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Jimin POV
Als wir alle Pferde versorgt hatten stand ich an der letzten Box. Sie war leer als ich hinein sah und ich runzelte die Stirn. 'Wieso war hier dann Stroh ausgelegt?' Mein Blick wanderte zur Boxentür, die geöffnet war. Draußen war es langsam dunkel geworden und ich kniff leicht meine Augen zusammen, doch sie täuschten mich nicht. Dort vor mir kam ein majestätischer weißer Hirsch hinter den Büschen angelaufen.
(So wie er, nur etwas weißer)
Er blickte sich wachsam um und kam stetig näher. Völlig überrascht sah ich zu ihm, unfähig mich zu bewegen. Der Hirsch blieb stehen und hatte mich entdeckt. Wir musterten einander und ich bemerkte nicht, wie Chanyeol näher gekommen war. "Das ist Leonidas, er ist das Reittier des Königs." Ich sah zu ihm auf. "König Yoongi hatte ihm vor vielen Jahren das Leben gerettet und seitdem ist ihm Leonidas treu verbunden. Über den Tag ist er fast immer unterwegs und er entscheidet selbst, ob er heimkehrt oder eine Nacht draußen schläft. Wir lassen für ihn die Tür offen und sollte er nicht kommen, wird sie später wieder geschlossen." Ich sah wieder zurück zu dem eindrucksvollen Hirsch, der während unser Erzählung noch näher gekommen war. Er hatte ein umfangreiches Geweih und schönes weißes Fell. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie gut Yoongi auf ihm aussah. 'Wie passend..der König des Waldes als Reittier des Königs'
Wir gingen ein paar Schritte zurück und gaben ihm seinen Platz. "Niemand hat ihn bis jetzt berührt bis auf den König", sagte Chanyeol und ich nickte. Ich konnte mir die Verbundenheit der beiden vorstellen. Fasziniert beobachtete ich noch eine Zeit den Hirsch. 'War er so scheu und distanziert wie der König selbst?' Wir räumten noch kurz auf, ehe ich mich von Chanyeol verabschiedete und mich zurück ins Schloss aufmachte. Ich lief zu meinem Zimmer und ging mich duschen. Als ich heraus kam hörte ich einige Leute über den Flur laufen. Sie mussten vom Essen kommen, also wartete ich noch einen Moment, bis ich aus dem Zimmer ging. Ich war recht spät dran, doch ich wollte nicht wieder so angestarrt werden wie heute Morgen, deshalb hatte ich extra gewartet. Als ich den kleinen Speisesaal betrat war er leer. Ich ging ein paar Schritte als ich eine Stimme hörte. "Oh Jimin du bist es", begrüßte mich Hyungwon und ich lächelte. "Hallo, hättest du vielleicht etwas zu Essen für mich?", fragte ich zaghaft und Hyungwon lachte. Er deutete mir mich zu setzen und keine fünf Minuten später kam er mit etwas essbarem zurück. "Du bist ziemlich spät dran.. ", sagte er schmunzelnd und ich nickte. "Dankeschön..ja ich..", ich überlegte, wie ich es ausdrücken sollte. "Ich fand es heute Morgen unangenehm von allen angesehen zu werden". Hyungwon nickte. "Du bist jederzeit willkommen und kannst hier her kommen." Ich lächelte ihn dankbar an und aß weiter. "Ist der König eigentlich immer so abweisend und kalt?" Hyungwon sah mich an. "Das ist sein Naturell, du wirst es früh genug bemerken. Es ist seine Art, doch wenn man ihn näher kennt, kann er auch anders sein" und damit ließ er mich allein und begann weiter aufzuräumen. Ich spürte, dass er entweder nicht weiter darüber reden wollte oder nicht konnte und bedankte mich bei ihm, ehe ich das Geschirr wegräumte und die Küche verließ. Ich ging den Flur zu Treppe entlang, als ich an dem kleinen Dienstboteneingang vorbei kam. Kurzer Hand beschloss ich nach draußen zu gehen und wurde von einem eisigen Wind begrüßt. Ich spürte direkt das Ziehen an meiner Haut und Tränen traten mir in die Augen vom kalten Wind. Ich beeilte mich rüber in den Stall zu kommen..ich hatte die Neugier einfach nicht abstellen können und wollte Leonidas nochmal einen Besuch abstatten. Als ich den Stall betrat hörte ich das entspannte Schnauben einiger Pferde und sah Blizzard, wie er sein Heu vertilgte. Ich lief still weiter, bis ich am Ende ankam. Leonidas hob seinen Kopf und ich blieb stehen. Wieder einmal staunte ich darüber, wie schön er war. Leicht senkte ich meinen Kopf und zollte ihm meinen Respekt und als ich mich wieder aufrichtete sah ich, wie auch Leonidas seinen Kopf senkte. "Entschuldige bitte die Störung, aber ich hatte vorhin vergergessen zu schauen, ob du auch Wasser hast", sprach ich ruhig. Es kam mir komisch vor mit ihm zu reden, doch gleichzeitig erschien es mir richtig. Vorsichtig öffnete ich seine Tür. Ich machte sie auf und sah, dass sein Eimer nur noch halb voll war. Ich nahm ihn an mich und füllte ihn auf. Als ich ihn wieder hinstellte, richtete ich mich auf und bemerkte, dass Leonidas nun vor mir stand. Ich hielt gebannt den Atem an, als ich meine Hand vorstreckte. Kurz bevor ich ihn berühren würde, hielt ich an und wartete. Ich sah seinen wachsamen Blick, doch nach ein paar Minuten legte er seinen Kopf an meine Hand und ich konnte sein Fell fühlen.
