~16~

Yoongi POV

Ich saß in der Bibliothek und laß ein Buch. Minhyuk leistete mir Gesellschaft und ab und zu erzählten wir etwas. Ich war gerade dabei umzublättern, als mich ein seltsames Gefühl überkam. Ich sah auf und bemerkte, wie auch Minhyuk sich aufsetzte, ehe er sich zu mir drehte. "Jooheon..", sagte er und stand auf. Er lief los und ich folgte ihm. Als wir unten in der Eingangshalle waren und die Haupttür öffneten, kam uns Wonho besorgt entgegen. "Was ist passiert?", fragte ich unvermittelt und Wonho sah mich an. "Jimin, er hatte einen Unfall und ist stark unterkühlt." Mein Blick glitt von ihm zu Jooheon hinter ihm, der jetzt mit einem dick eingepackten Jimin auf den Armen auftauchte. "Schick nach einem Arzt", befahl ich Wonho und sah Jooheon näher kommen. Als er bei mir war, bemerkte ich wie blass Jimin war. Wir sahen uns in die Augen und wussten, es sah nicht gut um ihn aus. "Bringt ihn bitte in mein Gemach und befeuert den Kamin", sagte ich Jooheon und folgte ihm und Minhyuk die Treppen hoch. Ich wusste das sein Zimmer kein Kamin hatte, er aber die zusätzliche Wärme gut gebrauchen könnte. Als sie ihn aufs Bett gelegt hatten und der Kamin an war, betrat ein Arzt gefolgt von Wonho das Zimmer. Ich trat beiseite und stellte mich etwas abseits hin, um dem Arzt Raum zu geben. Er hörte ihn ab und untersuchte ihn, ehe er sich zu uns umdrehte.

"Er ist stark unterkühlt und muss umgehend aus den nassen Sachen heraus, obwohl die dicke Decke ihn vor dem schlimmsten bewahrt hatte.." Der Arzt sah ihn erneut an und ich wusste, das war nicht alles. "Er hat keine Gliedmaßen durch die Kälte verloren, doch seine Atemgeräusche machen mir Sorgen.. es besteht die große Gefahr, er könnte sich eine Bronchitis oder Lungenentzündung durch die Kälte geholt haben. Ich werde ihn mir in ein paar Stunden nochmal anhören, bis dahin wickeln sie ihn in Decken und lassen sie ihn langsam aufwärmen." Wir nickten und zwei meiner Haushälterinnen kamen und zogen Jimin um. Frische Kleidung hatte Minhyuk geholt, während ich mich zu Jooheon und Wonho umdrehte. "Wie ist das passiert?" "Ich habe ihn in der Nähe der nördlichen Grenze bei meiner Patrouillie gefunden. Blizzard war bei ihm und wieherte nervös. Als ich das hörte und den Geruch wahrnahm, war ich angelaufen gekommen. Ein paar andere Wachen haben mir schnell zwei Decken gebracht, in die wir ihn gewickelt haben, bevor sie ihn an meinem Rücken festbanden und ich her gerannt kam. Eine der Wachen kümmert sich um Blizzard und bringt ihn morgen wieder her." Ich sah ihn nachdenklich an. "Was wollte er da?" Wonho sah mich schuldbewusst an. "Ich glaube er wollte zu Jooheon". Überrascht weiteren sich meine Augen. "Hyungwon und ich haben gestern darüber gesprochen, wo Jooheon ist und ich vermute er hat uns belauscht." "Wieso?" "Weil er den Streit beenden wollte", sagte Minhyuk und kam nun langsam mit verschränkten Armen zu uns gelaufen. Er stellte sich neben mich und sah mich an. "Er macht sich Sorgen um sie Majestät..deshalb denke ich, wollte er diesen Streit beenden, damit es ihnen wieder besser geht". Ich drehte mich langsam wieder zu Jimin, dem ich bis dato den Rücken zu gedreht hatte und stellte fest, dass die zwei Haushälterinnen ihn mit einer Decke zu gedeckt hatten. Dann verbeugte sie sich und verließen mein Gemach. Ich trat näher an Jimin heran. Seine Gestalt sah so zerbrechlich aus, wie er da lag unter der großen Decke. Ich beobachtete ihn einige Zeit, sodass ich nicht mitbekam, wie meine Leibwache mein Zimmer verließ. Irgendwann setzte ich mich in einen Sessel und sah hinaus aus dem Fenster. 'Wieso sorgte er sich um mich? Was war ich für ihn? Wir kannten uns doch kaum..' Ich wusste nicht, wie lange ich schon den Schneefall draußen beobachtete, als ich ein leises Husten hörte.

Ich drehte mich zum Bett um und stellte fest, das Jimin erwacht war. "J..Jooheon", krächzte Jimin und ich reichte ihm etwas Wasser. Dankend trank er einen Schluck. "Er ist hier im Schloss", sagte ich ruhig. Erleichtert ließ sich Jimin wieder aus Bett sinken. Ich beobachtete ihn dabei. "Wieso hast du das getan?", fragte ich nach einigen Momenten der Stille. "Er soll wieder hierher kommen", sagte er leise und ich beugte mich leicht zu ihm vor. "Warum?" "Minhyuk und du sollt nicht traurig sein wegen mir." Ich überging in der Situation, dass er mich so vertraut ansprach. Er sah zu mir und ich bemerkte sein gerötetes und nasses Gesicht. "Ihr hattet den Streit nur wegen mir, dass wollte ich nicht..", er unterbrach sich und hustete, diesmal doller als vorher. Ich stand auf und lief zur Tür. "Wonho", sagte ich und sah ihn den Kopf ins Zimmer stecken. "Hole bitte nochmal den Arzt". Er nickte und verschwand, während ich zurück ging und mich in den Sessel setzte. 'Was war das für ein merkwürdiges, erdrückendes Gefühl, was ich in meiner Magengegend spürte?'

