3. Zu schnelle Vorurteile?


———

Ein großes, warmes Bett.
Luxuriöse, weiche Bettwäsche, die frisch und traumhaft beruhigend nach Lavendel duftete
— nützte alles nichts, Naruto hat richtig scheiße geschlafen.

Die Tatsache, dass er sich mit Sasuke unter einem Dach befand und er nicht aufhören konnte, daran zu denken, wie verärgert er darüber war, war allerdings nicht der einzige Grund, wieso er nicht in den Schlaf finden konnte.

Naruto war geil.

Sowas von. Weil er die letzten Tage nicht ein einziges Mal mit der Hand in seine Hose gerutscht war, damit er, hier, in diesem Haus richtig über die Kanten geschossen werden konnte. Und dann...nichts.
Alles umsonst.
Was für eine Enttäuschung.
Natürlich hätte er es sich selbst besorgen können, aber bei Gott, er konnte sich nicht anfassen, wenn die Gefahr bestünde, dass Sasuke ihn hören könnte.

Allerdings schien es, als würde der Uchiha sich nicht so viele Gedanken darüber machen, wie er es tat. Und hiermit kommen wir nun zum dem Hauptgrund, warum Naruto kein Auge zubekommen hat.

Sasuke hatte es sich richtig gut gehen lassen und sich mitten in der Nacht einen runtergeholt.
Laut. Mit Stolz. Und Naruto durfte lauschen. Dem hingebungsvollem Stöhnen, begleitet von unverständlichen Murmeln, das wahrscheinlich niemand anderem als ihm selbst galt.
Der Mann war so eingebildet, dass es Naruto nicht wundern würde, hätte er es vor einem Spiegel getan.

Die Blondine war bereit dazu gewesen, seinen Kopf in den Schnee zu stecken, um die Bilder einzufrieren, die sich in diesem Moment in seinen Schädel gebrannt hatten, während er Sasukes unverwechselbarere Stimme hören musste. Zuerst hatte Naruto gedacht, Sasuke hätte sich verletzt. Er wollte schon fast aufstehen, um nachzusehen, ob mit ihm alles in Ordnung war.
Zum Glück hat er es nicht getan!

Sasuke war zu dieser Zeit im Schlafzimmer nebenan, weshalb es sich angehört hat, als würde er direkt in sein Ohr Stöhnen.
Es brachte Naruto nur noch mehr auf die Spitze. Er war stinkwütend.
Er hätte es sein sollen, der vor Lust durchs ganze Haus schreit, der sich gut fühlt und einen Orgasmus nach dem anderen hat.
Er hatte sehr viel Geld in dieses Wochenende investiert. Offenbar für nichts.

Während Naruto gestern live, bei Sasukes-Happy-Time dabei sein durfte, gab es noch eine andere Sache. Eine, die ihn wirklich sehr überraschte—und zwar die Tatsache, wie lange der schwarzhaarige durchgehalten hat.
Es war eine ungewöhnlich lange Zeit für eine Solo-Nummer. Naruto war es vorgekommen, als hätte er gut eine Stunde lang zugehört. Sein Magen zog sich währenddessen, wie ein fester Knoten zusammen und sein kleiner Freund war härter als Stahl gewesen.
Am Ende lag er einfach nur dort. Geil und unfähig dem zu entkommen.

Allein die Erinnerung daran genügte, um seine Mitte erneut bedürftig pochen zu lassen und schon lag er wieder mit einem Zelt in der Unterwäsche im Bett. —Ach komm schon.
Energisch schlug er die Decke von seinem Körper weg.
Naruto brauchte Kaffee.
Vorzugsweise einen Eimer davon.

Er ging in die Knie und wühlte kurze Zeit in seiner Tasche herum, bis er ein übergroßes
T-shirt und eine bequeme Jogginghose fand. Gefolgt von ein paar weichen Socken schlüpfte er in beides hinein und richtete, so gut er konnte, die unangemessene Beule in seiner Hose, die hoffentlich bald verschwinden würde.

Der kurze Blick aus dem Schlafzimmerfenster, zeigte ihm genau das, was er erwartet hatte.
Man sah nichts außer wirbelnden Schnee, heftige Verwehungen in eisiger Luft.
Die Landschaft war in Weiß gehüllt, während der Sturm weiter wütete. Naruto hoffte inbrünstig, dass er am Montag wieder nach Hause fahren könnte.

