Jimin POV

Ich war noch etwas schwach auf den Beinen. Als wir rauskramen schlug mir ein eisiger Wind entgegen und ich zog meine Kaputte enger zu. "Alles gut Jimin?" "Ja alles gut, lass uns Blizzard besuchen", bat ich Yoongi und zusammen liefen wir zum Stall. Als ich ihn betrat, steckten ein paar Pferde ihre Köpfe aus den Boxen. "Na ihr", begrüßte ich sie. Ich kam an Blizzards Box an, doch ehe ich etwas sagen musste, war sein Kopf draußen und er wieherte mich an. "Na mein kleiner", sagte ich und kraulte seinen Kopf. Der Hengst schnaubte und knabberte an meiner Hand. "Ich hab dich auch vermisst". "Ich wollte schon eher..", doch bevor ich weiter sprechen konnte, bekam ich einen Hustenanfall. Ich schloss die Augen und sackte leicht ein, doch spürte plötzlich eine Hand an meinem Bauch, die mich stützte. Ich lehnte mich an Yoongis Brust an und atmete durch. Etwas peinlich war es mir schon, dass er mich so stützen musste, aber irgendwie genoss ich es..so an ihn gelehnt zu stehen. "Geht es wieder?", fragte dieser ruhig und ich nickte. "Dankeschön Yoongi". "Gerngeschehen Jimin". Doch er machte keine Anstalten wegzugehen und so blieb ich einfach stehen und kraulte Blizzards Kopf weiter.

"Wollen wir noch schauen, ob Leonidas da ist?", fragte ich und drehte mich leicht zu Yoongi um. Ich wusste ja das wir nah beieinander standen, aber erst als ich mich umdrehte realisierte ich wie nah. Yoongi sah zu mir hinab und nickte. Dann lief er langsam los und ich folgte ihm klopfenden Herzens. Leonidas war zu unserem Glück da und so kraulten wir ihn auch etwas, ehe ich merkte wie ich müde wurde. Erschöpfung machte sich in meinem Körper breit und ich gähnte. "Komm Jimin ich bringe dich zurück, für heute reicht es erstmal", sagte Yoongi und ich nickte. Als er loslief legte ich meine Hand auf seinen Arm und harkte mich sanft unter. Ich konnte spüren, wie Yoongi sich erst anspannte, aber dann wieder entspannte. Wir liefen zusammen zurück und ich merkte, wie er ganz leicht seine Armhaltung änderte, damit ich es leichter hatte. Wärme breitete sich in meinem Magen aus und ließ mich Lächeln. Als wir an meinem Zimmer ankamen, dankte ich ihm für den Ausflug, ehe ich mich in mein Zimmer begab.

In den darauffolgenden Tagen ging es mir schon besser. Ich spürte, wie ich etwas mehr Kraft bekam und freute mich darüber. Heute hatte ich am Vormittag Chanyeol und Blizzard besucht und nun am Nachmittag war ich auf dem Weg zur Bibliothek. Ich hatte von Yoongis großer Sammlung gehört und wollte sie gerne selbst sehen. Als ich den Raum betrat war ich überrascht. Auf der linken Seite erstreckten sich Regale voller Bücher und auf der rechten Seite gab es immer wieder Durchgänge, durch die das Licht herein schien.

Dahinter verbarg sich eine Leseecke mit mehreren Sesseln und einem Kamin. Die Decke schmückte ein rießiges Gemälde und ich stand einige Zeit einfach nur da und betrachtete es. Dann lief ich umher und betrachtete die Bücher. Ich ließ meine Finger über die Buchrücken wandern und hielt bei einem bestimmten an. Es sah schon sehr benutzt aus und ich griff danach. 'Eine verwunschene Welt' war der Titel des Buches. "Es war mein Lieblingsbuch als ich kleiner war", sagte Yoongi. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Ich hatte nicht mitbekommen, dass er ebenfalls hier war. "Es hört sich spannend an." Yoongi betrachtete das Buch. "Früher hatte mir meine Mutter auch öfters daraus vorgelesen". Ich nickte. "Und was hast du heute für Lieblingsbücher?", fragte ich und Yoongi sah auf. "Eigentlich komme ich jetzt kaum mehr zum Lesen.." Ich sah ihn mitfühlend an und beschloss ihn aufzuheitern. "Erzählst du mir etwas über das Buch?"

Wir liefen zur Leseecke und ich lauschte Yoongis Erzählungen über verwunschene Königreiche, über Drachen und  Helden. Er zeigte mir auch noch weitere Bücher und ich erzählte ihm von Büchern, die ich früher gelesen hatte. Wir realisierten gar nicht wie die Zeit verging, erst als Wonho Bescheid gab, dass das Essen fertig sei, machten wir uns auf den Weg.

