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Am nächsten Morgen stand ich schon relativ früh auf und machte mich frisch, ehe ich meine Uniform anzog und mir meinen Umhang umband. Dann lief ich hinunter zur Küche, denn ich wollte eine Überraschung für Taehyung vorbereiten lassen. "Guten Morgen", grüßte ich den Küchenchef und er verbeugte sich tief. "Womit kann ich Ihnen dienen?" "Können Sie für mich Pfannkuchen machen? Ich möchte Prinz Taehyung damit überraschen", gab ich zu und der Küchenchef nickte grinsend. Es dauerte nicht lange und ich hielt das Tablett in meinen Händen. Aufgeregt lief ich die Treppen herauf und blieb vor Taehyungs Zimmer stehen. Ich klopfte, doch als ich die Tür öffnete, blickte ich in ein leeres Zimmer. Das Bettzeug war noch unordentlich, er konnte also noch nicht lange weg sein. Ich sah mich im Zimmer um, doch von ihm keine Spur, also verließ ich das Zimmer und stand nun unschlüssig auf dem Flur. 'War er so früh schon zu Vater bestellt worden? Doch das hielt ich für recht unwahrscheinlich.' Während ich überlegte, wo sich Taehyung aufhalten könnte, hörte ich plötzlich gedämpftes Stöhnen aus dem Zimmer meines Bruders. Zuerst war ich etwas verwirrt. Ich lauschte und hörte es nach einiger Zeit nochmal. 'Ging es meinem Beuder nicht gut?' Mit einem unguten Gefühl trat ich näher. Ich öffnete die Tür leise einen Spalt. Das Tablett war Gott sei Dank nicht so groß und auch nicht zu schwer beladen.
Was mich da erwartete verschlug mir allerdings die Sprache. Durch den kleinen Spalt sah ich meinen Bruder, splitterfaser nackt und verschwitzt im Bett liegen. Über ihn war Taehyung gebeugt, der ebenfalls nackt war und ihn so eben küsste. "Ahh..Tae", wimmerte mein Bruder auf. "Ich hab dich so vermisst Babe", stöhnte Tae und ich hatte das Gefühl mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. 'War das wahr? Die beiden waren ein Paar?' Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und ich ließ erschrocken das Tablett fallen. Er klirte und schepperte und die Gesichter der beiden drehten sich ertappt zu mir. Ich starrte sie für den Moment einfach nur versteinert an. 'Sie hatten mich hintergangen..wie lange ging das schon? War irgendwas echt? Heiratete Taehyung mich um Jungkook nahe sein zu können?' "J..Jimin", stotterte Jungkook und das war es, was mich zurück holte in die Realität..in der mein Bruder und mein Verlobter mich zum Narren gehalten hatten und sich hinter meinem Rücken miteinander vergnügten. Auf dem Absatz machte ich kehrt und rannte los. Sie hatten mit mir gespielt, mich vorgeführt und ich war ihrer Sache auf den Leim gegangen.. so schnell ich konnte floh ich aus der Situation. Die Bilder hatten sich in meinen Kopf eingebrannt..mein Bruder wie er stöhnend unter Taehyung lag. Ich hörte sie meinen Namen rufen, also nahm ich gleich zwei Stufen auf einmal und rannte so schnell ich konnte. Erst langsam realisierte ich das ganze Ausmaß..die Blicke der beiden, wie sie sich gestern Abend amüsiert hatten, wie sie sich in die Augen sahen, wenn sie dachte niemand würde es mitbekommen.. und das war nicht nur dieses Mal so gewesen. Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich stürmte an den verblüfften Wachen vorbei zum Stall. Dort angekommen schnappte ich mir Amars Zaumzeug und lief zu seiner Box. Der Wallach sah mich aufmerksam an. Er schien sofort zu Wissen, das etwas nicht in Ordnung war. "Komm her mein Junge", sagte ich und zäumte ihn auf. Dann führte ich ihn in die Stallgasse und stieg auf. Ich hatte keine Zeit für einen Sattel. Ich wollte einfach nur noch weg von hier. Panisch sah ich mich um.
"Lauf so schnell du kannst, bring mich von hier weg", sagte ich und der Wallach schien zu verstehen. Er wieherte und lief los. Ich hörte Taehyungs Rufe aus dem Schloss, doch ich ignorierte ihn. Die Wachen öffneten das Tor und schon war ich raus und davon gestürmt. Amar schoss los und ich hielt mich einfach in seiner Mähne fest, ließ ihn den Weg wählen, während meine Sicht langsam verschwamm. Ich spürte den Schmerz im Herzen. Er hatte mich betrogen.. mit meinem eigenen Bruder. Ich schluchzte auf. 'Wie hatte ich so blind sein können? Wie hatte es mir erst jetzt im Nachinein auffallen können? Diese komplette Hochzeit war ein einziger Witz gewesen..genau wie meine Gefühle..' Eine Weile ritt ich noch so durch den Wald, ehe ich Amar etwas zügelte. Ich hörte keine Verfolger, also ritt ich etwas gemäßigter weiter. 'Was sollte ich jetzt tun? Zurück konnte und wollte ich nicht mehr..ich wollte den beiden nie wieder unter die Augen treten. Doch wohin?' Ich wischte mir die Tränen weg, doch sie wollten nicht stoppen. "Was soll ich bloß tun?", weinte ich und vergrub mein Gesicht in Amars Mähne. Der Wallach schnaubte und lief unbeirrt weiter. Als es langsam dunkel wurde, suchte ich ein geschütztes Fleckchen, wo wir übernachten könnten. Ein kleiner Vorsprung eignete sich gut. Ich stieg ab und nahm Amar das Zaumzeug ab. Ich kraulte seine Stirn und die ruhige Art des Tieres hatte etwas tröstliches an sich.
