The Devil In Room 665
Venom - Little Simz
"Ich denke, er braucht Hilfe."
6.
Ein weinender Patient rannte an Dr. Bho vorbei.
Tief seufzte der Arzt auf. Somchai Bho war ein ziemlich erfahrerener Arzt. Mit knapp zwanzig Jahren war er nach Korea gezogen, hatte seine Heimat Thailand verlassen, um hier einen gut bezahlten Job als Arzt zu bekommen. Seitdem waren schon ganze vierunddreißig Jahre vergangen und Somchai konnte mit gutem Gewissen sagen, dass er wenig in seinem Leben bereute. Nach Korea gekommen zu sein war eine seiner besten Entscheidungen gewesen. Hier hatte er einen Job, eine Familie, einen niedlichen kleinen Hund und eine süße Katze-
Aus dem Raum vor ihm erklang ein fast unmenschliches Grollen.
Irgendetwas klirrte gegen die Wand, sicherlich ein weiteres Glas, welches nun in gefährlichen Scherben über dem gesamten Boden verstreut war. Somchai atmete einmal tief durch, versuchte sein rasendes Herz unter Kontrolle zu bringen, als die nächsten animalischen Schreie aus dem Zimmer erklangen. Nein. Er bereute nicht viel. Aber... Vielleicht hätte er doch in Thailand bleiben sollen.
Dr. Bho hatte schon Beine amputiert. Er hatte erfolgreich Finger-Transplantationen durchgeführt, einen Daumen und einen Mittelfinger. Er war der Namensgeber zwei verschiedener Kinder, welche er unter unmenschlichen Zuständen auf die Welt gebracht hatte in seiner Zeit als Anfänger, als sonst niemand einspringen konnte. Somchai Bho war, und so würden es wahrscheinlich auch viele bestätigen, ein äußerst kapabler Arzt.
Doch sogar seine dreißig Jahre Erfahrung hatten ihn nicht auf diesen Patienten vorbereiten können. Keine seiner Amputationen, Geburten oder sogar Transplantationen hatten ihn jeh so nervös und zittrig gelassen, wie der wilde Patient im Zimmer 665. Fast musste Somchai darüber lachen, dass der junge Mann gerade im Zimmer 665 gelandet war. Wie unglaublich unterhaltsam, dass er so nah an Zimmer 666 lag - welches zwar die Nummer 667 hatte, da die Klinik es für unmoralisch gehalten hatte kranke Patienten in einem Zimmer mit der Teufelszahl zu halten.
Ja, es war schon passend, dass ausgerechnet der Vampir im Zimmer 665 gelandet war.
Tief atmete der ältere Herr durch, strich sich durch das gräuliche Haar. Na gut. Auch der Teufel selbst musste wohl manchmal von einem Arzt besucht werden. Auch wenn dieser Besuch für beide Partien äußerst unerwünscht war. Dr. Bho nahm sich noch eine winzige Sekunde, versuchte sein wildklopfendes Herz etwas zu beruhigen und-
"Wie lange wirst du noch vor der verdammten Tür stehen, ha?! Ich hör' dich auf einen Kilometer Entfernung atmen wie ein scheiß Nashorn!"
Ah. Der Teufel hatte ihn also erwartet.
"Sie haben Ihren Mitbewohner zum Weinen gebracht?" Somchai richtete seinen weißen Kittel, als er endlich in den verhassten Raum trat, räusperte sich leise. Wie immer lag das Zimmer in kompletter Dunkelheit. Seufzend blickte er hoch, starrte geradewegs in leuchtende, rote Augen, welche ihn aus der Dunkelheit fixierten, bewegungslos. "Schon wieder? Herr Min, so langsam gehen uns die Mitbewohner für Sie aus. Sie müssen aufhören jeden zu verscheuchen."
Die roten Augen wurden erst groß und rund, dann langsam schmaler, bis der Junge ihn nur noch aus winzigen Schlitzen betrachtete, blutrot und leuchtend. "Dann geben Sie mir kein Zimmer mit verdammten Idioten als Mitbewohnern! Der Scheißer wollte einfach nicht aufhören zu Atmen. Und er hat ständig das scheiß fucking Licht anhaben wollen! Was hätte ich denn sonst tun sollen?!"
