~14~
'Also eine Sache wusste ich mit großer Gewissheit.. Ich würde mich nie wieder einfach so in einen Laden begeben, wenn ich den Besitzer nicht kannte.' Ich hörte Chanyeols Stimme nach mir rufen und machte mich auf den Weg zu ihm. Unterwegs blieb ich jedoch stehen, als ich links von mir an einem Stand eine Diskussion mitbekam. "Dieses Wetter haben wir doch nur dem König zu verdanken." Ich sah zu den beiden Männern und runzelte die Stirn. "Immer diese dauernde Kälte..kann ja nicht jeder aus Eis sein wie er." Ich spürte, wie ich die Hände zu Fäusten ballte. 'Wie konnten sie so über ihn sprechen? Sie hatten kein Recht dazu..' "Ja genau ein Monster aus Eis", sagte der eine und nun reichte es mir. Ich würde diesen Typen ganz klar sagen, was ich von ihm hielt, doch eine Hand auf meiner Schulter hielt mich zurück. Überrascht sah ich in Chanyeols Gesicht, doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf. "Er ist es nicht wert."
Ich wollte protestieren, doch da kam eine Frau hinter dem Stand hervor und schlug mit einem Pantoffel auf den Kopf von einem der Männer. "Jetzt reicht es aber. Letzte Woche noch hat der König dem Dorfvorsteher für uns alle Hilfe zukommen lassen, also hör auf so zu reden und beweg deinen Hintern lieber mal hinter den Stand. Du könntest mal was verkaufen zur Abwechslung.. " Beide Männern waren rot im Gesicht geworden und ein kleines Schmunzeln war auf meine Lippen gewandert. Doch es war schon bald wieder verschwunden, als wir bei unseren Pferden ankamen.
Ich hatte nicht mitbekommen, wie viel Zeit vergangen war, da wir wegen mir wirklich oft anhalten und an den verschiedenen Ständen verweilen mussten. Auf dem Rückweg dachte ich über das eben erlebte nach, doch Chanyeol fragte immer mal wieder etwas, sodass ich die Gedanken erstmal weg schob. Als wir zurück waren, war es bereits abends geworden und Chanyeol fragte mich, ob ich mit ihm Essen kommen würde. Ich willigte ein und wir nahmen im Speiseraum platz. Der Raum war bis auf ein paar vereinzelte Bewohner des Schlosses leer und ich war froh. Als wir fertig waren, zog ich mich auf mein Zimmer zurück. Still stand ich vor der Balkontür und sah in die Dunkelheit hinaus. Der Schein des Mondes war die einzige Lichtquelle,die das Zimmer erhellte. Doch es störte mich nicht. In meinen Gedanken versunken stand ich da. 'Was hatte die ältere Dame gemeint..ich würde ihnen Frieden bringen? Und was war es, was sie in mir gesehen hatte? Etwas neues entstand..?' Ich seufzte und zog mir eine Jacke über, ehe ich die Tür öffnete und den leicht verschneiten Balkon betrat. Der kalte Wind blies in mein Gesicht und ich schloss die Augen. Die Szene mit den beiden Männern kam mir ins Gedächtnis. 'Wie hatten sie sich so über ihn äußern können? Sie kannten ihn nicht, hörten wahrscheinlich nur Geschichten über ihn und trotzdem verurteilten sie Yoongi.' Das Geräusch von Schritten riss mich aus meinen Überlegungen. Ich sah nach rechts und bemerkte, dass soeben Yoongi neben mich getreten war. "Du hast auf mein Klopfen nicht reagiert", sagte er ruhig und musterte mich. Ich sah zu ihm und nickte. "Tut mir leid, ich war in Gedanken." Wir sahen einander an und ich beobachtete seine ruhigen Gesichtszüge. 'In ihm steckte so viel mehr, das hatte ich in der kurzen Zeit bereits erkannt. Wenn es doch auch die anderen sehen könnten..'
"Woran denkst du?", fragte er mich und ich wandte den Blick ab. Ich sah Richtung Wald, vermied es ihm in die Augen zu sehen. "An den Ausflug heute..an die Voreingenommenheit der Menschen." Ich sagte es leise, doch ich wusste Yoongi hatte mich gehört. Ich sah aus den Augenwinkeln Yoongi näher treten und sah nun doch wieder zu ihm. "Jimin", sagte er ruhig und fasziniert betrachtete ich ihn. So nah hatten wir uns bis jetzt noch nicht gegenüber gestanden und ich sah zu ihm auf. Sein weißes Haar fiel ihm über die Stirn und seine blauen Augen sahen mich aufmerksam an. Ein seltsames Gefühl der Wärme breitete sich in meiner Brust aus. Ich konnte spüren, dass mein Herz schneller schlug, doch ich ignorierte es, zu sehr nahm mich Yoongis Blick ein. Ein Gedanke kam mir in den Sinn und ich sprach ihn aus, ohne groß darüber nachzudenken.
