Bloody Mary - Lady Gaga

"Wer zum Fick ist Yoongi."

53.

"Und du bist dir sicher, dass wir einfach so reinplatzen dürfen?"

Namjoon stand unglaublich zögernd und unwohl vor der heruntergekommenen Garage Jeongguks. Der Firmenleiter strich sich mit einem Finger die Brille etwas höher, steckte seine Hand anschließend sofort wieder in seine Manteltasche. Der lange, schwarze Mantel war neu. Er hatte ihn sich kaufen müssen, da sein Blutling sich weigerte ihm seinen alten Mantel wiederzugeben, welcher auch heute mal wieder zu groß aber durchaus wärmespendend an der schmächtigen Gestalt des Vampirs runterhing, ihm praktisch das halbe Gesicht im Kragen versteckte.

"Klar, Jeongguk juckt das nicht", erwiderte Yoongi schulterzuckend, während er mit einer Hand die Tür aufrdrückte, welche in die große Garage führte. Naja. Jeongguk juckte es schon, dass Yoongi es schon immer bevorzugt hatte einfach in seine Garage einzubrechen, anstatt ihm bescheid zu geben oder zu klopfen, doch Yoongi juckte es schlicht nicht, dass dies Jeongguk nervte. Zufrieden latschte der kleine Vampir in die Halle, in welcher mal wieder sieben verschiedene halb auseinander genommene Wagen standen mit altem Gerümpel und Werkzeug auf jeder erdenklichen Oberfläche.

Namjoon stand immer noch deutlich unentschlossen im Eingang, sah sich bloß stumm die Garage an. Es roch nach Benzin und Staub in der Halle. Plakate von irgendwelchen Autos und Motorrädern klebten an jeder Wand, wurden von grellem Licht beleuchtet. Die Garage war lang, doch merkwürdig tief. Yoongi schien deutlich wengier gehemmt als sein Hüter und schritt zufrieden zu einem kleinen Kühlschrank links an der Wand, nahm sich summend eine Flasche Cola aus diesem. "Willst du auch eine?", der Weißschopf sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Namjoon, welcher bloß leicht den Kopf schüttelte. Ein weiteres Mal atmete der Mensch tief ein und folgte seinem Blutling in die Halle.

Obwohl sich Namjoon komplett überfordert mit dieser Situation fühlte und sich fast sicher war, dass sie gerade ziemlich illegal in eine Garage eingebrochen waren, so wollte er doch hier bleiben. Als Yoongi ihm vor einigen Tagen von diesem Jeongguk erzählt hatte war Namjoon definitiv aufgefallen, dass das die erste konkrete Information über Yoongis altem Leben gewesen war, welches dieser auch noch freiwillig von sich gegeben hatte. So merkwürdig dies auch klingen mochte, Namjoon wollte Jeongguk alleine schon deshalb kennen lernen, weil er einfach wissen musste, mit was für Leuten Yoongi sich abgegeben hatte. 

Namjoon hatte sich gerade immer noch ziemlich fehl am Platz neben Yoongi gestellt, welcher es sich mittlerweile in einem Camping-Stuhl bequem gemacht hatte, als die Eingangstür laut knarzend ein weiteres Mal aufging. Herein schritt ein großgewachsener Schwarzhaariger mit Tattoos und Piercingen an so ziemlich jedem sichtbaren Hautfleck, welcher sich laut lachend mit einem kleineren jungen Mann unterhielt. Der Blick des Schwarzhaarigen glitt grinsend nach vorne, als er endlich Namjoon erblickte. Sein Grinsen wisch augenblicklich von seinen gepiercten Lippen, "HE! WAS ZUM FICK WILLST DU IN MEINER-" Sein Gebrüll wurde von einem noch lauteren Schrei seitens des Kleineren unterbrochen.

"SUGA!"

Wer zur Hölle war Suga?

Namjoon hatte gerade so Zeit dem Jungen auszuweichen, da rannte dieser bereits mit voller Kraft voraus auf Yoongi zu und rammte diesen mitsamt seinem Stuhl nach hinten um. Laut schreiend und ächzend klatschten die beiden gegen den harten Boden. "JIMIN, DU ARSCH! DAS HAT SCHEIß WEH GETAN!", brüllte Yoongi sofort kreischend, versuchte sich unter dem Jungen - Jimin, wiederholte Namjoon gedanklich - herauszukämpfen, doch dieser ließ ihn nicht hoch. Und gerade als Yoongi endlich einen Arm bewegt bekam, sprintete auch der Schwarzhaarige auf die beiden zu, die Augen riesig und der Mund sperrangelweit offen. Und mit einem lauten Gekreische stürzte er sich ebenfalls auf Namjoons Blulting, umarmte ihn halb, während er ihm zeitgleich gegen den Arm boxte.

