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Hallo. Elena hat heute gleich zwei Kapitel geschrieben, weil ich so viel Zeit hatte! *gewisse Personen fixier*
Ähm...irgendwas wollte ich schreiben...äh...egal...
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Irgendwann, als ich nicht mehr laufen und schreien konnte, lehnte ich mich erschöpft keuchend gegen die Wand. Ich war vermutlich gerade den gesamten Mädchentrakt zwanzigmal auf und ab gelaufen, aber das war mir egal. Meine Sportlehrerin wäre trotzdem stolz auf mich.
Ein kleines Mädchen mit feuerroten Haaren blieb kurz stehen und sah mich an, während ich versuchte, ihr keinen Killerblick zuzuwerfen. Sie konnte schließlich nichts dafür.
Die Kleine, vielleicht zwölf Jahre alt, machte zögerlich einen Schritt auf mich zu und zog unsicher ihren Pferdeschwanz fester.
Ich dagegen versuchte noch immer, sie nicht zu beobachten, wie ein Raubtier seine Beute. Vor allem, weil sich das Mädchen jetzt nicht mehr bewegte. Wie die Beute.
Verdammt, warum starrte sie mich an? Was zur Hölle wollte sie von mir und warum sagte sie es dann nicht einfach?
‚Was willst du?', fragte ich mit höchster Bemühung, meine Stimme nicht allzu bissig klingen zu lassen.
‚Jungs sind nervig, oder?', ertönte eine kindliche Stimme und ich blinzelte verwirrt. Ja...ja, das waren sie...
Kurz wollte ich ihr mit leichtem Grinsen versichern, dass ich nicht wegen eines bescheuerten Jungen durch den Flur schrie und wie eine Wilde herumrannte - und nebenbei wollte ich auch hoffen, dass das arme Kind doch älter als zwölf war; in dem Alter musste das ehrlich noch nicht sein. Doch stattdessen bemerkte ich, dass sie die Lippen nicht bewegt hatte. Sie bewegte überhaupt gar nichts. Sie blinzelte nicht einmal.
„Verdammt", fluchte ich, als ich begriff, was ich gerade tat, und kniff die Augen kurz zusammen, um den Kontakt zu unterbrechen.
Die rothaarige Wasserbändigerin stolperte ein Stück zurück. Jetzt blinzelte sie. Dann sah sie mich an und ihre Augen wurden riesig wie Weihnachtsbaumkugeln, bevor sie erschrocken den Gang entlang rannte. Weg von mir.
Ganz ruhig. Nicht schon wieder vor Wut und Verzweiflung die Kontrolle verlieren. Wie eben. Nicht, dass ich noch die Schule vereiste. Obwohl ich nicht glaubte, dass meine Energie das zulassen würde.
Außerdem zitterte ich und würde vermutlich eher mich selbst vereisen. Wieder hatte jemand Angst vor mir. Und das auch noch zu Recht.
Resigniert ließ ich meinen Kopf nach hinten gegen die Wand fallen und schloss die Augen.
‚Jessie', dachte ich erschöpft. Ich musste zu Jessie. Jetzt. Ich brauchte ihre fröhliche Art oder ich würde hier noch vor Verzweiflung und Hilflosigkeit krepieren.
Und ich brauchte überhaupt irgendjemanden. Jemanden Vertrautes. Auch wenn mich der Gedanke, genau diesen Vertrauten nicht mehr sehen zu können, wenn die Wächter gegen mich entschieden, ebenfalls innerlich krepieren ließ.
Nachdem ich die Zimmertür meiner Freundin erreicht hatte, riss ich sie einfach auf, obwohl ich es gleich darauf bereute.
Jessie lag auf dem Bett und starrte nachdenklich an die Zimmerdecke, während Louis auf einem Stuhl am Tisch saß und irgendetwas schrieb.
„Kannst du mir erklären, warum im Deutschen jedes verdammte Substantiv - frag mich nicht, was das ist, ich kann das nicht erklären - großgeschrieben wird?", wollte er knurrend wissen und hörte für einen Moment auf, mit dem Stift auf den Tisch zu klopfen.
Erst danach schaute er auf und nickte mir zu.
„Äh...", machte ich und fragte mich, wozu er das jetzt wieder brauchte, „Keine Ahnung, vielleicht hat das irgendein Lehrer in Deutschland erfunden, der Kinder nicht leiden konnte... Als er zu viel Langeweile hatte..."
„Dann hat er definitiv den Beruf verfehlt", kommentierte Jessie vom Bett aus.
Sie hatte sich aufgesetzt und sah mich jetzt erwartungsvoll an. „Und? Wie war's?", wollte sie wissen, doch ihre Augen leuchteten nicht so wie sonst. Irgendetwas war los.
