Zitti E Buoni - Maneskin

"Was zur Hölle willst du hier."

7.

"Herr Min, Sie haben Besuch."

Yoongi sah nicht einmal in die Richtung des Arztes, komplett desinteressiert. Der Vampir schlürfte bloß viel zu laut sein frisches Blut, welches man ihm im fünf-Stunden Takt servierte, und sah gelangweilt hoch zu seinem Fernseher. Das kalte Blut half dabei etwas den Schmerz in seinen Zähnen zu senken, welche wie brennend pochten. Gerade sah er sich irgendeine Pinguin-Dokumentation an. Laut schlürfend legte Yoongi den Kopf schief und seufzte leise. Das Krankhaus hatte nicht wirklich viele Sender. 

Der blasse Junge lag oben ohne auf seinem kleinen Bett, die Decke von der Matratze gekickt und das Kissen fest im Arm an seinen Bauch gepresst. Er mochte keine Kleidung. Shirts kratzen immer so unangenehm an seiner viel zu empfindlichen Haut. Seine schalldichten Kopfhörer hingen schwer um seinen dünnen Hals, er konnte Dr. Bho also defintiv hören. Er wollte bloß nicht.

Seufzend schüttelte der Arzt den Kopf, murmelte irgendetwas zwischen zusammengebissenen Zähnen, was etwas zu deutlich nach 'Verdammter Teufel' klang. Yoongis Mundwinkel zuckten amüsiert hoch. "Herr Kim, bitte kommen Sie doch einfach herein." Und Yoongi hasste es, dass er fühlen konnte, wie seine spitzen Ohren kurz aufgeregt zuckten, auf einmal doch interessiert an dem Gelaber des Arztes. Namjoon war hier? Warum würde der Mann ihn besuchen kommen?

Yoongi senkte seine scharfen Zähne noch etwas tiefer in die Plastikverpackung in welcher er sein Blut serviert bekam. Schlürfend setzte er sich etwas aufrecht, das Kissen presste er noch fester an seine schmale Brust, versuchte so gelangweilt wie möglich zu wirken, als er hinter sich schwere Schritte hörte. Mittlerweile pochten seine Schläfen nicht mehr unangenehm, wenn er Schritte hörte, doch seine Ohren hörten immer noch viel zu deutlich und viel zu laut.

Gerade als Yoongi lernte, dass Pinguin-Männchen den Weibchen manchmal Steine schenken, um sie zu beindrücken, senkte sich die Matratze hinter ihm und der unverkennbare Geruch nach Waschmittel und teurem Parfum stieg Yoongi in die viel zu empfindliche Nase. Yoongi ignorierte auch dies gekonnt, starrte weiterhin wie gebannt hoch auf den kleinen Fernseher, versuchte sich mit den süßen Pinguin-Babys abzulenken.

"Hallo, Yoongi." 

Eine Gänsehaut rann an Yoongis gesamten Körper hinunter. Namjoon konnte doch nicht einfach ohne scheiß Vorwarnung reden! Der junge Vampir verschluckte sich an seinem Blut und hustete laut, wobei rote Tröpfchen sein weiches Kissen bekleckerten. "Fuck", krächzte er röchelnd, schlug sich gegen die Brust. Eine viel zu warme Hand landete helfend auf seinem schmalen Rücken, während Yoongi röchelnd versuchte auch die letzten Tropfen Blut aus seiner Kehle zu husten. Augenblicklich versteifte Yoongi komplett.

Die langen Finger Namjoons lagen warm auf seiner nackten Haut. Seine Ohren zitterten und seine Augenlider flatterten, er spürte wie sein Herz viel zu schnell klopfte. Gott, warum fühlte sich die Berührung so gut an? "Ist alles in Ordnung? Hab' ich dich erschreckt?" 

Yoongi beging den grausamen Fehler hustend und ächzend nach links zu sehen, direkt in das besorgte Gesicht Kim Namjoons. Die hellen Augen waren ausschließlich auf ihn gerichtet und die vollen Lippen schimmerten im Licht. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter auseinander und Yoongi war sich durchaus bewusst, dass all sein Blut gerade in seinen Kopf schoss, seine Wangen rot und warm hinterließ.

"F-Fass mich nicht an, Wichsfresse", zischte der Vampir bloß heiser und rückte sofort von Namjoon weg, das weiche Kissen nun eher wie eine Blockade zwischen den Beiden. Namjoon hob bloß entschuldigend seine Hände und Yoongi musste einfach tun, als würde er nicht die Berührung seiner großen Hand immer noch kribbelnd an seiner Schulter fühlen. So groß und warm. Erneut schauderte der kleine Vampir.

"Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken", Namjoons Augen wirkten aufrichtig besorgt, seine Lippen jedoch zierte das leiseste Lächeln. Yoongi verengte augenblicklich wütend die Augen, grummelte tief aus seiner Kehle heraus und bleckte wie ein tollwütiger Hund die scharfen Zähne. Dieses blöde Arschloch fand es lustig, wie Yoongi sich hier zum Idioten machte. 

"Was zur Hölle willst du hier." Yoongi drückte mit beiden Armen das Kissen näher an sich, versuchte sich warm zu halten, während er den Menschen aus schmalen, blutroten Augen anstarrte. Namjoon sah fast... Verwirrt aus, als Yoongi ihn so argwöhnisch betrachtete. Der Ältere hob viel zu elegant eine Augenbraue und sah fragend zu Dr. Bho, präsentierte Yoongi sein perfektes Seitenprofil mitsamt scharfen Wangenknochen und gerader Nase.

"Sie haben Yoongi nichts erzählt?" Yoongi zog beide Beine fest an sich, starrte über die Sicherheit seines Kissens zu erst wütend zu Namjoon, dann noch etwas wütender zu Dr. Bho. Dieser stand nervös wie eh und jeh etwas abseits des Bettes des Vampirs und zuckte unbeholfen mit den Schultern. "Nun ja, ich wollte es ihm erzählen, aber-"

"Oh mein verdammter Gott, halt die Fresse! Warum ist deine Stimme so... So?!"

Yoongi klatschte sich beide Hände gegen die viel zu empfindlichen Ohren, die langen Krallen tief in seinem weißen Haar vergraben. Namjoon sah mit fest aufeinandergepressten Lippen zu Yoongi, legte den Kopf etwas schief und nickte dann langsam, nachdenklich. "Ich verstehe. Er ist also immer noch ziemlich sensibel?" Yoongi war sich zeimlich sicher, Joon hatte seine Stimme extra gesenkt, um dem Vampiren nicht noch mehr zu überfordern, doch leider hatte dies absolut nicht funktioniert.

Die tiefe Stimme Namjoons klang etwas heiser, wenn er flüsterte, etwas dunkler. Jegliche Haare auf Yoongis Armen stellten sich auf und ein erneuter Schauder rieselte über seinen Körper. Namjoons Stimme war so weich und zart - ein weiteres Zittern-, so umhüllend wie eine Umarmung oder eine Decke - und schon schnurrte Yoongi wieder wie eine verdammte Katze. Von allen Nebenwirkungen des Vampir-Gens war diese wahrscheinlich die nervigste.

"Ja, er mag meine Stimme nicht sonderlich." Der Weißschopf verzog fast angeekelt den Mund, als der Arzt wieder sprach. Sein Schnurren brach sofort ab. Dr. Bhos Stimme war rasselnd und etwas zu hoch vor unterdrückter Angst. Sie schabte an Yoongis Nerven und kratzte an seinen bereits viel zu sensiblen Trommelfellen. Wenn er dem Arzt zu lange zuhören musste, sprangen ihm Tränen in die Augen.

"Wird mir jetzt endlich wer erklären, warum zum Fick Namjoon hier ist?!" Die Stimme Yoongis zitterte vor Wut und seine Augen schnellten erneut eiskalt von Namjoon zum Arzt und wieder zurück. Namjoon sah einmal zum Arzt, welcher jedoch bloß schulterzuckend den Blick abwendete. "Hm...", der Brünette wandte sich wieder an Yoongi, ein Lächeln auf den Lippen bei welchem man seine Grübchen bewundern konnte. "Ich will dir vorschlagen bei mir zu wohnen!"

Yoongi blinzelte einmal. 

Dann ein weiteres Mal.

"Bitte was."

Namjoon grinste noch etwas breiter und als er sich seitlich etwas umdrehte, um Yoongi ansehen zu können, bemerkte dieser erst wie sich der dunkelblaue Pullover Namjoons etwas zu eng an dessen Körper schmiegte. Mit pink schimmernden Wangen wandte der kleine Vampir sofort den Blick ab, hob einen Mundwinkel, sodass ein Reißzahn zu sehen war. Dieser blöde Namjoon mit seinem blöden Körper und seiner blöden Stimme.

"Naja, anscheinend magst du es hier im Krankenhaus nicht wirklich-", definitiv lieb ausgedrückt, Yoongi hatte erst gestern den Koch fast gebissen, weil er ihm keinen Pudding mehr geben wollte, "-Und ich habe einen besten Freund der sowohl Arzt wie auch Vampir ist, also wärst du bei mir wahrscheinlich besser aufgehoben. Diese Klinik ist wirklich nicht für Vampire spezialisiert und die einzige andere Möglichkeit, wäre dich doch an eine spezielle Vampir-Anstalt zu schicken. Aber das..." Namjoons Blick huschte kurz zu dem Arzt. Dann sprach er etwas leiser zu Yoongi, "Glaub mir einfach. Dorthin willst du nicht."

