~10~

Ich hörte nach kurzer Zeit ab und zu ein leises Wiehern. Ich musste lachen als ich bemerkte, dass es Blizzard war. Die leeren Eimer, wo vorher das Füttern drinne vorbereitet war, stellte ich wieder zusammen. Ich hatte sie aber anscheinend nicht weit genug von Blizzard weggestellt, denn beim Hinterbeugen spürte ich, wie er mir an den Haare zupfte und musste lachen. "Was ist heute los mit dir kleiner?" Ich brachte die Eimer zurück, ehe ich ihn aus seiner Box holte. Er tänzelte etwas umher und stupste mich an. "Ich bin ja da", sagte ich und strich über seinen Hals. Dann lief ich um ihn herum und band ihn fest, ehe ich die Striegel holte und ihn putze. Blizzard quietschte vergnügt auf und ich lachte. "Kleiner Spinner". Ich war nach kurzer Zeit fertig und Blizzard pustete mir warme Luft ins Gesicht, als er sich zu mir hinunter beugte. "Er scheint dich sehr zu mögen", hörte ich Yoongis Stimme und drehte mich überrascht zum Eingang der Stallgasse.

Dort stand er angelehnt an das Eingangstor. 'Wie lange stand er da denn schon? Und hatte er mich vorhin hier singen gehört? Oh gott bitte nicht..' Ich lief rot an und sah schnell weg. Ich hörte auf dem Steinboden Schritte und wusste, dass er näher kam. Dann sah ich auf und er stand direkt vor mir. Mir blieb die Luft weg, als ich auf seine blauen Augen traf. Von nahem waren sie noch schöner auch wenn sein Blick kalt wie immer wirkte. Er sah von mir zu Blizzard und zuckte mit den Schultern. " Wenn du willst gehört er dir". Er ging an uns vorbei nach hinten zu Leonidas, ehe er die Box aufmachte und Leonidas heraus trat. Er hatte das so nebenbei gesagt, als wäre es keine große Sache. Doch für mich war es das. Ich sah ihn immernoch perplex an. " Majestät, meinen sie das ernst?" Ich stand neben Blizzard, doch die eben gesagten Worte konnte ich noch nicht richtig verarbeiten. "Er gehört dir, wenn du willst", wiederholte Yoongi sein Angebot trocken und schwang sich auf Leonidas.

Ich sah ihn geschockt an, ehe ich aufgeregt zu Blizzard sah. Der Hengst hatte die Ohren gespitzt und schnaubte, als wolle er zustimmen. "Das..das ist unglaublich ..vielen Dank", stotterte ich glücklich. Blizzard war ein tolles Tier und vom ersten Tag an, hatte ich mich in ihn verliebt. Das er jetzt mir gehören sollte.. "Lust auf einen Austritt?", fragte Yoongi unbeeindruckt und ritt auf Leonidas aus dem Stall. Mir klappte die Kinnlade hinunter und für einen Moment überlegte ich, ob ich mich verhört hatte. 'Was passierte hier gerade?' Doch um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, nahm ich Blizzards Zaumzeug und legte es ihm an, ehe ich ebenfalls aufstieg. Ich ritt hinaus und Yoongi gab die Richtung vor. Blizzard schnaubte und ich klopfte seinen Hals. Aufgeregt und nervös sah ich Yoongi vor mir an.