„Wo?" Interessiert und skeptisch zugleich schaute Louis von Jessie zu mir und wieder zurück.
„Unwichtig", winkte ich ab, ignorierte Louis' Kommentar und sah Jessie schief an. Gut, das ‚unwichtig' war gelogen, denn es war tatsächlich alles andere als unwichtig. „Was ist los?"
Louis seufzte. „Ja, das frage ich sie auch schon den ganzen Tag...", murmelte er halblaut und widmete sich wieder seinem Blatt Papier.
„Nichts", erwiderte Jessie. Demonstrativ schaute sie aus dem Fenster und für einen kurzen Moment verfinsterte sich ihr Blick. Unauffälliger ging es gar nicht.
„Wie auch immer, ich frag jetzt Mrs. Miller, die Sprachexpertin. Die hat sowieso nie etwas zu tun", beschloss Louis, stand mit dem Blatt Papier und einem Buch unterm Arm auf und nickte dann mit dem Kopf in Jessies Richtung, „Vielleicht erzählt sie dir ja, mit welchem Bein sie heute aufgestanden ist."
Warum waren heute alle so schräg drauf?
Verwirrt strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute Louis hinterher. Dann sah ich meine Freundin fragend an.
„Mit dem rechten", meinte sie und nickte zur Bestätigung. Gott, was war heute los?
„Hä, was?", machte ich und schüttelte noch verwirrter den Kopf, „Nein, das wollte ich gar nicht wissen... Ich wollte wissen, was los ist... Ehrlich, sogar dem Typ, der letztens gegen die Tür zur Cafeteria geknallt ist, weil er mal wieder so in Gedanken war, würde auffallen, dass dich etwas beschäftigt!"
Jessie schwieg nur und legte sich wieder hin, ohne mich anzusehen.
„Also...was ist?", hakte ich noch einmal nach, diesmal mit etwas Nachdruck. Sie hatte mir schon so oft zugehört. Jetzt wollte ich für sie da sein. Warum ich ursprünglich hier war, hatte ich vergessen.
Wie vorhin, als ich die Tür geöffnet hatte, starrte meine Freundin nachdenklich an die Zimmerdecke. „Würdest du dich eher für deine Familie, die dich belogen hat, oder für deine Freunde entscheiden?", wollte sie plötzlich statt einer Antwort wissen, wendete den Blick jedoch nicht von der Decke ab.
Zum wiederholten Mal blinzelte ich verwirrt. Lag das an mir, dass heute jeder einen Apfel auf den Kopf bekommen hatte?
„Was ist das denn für eine Frage?", entgegnete ich und grinste kurz, doch als ich ihren ernsten Blick bemerkte, verschwand mein Grinsen, so schnell, wie es gekommen war. Zwei Äpfel.
„Ich...weiß nicht... Kommt darauf an, wobei die Familie mich belogen hat... Wenn sie gesagt haben, dass ich ein rosa Pony zum Geburtstag bekomme und es war ein blaues, dann würde ich mich für die Familie entscheiden... Denn die Familie bleibt ein ganzes Leben lang, während Freunde... Naja... Die Wege könnten sich trennen...", überlegte ich und zuckte dann schwach lächelnd mit den Schultern.
Jessie grinste bei meinem Vergleich mit dem Pony und nickte dann.
„Und wenn sie einen Grund dazu haben, dir irgendetwas zu verheimlichen", fuhr ich fort und dachte bei dieser Stelle an meine Eltern, „dann würde ich mich weder für die Freunde noch für die Familie entscheiden. Einfach...für beide... Aber wenn es irgendetwas ist, das mein Leben grundlegend verändert und sie mich wirklich mich voller Absicht angelogen haben, dann...würde ich mich, denke ich, für die Freunde entscheiden...aber auch nicht gegen die Familie! Die Frage ist ehrlich seltsam!"
Ich schüttelte leicht grinsend den Kopf, während Jessie nachdenklich nickte. „Danke", murmelte sie.
„Warum fragst du so etwas?", wollte ich lächelnd wissen, aber Jessie schüttelte nur ernst den Kopf. „Nicht wichtig...", winkte sie ab.
„Doch, ist es!", protestierte ich. Und bekam keine Antwort. Natürlich. Was war los, was sie mir nicht sagen wollte? War etwas passiert?
Und dann fiel mir etwas ein, wobei ich erschrocken die Luft anhielt. „Sie wollen dich doch nicht von der Schule nehmen, oder?", fragte ich und sah sie entgeistert an. Und dann wurde mir wieder bewusst, dass ich eventuell sowieso bald nicht mehr hier sein würde.
Meine Freundin sah mich nur traurig an. Bevor ich etwas sagen konnte, ging die Tür auf und Louis kam zurück. Jessie setzte sich sofort auf.