Aber was wenn nicht? Was ist, wenn er noch länger mit Sasuke hier feststecken sollte? Naruto wollte es sich nicht vorstellen, er hatte keine Ahnung, wo das hinführen würde.
Wahrscheinlich würden sie sich gegenseitig umbringen und die Polizei wird ihrer beider Leichen im Schnee entdecken, wenn es anfängt zu tauen.
Was für eine Scheiße.
Sogar steif und tiefgefroren, tot, unter einer dicken Schneedecke zu liegen hörte sich verlockender an, als ein Wochenende mit Sasuke zu verbringen.

Wie auch immer.
Im Moment war Kaffee die Notwendigkeit. Naruto sollte nicht mehr daran denken, womöglich länger hier bleiben zu müssen, ohne, dass er die Wärme dieses frischen Gebräus in seinem Magen hatte.

———

Als er in die Küche kam, bemerkte er, dass die Kaffeemaschine bereits an war und die Kanne voll. Hatte Sasuke etwa an ihn gedacht?
Oder hat er einfach nur so mehr gekocht?
Die Blondine zuckte mit den Schultern.
Warum sich darüber den Kopf zerbrechen, wenn er sich auch einfach eine große Tasse schnappen könnte. Er entschied sich für ein schlichtes Modell, weiß, mit einem süßen Muster darauf.
Es waren kleine schwarze Köpfe von niedlichen Kätzchen. Naruto fand es seltsam für so einen Ort, aber es war süß.
Zum Schluss fügte er noch zwei Stück Zucker und einen Schluck Milch hinzu, um dem Getränk die Bitterkeit zu nehmen.

Danach beschloss er, das Haus zu erkunden.

Mit der Tasse in der Hand, ging er dort hin zurück, von wo er hergekommen war und sah sich die anderen Räume an.
Er fand ein Büro und ein weiteres Badzimmer.
Dieses war größer, als das, in dem er gestern Abend eine Dusche genommen hatte.
In der Mitte befand sich eine runde Badewanne, die eher wie ein Whirlpool aussah.
Locker passten dort vier Personen hinein.
Der Raum, in dem Sasuke die Nacht verbracht hat war geschlossen, aber Naruto wollte auch nicht die Tür öffnen. Der Gedanke, auf den anderen zu stoßen und dessen verknitterten Laken zu erblicken, war nicht das, was er gerne tun würde.

Der große Hauptraum des Hauses, dort, wo er und Sasuke sich am gestrigen Abend ignoriert hatten, war geräumig, mit exquisit ausgewählten, neuen Möbeln. Außer der große Ledersessel, in dem Sasuke saß, der hatte mehr was von Chesterfield.
Die vom Boden, bis zur Decke reichenden Fenster waren tagsüber atemberaubend und wenn der Schneesturm nicht wäre, hätte man eine wunderschöne, romantische Aussicht auf den zugefrorenen See. Die Sommernächte waren sicher magisch. Wer auch immer es war, der dieses Haus gebaut hat, er hatte ein Auge für Design.

Naruto entdeckte eine weitere Tür, die ihm vorher noch nicht aufgefallen war.
Neugierig machte er sie auf.
Dort fand er einen weiteren, gemütlichen Raum, aber was diesen besonders auffällig machte, war, dass die gesamte Struktur aus Glas war, mit Ausnahme des Bodens.
Die Aussicht war womöglich noch spektakulärer als im vorherigen Bereich.
Trotz des Sturms konnte Naruto einen Teil des umherliegenden Waldes erkennen. Ein kleiner Weg zeichnete sich zwischen den Bäumen ab und verschwand letztendlich im Dickicht.
Es war skurril und bezaubernd ansprechend zugleich. Ein großes umlaufendes Sofa umarmte eine Seite des Zimmers und eine Feuerstelle dominierte die Mitte des Raumes, während ein wilder Kaktus, mit einer leuchtend roten Blüte, in einem Mosaiktopf einen erfrischenden Farbtupfer hinzufügte. Dieses Haus war wirklich jenseits von der Welt, in der Naruto lebte. Nicht mal in einhundert Jahren könnte er sich so etwas leisten. 