'Nicht im Traum hätte ich damit gerechnet mit Yoongi heute auszureiten..' Leonidas trabte vorneweg und ich blieb mit Blizzard an ihm dran. Mit der Zeit wurde der Wald breiter und ich holte auf, ehe ich neben Leonidas Blizzard zügelte und wir nun nebeneinander ritten. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie majestätisch Yoongi auf Leonidas aussah. Ich sah wieder nach vorne und versuchte meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Eine Zeit lang ritten wir so durch den verschneiten Wald. Ich betrachtete die Natur um mich herum. Es sah aus wie in einem Märchenwald. "Unglaublich schön", sagte ich staunend. Mein Blick fiel auf Yoongi, der mich beobachtete. "Nicht vielen gefällt die Kälte und die verschneite Landschaft." Ich sah wieder nach vorne. "Ich habe mit der Kälte kein Problem und die Landschaft hat etwas magisches an sich", sagte ich leise. Dann sah ich auf zu Yoongi und lächelte leicht. Er sah mich an und etwas wie Neugier spiegelte sich in seinem Blick wieder. Er deutete mir ihm zu folgen und wir ritten ein Stück Berg auf, ehe wir wieder ein Stück Berg abwärts zum Stehen kamen. Vor mir lag ein riesiger vereister See. Dahinter waren die hohen Tannen der dicht bewachsenen Wälder zu erkennen sowie ein rießiges Gebirge mit steilen Felsen und Bergen. Die komplette Szene verschlug mir den Atem.

Der Schnee bedeckte die Steine, die am Ufer lagen und etwas weiter gab es Stellen, wo der See noch offen war und ab und zu leichter Dampf aus dem Wasser aufstieg.

"Diese Aussicht lässt sich kaum in Worte fassen. Es ist wirklich wunderschön hier." "Ich komme hier ab und zu her, um die Aussicht zu genießen", sagte Yoongi und stieg ab. Ich tat es ihm gleich und kam näher, ehe ich mich neben ihn stellte. Wir sahen auf die Berge vor uns und für den Moment war es still. "Was ist das für eine kleine Insel dort im See?", fragte ich und sah zu Yoongi. Er hob seine Hände und ehe ich mich versah, erschuf er eine Brücke aus Eis hinüber zu der kleinen Insel. Zuerst wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Ich hatte das Gefühl meine Augen wurden immer größer.. Er hatte so eben einfach eine Brücke aus Eis gezaubert? Was war das hier?' Er betrat die Brücke und lief einfach los, während ich immernoch verdutzt drein schaute. 'Wie war so etwas möglich? Noch nie hatte ich von solch magischen Kräften gehört, geschweige denn sie zu Gesicht bekommen.' Ich haderte mit mir, ob ich ihm wirklich hinterher gehen sollte. 'Was wenn er die Kraft nicht unter Kontrolle hatte? Was wenn er mich dort einfach zurück ließ? Noch nie hatte ich mit jemandem zu tun gehabt, der solche Macht besaß.'

Ich atmete aus und setzte doch einen Fuß auf die Brücke. Man könnte es naiv nennen oder gar lebensmüde, doch irgendwie war ich mir sicher, dass Yoongi mir nichts tun würde.. Ich verspürte trotz allem keine Angst vor ihm. Schnell beeilte ich mich ihm zu folgen, ehe ich nach ihm die Insel betrat. "Was ist das für eine Gabe?" "Das ist keine Gabe..es ist ein Fluch", sagte Yoongi ernst und ich beobachtete ihn aufmerksam. Er blieb vor mir stehen und mit der Hand erschuf er Gebilde aus Eis, die er nach Belieben veränderte. Dann ließ er das Eis als Schnee zu Boden rieseln und drehte sich um. "Ich besitze diese Macht seit meiner Kindheit. Sie ist ein großer Teil von mir und wächst stetig an." Er schleuderte ein paar Eisspeere in einen nahe gelegenen Baum und sah mich wieder an. Sein Blick wirkte kalt und er stellte sich aufrechter hin. "Na hast du jetzt Angst?", fragte er und ich konnte eine Spur Hohn heraushören. Ich stellte mich ebenfalls aufrechter hin und kam näher. "Nein", sagte ich ehrlich. Wir musterten uns und Yoongi schnaubte verächtlich. "Solltest du aber..ich bin ein Monster, mehr nicht. " Damit drehte er sich um und ging zurück. Ich lief ihm nach und zusammen saßen wir wieder auf. "Für mich Majestät, sind sie ein Mann mit erstaunlichen Fähigkeiten und kein Monster", entgegnete ich Yoongi und trieb Blizzard an.