„Und, wie war's bei dir?", fragte sie mich in ihrer gewöhnlich fröhlichen Stimme und ich sah eine Weile von ihr zu Louis und wieder zurück, bis ich verstand. Louis sollte es nicht erfahren.
Jetzt schwieg ich. Sollte ich es ihr wirklich sagen? Die Sache mit Lucy? Oder würde sie sich dann nur unnötig Sorgen machen? Andererseits wäre es besser, wenn sie es vorher wusste...
„Mrs. Miller wusste es übrigens auch nicht", verkündete Louis und mit einem Mal verstand ich auch ihn. Er wollte einfach nur keine miese Stimmung.
„Wofür brauchst du das?", fragte Jessie und sah ihren Freund verständnislos an.
„Es hat mich interessiert." Er zuckte mit den Schultern. „Ich lese gerade ein deutsches Buch. Ist aber nichts für dich, falls du es wissen willst..."
„Und woher kannst du deutsch?"
„Mein Vater konnte es", erwiderte Louis und kniff die Lippen zusammen. Oh. „Also, wo warst du jetzt?", erkundigte er sich dann an mich gewandt, während er sich um einen möglichst neutralen Blick bemühte.
Unsicher trat ich von einem Fuß auf den anderen, bis ich beschloss, die ganze Sache mit der Abstimmung einfach nicht zu erzählen. Und bei Nicks Pseudo-Deal hatte ich sowieso ‚Nein' gesagt. Das mit Luke ließ ich in Louis' Beisein lieber auch weg. Den Rest konnte ich theoretisch erzählen.
Und das tat ich dann auch. Nur war Jessie eben schlau... „Ach du Scheiße...", murmelte sie sofort bei der Stelle mit den Baseballschlägern, „Das heißt...Lucy war die ganze Zeit dabei?"
Louis presste nur finster dreinschauend die Lippen zusammen. ‚Diagnose: Nick', tippte ich ganz stark.
„Hm...", machte ich und erzählte dann einfach weiter. Nicht, dass ihr noch weitere unangenehme Fragen einfielen, wie beispielsweise, was Luke und ich in dem Raum mit den Baseballschlägern besprochen hatten.
„Und Lucy?", erkundigte sich Louis am Ende mit rauer Stimme beziehungsweise da, wo ich einfach aufhörte zu erzählen.
„Tja...die...war dabei...", murmelte ich unsicher und starrte den Boden an. Ich hätte es wissen müssen.
„Und? Hat es als normal angesehen?", hakte mein Cousin nach und man sah ihm an, dass er genau das nicht glaubte. Fragend hob er eine Augenbraue.
„Nicht wirklich...", erwiderte ich vorsichtig und sah ihn zerknirscht an. Nein, deutlicher ging es wirklich nicht.
„War sie bei Mr. Newman?" Jetzt trommelte auch Jessie alarmiert mit den Fingern auf die Bettkante. Klasse.
Ich nickte nur und Louis schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Und das bedeutet, dass sie möglicherweise von der Schule fliegt, weil sie jetzt eine Abstimmung unter...ähm...gewissen Leuten machen, ob sie bleibt oder nicht...", erklärte er Jessie und seine Stimme klang schon fast hysterisch.
Ach, verdammt. Der Kerl war ja auch einmal Wasserwächter gewesen. Und ich hatte jetzt seinen rechtmäßigen Platz. Und genau aus diesem Grund war es nur vollkommen logisch, dass Louis über die Wächter Bescheid wusste. Und über ihre Regeln, die manchmal doch sehr suspekt waren, wie ich fand.
„Sie weiß nicht davon. Von den Wächtern, meine ich", warf ich leise ein und strich mir erneut die Haarsträhne aus dem Gesicht, die mich ständig nervte.
Jessie starrte mich an, als hätte ich einen sprechenden Vogel lebendig gefressen. „Was?", rief sie entsetzt und sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
Und die nächste halbe Stunde - vielleicht waren es auch drei ganze - verbrachten wir damit, uns gegenseitig anzustarren, gegenseitig zu beruhigen, die Lippen zusammenzukneifen - das war dann eher Louis' Part - und zu diskutieren. Und damit, Jessie zu erklären, was Wächter waren. Es war sowieso zu spät.
Es tat gut, wirklich. Auch wenn es die Situation nichtunbedingt verbesserte. Aber es tat gut, mit jemandem darüber zu reden, derweder Angst vor einem hatte noch meinen Verstand aussetzen ließ.
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Öhm...ja... Jessie is back!! ^-^ Und Louis!! ^-^ Und eine verwirrte Lily ^-^
Ich weiß nicht, was ich noch schreiben soll... Widmung geht an meine Froindin 20Martha01, weil sie die Bücher hier jetzt auch gelesen hat ^-^ Sänk juu ^-^
Over and out.
Elena aka Sunny.
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