Anschließend setzte ich mich unter den Vorsprung. Amar fing in der Nähe an zu grasen. Eine Weile beobachtete ich ihn, bis ich mich irgendwann auf den harten und kalten Boden legte und den Umhang etwas enger um mich zog. 'Wie hatte es so weit kommen können? Erst jetzt wurde mir die volle Tragweite meines Handelns bewusst..ich war so eben von Zuhause abgehauen. Vater würde ausflippen, wenn er davon erfuhr und sämtliche Suchtrupps losschicken, die das Königreich durchkämmten. Ich hatte die Wärme meines Zuhauses so eben gegen den kalten Waldboden eingetauscht, doch war dort tatsächlich so viel Wärme gewesen?' Der Verrat meines Bruders ließ mein Herz sich zusammen ziehen und ich machte mich unter meinem Umhang noch kleiner. "Gute Nacht Amar", flüsterte ich dann schloss ich die Augen. Die Aufregung des Tages ließ mich erschöpft in einen traumlosen Schlaf fallen.
Am Morgen spürte ich etwas warmes am Gesicht und als ich blinzelte und die Augen leicht öffnete, blies mir Amar warme Luft gegen die Wange. "Guten Morgen", sagte ich müde und setzte mich auf. Ich kraulte seine Stirn und der Wallach hob seinen Kopf. Dann lief er ein paar Schritte und ich gähnte. Nach dem ich mich gestreckt hatte, nahm ich sein Zaumzeug und stand auf. Der Wallach lief weiter und ich runzelte die Stirn. "Warte Amar", sagte ich und folgte ihm. Kurze Zeit später legte ich meine Hand an seine Schulter und lief neben ihm her. 'Wo wollte er denn hin?' Doch kurze Zeit später hatte ich meine Antwort, als ein kleiner Bach auftauchte und Amar davor stehen blieb. Er trank etwas und ich beugte mich vor, um mein Gesicht zu waschen. Mit den leicht nassen Händen fuhr ich mir durch die Haare. "Wohin jetzt?", sagte ich mehr zu mir selbst. Ich hockte noch eine Weile dort, bis Amar mich anstubste und ich aufstand. Ich zäumte ihn auf, ehe ich von einem Stein aus auf seinen Rücken aufsaß. Wissend lief Amar los und ich ließ mich treiben. Ich vertraute ihm, was hatte ich noch zu verlieren?
Einen Zwischenstopp legten wir ein, sonst wollte Amar immer weiter Richtung Norden. Mit der Zeit merkte ich, wie die Temepraturen deutlich herab sanken. Mein Atem bildete kleine Wölkchen und die Vegetation im Wald nahm stetig ab. Ich wickelte meinen Umhang dicker um mich herum. Es war nicht weiter verwunderlich, dass etwa später schon der erste Schnee zu sehen war. Langsam überkam mich die Müdigkeit und es fiel mir mit der Zeit immer schwerer meine Augen aufzuhalten. Ich döste auf Amars Rücken vor mich hin, während der Wallach ruhig vor sich hin lief. Zum späten Nachmittag hin waren die umliegenden Bäume sowie der Wald und der Boden von einer dicken Schneeschicht umgeben. Ich wachte von dem Zittern meines Körpers auf und sah mich überrascht um. Mein Magen knurrte und ich fühlte mich echt fertig. Ich versuchte mich etwas an Amars Körperwärme zu wärmen. "Sind wir hier richtig?", fragte ich und nahm die Zügel auf. Ich hielt an, doch es war zu spät. Uns umgab nur noch weiß. "Warum hast du uns hier her geführt?", fragte ich, doch natürlich erhielt ich keine Antwort. Dafür vernahm ich Wolfsgeheul und an dem kleinen Hügel vor uns tauchten zwei große weiße Wölfe auf. Sie waren deutlich größer als gewöhnliche Wölfe und Angst überkam mich. Amar wieherte panisch und drehte sich auf dem Absatz um. Er sprang los und die Wölfe hinter und her. "Ruhig Amar", schrie ich, doch es hatte keinen Sinn. Einer der Wölfe befand sich bald neben uns und der andere versuchte uns den Weg abzuschneiden. Amar stieg und riss die Vorderbeine in die Luft. Ein schrilles Wiehern erklang und ein Schrei. Ich konnte mich nicht auf Amars Rücken halten und stürzte zu Boden. Unsanft kam ich auf und stöhnte. Mir wurde schwindelig und ich sah aus den Augenwinkeln, wie Amar davon galoppierte. Dann drehte ich leicht den Kopf und das letzte was ich wahr nahm war ein großer Wolfskopf, ehe alles um mich herum schwarz wurde.
'War das mein Ende?'
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Hallo ihr Lieben 🙋♀️
Ich hoffe es geht euch allen gut 🍀
Das ist der Einstieg in meine neue Geschichte und ich hoffe er gefällt euch, ist ja bis jetzt noch nicht so viel 🙈 wattpad hat mich die Kapitel leider nicht früher hochladen zu lassen.. es war ein Traum 🙈😑😂
Habt noch einen schönen Tag 🙋♀️
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