"DU VERDAMMTER BASTARD, WIR HABEN GEDACHT DU WÄRST ENDLICH VERRECKT!", schrie Jimin heiser lachend, schlug Yoongi mit der flachen Hand ins Gesicht. Namjoons Blick verengte sich augenblicklich und sein Herz klopfte duetlich schneller in seinem Brustkorb. Ihm gefiel es absolut ganz und gar nicht wie diese beiden Jungen mit seinem Yoongi umgingen. Sich räuspernd trat Namjoon etwas näher, die Hände in seinen Manteltaschen bereits zu Fäusten geformt. "Hättest du wohl gerne, du Arschficker", spuckte Yoongi beleidigend, versuchte sich immer noch etwas hilflos aus diesem merkwürdigen Halb-Kuschel Halb-Gerangel Haufen zu räkeln.

"Alter! Was sind denn das für abgefahrene Zähne?! Du siehst ja noch hässlicher aus, als als wir dich zum letzten Mal gesehen haben!" Nun war es an dem Tattoowierten Yoongis Gesicht grob zu betatschen und seine Lippen mit zwei Fingern auseinander zu drücken um sich die langen Eckzähne anzusehen. Und während Jimin nun Yoongis blutrote Augen bestaunte biss dieser fest auf den Fingern des anderen nieder, wobei seine scharfen Eckzähne nur knapp daneben fassten. "Nimm deine scheiß Finger aus meinem fucking Mund Jeongguk und geht alle beide RUNTER VON MIR!", und bevor Namjoon sich definitiv entschließen konnte seinem Blutling zu helfen hatte sich dieser endlich unter den beiden Jungen herausgekämpft und stellte sich mit gebleckten Zähnen und laut knurrend hoch. 

Der Schwarzhaarige - das war dann also Jeongguk - hastete augenblicklich ebenfalls hoch, schwang einen langen Arm um Yoongi und wuschelte diesem durch das längliche Haar. "Man, sei uns nicht böse, Suga! Wir haben ehrlich gedacht du seist tot, und eigentlich hast du bloß coole Zähne und Kontaktlinsen! Ich habe gewettet du hättest dich mit irgendeinem Typ angelegt und wärst zusammengeschlagen worden", plapperte Jeongguk freudig vor sich hin. Yoongis Knurren verstummte langsam und er blinzelte den Jungen neben sich langsam an, bevor er etwas harsch nickte. "Bin nicht tot", lispelte er ungenau, schob im selben Moment den Arm Jeongguks aggressiv von seiner Schulter. 

Jimin, welcher immer noch am Boden lag, sah nun aus großen Augen hoch zu Namjoon, "Jetzt wo geklärt ist, dass Suga endgültig von den Toten auferstanden ist... Wen genau hast du uns da bitte mitgebracht?" Namjoon straffte augenblicklich seine Schultern, als der fragende Blick Jimins auf ihn fiel. Aus irgendeinem Grund war er merkwürdig nervös, im Mittelpunkt zu stehen mit den interessierten Augen von Yoongis Bekannten auf sich. 

"Ah, ich bin Kim Namjoon. Yoongis Mitbewohner."

Zwei Augenpaare blinzelten Namjoon verwirrt an.

"Wer zum Fick ist Yoongi."

"Ich bin Yoongi, du absolutes Erbsenhirn", stöhnte Yoongi augenrollend und trat Jimin mit einem Fuß in die Seite. Quietschend hielt sich der Junge die Seite und sprang auf beide Beine, um nicht länger auf dem Boden getreten werden zu können. "Man! Weiß ich doch nicht! Ich dachte du heißt Suga!", meckerte der Kleinere schmollend, klopfte sich etwas Staub von seinen Kleidern. Jeongguk schien ebenfalls überrascht von der Enthüllung des Namens Yoongis, konzentrierte sich jedoch auf ein viel wichtigeres, anderes Detail aus Namjoons Enthüllung.

"Mitbewohner?! Aber doch wohl nicht in Sugas Drecksbude! Da passt doch schon ein Winzling wie er nur halb rein!", beteuerte der Schwarzhaarige und wuschelte Yoongi feixend über das weiße Haar, was dieser erneut mit einem lauten Knurren erwiderte. Namjoon war sich nicht sicher, wie reagieren. "Ähm... Nein. Er lebt bei mir, weiter nördlich", erklärte der Firmenleiter unsicher. Es war schon lange her, dass sich Namjoon so dermaßen aus seinem Element gefühlt hatte. Und aus irgendeinem Grund wollte er, dass diese beiden kloppenden und fluchenden Jungen ihn leiden konnten. Wenn Yoongi sie wichtig genug fand, um diesen Jeongguk sogar als Mechaniker vorzuschlagen mussten sie dem Vampir etwas bedeuten.

