7. Richtige Eigenschaften, falscher Mann.

———

Als Naruto in der Küche ankam, fand er Sasuke vor, wie er gerade dabei war, zwei gefüllte Scheiben von dem Milchbrot, das die Blondine am Vortag gebacken hatte, zu halbieren.
„Du kannst kochen?"
Der vernichtende Blick, den Naruto für die Frage bekam, ließ ihn neckend grinsen und für einen Moment vergaß er, mit wem er sprach.

„Ich würde ein Tamago-Sando nicht als kochen bezeichnen - aber hier."
Der schwarzhaarige hielt ihm einen Teller hin. Naruto starrte nur darauf, während sein Hirn die ungewöhnliche Geste verarbeitete.
Sasuke hatte ihm etwas zu Essen gemacht.
Noch einmal wurde ihm der Teller ungeduldig entgegen gestoßen und der kleinere Mann nahm ihn schnell, bevor das Angebot zurückgezogen werden konnte.

„Danke", rutschte ihm das Wort heraus, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

Sasuke grunzte nur als Antwort und ging dann zum Tisch hinüber, wo er sich hinsetzte, aber seinen Teller nicht anrührte.
Erst als Naruto ihm gegenüber Platz nahm, griff er nach dem weichen Brot und begann zu essen. Da wurde dem jüngeren klar, dass es sich hierbei um Sasukes Version von Nachsorge handelte. 
Er hatte ihn sauber gemacht, ihm einen warmen Mantel umgelegt und ihm essen zubereitet.
Es war eine erschütternde Erkenntnis und Narutos Wahrnehmung über den mürrischen, unhöflichen Mann, der vor ihm saß und ein einfaches Sandwich, mit seinem selbst-gemachten Brot aß, wurde getrübt.

„Scheiße..."

„Wie bitte?" Sasukes Ton war scharf und klang so, als ob er es eigentlich gar nicht wissen wollte. Hatte er etwa Sorge, dass es Naruto womöglich nicht schmecken könnte?

„Äh, nichts", stammelte die Blondine schnell und bedeckte seinen Ausrutscher mit einem großen Bissen „Oh, das ist gut", nuschelte er anschließend mit vollem Mund.

Sasuke funkelte ihn auf süffisante Weise an.
„Weil das Brot von dir ist, richtig?"

So hatte Naruto das eigentlich nicht gemeint, aber scheiß drauf, sein Brot war wirklich hervorragend. Und außerdem machte es Spaß, Sasuke zu ärgern.
„Verdammt richtig."
Als er es ausgesprochen hatte, sah es für eine Sekunde so aus, als ob Sasukes Lippen in ein kleines Lächeln zuckten, allerdings fing dieser kurz danach an zu kauen.

Sofort wandte Naruto den Blick ab und wunderte sich, wieso in aller Welt er es erotisch fand, Sasuke beim Essen zu sehen. Sein Verstand konnte nicht anders, als sich auszumalen, wie diese Lippen mit etwas anderem beschäftigt waren.

„Woran denkst du?", brummte Sasuke, die Frage schnappte scharf über den Tisch.

„N-nichts", erwiderte Naruto schnell, aber er konnte die Hitze auf seinen Wangen spüren, die seine Haut rosig brennen ließ.

„Sieht für mich nicht nach nichts aus", murrte Sasuke daraufhin und nahm einen Schluck von seinem Wasser. Naruto konnte seine Augen nicht von der glitzernden Nässe, auf den Lippen des anderen abwenden und plötzlich erkannte er, dass seine selbst aufgestellte Regel, Küssen vom Tisch zu kehren, eine schrecklich blöde Wahl gewesen war.

Ein kräftiger Windstoß heulte an den Fenstern vorbei und stoppte Sasukes nächste Worte.
Zum ersten Mal dankbar für das grausige Wetter, plapperte die Blondine los: „Verlässt du öfter die Stadt?" 
Er war sich nicht sicher, warum er das jetzt fragte, es schien irgendwie zu persönlich und dass obwohl Naruto erst, vor weniger als einer Stunde Sasukes Schwanz in seinem Mund hatte, aber er musste einfach irgendwas sagen, um ein Gespräch anzufangen, das hoffentlich diese Eisblock-Stimmung brechen wird.