Er wollte gerade auf den drei Stufen, die tiefer in den Raum führten einen Schritt nach unten machen, als ihm plötzlich Sasuke ins Auge stieß. Der Uchiha saß auf einem Stuhl, mit dem Profil zur Tür und Kopfhörern in den Ohren, während er aus dem Fenster starrte.
Eine Tasse war in seiner linken Hand. Sicherlich Kaffee darin.

Naruto war sofort bereit dazu, seine Hände in die Luft zu schlagen, sich zu entschuldigen und ohne zu zögern den Raum zu verlassen.
Doch dann kippte Sasuke den Kopf schwer nach hinten und schloss die Augen, da stellte die Blondine fest, dass der andere keine Ahnung von seiner Anwesenheit hatte.

Es gab keinen Zweifel, dass Naruto einen
Wimpernschlag davon entfernt war, erwischt zu werden, und doch blieb er regungslos stehen. Warum?

Er war gefessel, neugierig, irritiert. Sasuke Uchiha sah überhaupt nicht aus, wie der eingebildete, unausstehliche Mann, den Naruto aus dem Büro kannte.
Tatsächlich war seine gesamte Erscheinung weit von dieser Persönlichkeit entfernt, sodass er sich zu fragen begann, ob das wirklich Sasuke war.

Kein glattgebügeltes Designerhemd, kein Anzug, keine perfekt sitzende Frisur. Sasuke sah viel menschlicher aus, wenn er nicht beobachtet wurde. Sein schwarzes Haar war leicht durcheinander, er trug einen Hauch Schlaf mit sich und die dunkelblaue Pyjamahose war eine Offenbarung, nicht nur, weil sie weich und bequem aussah, sondern in der Art und Weise, wie sie sich um Sasukes kräftige Oberschenkel schmiegte und ihm der lockere Stoff über die Zehen hing.
Die Tatsache, dass beide für ein ausschweifendes Wochenende gepackt hatten und er das hier anhatte überraschte Naruto ohne Ende.

Aber was die Blondine besonders ins Starren brachte, war die nackte Brust des anderen.
Die Muskeln zeichneten sich in feinen Linien über die überraschend blasse Haut und man konnte deutlich erkennen, dass der Mann vor ihm jemand war, der definitiv auf sich selbst acht gab. Narutos Mund wurde plötzlich trocken.

Sasuke entspannte sich sichtlich, die Tasse in seiner Hand wurde nur von auf der Armlehne des Stuhls gehalten und etwas in Narutos Brust fragte sich, ob er die ganze zu hart zu Sasuke gewesen ist und ihn vielleicht zu schnell verurteilt hatte.

„Wenn du schon die ganze Zeit dastehst wie ein Dienstmädchen, dann bring mir Nachschub", sagte der schwarzhaarige plötzlich und hielt die Tasse nach oben in Narutos Richtung, seine Augen waren immer noch geschlossen.

Schockiert zuckte Naruto zusammen, total beschämt, dass er beim Glotzen erwischt worden war. Sein System konnte nicht anders reagieren, als zu Sasuke zu gehen und nach der leeren Tasse zu greifen. Das tiefe, arrogante Lachen, das in der Kehle des anderen brummte und Narutos Wangen heißer brennen ließen als die Sonne in der Sahara, löste jedes vermeintliche harte Urteil auf, das er hätte haben können.

Naruto hatte definitiv nicht vorschnell gehandelt.
Sasuke war ein Arsch!

———

Naruto schenkte Sasuke zwar einen Kaffee ein, aber er ließ ihn auf der Küchenzeile stehen und schrie nach dem schwarzhaarigen, dass dieser gefälligst kommen, und ihn selbst holen sollte. Nur über seine Leiche würde Naruto diesen aufgeblasenen Egozentriker auch noch bedienen.

Das Gesicht der Blondine brannte noch immer vor Scham. Die Situation war ihm sowas von unangenehm gewesen, aber er wird sich vor Sasuke jetzt keine Blöße mehr geben.
Um sich von all dem abzulenken wühlte er in den Schränken herum und suchte sich einige Zutaten heraus, um einen Teig fertigzustellen.
Innerhalb einer Stunde hatte er dann weiches, japanisches Milchbrot. In der Zwischenzeit schnippelte er etwas Gemüse für schlug frisches Rührei auf.