Dr. Bho atmete tief aus, doch noch während er dies tat, sah er wie die Augen des Teuf- des kranken Jungens zu seinem Kehlkopf schnellten. Heiße Wut brauste in dem blutroten Blick, seine Lippen verzogen sich fast schmerzhaft. Dann fand eine klauenbesetzte Hand den Weg gegen seine Stirn, wo er heftig dagegen presste und in kreisartigen Bewegungen versuchte den stechenden Schmerz seiner Migräne zu lindern. Der Teufel war nicht sehr begeistert von lauten Geräuschen- Oder leisen Geräuschen. Generell mochte er einfach keine Geräusche.
"Herr Min... Wenn sie nicht kooperieren, müssen wir Sie an ein anderes Krankenhaus geben. Allerdings weiß ich wirklich nicht, welche Klinik einen Teu- einen Vampiren aufnehmen wird. Vor allem nicht mit Ihrem zugegeben unmöglichen Benehmen. Vielleicht werden wir sie doch an eine spezielle Klinik weitergeben müssen..." Ein dunkles Grollen vibrierte tief in der Brust des Vampiren, schallte durch den kleinen Raum. Dr. Bho wandte den Blick ab.
"Können wir wirklich niemanden von Ihrer Familie kontaktieren? Vielleicht Freunde, welche bereit sind Sie aufzunehmen?" Die roten Augen schnellten wieder zu dem Arzt. Eine Augenbraue war fast schon amüsiert gehoben, die Lippen zu einem viel zu sadistischen Grinsen verzogen, nur beleuchtet von dem wenigen Licht aus dem Flur. "Interessant. Und dabei hatte ich gedacht ich muss mindestens fünf Monate hier bleiben? Es sind... Was? Drei Wochen vergangen seit ich eingecheckt wurde?"
Dr. Bho räusperte sich unangenehm berührt, strich sich über den weißen Kittel. "Vier einhalb, um genau zu sein..." Das Grinsen des Patienten wurde noch viel breiter, voller spitzer Zähne und rosigem Zahnfleisch. Und Somchai musste wirklich an sich halten, um das dämliche Lächeln nicht aus dem blassen Gesicht zu schlagen. Der Junge liebte es den Arzt zu reizen. Er hatte anscheinend nichts besseres zu tun, als ihn täglich an seine Grenzen zu bringen.
"Das wäre auch mehr eine absolute Notfalllösung. Sie machen uns Ihren Aufenthalt wirklich nicht einfach, Herr Min. Wir wissen ja nicht einmal, wo wir Sie als nächstes hinstecken sollen! Sie vergraulen jeden Mitbewohner in wenigen Minuten! Und glauben Sie irgendeine andere Klinik wird Sie aufnehmen? Ich bezweifle es sehr stark."
"Hm", das lässige Lächeln wurde schmal, "Klingt ja wirklich anstrengend für Sie, Dr. Bho. Aber Sie wissen, dass ich jederzeit bereit bin wieder nach Hause zu ziehen, ja? Geben Sie mir nur das Wort und ich bin weg." Der Arzt musste seine Lippen praktisch aufeinander pressen, um nichts Falsches zu sagen. Seine Schultern spannten sich an, das Kinn streckte er vor. "Sie brauchen Betreuung."
Das Kichern des Monsters klang fast menschlich.
"Tja, dann werden Sie mich wohl nicht los! Hab' keine Familie mehr und Freunde hatte ich eh noch nie. Aber hey", scharfe Zähne glänzten in der Schwärze des Zimmers, "Es sind ja nur noch drei einhalb Monate. Das werden Sie doch überstehen, oder nicht? Herr Doktor?" Das leise Kichern klingelte in Somchais Ohren. Noch drei einhalb Monate mit dem Teufel als Patient.
Gott habe Gnade.
Der Arzt antwortete nicht mehr. Als er einen Schritt nach vorne trat, knirschte unter seinem Schuh zerbrochenes Glas. Augenblicklich verengten sich die roten Augen wieder, sein Mund verzog sich schmerzhaft, die Zähne nicht mehr zu sehen. "Kannst du überhaupt lauter sein, du verdammter Elefant?! Sei gefälligst still!" Ein unglaublich tiefes, lautes Knurren entkam dem Teufel, lange Krallen schlangen sich um sein Bettgestell, der dünne Körper spannte sich an. Bereit aufzuspringen. Anzugreifen.