„So oft ich kann. Anfangs wurde ich immer gezwungen, eine Auszeit zu nehmen, die ich jedesmal abgelehnt habe. Dann musste ich, vor einiger Zeit auf die harte Tour lernen, dass ich Entspannung und innerlichen Frieden brauche, um in dieser Branche weiterarbeiten zu können.  Also nehme ich mir mindestens einmal, manchmal zweimal im Monat ein Wochenende, an dem ich komplett abschalten kann. Ich stecke den Stress, im Alltag nicht mehr so gut weg, wie noch vor ein paar Jahren."

Die ehrliche Antwort war mehr als unerwartet gewesen. Es schockierte Naruto zutiefst, denn es war wahrscheinlich die schwächste und aufrichtigste Aussage, die jemals aus Sasuke herauskam. Dabei stellte die Blondine fest, dass diesmal keine bissige Erwiderung in seinem
Bauch sprudelte, wie es normalerweise der Fall war, wenn sie sich unterhielten.

„Wieder einmal tust du so, als wärst du fünfzig Jahre alt", wies er dennoch daraufhin „Aber ich verstehe, was du damit sagen willst. Ich bin auch gerne außerhalb der Stadt. An manchen Wochenenden trenne ich mich ebenfalls von dem Trubel. Oft besuche ich meine Familie. Sie leben in einem kleinen Dorf weit außerhalb. Ich liebe es, dort im Wald spazieren zu gehen, mich ins satte Grün zu setzen und durchzuatmen.
Wenn ich mal nicht die Möglichkeit habe, gehe ich auf meinen kleinen Balkon hinaus, der im Sommer mit Blumen ringsherum bestückt ist. Mit ein wenig Fantasie ist es fast das gleiche wie eine bunte Wiese..."

Naruto schnappte den Mund zu. Er hatte mehr von sich selbst enthüllt, als er beabsichtigte.
Unbeholfenheit füllte seinen Bauch und er wurde schrecklich nervös. Schnell drehte er den Kopf zum Fenster, damit er Sasuke nicht in die Augen sehen musste. Dort starrte er auf eine weiße Decke, die den Horizont verschluckte. Es reichte nicht aus, um sich zu beruhigen. Er musste fliehen.

„Ich denke, das ist -"

"Ich mache nachher den Abwasch!", unterbrach Naruto Sasuke sofort, stand auf und rannte aus der Küche, bevor der schwarzhaarige einen anständigen Satz bilden konnte. Er musste keine Antwort hören, oder, Gott bewahre - Sasukes Verständnis.
Es wäre viel zu viel für Narutos überlastetes Gehirn, das noch damit zu kämpfen hatte, eine womöglich weiche Seite des Uchihas entdeckt zu haben.

Während der vorherige, wundervolle Höhepunkt immer noch in seinem Wesen kribbelte und der Geschmack von Sasuke in seinem Gedächtnis eingebrannt war, suchte Naruto nach frischer Luft.
Sekunden später fand er sich auf einem geschlossenen Balkon wieder.
Die Kälte dort gab ihm ein wenig Klarheit, als er sich gegen das lange Geländer lehnte.
Hier war er vor dem Schnee sicher, aber nicht vor der eisigen Luft, die durch die Ritzen zog, während der Wind um das Haus peitschte.
Angesichts des heftigen Sturms, hatte Naruto keine Ahnung, wie sie in zwei Tagen abreisen sollten. Obwohl sein Mietwagen gut gerüstet war, war es zu unsicher, auf solch vereisten Straßen zu fahren.

Die kleine, intensive Welt, die er und Sasuke geschaffen hatten, fing in seinem Kopf langsam, aber sicher an, sich zu normalisieren und Naruto wollte nicht zu weit in die Zukunft denken, was passieren wird, wenn das hier vorbei ist.
Noch nie hatte er sich, einem Sexualpartner gegenüber so hingegeben, wie er es bei Sasuke tat. Es dauerte nur zwei intime Begegnungen mit ihm und schon zweifelte er an seinem eigenen Urteilsvermögen dem schwarzhaarigen gegenüber.

Er sollte sich daran erinnern, dass er Sasuke hasste, dass der Uchiha, am Arbeitsplatz ein totales Arschloch war, dass er sich in allem, was er tat, über Naruto sah und ihn auf herablassendste Weise Verachtung schenkte.
— Aber das glänzende, schwarze Haar, die hinreißend scharfe Kieferpartie und der beeindruckende Körperbau eines Gottes, zusammen mit dem eiskalten Blick der dunklen Augen, war das, was die Blondine zu einem zittrigen Durcheinander machte.

Es war einfach nicht fair.