Das Deckhaar fühlte sich leicht rau an, das Unterfell hingegen war flauschig und warm. Ich fing an zu strahlen, während ich neben Leonidas stand. "Wie ich sehe habt ihr euch bereits kennen gelernt", hörte ich eine Stimme und zuckte zurück. "Majestät", sagte ich überrascht und trat einen Schritt zurück, ehe ich die Box verließ. "Ich..ich habe nur das Wasser aufgefüllt", sagte ich hastig und vermied seinen Blick. Er hatte eine schwarze Hose an und ein weißes Hemd..mehr nicht und allein bei seinem Anblick fing ich an zu frieren. "Zu Fremden ist er sonst nicht so zutraulich", sagte Yoongi und kam näher. Er blieb am Eingang der Box stehen und sah mich an, das konnte ich fühlen. Ich sah auf und traf direkt auf seine eisblauen Augen. Der kalte Blick brannte sich förmlich in mich. "Ist ihnen nicht kalt?", sprach ich meine Gedanken aus und hätte mich im nächsten Moment am liebsten gescholten. 'Was kümmert es mich?' Yoongi sah meine dicke Jacke an, die ich an hatte. "Ich friere nicht", sagte er und ich runzelte die Stirn. "Jeder Mensch friert", entgegnete ich und nun schmunzelte er leicht. Es kam einem Schmunzeln sehr ähnlich. Es war das erste Mal das ich so etwas bei ihm sah, wo er doch sonst wie eine Eisskulptur wirkte. "Deshalb friere ich nie", antwortete er mir und sah mich wieder kalt an. Ich schluckte und verneigte mich leicht. "Gute Nacht Majestät", sagte ich noch, ehe ich aus der Situation flüchtete. 'Was ich gerade gar nicht gebrauchen konnte, war eine Diskussion mit den König über menschliche Verhaltensweisen..nachher setzte er mich noch nachts in der Wildnis aus und ich würde jämmerlich erfrieren.'
Ich eeilte in mein Zimmer und war froh, als ich die Tür schloss. Schnell schlüpfte ich umgezogen in mein Bett, doch immer, wenn ich die Augen schloss, sah ich diesen eiskalten Blick vor mir. Yoongis eisblaue Augen hatte sich förmlich auf meine Netzhaut eingebrannt. Ich drehte mich auf die Seite und sah hinaus zum Mond. 'Warum war er zu so später Stunde noch alleine im Stall gewesen? Bedrückte ihn etwas? Und was hieß das, 'darum frierte er nie?' Ich musste über mich selbst den Kopf schütteln..'Ich sollte aufhören, mir immer über alles und jeden den Kopf zu zerbrechen, besonders über den König und seine kalte, unnahbare Art. Vielleicht konnte man auch nicht jedes Rätsel lösen..
Erfolgreich vermied ich es die nächsten Tage auf ihn zu stoßen, verbrachte meine Zeit entweder im Stall oder wenn ich Pause hatte im königlichen Garten. Ich versuchte so gut es ging, die großen Ansammlungen im Speisesaal zu vermeiden und hatte damit auch meistens Erfolg. Im königlichen Park hatte ich eine kleine Bank entdeckt, auf der ich häufig Platz nahm und die Ruhe genoss. Ab und zu kamen ein paar kleine Vögel vorbei und je öfter ich dort saß, desto mehr wurden es. Mittlerweile brachte ich immer ein paar Körner mit und meine kleinen Freunde freuten sich sichtlich darüber. Auch heute war ich wieder dort und setzte mich. Sofort besuchten mich ein paar Blaumeisen.
Yoongi POV
Seit dem Aufeinander treffen im Stall ging mir Jimin nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwas störte mich und ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Vielleicht war es die Art von ihm? Vielleicht das Leonidas ihn an sich heran gelassen hatte? Machte ich mir Sorgen, weil er ein Fremder war? Ich wusste es nicht, doch es ließ mich nicht mehr los. Dazu kam, dass ich kurz vor meinem Ritual stand und demnach noch kälter und gereizter zu den Leuten war. Ich wachte am Morgen auf und sah, dass ich die Fenster vereist hatte. Die Kraft hatte Überhand genommen und ich setzte mich auf. Jeder Schritt vereiste den Boden auf dem ich lief. Mein Atem bildete kleine Rauchwolken und ich sah zur Tür. Der Türrahmen war von Eis umgeben. Ich öffnete die Tür und sofort war Minhyuk bei mir. "Sag Jooheon und Wonho Bescheid, das Ritual muss heute statt finden", befahl ich und ging zurück. Ich zog mir schnell etwas anderes an, ehe ich es klopfen hörte und danach die Tür geöffnet wurde. Ich spürte, dass der Sturm draußen zugenommen hatte und das Schneegestöber wirbelte umher. "Wir müssen sofort los, wenn wir den menschlichen Teil bewahren wollen", sagte ich kalt und drehte mich um. Die beiden nickten nur und wir liefen los.