Der Kaffee verschwand irgendwann.

Naruto portionierte sich etwas auf einen Teller und als er das Brot aus dem Ofen holte, damit es abkühlte, lehnte Sasuke wieder am Türrahmen und sah interessiert zu.
Frisch geduscht, mit nassen Haaren und einem kleinen Handtuch um die Schultern.
Immer noch meilenweit von dem Mann entfernt, den Naruto zu kennen glaubte.

Naruto mochte die unerwartete Erkenntnis nicht, dass Sasuke ein anderer Mann war, ein äußerst begehrenswerter Mann - allerdings mit der Einstellung eines hartnäckigen Maultiers.

Wie am Abend zuvor ließ Naruto einen fertigen Teller für Sasuke auf der Theke stehen und ging zum Tisch hinüber, um zu essen. Diesmal aber zögerte der schwarzhaarige nicht, und als Naruto sich die erste Gabel Rührei mit Gemüse in den Mund schob, saß Sasuke ihm schon gegenüber und tat dasselbe.

Naruto versuchte sich die Genugtuung nicht anmerken zu lassen, dass es seine Kochkünste waren, die Sasuke offensichtlich zufriedengestellt hatte.
„Du kannst Brot backen?", bemerkte er nach einer Weile, als er das letzte Stück davon verschluckte.

„Klar", antwortete Naruto und ignorierte den Ton in der Stimme des anderen, der so klang, als wäre er ein Hund, der einen neuen Trick gelernt hat.

Sasukes Augen schossen zu Naruto, der ein arrogantes Zucken einer schwarzen Brauen bemerkte. Diesmal konnte die Blondine aber sagen, dass es spaßig gemeint war. Trotzdem fühlte er sich genervt. Er wollte Sasuke und dessen rätselhaften Eigenschaften nicht kennenlernen. Ganz egal wie gutaussehend er war.

Naruto seufzte innerlich. Er sollte aber zumindest herzlich und charmant erscheinen, auch wenn er Sasuke lieber mit der Gabel abstechen wollte.
„Ich war mal mit einem Bäcker zusammen, als ich auf dem College war. Seine frühe Schicht und mein lächerlicher Studienplan bedeuteten, dass wir oft zur gleichen Zeit wach waren."

„Und da habt ihr Brot gebacken?"

Verärgert atmete Naruto ein „Neben anderen Dingen."

Sasuke summte wissentlich und die Blondine konnte nicht anders, weil er sehen wollte, ob er auch eine andere Reaktion von Sasuke bekommen würde. Eine, die nicht in Verachtung gehüllt war. Also versuchte er es mit Scherzen und hoffte, dass der schwarzhaarige den Wink bekommen würde.
„Hast du jemals jemandem einen geblasen, während er versucht hat, in einer Live-Übertragung eine dreistöckige Torte fertigzustellen?"

Der Blick, den Naruto erhielt, deutete eindeutig darauf hin, dass Sasuke es nicht wirklich kapiert hat.
„Die Jugend und ihre verrückten Einfälle", war die sarkastische Antwort.
Naruto sah rot.
„Gott, du bist so ein Arsch. Ich weiß, dass sich das sehr oft sage. Aber es ist wahr!"
Sasuke hielt seine sardonische Ausdrucksweise, die er zweifellos im Laufe der Jahre perfektioniert hatte. „Sasuke, du bist nicht einmal ein Jahrzehnt älter als ich!"

Für einen langen Moment starrte Sasuke Naruto einfach nur an „Das weiß ich."

„Warum tust du dann—", mitten im Satz hörte Naruto auf zu sprechen. Mit dem Wissen, dass Sasuke sowieso keine befriedigende Antwort geben würde, egal was er auch fragte, atmete er ruhig aus. Der Uchiha war sowas von stumpf.
„Ach, weißt du was...es ist mir egal."

Damit stand die Blondine auf und verließ den Raum. Sasuke könnte das Chaos in der Küche aufräumen, dass er hinterlassen hatte.
Er war hier fertig!

———
2226 Worte

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