Mit jedem anderen, auf diesem Planeten könnte Naruto in der Lage sein, sich über die Idee zu unterhalten, ihr Arrangement zu verlängern und eine Beziehung zu fördern, wenn die Karten richtig gespielt werden würden.
Aber nicht so, nicht mit Sasuke.
Niemals mit Sasuke!

Er konnte Sakuras Kichern in seinem Kopf bereits hören. Er könnte ihr nichts von diesem Wochenende erzählen. Niemandem könnte er davon erzählen. Das war ein Ding der Unmöglichkeit.

Plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihm.
Als er sich umdrehte, sah er Sasuke, wie er den Kopf durchsteckte. Fest packte Naruto das Geländer.
„Bleib nicht zu lange draußen in der Kälte, ich will nicht, dass du krank wirst."
Die fürsorglichen Worte schickten eine Welle von etwas Warmen durch Narutos Körper. Scheiße.

„Oh, und ich erwarte, dass du dich gründlich sauber machst. Denn innerhalb der nächsten Stunde, nehme ich mir das, was mir gehört."
Damit schloss Sasuke die Tür.

Naruto klammerte sich an das kalte Geländer, als ob sein Leben davon abhinge.
Sein Inneres ein bebendes Chaos, während wegen dem unterschwelligen, possessiven Tonfall in Sasules Stimme jede Zelle seines Körpers vibrierte.

Er war sowas von gefickt.

———

Viel zu langsam verging die nächste Stunde.
Mit haltendem Atem wartete Naruto Minute für Minute und jede Bewegung im Haus brachte ihn in höchste Alarmbereitschaft.
Seine Haut war rosig geschrubbt und einer Stelle widmete er besonders viel Aufmerksamkeit, aber Sasuke war noch nicht auf ihn auf zugekommen.

Sollte er ihn vielleicht suchen?
Seit der Ankündigung hatte er den schwarzhaarigen nicht mehr gesehen, also war er sich nicht sicher, wie der Plan war.

Am Ende zog Naruto sich den langen Bademantel über seinen weichen, nackten Körper, an dem eine Spur einer nach Orangen duftenden Lotion hing und machte sich auf den Weg in den Raum mit den Glaswänden, um dort sein Buch weiterzulesen und zu warten.

Als er ihn schließlich betrat blieb er stehen.

Eine kleine Lampe in der Ecke, warf eine milde Beleuchtung durch das ganze Zimmer, während der Schneefall und die Dunkelheit des späten Nachmittages bereits einen finsteren Schatten über die Außenwelt warfen.
Naruto fühlte sich wie in einer Schneekugel, mit dem Unterschied, dass hier die Kälte um sie herum war und das knisternde Feuer, in der Mitte Wärme und Sicherheit gab.
Es war magisch.
Mit einem Lächeln ging er zur offenen Feuerstelle und streckte die Hände danach aus.
Dann sah er es.

Auf einem kleinen, hölzernen Beistelltisch standen zwei Gläser Whisky, ordentlich platziert. Das war es aber nicht, was ihn dazu brachte, die Luft anzuhalten. Es war der Anblick eines Handtuchs und einer Flasche wärmenden Gleitgels. Es warf ihm die Erinnerung zurück in den Kopf, wieso er überhaupt nackt und nur im Bademantel bekleidet den Raum betreten hatte.
Aufregung lief ihm die Wirbelsäule entlang und Gänsehaut bedeckte seine Haut.

„Nimm den Mantel ab und Knie dich aufs Sofa."

Sasukes tiefe Stimme schlug ihm um die Ohren und brachte Naruto zum Zittern. Er war mehr als bereit dazu, den nächsten Schritt zu gehen und er ignorierte die Alarm schlagenden Glocken in seinem Kopf, die ihn stetig darauf hinwiesen, dass es danach kein zurück mehr geben wird und er lieber schnell wegrennen sollte.

Anstatt Sasuke willenlos zu gehorchen, ging die Blondine zum Whisky rüber, hob ein Glas hoch und nahm einen kleinen Schluck. Es war ein anderer Geschmack als den Abend zuvor, doch genauso weich und brennend.
„Ein weiterer deiner Wahl?", fragte er, ein Hauch von Heiterkeit in seinem Ton, über die Tatsache, nicht sofort das getan zu haben, was der ältere wollte. 

