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HELLOOOOOOOOOO!! IS IT MEEE YOUR LOOKING FOOOR?!
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„Und wo wollt ihr bitte hin?" Jeremy zog eine Augenbraue hoch und sah Louis, Luke und mich erwartungsvoll an.
Während ich dann auch mit Mum und Alice, Louis' Mutter, telefoniert hatte, hatten Luke und Louis derweil alle anderen zusammengetrommelt, ohne sich gegenseitig umzubringen. Jetzt saßen wir gemeinsam auf dem Fußboden von Louis' Zimmer.
Louis warf mir einen kurzen Seitenblick zu, dann nickte er langsam. „Ich habe freibekommen. Von Mr. Newman. Auf unbestimmte Zeit. Deshalb werde ich mit den beiden zusammen aufbrechen, dann müssen wir uns allerdings trennen. Ich habe mich entschieden, bei ihrer Mission nicht dabei zu sein und werde stattdessen gleich zu mir nach Hause fahren. Lily und Luke werden nachkommen", erklärte er sachlich ohne jegliche Emotionen und ohne auch nur einmal kurz zu stocken.
Ja. Louis würde wie geplant bei seiner - und meiner - Mutter auf uns warten. Mr. Newman hatte seine Freistellung mit Jessies Tod begründet, womit er nicht einmal gelogen hatte. Und niemand fragte nach. Auch jetzt nicht.
Stattdessen sahen sich Zoey und Lisa traurig an, nickten und schauten dann zu mir. Auch ihnen fehlte Jessie unheimlich sehr. Ich vermisste sogar ihr wasserfall-ähnliches Reden.
„Okay...", murmelte Max, während er nachdenklich den Boden betrachtete, und riss mich somit aus meinen Gedanken. Dann sah er auf. „Und was haben wir jetzt mit dem Ganzen zu tun?", sprach er schließlich die Frage aus, deren Antwort vermutlich alle interessierte, die hier vor mich auf dem Boden hockten. Abwartend sah uns der Erdbändiger, den Luke ins Team geholt hatte, an.
„Ihr werdet uns helfen. Wenn ihr wollt...", erwiderte ich und legte leicht den Kopf schief.
„Warum wir?" Selene runzelte verwirrt die Stirn und schaute derweil Louis, Luke und mich der Reihe nach an. Warum denn nicht?
Luke zuckte mit den Schultern. „Weil wir euch vertrauen. Lasst es uns nicht bereuen", sagte er ernst, bevor er dann leicht lächelte.
Bekräftigend nickte ich in die Runde. Ob ich Max vertraute, wusste ich zwar noch nicht, aber wenn Luke es tat, konnte ich es ja versuchen.
Zoeys graue Augen wurden groß. Ihr verständnisloser Blick huschte jetzt zu mir und sagte wohl aus, was sie dachte und gleich darauf mit ihren Lippen formte: „Du vertraust mir?" Als ich ihr zunickte, lächelte sie. „Danke", flüsterte sie so leise, dass es nur Lisa, die neben ihr saß, und ich hören konnten.
„Und wir hoffen, dass ihr uns auch vertraut", fügte Louis hinzu und sah in die Runde. Warum er das sagen, brauchte er mir gar nicht zu erklären.
Ich atmete innerlich unheimlich erleichtert auf, als er als Antwort ein kollektives Nicken erhielt. Zwar hatte ich mit Lisa die Situation kurz vor der Tür besprochen - und sie hatte es überraschend gut aufgefasst - und der Rest, bis auf Max, sollte eigentlich wissen, wen sie im Grunde vor sich hatten, aber man konnte ja nie wissen.
„Gut", lenkte Jeremy unsere Aufmerksamkeit auf sich, „Und was sollen wir tun?"
„Die Verräter am Internat...befragen, wenn wir euch gesagt haben, wer sie sind. Unsere Informationen weitergeben. Uns einfach Halt geben", entgegnete Luke. Warum wir dann so viele brauchten, wusste ich ehrlich gesagt auch nicht, aber vielleicht wollte er einfach möglichst auf Nummer sicher gehen, dass immer einer von ihnen erreichbar war.
Wir hatten den anderen auch von dem Angebot der Verturer erzählt. Entweder sie würden dazugehören oder uns alle auslöschen und zu gar nichts gehören, weil nichts mehr da ist. Soweit die Theorie.
Und auch die Sache mit Lukes Ring hatten alle erstaunlich gut aufgefasst. Auch Zoey. Toll, wenn man bedachte, dass sie ihre Freundin dafür eine halbe Ewigkeit gefürchtet und gehasst hatte.
„Gut, ich bin dabei", verkündete Lisa und ließ ihre Hände, auf die sie die ganze Zeit über ihren Kopf gestützt hatte, auf den Boden fallen. Sehr schön, dann waren wir ja schon zu viert.
