~20~

Es war seltsam, jetzt wo ich wieder bei vollem Bewusstsein war, musste ich immer wieder daran denken, wie ich in Yoongis Armen gelegen hatte. 'Würde ich nochmal in seinen Armen liegen? Wollte ich das überhaupt?' Ich biss in mein Toast und mein Blick wanderte automatisch zu Yoongi, der aus dem Fenster sah. Ich betrachtete sein seitliches Profil. 'Kam es mir nur so vor oder waren seine Gesichtszüge irgendwie.. sanfter geworden?' Sein Kopf drehte sich zu mir und ertappt sah ich auf mein Essen. "Schmeckt es?", fragte er und ich nickte. Dann kam mir etwas in den Sinn. "Wann könnte ich Blizzard wieder sehen?" Yoongi hatte mir schon erzählt, dass es ihm gut ging und ich hatte mich entschuldigt ihn in Gefahr gebracht zu haben. "Wenn es dir in den nächsten Tagen besser geht, können wir ihn am Montag besuchen gehen." Ich lächelte und spürte, wie mir warm wurde. Ich mochte es, wenn Yoongi in der Wir-Form sprach. "Sehr gerne", sagte ich schnell und aß auf. "Ich habe heute eine etwas längere Sitzung, aber Wonho wird an deiner Tür Wache halten. Wenn etwas ist, zögere nicht ihn anzusprechen", sagte Yoongi und ich nickte. Ich wollte nicht das er ging, doch wusste, dass es keine andere Wahl gab. "Sehen..wir..uns später nochmal?", traute ich mich zu fragen. Ich wusste nicht, wieso ich plötzlich so nervös war. Yoongi sah zu mir. "Wenn du das wünschst". Ich nickte und er verabschiedete sich, ehe er das Zimmer verließ.

Ich lag eine Weile einfach nur da, ehe ich zur Tür sah. Mir kam eine Frage in den Sinn. "Wonho?" Keine Sekunde später öffnete er die Tür und sah hinein. "Ja?" Ich wurde rot und sah schnell weg. "Ach nichts.." Doch er betrat das Zimmer und kam zu mir. Vor meinem Bett blieb er grinsend stehen und sah zu mir. "Raus mit der Sprache Jimin, was willst du fragen". Ich sah ihn erstaunt an. "Woher..?" "Man sieht doch, dass dir etwas auf der Zunge liegt". "Naja..kannst du dich tatsächlich einfach so in einen Wolf verwandeln?" Wonho lachte auf. "Hast du es jetzt herausgefunden?" Ich verdrehte die Augen, musste aber grinsen. "Ja habe ich und Yoongi hat mir von euch erzählt." "Ja ich kann mich verwandeln." Ich biss auf meine Unterlippe. "Auch..auch jetzt?", fragte ich aufgeregt. Ich hatte noch nie einen Wolf aus der Nähe gesehen und erst recht nicht so große. Wonho sah sich um. "Sollte passen", meinte er und vor meinen Augen wechselte er in seine Wolfsform..und plötzlich stand dort dieser riesige weiße Wolf vor mir. Ich sah ihn beeindruckt an. Von nahem sah er noch unglaublicher aus. "Wow.. du siehst unglaublich aus", sagte ich und er tapste näher. Sein Fell sah so flauschig und weich aus. Er war von der Statur etwas breiter gebaut, wie auch in seiner menschlichen Form.  Ich streckte vorsichtig die Hand aus.

"Darf ich?", fragte ich vorsichtig. Er nickte und ich legte meine Hand sanft an die Seite seines Kopfes. Sein Fell war wirklich so weich und flauschig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kraulte ihn leicht hinter den Ohren und hörte Wonho wohlig grummeln. Grinsend senkte ich die Hand wieder. "Das muss Hyungwon ziemlich beeindrucken oder?" Wonho verwandelte sich zurück und lief leicht rot an. "Ich habe euch vorhin gemeinsam draußen gesehen." Wonho wippte mit den Füßen auf und ab und sah verlegen aus. "Ja ihn stört meine Wolfsform nicht", sagte Wonho und ich lächelte noch mehr. Dann fing Wonho an zu lächeln. "Hast du Lust etwas zu spielen?"

In den nächsten Stunden zeigte mir Wonho ein Kartenspiel, dass sie mit Yoongi gespielt hatten seit sie klein waren. Irgendwann gesellte sich Minhyuk mit dazu und wir spielten zu dritt weiter. Ich erfuhr das Yoongi in drei Tagen hier im Schloss einen Prozess leiten würde. Ich wusste noch wie anstrengend  es gewesen war, wenn Vater solche Verhandlungen geführt hatte. 'Armer Yoongi.. und er musste das alles allein bewältigen..' Am Abend klopfte es an meiner Tür. Ich hatte bereits gegessen und meine Medizin genommen. Nun lag ich wieder im Bett und sah hinaus in den Nachthimmel. "Ja?", fragte ich und setzte mich auf. Yoongi betrat mein Zimmer und ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. "Du bist gekommen", sagte ich ohne groß Nachzudenken. "Du hattest es dir gewünscht", sagte Yoongi und ich lief leicht rot an. Er setzte sich in den Sessel neben meinem Bett und ich lehnte mich am Kopfende an. "Wie geht es dir?" "Schon besser, der Husten nimmt von Tag zu Tag etwas mehr ab". Yoongi nickte und sah hinaus. "Wie geht es dir?", fragte ich sanft und beobachtete, wie Yoongi in den Sternenhimmel hinauf sah.