Somchai drehte einfach um und hechtete wieder aus dem Zimmer, das Glas laut knirschend unter seinen Schuhem. Mit klopfendem Herzen schloss er die Raumtür. Er ignorierte dabei geflissentlich wie sehr seine Finger auf einmal zitterten. Dieser verfluchte Vampir würde ihm eines Tages noch einen Herzinfarkt verschaffen... Sein Blick fiel auf das kleine Schild neben der Tür. Patient Min Yoongi. Seine Lippen verzogen sich fast angeekelt. Er musste den Mann loswerden. Sofort.
Wer wäre verrückt genug den Mann aufzunehmen? Und dazu auch noch qualifiziert sich um einen Patienten zu kümmern? Herr Min behauptete ja er hätte weder Familie noch Freunde, also würde das schon ausfallen... Wie wäre es mit dem kleinen Krankenhaus gleich außerhalb Seouls? Vielleicht könnte er ihnen ja das Monster einfach zuschieben.
Wobei... Er wusste gar nicht, ob das kleine Gebäude überhaupt langzeit Patienten annahm. Immerhin würde der Vampir noch wenigstens drei einhalb Monate beaufsichtigt werden. Obwohl Dr. Bho stark davon ausging, dass es wahrscheinlich noch länger dauern würde, bis der Vampir nicht mehr als Gefahr für andere eingestuft werden würde.
Wer war verrückt genug einen Vampiren aufzunehmen? Wer wäre eventuell bereit das Monster zu hausen und zu füttern? Absolut niemand. Min Yoongi war nicht auszuhalten. Er hatte ein riesiges Maul, nicht die geringste Scham und war niemals bereit klein beizugeben. Er war unausstehlich, um es nett auszudrücken. An seinen guten Tagen war der Bursche zu beschäftigt mit Kopfschmerzen, um etwas zu sagen. Wenn er keine Migränne hatte... Nunja, es waren schon mehrere erfahrene Krankenschwestern weinend aus dem Zimmer gerannt. Niemand wäre idiotisch genug, den Vampiren anzusehen, ohne puren Hass zu verspüren und-
Somchai stockte in seiner Bewegung, lehnte sich gegen eine Wand.
"Ich habe ihn draußen in einer Gasse gefunden, er hat versucht mich zu beißen. Können Sie ihm helfen?" Der Mann war leicht außer Atem gewesen, doch seine Arme hatten nicht einmal gezittert, als er den bewusstlosen Vampiren hineingetragen hatte. Der weißhaarige Junge in seinen Armen hatte unkontrolliert gezittert und die langen Zähne schnappten manchmal wirr und unkoordiniert nach der Luft. Der brünette Mann hatte ihn bloß fester gegen sich gedrückt, versucht ihn zu wärmen. Warme, braune Augen sahen zu Dr. Bho hoch. "Also? Helfen Sie ihm? Ich denke, er braucht Hilfe."
Es gab also genau eine Person, die eventuell mutig- nein, dumm genug war Min Yoongi aufzunehmen. Leichtsinnig, mit einem ausgeprägten Heldenkomplex. Und wenn Somchai sich nicht komplett irrte, hatte er immer noch irgendwo dessen Nummer.
Es klingelte genau dreimal, bevor jemand ans Handy ging.
"Hallo? Entschuldigung, ich habe nicht viel Zeit- Ist das hier wichtig?" Somchai entkam ein unterdrücktes Seufzen, als er die dunkle Stimme des Mannes hörte. Seine letzte Hoffung. "Ich werde mich kurzhalten, Sir. Hier ist Dr. Somchai Bho vom Seoul Center Krankenhaus. Sind Sie Kim Namjoon?" Er hörte sanftes Rascheln am anderen Ende der Leitung. "Das bin ich. Was ist los?"
Somchai fiel ein Stein die Größe eines Berges vom Herzen.
"Herr Kim, ich... Ich muss sie um einen riesigen Gefallen bitten."
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Und so kommt die Story langsam aber sicher ins rollen! Hoffentlich gefällt euch alles soweit, meine Kinder! Kommentare und alles weitere immer gerne hierlassen. Vergesst nicht zu trinken, und man sieht sich beim nächsten Kapitel^^
Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)
1509 Wörter
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