich mit und wir verlassen sein Zimmer wieder und lassen unsere Becher irgendwo stehen und irgendwann sage ich Renjun noch, dass ich nach Hause gehe. Und schon stehen wir vor der Wohnungstür und machen uns auf den Weg nach unten.

"Du, Jeno?"

"Hm?"

"Nimmst du wieder meine Hand? Sonst kippe ich vielleicht um."

"Ist dir wieder schwindelig?"

"Es geht. Bin da aber anfällig."

"Okay." Er schiebt seine Finger zwischen meine und drückt sie sanft und das fühlt sich schön an. Seine Hand zu halten, meine ich. Sie ist warm und scheint irgendwie perfekt in meine zu passen. Außerdem sind seine Finger weich und streichen kaum merklich über meinen Handrücken.

"Gut, dass ich weiß, wohin ich muss, hm?"

"Sonst gibt es Google Maps."

"Dafür reicht dein Empfang hier?"

"Nicht wirklich." Wir verlassen das Wohngebäude und die eiskalte Luft um mich herum lichtet den Nebel ein wenig. Es ist schön. Mit Jeno. Vielleicht mag ich den Winter doch.

"Was ist deine Lieblingsjahreszeit?", frage ich.

"Das ist nicht leicht. Alle sind schön. Aber ich mag den Herbst, weil es viel regnet und die Bäume am hübschesten sind und trotzdem manchmal die Sonne scheint."

"Hmm. Ja. Der Herbst ist schön."

"Was ist deine?"

"Sommer. Viel Sonne und Eis und oberkörperfreie Jungs." Oh.

"Hm. Ja. Das ist auch gut. Besonders der Teil mit den Jungs." Ich kann nicht anders als zu grinsen, und er tut es ebenfalls.

"Das ist aber sexistisch."

"Wir sind auch Jungs, wir dürfen das."

"Dann ist ja gut."

Eine ganze Weile schweigen wir.

"Danke, dass du mitkommst, Jeno."

"Gern."

───── ❆ ─────

Auf den Treppen fische ich meinen Schlüssel aus meiner Manteltasche und gebe ihn Jeno, der oben dann die Tür aufschließt und ihn mir wiedergibt. Seine Hand liegt an meinem Rücken und so denke ich nicht an die kleine Erhöhung, also stolpere ich.

"Pass bloß auf dich auf." Jeno hält mich fest, beide Hände jetzt an meinen Seiten. Beide. Hände. An meinen Seiten. Ohje.

"Alles okay?" Ich nicke. Seine Augen sind sogar im Stockdunklen wunderschön. Und so nah. Wann hat er mich zu sich gedreht?

"Ich habe eigentlich nur ganz wenig getrunken..."

"Hast du nicht." Sein Lächeln ist so schön. "Aber eigentlich nicht so viel, dass du nicht mehr vernünftig laufen kannst."

"Hmm." Meine Arme legen sich wie von selbst um seine Schultern. Es scheint ihn nicht zu stören.

"Jaemin-ah."

"Jeno-ssi?"

"Kann ich dir etwas sagen?"

"Du kannst mir alles sagen. Hoffentlich vergesse ich es nicht." Sein Lächeln ist wirklich schön.

"Ich mag dich, Jaemin."

"Ich dich auch."

"Aber ich möchte dich gerade küssen."

"Ich dich auch."

"Du bist betrunken."

"Angetrunken, da ist ein Unterschied. Und du außerdem auch." Seine Lippen sind auch schön. Sind sie schon immer gewesen. Sie sehen so weich aus.

"Jaemin, ich mag dich schon, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Und immer wenn ich dich nochmal gesehen habe, wurde das mehr. Und jetzt will ich dich küssen, weil ich dich so mag."

"Dann mach das doch."

"Ich will aber nichts tun, was wir später bereuen."

"Jeno, du bist nicht nur extrem gutaussehend, sondern auch noch total nett und charmant und liebevoll und süß und aufmerksam und witzig und süß, warte, das hatte ich schon... Es spricht nichts dagegen, dich zu küssen."

"Wirklich nicht?"

"Wirklich nicht." Ich mag sein Muttermal. Es macht ihn noch hübscher.

"Und das sagst du nicht nur durch den Alkohol?"

"Ich habe dich schon vorhin küssen wollen, als ich noch gar nichts getrunken habe."

Er lächelt. Und dann küsst er mich.

Seine Lippen sind wirklich weich, noch weicher, als sie aussehen, und er küsst so gut. Ich habe noch nie jemanden so gern geküsst. Er schmeckt zwar etwas nach Alkohol, aber das tue ich auch, also stört mich das nicht. Und außerdem küsst er viel zu gut, als dass etwas anderes wichtig wäre. Wirklich, er sollte an einer Meisterschaft teilnehmen. Nein, lieber mich noch ganz lange küssen.

"Du küsst gut."

Er lächelt wieder. "Du auch."

"Nicht aufhören." Wieder liegen seine Lippen auf meinen, ihr Druck ist sanft, und wieder schießt ein Kribbeln durch meinen Körper bis es überall ist. Ich fühle mich, als würde ich leuchten. Er küsst viel zu gut. Und wieder will ich nicht, dass er aufhört, aber leider können wir nicht für immer weitermachen.

"Ist das jetzt ein Versprechen, dass du mir noch viel öfter Kaffee mitbringst?"

"So kann man das auch sehen", lächelt Jeno und lässt mich los. Nein, das will ich nicht.

"Darf ich mit reinkommen?"