Draußen verwandelten sie sich. Ich setzte mich auf Jooheons Rücken und kam seiner Bitte nach. Zusammen eilten wir zum Tempel unserer Hohepriesterin. Sie hielt das Ritual ab, bei dem es mir gelang, zwar nicht mein komplettes Herz aufzutauen, aber doch meine menschliche Seite so zu behalten, dass das Auftauen in Zukunft noch möglich war. Seit meine Eltern verstarben und mein Herz sich verdunkelt hatte, hatte ich mehr und mehr an Menschlichkeit eingebüßt. Am Anfang verlief es schleppend und wir dachten einfach das mit zunehmendem Alter auch die Kraft wachsen wurde, doch dem war nicht so. Meine Leibgarde hatte unter allen Umständen eine Lösung gesucht, bis die Hohepriesterin fündig wurde..ein altes Ritual, wodurch man einem Teil von Ragnars Kraft etwas entgegensetzen konnte. Man konnte das Erkalten des Herzens nicht gänzlich aufhalten, aber stoppen in dem Zustand in dem es war und diesen Zustand des Herzens bewahren. Wir kamen an und ich sprang von Jooheon herab. "Bleibt draußen", wies ich an und keiner sagte etwas dagegen. Dann betrat ich den Tempel und stieg mehrere Treppen hinab. Als das Ritual fertig war, schaffte ich es gerade noch nach draußen, ehe meine Knie nachgaben und ich in den Schnee sackte. Es kostete mich jedes Mal wieder eine Menge Kraft.
Sofort waren Jooheon und Wonho da und stützten mich. Wonho verwandelte sich und Jooeon und ich nahmen auf seinem Rücken Platz. Ich wurde von Jooheon gestützt, sodass ich nicht fallen konnte, ehe Wonho los rannte. Er war deutlich stärker als Jooheon oder Minhyuk, deshalb machte es ihm nichts aus uns beide auf seinem Rücken zu tragen. Angekommen am Schloss trug meine Leibgarde mich zurück ins Zimmer. Dort legten sie mich ins Bett und ich merkte nur noch, wie ich wieder im Zimmer lag, ehe ich komplett abdriftete und einschlief. Als ich am nächsten Tag aufwachte, war es bereits mittags und ich setzte mich verschlafen auf. Ich fühlte mich leichter, als wäre etwas Last von meinen Schultern gefallen. "Guten Morgen Majestät", sagte Minhyuk und setzte sich zu mir. "Geht es ihnen besser?" "Ja Danke Minhyuk..und entschuldige mein Verhalten von gestern." Ich konnte deutlich spüren, dass ich mich nicht mehr so kalt fühlte, auch wenn ich es immernoch war. Diesen Effekt spürte ich immer die ersten Tage nach dem Ritual, bis es sich wieder langsam änderte. "Kein Problem Majestät, wir haben euch etwas zu Essen vorbereitet", sagte er und reichte mir ein Tablett. Ich sah ihn überrascht an und Minhyuk zwinkerte mir zu. Mein Magen grummelte und erst jetzt fiel mir auf, was ich für einen Hunger hatte. Ich fing an zu Essen und Minhyuk brachte im Anschluss das leere Tablett zurück ins die Küche. Währenddessen verschwand ich schon im Bad und wartete frisch geduscht auf ihn, als er wieder das Zimmer betrat. Wir machten uns auf den Weg hinunter in die Eingangshalle, als ich zufällig aus dem Fenster sah und Jimin etwas weiter im Garten entdeckte.
(Stellt euch den Garten so vor mit zwei Bänken in der Mitte statt dem Springbrunnen)
Ich blieb stehen und beobachtete ihn. "Was macht er da?", fragte ich Minhyuk ohne mich umzudrehen. "Er verbringt dort seine Pausen, das macht er schon seit ein paar Tagen so. Er meidet auch den Speisesaal und geht immer erst spät Essen", erklärte Minhyuk und ich lauschte aufmerksam. Und ohne groß zu überlegen, schlug ich den Weg nach draußen ein. "Warte bitte hier", gab ich Bescheid und machte mich allein auf den Weg in den Garten.
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Hallo ihr Lieben🙋♀️
Entschuldigt bitte mein weniges updaten 🙈🍀 ich versuche es wieder etwas regelmäßiger 💜
Und hoffe das Wattpad einen die Kapitel wieder hochladen lässt..das gestaltet sich in letzter Zeit etwas schwieriger🙈😠
Ich hoffe ihr habt alle ein schönes Wochenende 🙋♀️
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