Als der Arzt kam stellte er Jimin ein, zwei Fragen, ehe er ihn nochmal abhörte. Er sah dabei ernst aus und als er fertig war, stand er auf. Ich kam zu ihm. "Wie ich vermutet habe, hat er sich eine akute Bronchitis zugezogen Majestät. Er hat hohes Fieber bekommen, was nicht unüblich ist bei diesem Stadium der Krankheit." Er holte aus seinem Koffer zwei Medikamente heraus. "Sollte das Fieber zu hoch gehen, habe ich hier schmerzlindernde und fiebersenke Mittel und eines, was ihm beim Abhusten hilft. Dieses muss er morgens und abends zu sich nehmen. Mehr können wir erstmal nicht tun, die Bronchitis muss von allein abklingen, es wird nur seine Zeit dauern. Ich werde ihn mir in zwei Tagen nochmal ansehen, sollte das Fieber schlimmer werden, können sie jederzeit nach mir rufen Majestät." Ich nickte und er verschwand wieder. Ich brachte Jooheon, Minhyuk und Wonho auf den neuesten Stand, ehe eine Haushälterin kam und Jimin zwei kalte Wadenwickel anlegte. Er wimmerte auf und wieder war da dieses Gefühl im meinem Bauch. Ich sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Sollen wir ihn in sein Zimmer verlegen?", fragte Wonho, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Er bleibt hier", sagte ich ruhig und die anderen nickten nur. Irgendwas sagte mir, dass es anders nicht sein sollte. Sie ließen uns wieder allein und erneut nahm ich im Sessel platz. Ich hörte Jimin schwer atmen und kam näher. "Jimin?" Kurz machte er die Augen auf und sah zu mir. "Brauchst du schon etwas von den Medikamenten?", doch er schüttelte nur den Kopf und kurze Zeit später war er eingeschlafen. Ich ließ immer mal wieder seine Wadenwickel wechseln und als ich zurückkam vom Essen, machte eine meiner Haushälterinnen Jimin wach, damit er die Hustenlöser einnehmen konnte. Doch auch jetzt ging es ihm noch nicht wirklich besser. Ich ließ den Kamin ausmachen und setzte mich, um ein paar Dokumente zu lesen. "Tae..Taehyung", murmelte Jimin leise und ich sah auf. Seine Haare lagen ihm verschwitzt auf der Stirn. Er zuckte und drehte sich. "Jungkook". Ich überlegte, wer diese Personen waren und nahm mir vor, Jimin darauf anzusprechen sobald es ihm wieder besser ging. Er wälzte sich nochmal und schien schlecht zu träumen. Ein Wimmern erklang und ich stand auf. "Jimin", sagte ich leise und versuchte ihn damit zu wecken und es klappte.

Er öffnete verwirrt die Augen und hustete. "Yoongi", wimmerte er und meinen Namen aus seinem Mund zu hören, traf etwas in mir. "Mir ist so warm", wimmerte er. Er lag zusammen gekrümmt da und sein Gesicht war nass, seine Wangen rot glühend. Ich zögerte erst, doch dann überbrückte ich die letzten Zentimeter und berührte seine Stirn. Es war ungewohnt und fühlte sich komisch an, ihm so nah zu sein und ihn anzufassen. Seine Haut war angenehm weich, doch ich blendete die Gedanken aus. Ich tat so etwas sonst nicht.."Du glühst ja", stellte ich fest und hörte Jimin erleichtert aufatmen. Er hatte die Augen bereits wieder geschlossen und sein Gesicht aufs Kissen gelegt. Ich nahm meine Hand wieder weg und ein Wimmern verließ seinen Mund. "Hat das gekühlt?", fragte ich ihn und er nickte schwach. Ich stand auf und ohne zu wissen wieso ich es tat, lief ich auf die andere Seite des Bettes. Dort blieb ich stehen und sah zu ihm hinab. Ich setzte mich und irgendwas fühlte sich komisch an in meiner Brust. Doch ich beachtete es nicht und legte mich nieder. Unsicher sah ich zu ihm. Das hier war neu, etwas was ich seit Jahren nicht mehr gemacht hatte..seit dem Tode..ich konnte nicht weiter darüber nachdenken und sah wieder zu Jimin.

Seit langem spürte ich so etwas wie Angst und doch gleichzeitig so ein Gefühl, das sich nicht in Worte fassen ließ. Doch ich brauchte gar nichts machen, denn Jimin drehte sich von allein zu mir und rückte näher. Zögernd streckte ich meinen Arm aus..unsicher sah ich ihn an, ehe ich ihn auf seinem Rücken legte. 'War das so richtig?' Jimin legte seinen Kopf auf meine Brust und ich verkrampfte mich..dieses Gefühl jemanden so nah an sich zu spüren.. seine Haut auf meiner. Ich wollte aufstehen und aus der Situation flüchten, wollte Jooheon bitten sich um ihn zu kümmern, wollte dem komischen Gefühl in meiner Brust entgehen, es war alles so ungewohnt für mich.. doch ein Blick auf sein erleichtertes Gesicht, das er an mich kuschelte und ich blieb wo ich war.

Und so lagen wir da. Ich, der zum Kamin sah und die erkaltende Glut beobachtete und Jimin, der gleichmäßig atmend auf mir lag und friedlich schlief. Mit der Zeit gewöhnte ich mich dran und fing an zu entkrampfen. Still lagen wir so da und ich lauschte Jimins ruhigem Atem, ehe mir irgendwann die Augen zu fielen.

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