"Das sollst du sogar."

Wir ziehen also beide unsere Mäntel aus und als unsere Schuhe nebeneinanderstehen, ziehe ich ihn in die Küche, weil ich etwas trinken will.

"Ihr habt es schön hier. Bin auf dein Zimmer gespannt." Und ausgerechnet jetzt muss ich an Renjuns Worte denken, sodass ich mich beinahe am Wasser verschlucke und Jeno mich besorgt ansieht.

"Mir geht's super", huste ich.

"Das ist gut." Er streicht vorsichtig über meinen Rücken und sein Blick gleitet durch den Raum, über den Esstisch und das Sofa, bleibt an den Konsolespielen hängen, landet wieder auf mir.

"Geht's jetzt ins Bett?"

"Ich will nicht, dass du gehst."

"Ich soll bleiben?"

"Ja... Aber du hast hier nichts. Du kannst nicht bleiben."

"Und wenn ich will?"

"Ist das toll."

"Ich gehe einfach morgen nach dem Aufstehen wieder zurück."

"Aber erst nachdem du Tschüss gesagt hast."

"Na klar."

"Gut." Ich nehme seine Hand und ziehe ihn mit mir in mein Zimmer. Eine Weile beobachte ich ihn, wie er sich umsieht, und suche dann in meinem Schrank nach einer Jogginghose. Dazu lege ich noch ein T-Shirt und drücke beides Jeno in die Hand, der sich bedankt und es mustert.

"Ich kann auch nachsehen, ob wir noch Zahnbürsten haben. Normalerweise liegen immer welche im Schrank."

"Ich ziehe mich in der Zeit um." Ich nicke und küsse Jeno noch, bevor ich aus dem Raum und stattdessen ins Badezimmer gehe.

Nach einer ganzen Weile finde ich auch eine hellblaue Zahnbürste. Die Farbe erinnert mich an Jeno, nur weil er den ersten Kaffee, den ich mit ihm getrunken habe, aus einer hellblauen Tasse getrunken hat. Ich nehme sie mit zurück und Jeno hat sich auf meine Bettkante gesetzt und den Blick aus dem Fenster gerichtet, sieht aber zu mir, als ich das Zimmer betrete.

"Hier. Hellblau wie deine Tasse an unserem... ersten Treffen." Ich glaube, ich klinge unsicher.

"Date. Ich nenne es Date."

"Okay", murmle ich, "an unserem ersten Date." Jeno grinst und steht auf, nimmt mir die Zahnbürste ab.

"Ich mag dich in so."

"In so?" Er legt seinen Kopf leicht schief. Das sieht echt niedlich aus.

"In sowas. Jogginghose. Das steht dir."

Er schmunzelt. "Ich gehe Zähne putzen. Zieh dich in der Zeit um."

"Nimm die Zahnpasta mit dem Edding-J. Das ist meine."

"Mache ich." Jeno berührt meine Hand, als er an mir vorbeigeht. Ich denke die ganze Zeit nur noch an ihn. Gehört das so? Ich hoffe, das bleibt so. Ich mag es, an ihn zu denken.

Ein bisschen später gehe ich ins Bad und nehme auf dem Rückweg noch Kopfschmerztabletten und ein Glas Wasser mit, da ich immer noch nicht weiß, wie schnell das bei mir passiert. Und bei Jeno weiß ich es sowieso nicht.

Ich stelle beides auf dem Tisch neben meinem Kopfende ab und erschrecke mich, als Jeno seine Hand an meine Seite legt.

"Jaemin-ssi."

"Hm?" Ich drehe mich zu ihm um.

"Darf ich bei dir schlafen oder auf dem Fußboden?"

"Natürlich bei mir. Wenn du ruhig schläfst und nicht schnarchst."

"Tue ich nicht. Und tue ich. Also, ruhig schlafen. Und ich schnarche nicht."

"Dann ist gut." Aber ich glaube, es wäre mir auch egal, wenn er beides täte.

"Bist du jetzt eigentlich mein Freund?", frage ich einfach so. Schließlich ist er so nah, dass ich gar nicht nachdenken kann, bevor ich etwas sage.

"Das wäre toll."

"Dann bist du jetzt mein Freund." Jeno lächelt und das ist das Letzte, was ich sehe, bevor er mich küsst. Mensch, er darf nicht so gut küssen. Das macht viel zu süchtig.

"Weißt du was, fester Freund?"

"Hm?" Meine Wangen fühlen sich warm an.

"Ich benutze die gleiche Zahnpasta wie du."

"Dann laufen wir nie in Gefahr, keine Zähne putzen zu können."

Er grinst. "Nein."

Wir machen es uns auf meinem Bett gemütlich, aneinandergekuschelt, damit ich nicht runterfalle und er nicht an der Wand liegen muss. Die Decke ist ein wenig kurz, aber das ist okay, weil ich Jeno habe. Er ist warm und außerdem liege ich lieber in seinen Armen als unter der ganzen Decke.

"Himmel, Yangyang und Mark bringen mich um, wenn ich ihnen sage, was ich hier tue. Bin von meiner eigenen Party abgehauen."

"Renjun und Donghyuck bringen mich auch um. Lassen wir uns gemeinsam begraben?"

"Na klar." Ich kann hören, dass er lächelt.

"Gute Nacht, Jeno."

"Gute Nacht, Jaemin."

In seinen Armen zu liegen, macht das Einschlafen echt leicht.

Hoffentlich bereuen wir das morgen nicht.

April 2020

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