Unerwartet schnell landete eine große Hand in seinem Nacken, die ihn festhielt. Naruto schloss die Augen und genoss die
besitzergreifende Art des Griffs, der deutlich dafür sprach, dass Sasuke verärgert darüber war, dass er wieder einmal nicht gehorchte.

„Natürlich", flüsterte er dem kleineren Mann direkt ins Ohr, als er sich hinunter beugte, um das zweite Glas auf dem Tisch zu greifen.
Dabei lockerte sich seine Hand in Narutos Nacken nicht.
„Wirst du jemals tun, was ich dir sage?"

Die Worte, so einfach sie auch waren, gruben sich tief in Narutos Seele. Sie waren komplizierter als es den Anschein hatte.
Es war nicht das, was Sasuke fragte, sondern die Bedeutung dahinter. 
„Natürlich", antwortete die Blondine „Wenn du dir das Recht dazu verdient hast."

Das scharfe einatmen von Sasuke war pure Befriedigung für ihn. Naruto wusste nicht, woher seine Antwort kam, aber er war überrascht, dass er sie auch so meinte.
„Touché", sagte Sasuke leise und ließ Narutos Hals los. Dieser vermisste sofort die Hitze und die Sicherheit des Griffs.

Naruto nahm einen weiteren, kräftigeren Schluck und bewegte sich dann auf das Sofa zu, wobei er seinen Bademantel zu Boden fallen ließ.
Er kniete sich auf die Polster, ruhte mit den Ellenbogen auf der Lehne und wartete geduldig.
Er mag Sasuke vielleicht nicht immer gehorchen, aber er wollte alles, was der ältere zu bieten hatte.

„Was nun", fragte er über seine nackte Schulter und wünschte sich, er hätte sich nicht umgedreht, um Sasuke anzusehen.

Groß, eindrucksvoll, mit den Beinen leicht auseinander stand er fest und machtvoll in seiner Haltung. Seine Augen fixierten die von Naruto, während er noch einen Schluck von seinem Whisky nahm. Danach stellte er das Glas mit einem hallenden Geräusch ab.

Die Nervosität war zu groß, Naruto konnte es nicht ertragen, also wandte er seinen Blick ab und schaute nach vorn. Er spreizte seine Knie, beugte sich vor und gab somit die volle Sicht auf sich preis, die so verrucht war, dass sie verboten gehört.

Die Dunkelheit fiel immer schneller, bis es wirkte, als würde nichts mehr außerhalb des Raumes existieren, in dem sie sich befanden. Doch ungeachtet dieser Tatsache fühlte die Blondine bereits so. Die geschaffene Atmosphäre mit Sasuke war alles verzehrend.

Er erblickte die Reflexion des älteren im Fenster, und diesmal konnte er seine Augen nicht wegreißen. Nervös verlagerte er das Gewicht von einem Knie auf das andere und die, durch die Bewegung verursachte frische Luft, machte ihm seiner schamlosen Nacktheit erneut bewusst.

Er versuchte die Art und Weise zu ignorieren, wie Sasuke ihn ansah, ihn anstarrte, als wäre er ein seltenes Galeriestück eines Museums, über das er nachdachte. Es war fast zu intensiv, aber dennoch köstlich. Es gab eine Scharfsinnigkeit in dem Auftreten des schwarzhaarigen, eine herrschende Dominanz, nach der Naruto sein ganzes Erwachsenenleben dürstete.

Wieder einmal beklagte er sich innerlich darüber, dass es Sasuke es war, der diese Eigenschaften besaß. Naruto würde sich, nach diesem Wochenende sicher nie wieder so frei und gleichzeitig kontrolliert fühlen, während er all seine eigene Kontrolle aufgab.

„Halte dich offen für mich, Prinzessin."

Der Befehl war schnell und auf den Punkt gebracht, genauso, wie Naruto es mochte.
Und obwohl er mit dem Gedanken spielte, etwas freches zurückzuschießen, die Worte als missverständlich zu bezeichnen, wollte er es zu sehr, um es zu tun. Sein Körper brauchte es. Mehr als jemals zuvor.

Mit zittrigen Händen verlagerte er den Großteil seines Gewichts auf seine Brust und griff hinter sich. Sein Gesicht brannte vor Scham, die Verletzlichkeit seiner Position überrannte seinen Verstand und doch er konnte es nicht leugnen, dass er, in dem Moment, als er seine Pobacken spreizte, von einem gewaltigen Ansturm leidenschaftlicher Sehnsucht erwischt wurde, alles von Sasuke spüren zu wollen. 

———
2348 Worte

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top