~26~

Wir alle verließen den Saal und einigten uns darauf, dass wir uns alle hier um 18 Uhr wieder treffen würden, bevor Yoongi auftauchen würde. Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete meine Haare. Geduscht war ich bereits und die Haushälterinnen von Yoongi hatten mir im Geheimen eine wunderschöne weiße Festtagsjacke geschneidert. Verziert war sie mit goldenen Mustern und ehrfürchtig fuhr ich über den Stoff. Schnell machte ich meine Haare, ehe ich über mein weißes Hemd, die Jacke samt Weste drüber zog.

Alles passte perfekt zueinander und zufrieden lächelte ich. Meine schwarzen Haare bildeten den perfekten Kontrast zu meiner weißen Jacke. Dann machte ich mir eine der beiden Ketten um und fuhr sacht mit meinen Fingern über den Anhänger. Ich betrachtete ihn im Spiegel, ehe ich die Kette unter meinem Hemdskragen versteckte. Ich wollte sie Yoongi später zeigen.. es sollte eine Überraschung sein. Die andere Kette packte ich in ein kleines Säckchen, ehe ich sie in meine Jackeninnentasche tat. Noch einmal warf ich einen Blick in den Spiegel, ehe ich mit klopfendem Herzen das Zimmer verließ. Ich ging hinunter und betrat den Essenssaal. Alles sah soweit gut aus und kurz nach mir kamen Minhyuk und Wonho. Jooheon würde Yoongi begleiten. Die beiden hatten sich ebenfalls etwas edleres angezogen, doch ich kam nicht drum herum ihre erstaunten Gesichter zu bemerken. Verlegen sah ich an mir hinab. "Kann ich das so anziehen?" Minhyuk kam auf mich zu und lächelte. "Jimin du siehst umwerfend aus, es wird ihn umhauen". Ich wurde rot, doch schaffte es trotzdem ihn anzulächeln. "Vielen Dank..ich hoffe nur, dass ihm die Überraschung gefällt." Wir gingen alle zusammen in Richtung Tisch. Wonho schloss zu uns auf. "Ich glaube, er wird sie lieben", sagte er und zwinkerte mir zu.

Wir stellten uns vor den langen Tisch und mussten gar nicht lange warten, bis wir von draußen Stimmen vernahmen. Ich sprach mir noch einmal Mut zu und stellte mich aufrechter hin. Die Tür ging auf und Yoongi und Jooheon betraten den Saal. Sie unterhielten sich und Yoongi wollte noch etwas sagen, doch wir unterbrachen ihn. "Überraschung", riefen wir alle durcheinander und Yoongi blieb erschrocken stehen. Jooheon ging an ihm vorbei und stellte sich zu Minhyuk, der seine Hand nahm. Ich konnte Yoongis überraschten Blick sehen. Er schien alle Eindrücke des Raumes in sich aufzunehmen. Sein Blick wanderte von den Girlanden zu den Luftballons, die den Raum schmückten. Doch mein Blick blieb nur an ihm hängen. Er trug eine schwarze Jacke mit goldenem Muster und sah damit umwerfend aus. Sie bildete einen Kontrast zu seinen weißen Haare und seiner blassen Haut und stand ihm gut.

Dann sah er uns alle nacheinander an, ehe sein Blick an mir hängen blieb. Er musterte mich genau und ich trat ein paar Schritte vor, ehe ich vor ihm stehen blieb. Noch immer sah er mich so verschlossen an. Sein Gesichtsausdruck verriet nun nichts mehr und ich wurde nervös. "Ich hatte die Idee dich mit einer Geburtstagsfeier zu überraschen und konnte die anderen überzeugen.. Ich habe schon gehört eigentlich magst du deinen Geburtstag nicht so feiern, aber ich hatte gehofft, dich vielleicht doch überzeugen zu können.." Zum Ende hin wurde meine Stimme immer leiser und ich senkte den Blick auf meine Hände. Ich spürte, wie ich traurig wurde. Ein dumpfes Gefühl machte sich in meiner Brust breit und meine Hoffnung schwand dahin. Doch eigentlich hatte ich kein Recht dazu. Minhyuk und Wonho hatten mich ja gewarnt und ich hatte nicht gehört. Ich bemerkte, dass Yoongi sich bewegte und sah auf. Er sah mich an, ehe er sich zu den Fenstern drehte und sie kunstvoll mit Eis verzierte. Ich sah ihm erstaunt zu. Dann wandte er sich dem Tisch zu und erschuf ein paar Blumenkränze aus Eis, die den Tisch dekorierten. Unsere Blicke trafen sich wieder und ich kam nicht umhin ihn zu fragen. "Es gefällt dir?" Er nickte und lächelte und sofort war all die Angst vergessen. All die schlechten Gedanken fielen von mir ab und machten einem einzigen Gefühl, der puren Freude platz.