„Ich auch!", rief Zoey vielleicht etwas zu laut, während sie mich anlächelte. Ich wusste nicht einmal, dass ich die Fähigkeit hatte, einen Menschen so glücklich zu machen - und dann auch noch mit der schlichten Tatsache, dass ich ihm vertraute. Aber ich hatte sie, diese Fähigkeit.
Auch Max und Jeremy nickten langsam zur Zustimmung. Nur Zeus zog skeptisch eine Augenbraue hoch und seufzte, als wollte sie sagen: „Kinder..." Doch schließlich reckte auch sie augenrollend einen Daumen in die Höhe.
„Klasse! Dann...war's das jetzt!" Louis klatschte in die Hände, als hätte er diese Unterhaltung ganz schnell hinter sich bringen wollen. Vielleicht wollte er aber auch einfach nur nach Hause, was ich ihm wirklich nicht verübeln konnte.
„...wenn niemand Fragen hat", fügte ich trotzdem hinzu. Wir konnten jetzt nicht einfach abhauen, ohne sicher zu gehen, dass sie wirklich alles verstanden hatten.
Doch alle schüttelten den Kopf. Konnten wir tatsächlich so gut erklären? Aus irgendeinem Grund bezweifelte ich das. Aber so kompliziert war unser Plan dann nun auch wieder nicht.
Schließlich stand Jeremy auf. „Dann hol ich mir mal mein Handy zurück...", verkündete er, als wäre es das wichtigste Ereignis der gesamten Geschichte der Menschheit, dann waren er und rein zufällig auch Lisa verschwunden.
Fast hätte ich grinsen müssen. Ganz dunkel erinnerte ich mich daran, wie Louis mir erzählt hatte, dass auch Jeremy sein Handy hatte abgeben müssen und ich mich dann gefreut hatte, dass ich mir den Platz der blödesten Menschen der Welt mit jemandem teilen durfte.
„Wir müssten uns dann auch irgendwann auf den Weg machen", stellte Luke fest und sah seufzend auf die Uhr. Oh ja. Um 14 Uhr mussten wir hier draußen sein. Als hätten wir in eine Ferienwohnung gelebt und müssten für die nächsten Besucher Platz machen.
Auch Mr. Newman war mit dem Beschluss der übrig gebliebenen Wächter nicht gerade einverstanden. Würde er jedoch seine eigene Meinung durchsetzen, würde er damit unheimlich viel riskieren, zum Beispiel seinen Einfluss - und das würde uns überhaupt nichts bringen. Also hauten wir lieber um 14 Uhr ab.
Auch Zoey, Selene und Max machten sich irgendwann auf dem Weg zur Tür. Das Ganze lief tatsächlich schneller als geplant. Aber das war gut so.
„Warum ist Alice eigentlich damit einverstanden, dass Lilys Mutter bei ihr wohnt? Ich dachte, sie würde ihr nicht trauen...", wollte Luke wissen, sobald die drei die Tür hinter sich geschlossen hatten, stockte dann jedoch.
Ich wusste nicht, ob er Louis jemals in meinem Beisein direkt angesehen hatte, aber jetzt tat er es. Warum wusste er eigentlich von dem Streit und ich hatte bis vor einer knappen Stunde noch keine Ahnung von irgendwas?
„Lily sitzt direkt neben dir. Und Alice hätte wohl bemerkt, wie sehr Mum mich beschützen will, meinte sie", antwortete ich anstelle meines Cousins, der nur mit den Schultern gezuckt hatte.
Jetzt verdrehte er die Augen. „Ja. Das tut sie bestimmt, indem sie bei meiner Mutter hockt und auf dich wartet", bemerkte er säuerlich und obwohl ich tief in meinem Inneren wusste, dass seine Aussage zumindest ein Fünkchen Wahrheit besaß, warf ich Louis einen vernichtenden Blick zu. Niemand redete so über meine Mutter.
Dann verschränkte ich die Arme vor der Brust und seufzte. „Sie will, dass ich mich aus dem Ganzen raushalte, sobald wir bei ihr angekommen sind. Ich hätte genug getan", eröffnete ich jetzt das, was Mum zu mir gesagt hatte, nachdem ich ihr von Jessie erzählt hatte.
Davor hatte sie mich 16 Jahre lang beschützen wollen - und auch jetzt noch. Aber das konnte sie nicht und das wussten wir beide.
Luke sah zu Boden. Sein Blick war natürlich mal wieder so undefinierbar, dass ich nicht im Geringsten eine Ahnung hatte, was er dachte.