"Majestät, würdet ihr morgen mit mir Ausreiten?" Als die Frage meine Lippen verließ, zog Yoongi die Augenbrauen hoch und ich biss mir unsicher auf die Unterlippe. 'Wie hatte ich das eben laut aussprechen können?' Für den Moment herrschte Stille und ich wäre gerne aus der Situation geflüchtet, doch dies hier war mein Zimmer und es wäre albern gewesen, es jetzt zu verlassen. "Wenn das dein Wunsch ist", sagte Yoongi plötzlich und ich sah zu ihm. Ich lächelte leicht und auch auf seinem Gesicht war der Hauch eines Lächeln zu erkennen. Dann drehte er sich um und verließ mein Zimmer. "Gute Nacht Jimin", hörte ich ihn sagen und ich wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht, ehe er die Tür schloss. Ich verließ den Balkon und begab mich zu meinem Bett. Fassungslos ließ ich mich nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. 'Was hatte ich da gerade eben getan?'
Am nächsten Tag wachte ich mit einer Nervosität auf, die sich nicht legen wollte. Es klopfte an der Tür und überrascht öffnete ich sie. Wonho teilte mir mit, dass Yoongi heute morgen ein Treffen hätte, mich aber gegen 12 Uhr abholen würde an den Ställen. Ich dankte ihm und er bot an, dass ich mit ihm Frühstück essen könnte. Schnell sagte ich zu und beeilte mich mit dem Anziehen und fertig machen. Zusammen liefen wir hinunter und Hyungwon freute sich sichtlich uns zu sehen. Für den Moment nahm er bei uns platz. Als wir fertig waren mit Essen, entschuldigte ich mich und ließ die beiden noch etwas zu zweit allein. Draußen im Stall begrüßte ich die Hengste und fing an mit der Fütterung, als Chanyeol dazu kam und mir half. Die Zeit verging schneller als gedacht und ehe ich mich versah, stand Yoongi hinter mir in der Stallgasse. "Hallo Majestät", begrüßte Chanyeol ihn und ich erschrak. Ich hatte nicht gemerkt das er da war und sah zu ihm. "Majestät", sagte ich leise und verbeugte mich leicht. "Jimin", sagte er und nickte mir zu. Ich betrachtete ihn genauer und irgendwas wirkte anders. Er wirkte ruhiger als sonst, sein Blick war nicht so kalt. Er ging nach hinten in die letzte Box und trat mit Leonidas wieder hinaus. Auch ich hatte Blizzard bereits gesattelt und legte nun sein Zaumzeug an, ehe ich ihn hinaus führte.
Ich stieg auf und Yoongi kam neben mir auf Leonidas zum Stehen. Er bedeutete mir ihm zu Folgen und ich ritt ihm nach. Dann holte ich auf und sah zu Yoongi. "Hast du einen besonderen Wunsch?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich..ich wollte bloß raus in die Natur", gab ich peinlich berührt zu und Yoongi nickte. Er schlug einen andere Weg ein als beim letzten Mal und ich war gespannt. Wir ritten bergabwärts und es erinnerte mich an die Strecke, die ich mit Chanyeol geritten war. Ich sah zu Yoongi und bemerkte, dass er irgendwie glücklicher aussah als sonst und das freute mich. Grinsend sah ich nach vorne. Wir redeten nicht, doch das brauchten wir auch nicht. Wir genossen die Gegenwart des jeweils anderen auch ohne viele Worte. Mit der Zeit vernahm ich Stimmen und sah mich überrascht um. Als ich weiter den Berg hinunter stellte ich fest, dass wir uns auf einem Weg oberhalb des Marktes von gestern befanden. Nervös suchte mein Blick Yoongi, doch dieser sah nur überrascht nach unten. Er schien nicht gewusst zu haben, dass genau hier ein Markt war. Ich wollte so schnell es ging weiter, schließlich hatte ich keine Lust auf einen der Männer von gestern zu treffen. Doch daraus wurde nichts.
Auf einem kleinen Weg knapp 1 Meter unter uns rannten zwei Jungen entlang. Sie schienen sich gegenseitig zu fangen und schrien laut auf. Ich hielt an und Yoongi tat es mir gleich. Von unten hörten wir eine Mutter wütend rufen. "Minseok, Chen ich habe euch doch verboten dort raufzuklettern, ihr kommt da sofort runter". Doch die Jungs hörten nicht weiter auf sie. Ich wollte schon etwas sagen, da hörte ich einen von ihnen aufschreien und dann ging alles ganz schnell. Ich schlug mir die Hand vor den Mund und ein Schrei der Mutter war zu hören. Einer der Jungs war abgerutscht und drohte nun den Berg herunter zu stürzen bis hinunter zum Markt. Der Junge taumelte und fiel rückwärts nach hinten, doch noch bevor ich etwas hätte unternehmen können, entstand unter dem Jungen eine Rutsche aus Eis, die ihn auffing und sicher hinunter geleitete.
Erschrocken und mit zittrigen Händen sah ich zu Yoongi, der seine Arme ausgebreitete hatte, ehe er wieder aufstieg. Ich tat es ihm gleich und zusammen ritten wir in zügigem Tempo hinab zum Markt.
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Hallo ihr Lieben🙋♀️
Ich hoffe es geht euch gut und ihr hattet ein schönes Wochenende 😊👌
Und vielen Dank für die über 1000 Reads 😍💜!! Ich kann das gar nicht glauben, freut mich sehr 😊 und für die lieben Kommentare und Votes 🙈
Sephie136 vielen Dank für deine Hilfe bei den Kapiteln hihi 💜
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend 🙋♀️
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