Ich fing an zu lächeln und er nahm sanft meine Hand, ehe er mich zum Tisch führte und ich mich setzte. Danach setzten sich auch die anderen. Hyungwon kam mit dem Essen herein und er und seine Köche hatten sich wirklich selbst übertroffen. Yoongi bat Hyungwon mit Platz zu nehmen und die Stimmung war ausgelassen. Ich kam nicht umhin immer wieder zu Yoongi zu sehen und vor mich hin zu grinsen. Er lächelte und schien sich wirklich zu amüsieren und das freute mich ungemein. Nach dem Essen betraten ein paar Diener den Saal und fingen an zu musizieren. Erstaunt sah ich ihnen dabei zu. Plötzlich stand Hyungwon auf und zog Wonho mit sich. Sie fingen an zu tanzen und ich klatschte begeistert. Das nächste Lied war eines, was ich auch aus meiner Heimat kannte und liebte. Überrascht sah ich die Musiker an, ehe ich aufgeregt zu Yoongi sah. Er hatte sich mir zugewandt und schien zu verstehen, warum ich so aufgeregt war. "Es ist aus deiner Heimat stimmt's?" Ich nickte und im nächsten Moment reichte er mir seine Hand. Ich verstand ihn und legte meine Hand in seine, ehe er mich zur 'Tanzfläche' führte. Es war ein etwas schnelleres Lied und zu meiner Verwunderung kannte Yoongi die Tanzschritte, sodass wir den traditionellen Tanz meines Lands zusammen tanzten. Hyungwon und Wonho schlossen sich an und nach kurzer Übung hatten sie ihn ebenfalls drauf. Ich lachte und fühlte mich so ausgelassen, wie lange nicht mehr. Ich wusste nicht, wie lange wir tanzten, doch irgendwann wurde ein langsameres Lied angestimmt und wie automatisch fand ich mich vor Yoongi stehend wieder.

Ich sah hinauf in seine blauen Augen, die mich anfunkelten und spürte, wie mein Herz kräftig in meiner Brust schlug. Nervös legte ich langsam meine Hand auf seine Schulter und spürte, wie Yoongi sanft seine Hand auf meiner Hüfte platzierte. Ich sah zu unseren Händen, wie sie sich miteinander verbanden, ehe ich wieder aufsah und Yoongi mich anlächelte. Wir fingen an zu dem langsamen Lied zu tanzen und Yoongi führte mich. Wie von selbst schwebten wir über den Boden, in perfekter Harmonie. Während wir tanzten konnte ich meine Augen nicht von Yoongis Gesicht abwenden.

Zu fasziniert war ich von seinen weißen Haaren, die leicht im Wind wehten und
von seinen blauen Augen, in denen sich die Lichter des Kronleuchters über uns spiegelten.

Mit einer Handbewegung drehte er mich unter seinem Arm hindurch, ehe er sanft unsere Hände wieder miteinander verband. In einem langsamen Walzerschritt tanzten wir im Saal umher, wobei keiner von uns so richtig seine Umgebung wahrnahm. Alles verschwamm mit einander und trat in den Hintergrund. Mein Herz spielte verrückt und mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Yoongi so nah zu sein, ihn über so längere Zeit zu berühren und mit ihm zu tanzen. Je länger ich ihn ansah, desto mehr verlor ich mich in seinen Augen. "Vielen Dank Jimin", sagte Yoongi und ich sah verwirrt zu ihm. "Wofür?" "Dafür, dass du diese Feier für mich veranstaltet hast..ich hatte viel..Spaß heute". Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er es wirklich so meinte. Peinlich berührt senkte ich den Blick. "Das habe ich gerne gemacht.. " Ich sah wieder auf und musste einen Moment schlucken, als ich merkte, wie nah wir uns eigentlich waren..wie Yoongi zu mir herunter sah. "Mit ganzem Herzen", sagte ich leiser, doch Yoongi hatte mich gehört.
Seine Augen funkelten auf und als das Lied langsam ausklang, da dachte ich nicht lange nach, sondern legte meinen Kopf auf Yoongis Brust. Mit geschlossenen Augen tanzte ich langsam mit ihm weiter. Ich hatte meine Arme vorsichtig um seinen Hals geschlungen, doch er hatte nichts gesagt und nach kurzem Zögern, legte er beide Hände an meine Hüfte. Ich genoss Yoongis Nähe und konnte seinem Herzschlag lauschen. Das beruhigte mich ungemein.