Ich konnte seit langem Mal wieder mit allen zusammen Essen und die Stimmung war gut. Die Jungs neckten sich untereinander und endlich fühlte es sich komplett an, jetzt wo Jooheon wieder bei uns saß. Doch als ich am nächsten Morgen aufwachte, konnte ich spüren das etwas anders war. Draußen auf dem Flur waren Stimmen zu hören und ich setzte mich verwirrt auf. ' Hatte ich etwas nicht mitbekommen?'

Yoongi POV

Als ich am Morgen aufwachte, seufzte ich und schloss für einen Moment nochmal die Augen.  Heute war der Tag des Prozesses gekommen. Ich hasste solche Tage..hasste es am Ende eine Strafe über die Angeklagten zu verhängen und diesmal war es besonders schlimm.. Ich stand auf und machte mich fertig. Ich zog ein weißes Hemd, eine weiße Hose und weiße Stiefel an. Dazu machte ich mir den blauen Umhang um. Zuletzt setzte ich meine Krone auf. Noch einmal atmete ich tief durch, ehe ich den Raum verließ. Wonho begleitete mich hinunter in den Thronsaal. "Minhyuk sagt, der Dorfvorsteher wird jeden Moment mit dem Angeklagten und der Frau des Verstorbenen hier eintreffen. Er und zwei weitere Wachen begleiten sie". Ich nickte. "Okay gut, ich möchte das ihr die Zeit über an meiner Seite bleibt." Es war untypisch für mich, doch irgendwie fühlte ich heute anders. Wonho nickte und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich sah zu ihm. "Macht euch keine Gedanken Majestät, es wird alles gut werden."

Ich nahm im Thron platz und wartete, ehe es an der Tür klopfte und ich die Gäste herein bat. Jooheon stellte sich auf meine andere Seite und Minhyuk blieb bei dem Angeklagten. Sie hatten seine Hände hinterm Rücken gefesselt. Minhyuk zwang ihn sich hinzuknien und nun saß er ein paar Meter vor mir, den Kopf zum Boden gesenkt. Mein Blick wanderte zum Dorfvorsteher. "Lasst uns die Anhörung beginnen". Der Mann trat vor und berichtete mir, wie der Mord geschehen war. Zwischen durch fragte ich die Witwe, ob die Aussagen stimmten, die der Zeuge von sich gab. Nachdem ich mir alles angehört hatte, wandte ich mich dem Angeklagtem zu. "Was habt ihr zu eurer Verteidung zu sagen? Ich möchte eure Seite der Geschichte hören", doch der Mann lachte nur. "Es ist wie sie es erzählt hat." "Du gibst zu den Mann getötet zu haben?", fragte ich nach und er lachte ebenfalls, ehe er die Frau des Verstorbenen ansah. " Du gehörst mir! Das hast du schon immer..und jetzt wo dein Mann weg ist.. " "Du Monster", schrie die Frau dazwischen und ich hob die Hand. Ich hatte genug gehört.

"Es reicht", sagte ich lauter und alle verstummten. Ich brauchte nicht weiter zu zuhören, um mitzubekommen, dass der Angeklagte den Verstorbenen vorsätzlich ermordet hatte..und auf dieses Verbrechen stand in meinem Königreich die Höchststrafe. Hatte es schon, als noch mein Vater gelebt hatte.. "Ich habe alle Seiten angehört und bin zu dem Schluss gekommen, dass den Angeklagten die volle Schwere seines Verbrechens klar war und er dem entsprechend die höchste Strafe erhält." Ich stand auf und lief auf dem knieenden Mann zu. Ich sammelte meine Kräfte und spürte wie die Kälte durch meine Adern floss. Ich merkte direkt, wie mein Herz sich weiter verdunkelte bei diesem großen Gebrauchen meiner Macht. Der Mann sah zu mir auf und zum ersten Mal heute, sah ich so etwas wie Angst in seinen Augen aufblitzen. Ich beugte mich hinunter und gab ihm einen Eiskuss auf die Stirn und der Mann fiel erstarrt um. Als er leblos vor mir lag, fühlte ich Bedauern..darüber, wie das Leben des Mannes enden musste durch seine Tat.. Bedauern, dass ich solch eine Tat ausführen musste.. für den Moment fühlte ich eine ungeheure Last auf meinen Schultern. Doch es half nichts.. Ich atmete tief ein und streckte die Schultern durch. Der Raum hatte sich merklich abgekühlt und als ich mich aufrichtete merkte ich, wie an der Wand der Raureif glitzerte. Ich drehte mich zum Dorfvorsteher um, der mich wie die Witwe verschüchtert ansah. "Ihr könnt ihn nun mitnehmen. Die Verhandlung ist hiermit beendet. Eine meiner Wachen wird euch helfen ihn zurückzubringen." Sie nickten und verneigten sich, ehe sie mit meiner Wache den Saal verließen. Ich spürte die Kälte weiter ansteigen und ballte die Hände zu Fäusten. "Jooheon", sagte ich und hörte Schritte.