Der Rest des Rückweges verlief schweigend und ich dachte über die eben gesagten Worte nach. 'War ihm deshalb nie kalt? Weil er über diese Kraft verfügte? Beschützte sie ihn vor der Kälte um ihn herum?' Wir nahmen einen etwas anderen Rückweg und kamen an einem Rosengarten vorbei..doch diese Rosen waren vereist. Ich hielt mit Blizzard an und betrachtete die Hecken vor mir. Staunend sah ich hinab auf die vereisten Blüten. 'Hatte er sie alle geschaffen?' Ich stieg ab und lief langsam los. Immer weiter gerade aus zwischen den Hecken führte mich mein Weg, vorbei an den schönsten Rosen. Ich blieb stehen und als ich aufblickte sah ich Yoongi zwischen den Büschen stehen. Er stand einfach nur da mit seinem dünnen, weisen Hemd und hielt in einer Hand eine Rose und doch war es ein Anblick, von dem ich meine Augen nicht abwenden konnte.

'Hatte ich je solche Gedanken gehabt?' Yoongi drehte den Kopf und sah mich direkt an. Zum ersten Mal wirkte sein Blick nicht kalt und ich betrachtete seine Gesichtszüge.. seine weiße Haut, wie marmor so ebenmäßig und glatt und seine weißen Haare die ihm ins Gesicht fielen. Seine Krone ruhte auf seinem Haupt und die Sonne spiegelte sich im Eis, verlieh ihm einen Hauch Glitzer. Ich blieb wo ich war, denn ich wollte den Moment nicht kaputt machen. Auch er schien mich genau zu mustern, zu beobachten was ich tat. Ich lief um den Strauch Rosen herum und ging einen der Seitenwege entlang. Ich spürte, dass er sich ebenfalls in Bewegung setzte und als ich nach links abbog, da fand ich mich vor ihm wieder.

Nur ein Strauch Rosen teilte uns voneinander. Ich streckte die Finger nach der schönsten Blüte aus und berührte sie. "Sie haben sie alle erschaffen oder Majestät?" Yoongi nickte und wir sahen einander abermals an. "Wie soll jemand, der solche filigranen, wunderschönen Dinge erschaffen kann, ein Monster sein?" "Das Schreckliche kann mit der Schönheit einher gehen..Für viele meiner Landsleute bin ich ein Monster, mich selbst eingeschlossen." Er nahm eine der Rosen und sie wurde in seiner Hand zu Schnee. Der Schnee rieselte langsam aus seiner Hand zu Boden. "Ich nehme das Leben", sagte er leise, mehr zu sich selbst. Ich konnte sehen, wie seine Augen leer wurden. Er schien mit den Gedanken woanders zu sein und ich traute mich nicht ihn anzusprechen. Still nahm ich eine der Blüten in meine Hände und kam ihm näher. Als ich vor ihm stand schien er sich wieder zu besinnen und sah mich an. "Vielleicht brauchen sie einfach nur etwas Hilfe, damit sie erkennen, dass sie auch Leben schenken können", sagte ich leise und legte in seine geöffnete Hand die Blüte, die eben noch in meiner Hand verweilt hatte. Als sie auf seine Hand traf zerfiel die Blüte nicht zu Schnee, sie lag einfach dar, so vollkommen wie sie war. Ich drehte mich um und begab mich zurück zu den Tieren.

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Hallo ihr Lieben🙋‍♀️
Ich hoffe es geht euch gut💜
Ich wollte mich einmal recht herzlich bei euch bedanken, dafür, dass ihr meine Geschichte so mit verfolgt und lest😍 ich hoffe sie gefällt euch bis jetzt, auch wenn sich Yoongi und Jimin nur langsam annähern. 🙈
Ich muss noch was ergänzen- vielen Dank an Sephie136, dass du immer mit Rat und Hilfe zur Seite stehst 💜
Habt einen schönen Abend 🙋‍♀️🍀

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