"Jimin?" Ich öffnete meine Augen und sah zu ihm auf. "Ich möchte dir etwas zeigen", sagte Yoongi und erst jetzt stellte ich fest, das wir allein waren. Die anderen mussten zwischendurch gegangen sein, um uns etwas Zeit zu zweit zu geben. Ich nickte und folgte ihm. Er führte mich durch die linke Tür des Saals und dann gerade aus. "Mach deine Augen zu", bat er mich und ich schloss meine Augen, ehe ich hörte, wie eine Tür geöffnet wurde und ich hindurch geführt wurde. Ich vernahm einen süßlichen Geruch um mich herum. "Du kannst die Augen jetzt öffnen", flüsterte er nah an meinem Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. Dann öffnete ich die Augen und sah mich überrascht um. Vor mir erstreckte sich ein Wintergarten voll von wunderschön blühenden Blumen. Erstaunt lief ich einen kleinen Weg entlang, der zwischen den Pflanzen hindurch führte. "In diesem Raum sind all die Pflanzen, die früher in meinem Königreich geblüht haben." Ich sah zu Yoongi und dieser sah mich an, ehe er seinen Blick schweifen ließ. "Bevor ich alles mit Schnee und Eis bedeckt habe.. wahrscheinlich existieren sie unter der Schneedecke immernoch." Ich konnte eine gewisse Traurigkeit in seiner Stimme erkennen. "Ich komme hierher, wenn ich mich darin erinnern will, in was für einem Königreich meine Eltern gelebt hatten.." Mein Herz zog sich bei diesem Satz zusammen und ich nahm vorsichtig seine Hand. "Es ist wirklich schön hier", sagte ich zur Aufmunterung und Yoongi sah zu mir. "Warte ab, gleich ist es 22 Uhr..wenn dir das schon gefallen hat, wird es dir gleich die Sprache verschlagen". Er lächelte wieder leicht, was mich beruhigte und auch mich ebenfalls Lächeln ließ. Dann sah er sich um. "Es ist soweit". Ich sah ebenfalls die Pflanzen an unserem Weg an und erst wusste ich nicht, worauf er hinaus wollte. Doch dann veränderten sich die Pflanzen nach und nach. Die Blüten fingen an in einem fluoreszierenden Licht zu leuchten und dieses Licht setzte sich bei den Blättern in den verschiedensten Mustern fort.

"Yoongi das ist unglaublich", sagte ich und berührte eine Pflanze leicht. Um uns herum hatten alle Pflanzen angefangen zu leuchten und erhellten nun die Dunkelheit. Sie hatten ganz unterschiedliche Lichter und ich konnte meine Augen gar nicht abwenden. "Sie leuchten jetzt bis heute früh und wenn die Sonne aufgeht, dann verblasst das Licht wieder." Wir liefen weiter und noch immer hielt ich seine Hand, doch keinen von uns störte das. Etwas weiter vorne stand eine kleine Bank aus weißem Marmor, auf die wir uns setzten. Ich konnte nicht aufhören zu Staunen, doch irgendwann riss ich mich zusammen, denn ich wollte Yoongi mein Geschenk auch noch geben. Ich sah zu ihm und er spürte, das ich ihn ansah, also drehte er sich zu mir. "Yoongi, ich habe noch etwas für dich". Ich konnte sehen, wie er mich verwirrt ansah, als ich in meine innere Jackentasche griff. Ich holte das kleine Säckchen heraus und nun spürte ich doch wieder die Nervosität aufkommen. "Ich habe dir anlässlich des heutigen Tages ein kleines Geschenk besorgt, was uns beide miteinander verbinden soll." Ich holte die Kette aus ihrem Säckchen heraus. "Damit du diesen Tag nicht vergisst." "Werde ich nie", sagte Yoongi und sah mich dabei ernst an. Ich schluckte und zeigte ihm die Kette. "Sie ist eine Zwillingskette. Sie wurde mit dem perfekten Gegenstück hergestellt." Dann zog ich den Kragen meines Hemdes etwas nach unten. "Siehst du, die andere trage ich." Yoongi nahm die Kette mit ihrem Anhänger vorsichtig in die Hand und betrachtete ihn.

"Alles Gute zum Geburtstag Yoongi", sagte und konnte sehen, wie er die Kette gerührt ansah. Die filigran gearbeitete Schneeflocke glänzte etwas in dem Licht um uns herum. "Würdest du sie mir ummachen?", fragte er mich und ich nickte. Dann stand ich auf und trat langsam hinter ihn. Aus seiner Hand nahm ich vorsichtig die Kette und legte diese um seinen Hals. Ich berührte beim Zumachen des Verschlusses kurz seine Haut im Nacken und konnte sehen, wie er leicht zu mir nach hinten sah. Ich biss mir auf die Unterlippe, um mich zurück zu halten, weiter seinen Hals entlang zu fahren und trat einen Schritt zurück. Noch immer sah ich ihn an. Er berührte den Anhänger noch einmal sachte und schien in Gedanken. "Er ist wirklich schön Jimin, vielen Dank". Ich trat wieder neben ihn und setzte mich. Wir sahen einander an und ich lächelte.

"Jetzt sind wir miteinander verbunden", sagte ich und wurde leicht rot. Yoongi lächelte ebenfalls leicht und ich konnte spüren, wie sich ein unsichtbares Band zwischen uns entwickelte. Ohne das ich drüber nachdachte fand meine Hand den Weg in seine. So saßen wir nebeneinander und genossen die Stille und die Aussicht, die sich uns bot.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top