Yoongi wollte es nicht zugeben, doch ein sehr ekelhaftes Gefühl von einer Mischung aus Scham und... Angst mischte sich in seinem Inneren und sprudelte seinen Hals hoch. Jetzt war es also soweit. Er hatte es tatsächlich hingekriegt, dass sogar das Krankenhaus ihn rausschmiss. Der Junge schluckte laut und wandte den Blick ab. War ja klar, dass Yoongi es hinbekommen würde sogar von professionellen Helfern abgewiesen zu werden. Warum musste er auch solch eine große Klappe haben und warum konnte er nicht reden ohne zu fluchen und warum war nie jemand da, der ihn nicht wegstieß-

"Yoongi?" Die warme Stimme Namjoons rieselte über Yoongi wie Sonnenstrahlen im Sommer, erwärmte seine unterkühlte Haut. "Was denkst du? Ich würde mich gerne um dich kümmern, wenn du zustimmst." Sich um ihn kümmern. Die blutroten Augen des kleinen Vampirs fanden das freundliche Gesicht Namjoons in sekundenschnelle und sein Herz zog sich praktisch zusammen. Leute kümmerten sich nicht um Yoongi. Und Namjoon würde das schon noch herausfinden.

Gott. Es würde wirklich weh tun, wenn sich die Freude und Sorge in Namjoons Gesicht bis zu Hass und Wut wandeln würde. Doch Yoongi machte sich nichts vor. So endete es immer. Er konnte sein scheiß Maul einfach nicht halten, musste immer schreien und beleidigen, sogar wenn er es gar nicht wollte. In irgendeiner Weise würde er auch Namjoon von sich stoßen. Und dann würde er wirklich am Arsch sein. Keine Ahnung was diese Vampir-Anlagen waren, doch sie klangen nicht sehr lustig.

"Wie wäre es damit", Namjoon lehnte sich etwas näher an Yoongi. Dessen Nasenflügel bebten einmal. Waschmittel und herbes Parfum. Namjoon roch gut. "Du wirst bei mir einziehen und wenn es dir wirklich gar nicht gefällt, bring ich dich wieder hierhin zurück. Klingt das machbar?" Seine Stimme war dickflüssig wie Honig und berauschend wie süßer Champagner, der kleine Vampir konnte nicht genug davon haben. Yoongis Ohren zuckten und das leise Schnurren seiner Kehle wurde etwas lauter.

"Und wenn ich nicht mit dir will?" Yoongis Stimme war eiskalt und emotionslos, der Blick genervt als er hochsah, doch das leise Schnurren hielt einige Sekunden länger an. Und für einen Moment hatte er das Gefühl Namjoons Augen hätten sich geweitet und etwas wie Verwirrung spiegelte sich in seinen Pupillen. Doch im nächsten Augenblick lächelte der Mann wieder schmal und zuckte mit den Schultern, "Dann bleibst du wohl hier. Es ist deine Entscheidung, Yoongi. Niemand wird dich zwingen mit mir zukommen."

Yoongi sah zweifelnd zu dem Arzt. Dr. Bho jedoch vermied so gut wie möglich den eisigen Blick des Vampirs, starrte lieber interessiert die Pinguin-Dokumentation an. Yoongi wollte nicht wirklich im Krankenhaus bleiben. Die Shirts waren so verwaschen und kratzig, dass es an Yoongis sensibler Haut schabte, bis er sie sich vom Leib reißen musste. Dadurch war ihm einfach immer kalt (und hatte man ihm nicht gesagt, das wäre lebensbedrohlich für ihn?!), weshalb er immer dieses scheiß Kissen an sich presste, um irgendwie Wärme zu speichern. Die anderen Patienten waren zu laut und das Zimmer zu grau. Yoongi würde gerne weg von hier.

Doch wie lange würde Namjoon brauchen, bis auch er genug von dem kleinen Vampiren hatte? Yoongi war ein verdammtes Arschloch. Er fluchte und schlug und - seit neuestem - versuchte er zu beißen, wenn ihm irgendetwas nicht gefiel. Er war kein angenehmer Zimmergneosse, um es lieb auszudrücken. Andererseits... Sogar wenn Namjoon ihn nur eine Woche aushielt, wäre das immer noch eine ganze Woche, welche er nicht in diesem scheiß Zimmer hocken musste. Es wäre eine Pause. Yoongis rote Augen fanden den warmen Blick Namjoons.

"Von mir aus. Jetzt steh auf von meinem Bett. Ich muss packen."

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Ohaaaa, endlich kommt die Story etwas ins Rollen! Unser allerliebster Yoongi wird endlich zu Namjoon ziehen. Wer weiß was da noch alles passieren wird... (Ich, lmao.) Und wenn du es auch wissen willst, musst du wohl brav auf das nächste Kapitel warten^^

Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

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