"Auch gut", schulterzuckend wandte sich Jeongguk wieder an Yoongi, welcher mit verschränkten Armen und Killerblick einige Schritte hinter ihm stand, wo er den Kleineren nicht einfach so anfassen konnte. "Also? Warum bist du hier? Brauchst du wieder Geld?", Jeongguk sagte es zwar nicht geradeaus, doch sein intensiver Blick vervollständigte die Nachricht für ihn. Willst du wieder für mich fahren?

"Nein." Sowohl Jimins wie Jeongguks Lächeln erfror auf ihren Gesichtern. Die beiden wechselten für eine Sekunde einen raschen Blick. Nein? Yoongi hatte noch nie abgelehnt, wenn es darum ging Geld zu verdienen. Was war nur mit dem Jungen passiert, seit sich die drei Jungs zum letzten Mal gesehen hatten? Jeongguk konnte sich ehrlich nicht daran erinnern, dass Yoongi jemals zuvor abgelehnt hatte für ihn zu fahren. Noch nie.

"Nein, ich bin tatsächlich hier, um dir etwas anzubieten", erklärte Yoongi leise. Jeongguk war immer noch mehr als verwirrt, doch er ließ den etwas Älteren weiterreden. "Würdest du gerne für KNJ Race als Mechaniker arbeiten?", fragte Yoongi geradeheraus, starrte den Schwarzhaarigen vor sich unentwegt an, die Augen glänzend vor Vordreude. Jeongguk blieb stumm. Dann sah er zu Jimin. Anschließend wieder zu Yoongi. Und auf einmal fing er an viel zu laut zu lachen.

"Ich?! Für jemanden arbeiten?! Suga, ich dachte wir kennen uns doch mittlerweile etwas besser als das!", lachend schlug Jeongguk mit einem ebenfalls kichernden Jimin ein, als hätte der Vampir gerade einfach einen Klasse Witz gebracht und ihm nicht eine heißbegehrte Position in einer saubekannten Firma angeboten. Irritiert zog Yoongi die Augenbrauen zusammen, "He, ihr Schweine! Ich mein's ernst! Namjoon ist der verdammte Leiter der Firma, er kann dir einen sauguten Job anbieten, du Wichsfresse!" Lachend und kopfschüttelnd sah Jeongguk nun wieder zu Namjoon und beugte etwas den Kopf vor diesem.

"Ist ja echt cool und alles, dass du glaubst ich könnte als Mechaniker für KNJ Race arbeiten, aber dafür bin ich zu begabt. Für jemanden zu arbeiten schränkt bloß mein Können und meine Kreativität ein. Danke aber nein danke, Mr. Kim." Yoongis Mund fiel ihm offen und seine Augen weiteten sich noch ein Stück. Von allen Reaktionen hatte er nicht mit einer Ablehnung gerechnet. Er wusste sehr wohl wie wichtig Jeongguk seine kreative Kontrolle und Freiheit war, aber dass er sogar lieber sein Geld scheiß gefährlich und illegal verdiente als einfach für KNJ Race Mechaniker zu werden war doch überraschend. Das Lachen Jeongguks wandelte langsam in ein erfreutes Glucksen, bevor er komplett verstummte und mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen zu Yoongi sah.

"Versteh mich nicht falsch, Suga. Es tut wirklich gut dich wieder zu sehen und es freut mich ehrlich, dass es dir gut geht, aber das ist kein Job für mich." Jeongguk zuckte mit den Schultern und legte den Kopf zur Seite, "Du weist wie sehr mir mein aktueller Job Spaß macht, das werde ich nie im Leben aufgeben. Auch nicht für irgendso eine berühmte Firma mit mittelmäßig guten Sportswagen." Jeongguk schritt wieder näher an Yoongi und klopfte diesem fest auf die Schulter. Sein Blick war weich und kindliche Freude spiegelte sich in den dunklen Augen des Jüngeren, "Es war wirklich schön dich zu sehen, Suga, und gut dass du doch nicht tot bist. Wenn du je deine Meinung änderst, du weist wo du mich findest." Erneut musste Jeongguk seinen Satz nicht beenden, damit Yoongi verstand was er eigentlich sagen wollte.

Wenn du je wieder für mich fahren willst, weist du wo ich bin.

"Ich behalt's im Kopf. Danke, Jeongguk."

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Und hier habt ihr euer zweites Kapitel als frühzeitiges Weihnachtsgeschenk! An alle die feiern, ein schönes Fest und alles gute im Neujahr!!! Hoffentlich hat euch das längere Kapitel gut gefallen in welchem sich endlich mal wieder Jeongguk und Jimin haben blicken lassen und man sieht sich sicherlich beim nächsten Kapitel wieder ^^

Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

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