"Heute war ein langer Tag gewesen..tut mir leid, dass es jetzt so spät geworden ist". Ich lächelte. "Kein Problem". "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du noch wach wärst..wieso schläfst du noch nicht?", fragte er ruhig und drehte sich zu mir. Ich sah hinab. "Naja..mir geht einiges durch den Kopf", Yoongi schien zu verstehen und nickte. 'Auch einiges was du nicht wissen kannst', dachte ich und sah von Yoongi zum Himmel. "Mir geht es ganz ähnlich", sagte Yoongi und unsere Blicke trafen sich. Ich nahm all meinen Mut zusammen und kämpfte gegen mein nervös klopfendes Herz an. "Wenn du möchtest..würde ich mich freuen, wenn du mir etwas Gesellschaft leisten würdest..dann bin ich nicht so alleine.." Ich wollte die Decke über meinen Kopf ziehen und für immer darunter verschwinden..so schwer war es gerade gefühlt diese paar Wörter zu Yoongi zu sagen. Ich bemerkte das Yoongi aufstand und aus den Augenwinkeln registrierte ich, dass er sich auf die Bettseite neben mich legte.

"Besser?", fragte er und ich nickte, ehe ich mich mit rotem Kopf neben ihn legte..diesmal in vollem Bewusstsein. Ich hörte seine Atmung, spürte seine Bewegungen neben mir, konnte seine Wärme fühlen, was mich erst recht nicht schlafen ließ. Wir lagen nebeneinander und sahen an die Decke, jeder in seine Gedanken vertieft. Ich wusste diese Frage war sehr persönlich und ich traute mich nicht sie zu stellen, doch schon etwas länger geisterte sie durch meine Gedanken. Ich sah hinüber zu Yoongi und bemerkte das er ebenfalls zu mir sah. Wir sahen einander an. Wieder einmal bewunderte ich seine weißen Haare, seine helle ebenmäßige Haut und die blauen Augen, die mich aufmerksam musterten. Ich dagegen sah Dank meiner Krankheit einfach nur fertig aus..das hatte ich heute schmerzlich feststellen können, als ich mich gewaschen hatte.. so wollte ich eigentlich vor Yoongi nicht aussehen. Ich hatte das Bedürfnis ihm zu gefallen, doch so konnte ich das nicht... Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. "Was bedrückt dich Jimin? Ich kann es an deinem Gesicht förmlich ablesen", fragte Yoongi. Ich verdrängte die Gedanken von eben, morgen hatte ich genug Zeit darüber nachzudenken wieso ich so fühlte.. Also doch lieber die unbequeme Frage von vorhin..

Ich atmete tief ein. "Wo..wo sind eigentlich deine Eltern Yoongi?" Ich konnte sehen, wie seine Augen an Ausdruck verloren und wusste sofort, das konnte nichts gutes heißen. "Ich habe sie verloren als ich 14 Jahre alt war.." Ich spürte den Schmerz in seiner Stimme und drehte meinen Kopf zu ihm um. Er war so lange schon allein gewesen..hatte dieses Reich allein geführt, hatte keinen Vater gehabt, den er um Rat fragen konnte..keine Mutter, die ihm Liebe und Güte schenkte.. Wieder sah ich hoch an die Decke. 'Ich hatte das Bedürfnis ihm zu zeigen, dass er nicht mehr allein war'..Ganz langsam legte ich meine rechte Hand auf seine Linke. Sanft umgriffen meine Finger seine und mein Herzschlag explodierte in meiner Brust. Ich sah weiterhin nach oben an die Decke, traute mich nicht ihn anzusehen. Ich hatte Angst er würde seine Hand wegziehen, doch nach kurzem Zögern umschlossen auch seine Finger meine. So lagen wir einfach nebeneinander und ich wusste nicht mehr wann wir eingeschlafen waren, doch als ich am nächsten Tag aufwachte befand sich meine Hand immernoch in seiner.

Ich zog mir gerade ein frisches Hemd über, als es an der Tür klopfte. Noch einmal fuhr ich mir durch meine Haare, ehe ich antwortete. Yoongi öffnete die Tür und automatisch lächelte ich ihn an. "Bist du bereit?", fragte er und ich nickte. Ich schnappte mir meine Jacke und wir gingen los. Wir liefen langsam, es war für mich seit ein paar Tagen das erste Mal, dass ich das Bett verlassen konnte.

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