„Sie hat recht", pflichtete Louis der Frau bei, über die er eben noch weniger gut geredet hatte, sodass ich überrascht blinzelte, „Wenn ihr das schafft, was ihr vorhabt, hast du mehr für die Schule getan, als sie von dir verlangen könnte. Mehr als du überhaupt tun musst, nachdem sie dich unter dem Vorwurf, eine Verräterin zu sein, rausgeworfen haben!"
Da war etwas dran. Im Grunde musste ich eigentlich überhaupt nichts tun, ich war ja abgrundtief böse. Nur tat ich das Ganze nicht für diejenigen, die mich als Verräter abstempelten, ohne ihr Hirn einzuschalten, sondern für den Rest. Und irgendwie auch für mich.
Ich wollte wissen, wer mitunter dafür verantwortlich war, dass meine beste und allererste Freundin jetzt tot war. Die Verräter-Omi, die sie getötet hatte, war bereits mit ihrem Kopf auf einen Stein geknallt und nicht mehr aufgewacht, und derjenige, der ihr die Vorlage dafür gegeben hatte, war Nick. Doch wer hatte es denn schließlich möglich gemacht, dass die Verturer uns angreifen konnten? Wer hatte den Schutzwall unwirksam gemacht?
„Und außerdem hast du das alles hier nicht verdient. Den ganzen Schmerz und...", fügte mein Cousin hinzu, als ich nicht antwortete, und riss mich somit aus meinen Gedanken. Er doch auch nicht.
„Genauso wenig wie du", unterbrach ihn Luke beinahe tonlos und sah Louis dabei schon zum zweiten Mal heute direkt und ernst an. Richtig.
Ich sah auf den Boden und schüttelte langsam den Kopf. „Keiner von uns hat es verdient", stellte ich leise fest und seufzte. Und trotzdem hatten wir es alle drei erlebt.
Dann sagte eine Weile niemand etwas. Wir saßen einfach nur schweigend da; keiner dachte daran, dass wir bald von hier verschwinden mussten. Es war doch sowieso unwichtig, ob wir jetzt schön brav um 14 Uhr die Schule verließen oder uns noch ein bisschen mehr Verachtung einholten, weil wir um 14:01 Uhr immer noch nicht fort waren.
Dann dachte ich an Mums Bitte, mich von der Schule und dem meisten, was damit zu tun hatte, fernzuhalten.
Doch sollte ich das Alles hier wirklich hinter mir lassen? Würde ich nicht meine Freunde im Stich lassen, wenn ich mich von dem Ganzen komplett abwand? Was war mit Lisa und Zoey? Sie brauchten mich doch gerade jetzt! Oder nicht? War es besser, wenn sie unter sich waren, wie, bevor ich hier her gekommen war?
Irgendwann zuckte Luke mit den Achseln. „Es ist deine Entscheidung. Aber egal, wie du dich entscheidest, wir machen das zusammen", sagte er mit genau der Art von Unterton, die keinen Widerspruch duldete, und sah mich mit einem Blick an, der dasselbe aussagte. Und warum war es dann meine Entscheidung?
Ich musste unwillkürlich lächeln, weil ich wusste, wie viel Luke das Internat bedeutete. Es war sein zu Hause, seit er drei Jahre alt war. Und das würde er aufgeben; einfach so? Für mich?
Während ich noch überlegte, welche größere Macht da jetzt wieder ihre Finger im Spiel hatte - denn normal war das definitiv nicht -, lehnte ich mich an Lukes Schulter. Fast hätte ich auch noch die Augen geschlossen. Konnte ich jetzt nicht einfach schlafen und beim Aufwachen feststellen, dass ich alles geträumt hatte?
„Gut. Dann sind wir zu dritt", bemerkte Louis und zum ersten Mal seit jetzt schon vier Jahren lächelte er Luke ehrlich an. Das Gefühl, dass sich in genau diesem Moment in mir breit machte, konnte ich nicht beschreiben. Einfache Freude fühlte sich anders an.
Ich wusste nicht, was zwischen Luke und Louis passiert war, als ich mit Dad und dann mit Mum und Alice gesprochen hatte, aber was ich mit hundertprozentiger Sicherheit wusste, war, dass es gut gewesen war, den Raum zu verlassen.
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Cut...und er ist nichtmal fies!! Find ich...
Jop...ich weiß, ich weiß... In dem Kapitel passiert nichts...so gar nichts...aber es ist trotzdem fol wichdich!! :((
Die Widmung geht nochmal an meine Tante DanielaHaupt81, die bald das letzte Kapitel als allererste lesen darf (Einlösung Weihnachtsgeschenk 2015 *hust*)! ^-^ Ich hab dich lieb!
*wink* Adieu!! Arrivederci! Whatever!
Over and out.
Ich.
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